Nach einer ruhigen aber stickigen Nacht im Hotel Kangerlussuaq am Flughafen, begaben wir uns gegen 08:00 Uhr zum Frühstück und checkten danach aus. Unser Flieger mit Air Greenland nach Ilulissat war zum Glück nicht gecancelt oder verschoben worden und so konnten wir um 09:30 Uhr pünktlich mit der Dash 8 an die Diskobucht fliegen.
Leider war es während des Fluges bewölkt, so dass ich keinen Blick auf das Inlandseis von oben werfen konnte (ich hatte extra einen Sitzplatz auf der rechten Seite gebucht). Aber immerhin war der Blick von oben auf den Ilulissat-Eisfjord und die zahlreichen Eisberge fantastisch.
Gegen 10:30 Uhr landeten wir in Ilulissat. Wir betraten das überschaubare Flughafengebäude und warteten rund 5 Minuten auf das Gepäck. So macht Fliegen Spaß. In nur 10 Minuten war alles erledigt und wir hätten tatsächlich noch die Fähre um 11:00 Uhr zur Diskoinsel bekommen. Da wir die Abfahrt aber aufgrund des gestrigen Flugausfalls auf 15:15 Uhr verlegt hatten, standen uns nun rund 3,5 Stunden zur freien Verfügung.
Eine Wanderung zum Ilulissat-Eisfjord war uns zu stressig, so dass wir uns entschieden, einen Teil des ca. 22 Kilometer (one way) langen „Orange Trail“ zu folgen, dessen Ziel das kleine Dörfchen Oqaatsut war, dass nur zu Fuß oder mit dem Boot erreicht werden kann und im dem Stand 2025 nur noch 10 Personen wohnten. Wer also keine 22 Kilometer wieder zurück laufen möchte, dem sei die Organisation eines Boots empfohlen.
So weit würden wir allerdings nicht kommen. Wir hatten vor, dem Trail für maximal 4 Kilometer zu folgen, da wir auf der Diskoinsel auch noch eine Wanderung zu den Basaltsäulen im Kuannit geplant hatten.
Doch zunächst verstauten wir das Gepäck in den Schließfächern am Flughafen (20 DKK/ Schließfach) von Ilulissat. Mit Karte kann man hier nicht zahlen, daher ist Bargeld notwendig (passend).
Danach kauften wir noch Wasser für die Wanderung. Eine Dose Cola hatten wir auch noch im Gepäck, denn inländische Sicherheitskontrollen gibt es auf Flügen in Grönland nicht. Das heißt, man darf alles mit an Bord nehmen, auch Getränke mit mehr als 100 Millilitern. Was für ein Luxus. Das sollte in Europa auch endlich wieder erlaubt sein.
Bevor wir uns der Wanderung auf dem Orange Trail widmeten, liefen wir vom Flughafen zu einem kleinen Fjord und blickten auf die ersten Eisberge. So hatten wir uns Grönland vorgestellt.
Der Wegverlauf war aufgrund des Ausbaus des Flughafens leider nicht ganz klar, so dass wir anstelle des Pfades, der breiten Schotterstraße folgten, die extra für den Umbau angelegt wurde. Nach nur wenigen Metern sprach uns ein Mitarbeiter der Baufirma an und sagte, dass wir besser auf den richtigen Pfad gehen sollten, da hier Baufahrzeuge entlang fahren und es nicht ganz ungefährlich sei. Also anstelle der Schotterstraße besser dem markierten Pfad folgen, der direkt rechts neben der Schotterstraße begann aber nicht allzu deutlich gekennzeichnet war.
Wir waren froh als wir den Baulärm ein wenig hinter uns lassen konnten und folgten den orangen Punkten, die gut markiert an den Felsen zu finden waren.
Hätten wir allerdings gewusst, dass uns der Flughafenausbau fast ganz während der nächsten 4 Kilometer begleiten sollte, hätten wir die Wanderung nicht in Angriff genommen.
