Den heutigen Ausflug zu den roten Tsingys (Tsingy Rouge) würde ich als eines unserer Highlights bezeichnen. Da die Fahrt dorthin zwar kilometermäßig eher kurz ist aber die Straßenverhältnisse immer schlechter werden, starteten wir heute bereits um 06:30 Uhr.
Zuerst fuhren wir zurück zur Nationalstraße RN 6. Mit dieser hatten wir bereits auf unserer Fahrt nach Diego Suarez Bekanntschaft gemacht. Die einst geteerte Straße war immer noch in demselben schlechten Zustand wie auf der Hinfahrt.
Allerdings entdeckten wir bei dem langsamen Tempo erneut ein Chamäleon. Also nicht wir, sondern unser neuer Fahrer namens Marcel. Kann man ja gar nicht vergessen 😀. Also hatte er auch das Chamäleonauge, auf das wir gehofft hatten.
Wir fuhren bis zu einem Abzweig, von dem es nun für knapp 20 km auf einer buckeligen Sandpiste bis zu den roten Tsingys ging. Mitten im Nirgendwo gab es eine kleine Hütte. Dort bezahlte Jean den Eintritt in den Nationalpark und unser Fahrer Marcel kaufte eine süße Köstlichkeit am Straßenrand, die uns vom Geschmack her an Quarkbällchen erinnerte.
Die Sandpiste brachte uns zu einem Aussichtspunkt, von dem wir einen grandiosen Blick in die umgebende Landschaft und auf die ersten Tsingys werfen konnten. Hier machte sich der 4×4 wirklich bezahlt. Ohne diesen hat man keine Chance zu den Steinformationen zu gelangen.
Im Gegensatz zu dem UNESCO-Weltnaturerbe im Nationalpark Tsingy de Bemaraha, sind die roten Tsingys – wie der Name es schon sagt – rot und nicht grau. Außerdem bestehen sie aus Sandstein; die grauen Tsingys aus Kalkstein.
Die roten Tsingys wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt und das eher zufällig durch gezielte Brandrodungen. Durch Erosion werden die Tsingys nach und nach abgetragen und verschwinden irgendwann. Allerdings tauchen eben durch jene Erosion auch ständig neue Tsingys auf.
Wir waren begeistert von dem Anblick. Die rote Farbe erhalten sie übrigens durch Lateriterde. Und ja, es ist tatsächlich so rot dort. Wir haben keinen Farbfilter verwendet 😀.
Mit dem Auto fuhren wir weiter bis zu dem Hauptparkplatz und liefen von hier hinab in die Schlucht. Es ist fantastisch, was die Natur hier geschaffen hat. Durch ein kleines Dorf erreichten wir die Schlucht, in der sich die Red Tsingys befinden.
Jean führte uns ein wenig in der Gegend herum und wir genossen die Einsamkeit. Bei unserer Ankunft war noch eine weitere Touristengruppe vor Ort gewesen, die aber mit ihrer Fotosession fertig waren und den Ort verließen. Wir konnten unsere hingegen nun starten lassen.
Ich kann gar nicht in Worte, wie beeindruckt ich von den Tsingys war und es immer noch bin.
Tsingys bedeutet übersetzt übrigens soviel wie „auf Zehen spitzen gehen“ oder „wo man nicht barfuß laufen kann“. Bei den roten Tsingys ist das allerdings kein Problem, da diese ganz weich und zerbrechlich sind. Die festeren, grauen Tsingys sollten wir morgen beim Besuch des Ankarana-Nationalparks kennenlernen.
Nachdem wir uns die Sandsteingebilde angeschaut und zahlreiche Fotos geschossen hatten, begaben wir uns wieder hinauf zum Auto.
Wir warfen noch einmal einen Blick zurück in die Schlucht und fuhren begeistert auf der sandigen Piste zurück zur RN 6.
Erneut stoppte Marcel und zeigte uns ein grünes Chamäleon. Dieses machte sich allerdings schnell aus dem Staub als wir wie zwei Elefanten in die Büsche trampelten (und ewig brauchten, dass grüne Tier im braunen Geäst zu entdecken).
Nach gut zwei Stunden Fahrtzeit erreichten wir den Ankarana Nationalpark. Da Jean uns noch gerne zu einer Fledermaushöhle führen wollte, verschoben wir den Check-In in der Ankarana Lodge auf später und fuhren direkt zum Parkeingang. Die meisten Nationalparks auf Madagaskar schließen um 16:00 Uhr, damit die Tiere Ruhe habe. Eine gute Sache.
Der Ankarana Nationalpark ist vor allem für seine grauen Tsingys bekannt, die denen in Bemaraha ähneln aber nicht so groß sind.
Jean bezahlte den Eintritt am Parkeingang und wir fuhren mit dem Wagen bis zu einem Parkplatz. Hier wurden wir direkt von zahlreichen Kronenmakis (Crowned lemur, Eulemur coronatus) begrüsst. Kennzeichend für den Kronenmaki ist das orangefarbene V-förmige Muster am Kopf, das die schwarz gefärbte Oberseite des Kopfes umrahmt. Ähnlich einer Krone.
Wir beobachteten die Makis eine zeitlang und begaben uns dann mit Jean zur Fledermaushöhle. Zuerst durch Wald und später auf Stufen hinab erreichten wir den Eingang zur riesigen Höhle. Dabei konnten wir einen ersten Eindruck von den messerscharfen Tsingys kennenlernen.
