Zu einer Wanderung im Ankarana Nationalpark holte uns Jean heute Morgen um 08:00 Uhr in der Ankarana Lodge ab. Geplant war eine ca. 6-7 Stunden lange Wandertour in dem Nationalpark. Dabei standen vor allem die atemberaubenden grauen Tsingys im Vordergrund.
Unser Fahrer Marcel brachte uns zum Parkplatz, an dem wir starteten. Heute wurden wir direkt von einer Schar Kuhreiher begrüsst, die eigentlich – wie der Name es vermuten lässt – in der Nähe von Kühen zu finden sind. Da es auf Madagaskar nur Zebus gibt, entdeckt man die Vögel dort fast immer.
Außerdem gesellte sich ein neugieriger Bienenfresser zu uns.
Vom Parkplatz an einem verlassenen Gebäude, wanderten wir durch einen schönen Wald mit zahlreichen unterschiedlichen Bäumen zu einer kleinen Baobaballee. Hier erklärte uns Jean wieder einiges über die hiesige Flora, bevor es weiter zu den ersten Tsingys ging. Die Baobabs finde ich wirklich beeindruckend aber selbst mit Superweitwinkelobjektiv eine echt Herausforderung, den Baum ganz aufs Foto zu bekommen.
Über die spitzen Tsingys, die ihren Namen wirklich verdient hatten, folgten wir Jean in den Wald hinein.
In einem Baum entdeckten wir einen Greifvogel.
Im Wald machten wir die erneute Bekanntschaft mit dem nachtaktiven Wieselmaki (sportive lemur, Lepilemur), der mit offenen Augen schläft. Ganz langsam näherten wir ihm uns.
Der Waldweg ging über in einen spektakulären Weg entlang der grauen Tsingys – dem Tourelle des Tsingys. Über die Spitzen Steine und auf schmalen Pfaden folgten wir Jean.
Wieder im Wald folgten wir dem Weg weiter bis zum Aussichtspunkt Tsingy Rary.
Von hier genossen wir die atemberaubende Weitsicht über die Tsingys. Was für ein Panorama. Wir waren absolut begeistert. Auch wenn die Tsingys hier kleiner sind als im Bemaraha Nationalpark, sind sie nicht weniger sehenswert.
Erneut ging es in den Wald hinein. Vorbei an meterhohen Baumriesen entdeckten wir wieder einen Wieselmaki (sportive lemur, Lepilemur) und kurz darauf Sanford Makis (Sanfords Brown lemur, Eulemur sanfordi).
Sanford-Makis kommen nur an der Nordspitze vor, die Südgrenze ihres Verbreitungsgebietes ist der Fluss Manambato. Sie sind kathemeral, das heißt, sie haben keinen ausgeprägten Tag-Nacht-Rhythmus und können sowohl am Tag als auch in der Nacht aktiv sein.
Wir beobachteten die Makis eine zeitlang beim faul im Baum rumhängen. Irgendwann gingen wir den drei Makis mit unserem dauernden Kameraklicken wohl auf die Nerven und sie zogen sich in dichtere Gefilde zurück 😀.
Wir gelangten aus dem Wald auf eine Hochebene mit kargem Bewuchs und ständigem Blick auf die Tsingys bis zu einer Hängebrücke.
Wir überquerten einer nach dem anderen die wackelige aber gut erhaltene Brücke und folgten unserem Guide zu einem Picknickplatz. An manchen Stellen darf man wirklich nicht zuviele Kilos auf den Rippen haben, da es zwischen den Steinen ganz schön eng werden kann.
Am Picknickplatz trafen wir ein anderes Pärchen aus Italien, die die ganze Zeit bereits vor uns gelaufen waren. Wir unterhielten uns etwas und plötzlich fragte mich der Guide der beiden, ob ich denn gestern eine Kappe verloren hätte. Dann zog er die Mütze aus seinem Rucksack und tatsächlich, es war meine 😀. Wie klein die Welt ist. Ich freute mich darüber wie ein kleines Kind, da ich die Mütze wirklich gerne getragen hatte und gestern schon sehr traurig gewesen war, dass ich diese verloren hatte. Nun anscheinend hat mein gutes Karma dafür gesorgt, dass sich unsere Wege doch noch nicht trennten.
