Eines der Highlights der Namib-Region wartete heute auf uns. Der Besuch des Sesriem-Canyon und der Düne 45, die im berühmten Sossusvlei-Gebiet in der Namib liegt. Insbesondere zum Sonnenaufgang und -untergang besticht die Namib mit ihrem atemberaubenden Rot- und Orangetönen, die in der grellen Mittagssonne nicht so gut zur Geltung kommen, wie in den Morgen- und Abendstunden.
In aller Frühe stand ich auf, um den beeindruckenden Sternenhimmel über Namibia ohne störenden Vollmond genießen zu können. Die Kameraausrüstung durfte natürlich nicht fehlen. Während der Belichtungszeit und der Speicherung der Fotos hatte ich immer wieder Zeit einfach nur die Millionen und Abermillionen von Sternen zu beobachten. Nicht nur die Milchstraße war in all ihrer Pracht zu erkennen, auch zwei Sternenhaufen konnte ich mit bloßem Auge entdecken. Also, wen das nicht umhaut, der hat nichts für den Zauber der Natur übrig.
Leider dämmerte es viel zu schnell und die Sterne wichen dem roten Glühen der Morgensonne. Aber da man in Namibia eigentlich so gut wie jede Nacht freie Sicht auf die Milchstraße hat, war ich mir sicher, dass ich noch weitere Abende draußen sitzen und gebannt in den Himmel starren würde.
Da wir jetzt sowieso schon wach waren, begaben wir uns zum Frühstück.
Bis auf zwei weitere Pärchen war die Lodge auch hier fast leer. Die Corona-Pandemie war in Namibia durchaus zu spüren. Vor einigen Jahren hätte man Probleme gehabt, überhaupt eine Unterkunft in der Namib zu finden, die bezahlbar war.
Nach dem Frühstück gingen wir zurück auf unser Zimmer. Wieder einmal entdeckten wir die riesigen Panzerheuschrecken, vor denen man sich immer wieder erschreckt, da sie einfach so groß sind.
Ein letztes Mal genossen wir die Aussicht von unserer Terrasse in die endlose Weite.
Über uns flogen die Nama-Flughühner (Namaqua sandgrouse, Pterocles namaqua), die insbesondere durch ihren Ruf schon aus der Ferne zu hören sind. Da die Vögel viel Wasser benötigen, suchen sie in der Dämmerung in großen Schwärmen Wasserstellen auf, die bis zu 50 km entfernt liegen können.
Wir brachten unser Gepäck zum Auto und fuhren weiter. Heute lagen jedoch nur knapp 43 Kilometer Fahrtstrecke bis zum Sesriem-Canyon vor uns.
Von der D854 bogen wir mal wieder auf die wohlbekannte C19 ab, bis wir den Abzweig auf die D826 erreichten. Der Canyon und die Dünen waren ab hier auch schon ausgeschildert. Immerhin sind sie das Highlight einer jeden Namibia-Reise.
Für den Besuch des Namib-Naukluft-Park und somit auch für den Besuch der Hauptattraktionen Sossusvlei, Deadvlei und Sesriem-Canyon ist ein Permit notwendig, dass man in Sesriem bei der Parkverwaltung erhält. Da wir zwei Tage die Gegend erkunden wollten, ließen wir uns auch das Permit direkt für zwei Tage ausstellen. Eine Onlinebuchung vorab ist leider nicht möglich. Kostenpunkt für den Besuch des Nationalparks: 150 NAD pro Person und pro Tag + 50 NAD pro Auto pro Tag. Wir bezahlten für unseren zweitägigen Aufenthalt daher 700 NAD (ca. 50 Euro).
Sesriem selbst hat neben zahlreichen Unterkünften, Campingplätzen und einer Tankstelle nicht viel zu bieten.
Wir passierten die Hauptschranke des Nationalparks, an dem unser Permit von einem Angestellten des NWR überprüft wurde.
Bis zum Parkplatz des Sesriem-Canyons folgten wir der Asphaltstraße nach links bis zu einer Schotterstraße mit unliebsamen Querrillen, die das Vorankommen auch mit Jeep etwas verlangsamten. Wir waren froh als wir den kaum gefüllten Parkplatz erreichten. Hier sahen wir übrigens auch die Zufahrt zur Sossus Dune Lodge, eine staatliche Lodge des NWR, in der wir heute übernachten würden.
Beim Aussteigen pfiff uns der Wind nur so um die Ohren. Wir hofften, dass es im Canyon etwas windstiller war.
Wir blickten von oben hinab in den beeindruckenden Canyon, den der Tsauchab Fluss in rund 5 Millionen Jahren in das Gestein hineingefressen hatte.
Da mein Fuß immer noch geschwollen war und weh tat, zog ich mir feste Wanderschuhe an, um die Bänder zu stützen. Noch einmal umknicken wollte ich auf gar keinen Fall. Generell kann ich aufgrund des steilen Abstiegs über rutschiges Gelände feste Wanderschuhe empfehlen.