Bevor man die Höhle betreten durfte, musste man seine Kopfbedeckung ablegen. Das wollen die Ahnen so. Diese sogenannten Fadys haben den Rang eines religiösen Gebotes und sind von den Besuchern zu beachten und zu respektieren.
Wir schalteten unsere Taschenlampen an und betraten die Höhle. Vorsicht ist geboten, denn rechts neben uns wartete ein steiler Abhang in kühles Nass. Wir mussten jedoch nur kurz ins ungewissene Dunkle laufen, bevor wir die Fledermäuse hörten und sahen.
Nach dem kurzen Besuch, begaben wir uns wieder hinaus. Vorher musste ich aber an einer großen Spinne vorbeihuschen (und dabei aufpassen, dass ich nicht den Abgrund hinunterfiel). Ekelhaft. Bloß raus hier.
Wir liefen denselben Weg zurück zum Auto und entdeckten unterwegs endlich das Männchen des Madagaskar-Paradiesschnäpper. Der weiße Schwanz fiel sofort ins Auge und ist das Merkmal für den männlichen Teil dieser Vogelart.
Auf dem Rückweg zum Ausgang entdeckte unser Fahrer Marcel ein Chamäleon im Gebüsch. Natürlich stürmten wir mal wieder nach draußen und beobachteten das Tier bevor es das Weite suchte. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich ein und dieselbe Art aussehen können. Für mich waren das jedesmal neue Chamäleons, bis Jean ernüchternd sagte, dass es leider keine neue Art für unsere Sammelliste war 😀.
Es war kurz vor 15:00 Uhr als wir unsere Unterkunft für die nächsten beiden Nächte erreichten. Die Ankarana Lodge ist einige der wenigen Übernachtungsmöglichkeiten nahe des Nationalparks. Unterwegs hatte ich allerdings bemerkt, dass ich irgendwo meine Cap verloren hatte. So ein Mist, denn die Kappe war wirklich angenehm zu tragen und man schwitzte nicht so sehr darunter. Das ärgerte mich doch sehr.
An der Lodge angekommen wurden wir freundlich in Empfang genommen und man brachte uns in unsere Hütte für die nächsten Tage. Im Gegensatz zu den anderen Lodges/Hotels war die Ankarana Lodge schon ein wenig in die Jahre gekommen. Das Zimmer wirkte sehr kühl und die Dusche alterte so vor sich hin. Allerdings gab es eine Klimaanlage. Schon verrückt.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit Lesen und Herumliegen am Pool. Marcels Plan, sich nun hier oben nach einer Unterkunft auf Nosy Be umzusehen, gestaltete sich jedoch sehr schwierig, denn es gab weder W-Lan noch überhaupt Netzempfang. Nur an einer besonderen Stelle konnte man telefonieren. Der sehr nette und hilfsbereite Mitarbeiter der Lodge sprach perfekt Englisch und half ihm sogar kostenlos mit seinem Telefon aus.
Da wir nicht selbst nach Unterkünften gucken konnten, baten wir unseren Touranbieter Cactus Tours um Hilfe. Unser präferiertes Hotel auf Nosy Be war leider für die Zeit schon ausgebucht aber wir bekamen eine andere Lodge direkt am Strand. Marcel hatte allerdings den Namen nicht verstanden (im Nachhinein war es dieselbe Unterkunft, wie bei unserer Ankunft 😀.)
Wir genossen die verbleibende Zeit am Pool und zum Sonnenuntergang auf der Terrasse unserer Hütte. Der Wind hatte aufgefrischt und wie immer würde die Nacht daher etwas unruhiger werden.
Für 19:30 Uhr hatten wir das Abendessen bestellt. Daher blieb noch etwas Zeit den fantastischen Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre zu beobachten. Mit bloßem Auge ließ sich sogar die Milchstraße erkennen. Also wenn das nicht grandios war. Da auf Madagaskar leider so wenig Menschen Strom besitzen, ist die Lichtverschmutzung daher auch sehr gering.
Wir spielten ein wenig mit den Kameraeinstellungen herum und stellten fest, dass die Wartezeit bis zum fertigen Foto die Speicherkarte vor eine Herausforderung stellte. Daher konnten wir in der einen Stunde bis zum Dinner auch nicht allzu viel fotografieren. Aber ein paar brauchbare Fotos sind trotzdem herausgekommen. Aufgrund der Erdrotation ist leider die Belichtungszeit recht begrenzt und ganz scharfe Fotos kommen nur dabei heraus, wenn man mit einem speziellen Stativ nachführen kann. Da wir so etwas nicht besitzen, müssen die Fotos fürs Erste reichen. Und sie sind ja gar nicht so schlecht geworden, dafür dass sie nur nachgeschäft sind 😎.
Nach der Fotosession begaben wir uns zum Abendessen. Auch in der Ankarana Lodge galt es das Essen vorzubestellen, so dass man direkt mit dem Dinner starten konnte, sobald man am Tisch saß. Leider war meine Essenswahl heute nicht die beste; hatte ich doch nur Gerichte, die Zwiebeln enthielten… 😕.
Da man nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr allzu viel machen konnte, kletterten wir bald ins Bett und fielen in einen halbwegs ruhigen Schlaf, auch wenn es ganz schön warm im Zimmer war.
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