Wir genossen noch ein wenig die tolle Aussicht und folgten nach einer knappen halben Stunde weiter unserem Weg hinab ins Tal der Tsingys.
Wald und karge Hochebenen wechselten sich ab bis wir steil bergab zu einer ca. 50m langen, dunklen Höhle gelangten, durch die wir uns hindurch begeben mussten. Glücklicherweise hatten wir auch heute unsere Stirnlampe dabei.
Auf der anderen Seite angekommen, gingen wir über Stufen hinauf und liefen erneut über die scharfen Felsspitzen der Tsingys. Schon unbeschreiblich, wie toll diese Wanderung war.
Wie scharf die Sitzen der Tsingys sind, bekam Jean leider zu spüren. Er rutschte aus und riss sich ordentlich seine linke Hand und den Unterarm auf. Pflaster hatte natürlich niemand von uns dabei aber zumindest mit Taschentüchern konnten wir aushelfen.
Die Tsingys im Ankarana Nationalpark sind im Zeitalter der Dinosaurier entstanden. Der Kalkstein besteht aus Kalzium, Muscheln, Korallen und anderen Weichtieren. Sie lebten in einem gigantischen Urzeitozean, der die heutige Landschaft überflutete. Kleine Tiere sanken auf dem Grund des Meeres und bildeten den Kalkstein mit den Weichtieren. Die horizontalen Schichten sind Relikte des ehemaligen Meeresbodens. Die vertikalen Säulen, die den Tsingys ihre typische Form geben, entstanden, nachdem die Ozeanplatte den Kalkstein über den Meeresspiegel drückte. Durch Regenwasser wurden die Felsen ausgehöhlt und es entstanden Tunnel, Höhlen und Canyons.
Die Überbleibsel aus dem Jura kann man übrigens in den Tsingys noch sehr gut erkennen. Muschelreste und Fossilien prägen die Oberfläche der Felsen.
Wir drängten uns durch steile Felsschluchten und mussten an einer Stelle sogar den Rucksack absetzen, da es so eng war.
Da sich die Mittagshitze noch doch bemerkbar machte, beeilte sich Jean, wieder in den Wald zu gelangen. Zum Glück wechselte sich die Sonne mit den Wolken ab und es bließ teilweise ein starker Wind.
Nun schloss sich der Kreis der Wanderung wir folgten demselben Wegstück durch den Wald, bis wir nach 3 km an der Weggabelung ankamen, die uns nun noch zum verlorenen Fluss brachte.
In der Regenzeit füllt sich das tiefe Loch mit Wasser und verwandelt sich in einem Fluss, der unterirdisch über 20km bis zum Mosambikkanal fließt.
Hier machten wir eine Pause und beobachteten die zahlreichen unterschiedlichen Vögel wie den Madagascar Bulbul (Hypsipetes madagascariensis) und den Madagaskar-Gabeldrongo (Madagascar Crested Drongo, Dicrurus forficatus).
Über denselben Weg begaben wir uns zurück und folgten der Beschilderung bis zum Wanderparkplatz (3 km), an dem wir gestern geparkt hatten.
Jean sagte uns, dass wir von hier bis zum Parkeingang zurückwandern wollten, um Chamäleons aufzuspüren. Da denen die Hitze allerdings auch nicht bekam, versteckten sie sich gut und wir sahen leider keines. Dafür entdeckten wir im tiefsten Gestrüpp den Spitzschopf-Seidenkuckuck (Crested Coua, Coua cristata). Ein toller Vogel.
Am Wegesrand konnten wir auch einen kurzen Blick auf den Madagaskar-Wiedehopf und den Schopfibis werfen. Für ein Foto waren wir allerdings zu langsam 😛.
Insgesamt waren wir heute 15 km unterwegs gewesen und die letzten 3 Kilometer über die sandige Piste zogen sich für mich wie Gummi. Es war einfach unbeschreiblich warm in der Hitze. Um die Zeit sinnvoll herumzukriegen fotografierte noch den grünen Madagaskar-Taggecko und den Madagaskar-Gabeldrongo.
Unser Fahrer wartete bereits auf uns und gegen 14:30 Uhr befanden wir uns schon wieder in unserer Unterkunft. Das reichte aber auch für heute.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit Ausruhen und Lesen. Man muss auch mal entspannen.
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