Der Sesriem-Canyon ist ein beliebtes Touristenziel. Alleine ist man selten. Bei unserem Besuch waren jedoch nur wenige Besucher vor Ort und je weiter wir uns vom Parkplatz entfernten, desto einsamer wurde es.
Ein schmaler Pfad führte uns hinab vom Rand des Canyons in die schattige Schlucht. Der Sesriem-Canyon ist an manchen Stellen nur zwei Meter breit.
Über Steinstufen gelangten wir zu einem Abzweig, an dem man nach rechts oder links gehen konnte.
Wir nahmen zuerst den rechten Weg und liefen durch das trockene Flussbett des Tsauchab.
Um uns herum bestaunten wir die beeindruckenden hohen Wände des Canyons, die bis zu 30 Meter hoch waren.
Wir spazierten durch den Canyon, der im weiteren Verlauf immer flacher und breiter wurde.
Kleine Büsche und Wälder säumten das Flussbett. Eine sehr surreale Welt.
Der Wind blies allerdings auch im Canyon gewaltig und wir mussten zwischendurch an den Wänden der Schlucht Schutz vor dem Staub und kleinen Sandkörnern suchen.
Je weiter wir gingen, desto breiter wurde der Canyon. An einer Stelle kamen wir uns gar nicht mehr vor wie in einer Schlucht.
Wir entdeckten einen schmalen Pfad, der nach oben führte und folgten diesem.
Meine Kopfbedeckung nahm ich lieber ab, denn auf dem Plateau angekommen, blies uns der Wind ordentlich um die Ohren. Die Aussicht war jedoch gewaltig. Wir konnten die rotglühenden Dünen der Namib in der Ferne entdecken.
Auch der Verlauf des Sesriem-Canyons war jetzt gut zu überblicken. Schon faszinierend was die Natur im Laufe von Millionen Jahren geschaffen hatte.
Über eine 4×4 Spur liefen wir zurück zum Parkplatz.
Da wir allerdings auch noch in die andere Richtung des Canyons gehen wollten, stiegen wir erneut über den schmalen Pfad hinab bis zum Abzweig und folgten diesem nun nach links.
Der Sesriem-Canyon war hier viel schmaler und erinnerte uns eher an einen Canyon, als der Weg nach rechts.
Die Felswände ragten meterhoch neben uns auf.
Weit kamen wir allerdings nicht. Da der Canyon unregelmäßig Wasser führt, war der weitere Weg nach ein paar Metern nicht mehr zu sehen.
An einem der Tümpel machten wir kehrt und liefen auf selben Weg zurück zum Parkplatz.
Da es mittlerweile 13 Uhr war, konnten wir unsere Unterkunft für heute Nacht bereits beziehen. Morgen früh wollten wir uns vor Sonnenaufgang auf dem Weg ins Sossusvlei-Gebiet und zur Deadvlei machen. Dafür hatten wir eine Unterkunft des NWR gewählt, die sich direkt im Nationalpark befindet und die Möglichkeit bot, sich eine Stunde vor dem Öffnen und eine Stunde nach dem Schließen der Nationalparktore in dem Nationalpark aufzuhalten. Der Park hat zwei Schranken und die Hauptschranke öffnete erst zum Sonnenaufgang, daher kann man den Sonnenaufgang an den Dünen nur genießen, wenn man im Nationalpark übernachtet und somit die erste Schranke schon passiert hat.
Neben dem Campingplatz des NWR bot nur die NWR Sossus Dune Lodge diesen Vorteil länger im Park zu bleiben, bzw. früher in den Park hineinzufahren. Da die Unterkunft im Nationalpark immer gut besucht und häufig ausgebucht ist und nur noch an einem Tag in unserem Urlaubszeitraum buchbar war, hatten wir unsere Touren an der Verfügbarkeit der Lodge ausgerichtet.
Vom Parkplatz am Sesriem-Canyon fuhren wir nun in rund 20 Minuten zur Lodge. Wir wurden sehr freundlich von einer Mitarbeiterin des NWR begrüßt, die uns mitteilte, dass unsere gebuchte Zimmerkategorie leider anderweitig vergeben werden musste, sie aber ein Upgrade auf ein besseres Zimmer vorgenommen hatte. Da die Lodge nur zwei Unterkunftsarten führt, war mir klar, dass wir die Honeymoon-Suite beziehen würden. Der einzige Nachteil daran war, dass sich das Zimmer ganz am Ende des nie enden wollenden Holzsteges befand. Wir waren eine gefühlte Ewigkeit unterwegs, bis wir endlich unser großes Zimmer beziehen konnten.
Die Sossus Dune Lodge war ein Traum. Der Ausblick auf die unbebaute Landschaft war fantastisch und draußen wartete ein großes Schaukelbett auf uns.
Wir entspannten uns daher im schattigen Outdoorbett und ließen den Nachmittag vorbeiziehen.
Da unsere Zeit in der Namib jedoch leider sehr begrenzt war, stand noch ein kleiner Ausflug am heutigen Tag auf unserem Programm; zum Sonnenuntergang wollten wir an der berühmten Düne 45 sein. Uns würde übrigens auch von der Mitarbeiterin des NWR empfohlen, den Sonnenuntergang an der Düne 45 zu verbringen und zum Sonnenaufgang ins Deadvlei zu fahren.
Die relativ neue Teerstraße führte uns zu der bekannten Düne. Folgt man der Straße bis zum Ende des geteerten Bereichs, gelangt man zum Parkplatz zum Sossusvlei/Deadvlei für die 2×4 Autos (und die 4×4-Jeeps, die nicht selbst durch tiefgründigen Sand fahren möchten).
Unterwegs konnten wir das Farbenspiel der Sonne miterleben, die die Rotfärbung der Dünen immer mehr verstärkte.
Wir entdeckten ein paar Antilopen am Straßenrand, die in der kargen Wüste nach Fressbarem suchten.
Der kontrastreiche Blick auf die roten Dünen, den blauen Himmel und die grünen Gräser ließen uns verstummen. Welch ein Wunderwerk der Natur.
Durch die immer tiefer stehende Sonne konnten wir auch die eindrücklichen Schattenspiele an den Dünen bestaunen.
Wir hielten so häufig an, dass wir dachten, wir schaffen es nicht, rechtzeitig bis zum Sonnenuntergang an der Düne 45 zu sein. Wobei wir unterwegs auch einige andere Dünen entdeckten, auf denen die Menschen hinauf pilgerten.
Zwei Oryx-Antilopen beobachteten uns mit sicherem Abstand, während wir den Ausblick auf diese einmalige Landschaft genossen.
Nach etwa 40 Kilometern hatten wir den Parkplatz an der Düne 45 oder Dune 45 erreicht. Der Name rührt übrigens – entgegen der weitläufigen Meinung nicht daher, dass die Düne am Straßenkilometer 45 der Straße liegt – sondern es handelt sich um die 45. Düne vom Atlantik aus gesehen.
Bevor es auf den langen, steilen Aufstieg ging, wurden wir von der Landschaft aufgehalten, die sich um die Düne herum befand und uns den Atem stocken und die Kameras zücken ließ. Was für eine Farbenpracht.
Da es immer noch sehr windig war und wir den direkt vor Kopf liegenden steilen Anstieg im Sand auf den Gipfel der Düne nicht angehen wollten, liefen wir außen rum zu einem scheinbar besseren Aufstieg.
Mittlerweile glühte der Sand der Dünen rot-orange und der tiefblaue Himmel bot einen starken Kontrast. Noch kitschiger wurde es als der Vollmond am Himmel aufging und direkt über dem roten Sand zum Vorschein kam.
Weglos versuchten wir das immer steilere Gelände auf die Sterndüne zu bewältigen aber irgendwann war es einfach nur noch so steil, dass wir im tiefen Sand einen Schritt vor und zwei Schritte zurück rutschten. Dünen zu besteigen war für uns auf vergangenen Reisen immer eine undankbare Freizeitbeschäftigung. Der Ausblick soll zwar grandios sein aber die Maloche, da hoch zu kommen, war es uns am heutigen Abend nicht wert.
So begaben wir uns durch den lockeren Sand wieder abwärts und beobachteten eine Touristengruppe, die den Anstieg gerade in Angriff nahm.
Die Höhe der Düne variiert übrigens von 80 m bis 170 m. Schuld daran ist die Richtung und die Intensität des Windes, die den Sand immer in Bewegung halten. Die Dune 45 sieht also für jeden Besucher anders aus.
Wir schossen noch ein paar Fotos und waren begeistert von dem Farbenspiel, dass uns die Natur bot.
Ein Schildrabe (pied crow, Corvus albus) wartete auf dem Parkplatz darauf, dass von den Touristen etwas Fressbares für ihn abfiel. Er ist der in Afrika am weitesten verbreitete Rabenvogel.
Da die Sonne den Tag langsam beendete, setzten wir uns ins Auto und fuhren zurück zur Lodge. Auf dem Weg dorthin stoppten wir noch etliche Male und genossen den Blick auf die sich verändernde Landschaft und die Schattenspiele an den Dünen.
Das grelle Blau des Himmels und das glühende Orange der Dünen verwandelten sich langsam in sanfte Pastelltöne und läuteten die näher rückende Dunkelheit ein.
Eine Oryx-Antilope bot uns ein tolles Bild. Bis zum Schließen der Nationalparkschranke blieb uns nicht mehr viel Zeit. Da es zum Fotografieren bereits zu dunkel war bzw. nur noch mit hohem ISO-Wert möglich, fuhren wir auf der Asphaltstraße bis zum Eingang zur Lodge.
Unterwegs entdeckten wir einen Schabrackenschakal, der gerade irgendein Tier aus dem Sand ausgegraben hatte und gemütlich verzehrte.
Wieder einmal ging ein abwechslungsreicher Tag in Namibia zu Ende und wir waren etwas wehmütig, dass wir die Namibwüste und das Sossusvleigebiet morgen bereits wieder verlassen würden.
Den Abend ließen wir bei einem Abendessen in der Lodge ausklingen und begaben uns danach frühzeitig ins Bett. Der Wecker würde uns in ein paar Stunden schon wieder aus dem Bett klingeln.