Wir blickten auf die Landebahn, von der gerade eine Air Greenland Maschine abhob und beobachteten das rege Treiben der Baufahrzeuge. Ruhig war anders.
Aber immerhin war der Ausblick auf die Eisberge in der Diskobucht ein Traum. Sogar ganz in der Ferne waren die riesigen Eiskolosse zu erkennen.
Ein schmaler Pfad führte uns durch die arktische Tundra.
Wir passierten die neue Landebahn des Flughafens und konnten auf das Terminalgebäude blicken. Ursprünglich sollte der im Jahre 2020 begonnene Umbau des Flughafens bereits 2023 beendet sein, wurde nun aber auch 2026 verschoben. Der dann neue internationale Flughafen mit einer Landebahn von 2,2 Kilometern soll auch größeren Maschinen die Landung ermöglichen und etwas wetterunabhäniger sein als die kleinen Flughäfen, bei denen häufig nur auf Sicht und ohne technische Hilfsmittel gelandet werden kann. Spannend so einen Bau mit anzusehen aber auch leider mit viel Lärm verbunden.
Ständig rollten Bagger und andere Großgeräte über die Piste oder fuhren auf eine Anhöhe, um Steine wegzubringen.
Nach drei Kilometern erreichten wir dann endlich das Ende der Landebahn und konnten doch noch ein wenig die Natur genießen. Es war bereits 11:30 Uhr und wir beschlossen, uns ein nettes Plätzchen mit Blick auf das Meer und die Eisberge zu suchen.
Da es hier einige Grad kälter war als in Kangerlussuaq, waren zum Glück die Mücken noch nicht sehr aktiv. Die ein oder andere schwirrte mal um uns herum aber das war kein Vergleich zu unseren Wanderungen in Kangerlussuaq.
Wir genossen die Ruhe und Einsamkeit und liefen auf gleichem Weg wieder in Richtung Flughafen zurück.
Auf der Baustelle herrschte Mittagspause und es war weit weniger Baulärm zu hören als auf dem Hinweg.
Ein Schneeammer-Pärchen (Snow bunting, Plectrophenax nivalis) suchte Nistmaterial für die Brutsaison und eine Spornammer (Lapland Bunting oder Lapland longspur, Calcarius lapponicus) trällerte ihr Liedchen.
Nach gut 3 Stunden waren wir zurück am Flughafen von Ilulissat und kauften uns erstmal eine Bockwurst im einzigen Kiosk. Viel los war nicht und bevor wir zum Fährhafen aufbrachen, saßen wir ein wenig die Zeit im Warmen ab.
Gegen 14:30 Uhr rief Marcel ein Taxi und wir ließen uns für 130 DKK (ca. 16 Euro) zum Anlieger der Diskoline auf der Nordseite des Hafens bringen (Google Maps: Disko Line Færge). Außer uns war noch niemand vor Ort und wir warteten auf die Ankunft des Bootes, das gegen 15 Uhr ankam. Die Tickets hatten wir übrigens vorab im Internet auf der Website der Diskoline gekauft, da die Anzahl der Plätze begrenzt ist.
Mit uns wollten zu so später Stunde nur noch ein weiteres Pärchen und ein Einheimischer mit zur Diskoinsel, so dass wir genügend Platz auf dem Boot hatten.
Vorsichtshalber hatte ich meine Seetabletten genommen, denn die Überfahrt nach Qeqertarsuaq dauerte 2 Stunden und 15 Minuten.
Pünktlich um 15:15 Uhr fuhren wir los und hofften, dass die See es heute gut mit uns meinte.
Wir ließen den Ilulissat-Eisfjord hinter uns und fuhren durch die beeindruckende Diskobucht, die mit großen Mengen an Eisbergen gefüllt war.
Während der Fahrt passierten wir Eisberge in unterschiedlichsten Formen und Farben und hätten beeindruckter nicht sein können. Nicht umsonst gehört die Diskobucht zum UNESCO-Welterbe.
Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hinsehen sollten. Überall waren die meterhohen, gigantischen Eisberge zu sehen.
Das Wasser war so ruhig, dass sich die Eisberge fast darin spiegelten.
Wir kamen der Diskoinsel langsam näher und konnten die ersten Berge erkennen. Der höchste Punkt ist der 1.919 Meter hohe Sermersuaq.
Noch unbeschreiblicher als die zahlreichen Eisberge ums uns herum war allerdings das Auftauchen eines Wals direkt vor dem Boot. Der Kapitän drosselte das Tempo und wie auf Kommando ließ der Wal anmutig seine Schwanzflosse auf dem Wasser gleiten. Unvergesslich und mit dem Eisberg im Hintergrund ein toller Schnappschuss, der noch lange in unserer Erinnerung bleiben wird. Konnte der Tag noch besser werden?
Wir erreichten die Küste der Diskoinsel, um die der Kapitän bis zur Einfahrt nach Qeqertarsuaq noch ein wenig entlang fahren musste. Kleine und große Eisberge stauten sich in der Bucht und boten ein traumhaftes Bild. Das Sinnbild von Grönland.
Im Hafen angekommen verließen wir das Boot und wurden von den Mitarbeitern des Hotel Disko Island in Empfang genommen. Während die beiden Damen unser Gepäck mit einem Golfcart zur Rezeption brachten, liefen wir vom Hafen zum Hotel checkten in Ruhe ein.
Unser Zimmer mit Gemeinschaftsbad befand sich nicht im Haupthaus, sondern in einer Nebenstraße. Bergauf liefen wir zum Gebäude und bezogen unser kleines aber feines Zimmer. Mit uns war nur ein weiteres Pärchen hier. Die Duschen und Toiletten waren sehr sauber. Die Zimmer allerdings recht hellhörig. Ohrstöpsel sind zu empfehlen.
Bis zum Abendessen um 18:30 Uhr hatten wir nur 30 Minuten Zeit zum Erholen, so dass wir schnell unter die Dusche sprangen und uns danach zum Hotelgebäude begaben.
Uns erwartete uns ein erstklassiges Essen, dass zwar seinen Preis hatte aber unbedingt beim Aufenthalt auf der Diskoinsel zu empfehlen ist. Die Portionen sind allerdings nicht sehr groß und man sollte keinen Heißhunger haben. Es gibt aber auch keine wirklichen Alternativen. Zumindest haben wir kein Restaurant gesehen. Der Supermarkt hatte bei unserer Ankunft schon geschlossen. Wir gönnten uns daher ein Drei-Gang-Menü und begaben uns nach ca. einer Stunde wieder zurück zum Zimmer.
Dort zogen wir unsere Wandersachen an und brachen gegen 20 Uhr zur 10 Kilometer langen Wanderung zu den Basaltfelsen im Kuannit auf. Kuannit ist das grönländische Wort für die Pflanze „Engelwurz“ und von der gibt es auf dieser Wanderung zuhauf.
Die Diskoinsel unterscheidet sich wesentlich vom Rest Grönlands, weil sie vulkanischen Ursprungs ist und wir waren gespannt, was die Landschaft hergab.
Immerhin hatte das Wetter sich etwas gebessert und es zeigte sich sogar blauer Himmel.
Vom Hotel folgten wir dem GPS-Track hinunter zum schwarzen Sandstrand von Qeqertarsuaq und das berühmte Fußballfeld, wo Eisberge direkt hinter den Torpfosten treiben.
Wir wollten natürlich die Eisberge vom Strand aus bestaunen und liefen durch den feinen, schwarzen Sand zum Wasser.
Einen richtig großen Brecher sahen wir zwar nicht aber die „kleineren“ Eisberge, die bestimmt immer noch meterhoch waren, ließen uns in der Landschaft wirklich klein vorkommen.
Wir blickten auf das Meer und die bunten Häuser von Qeqertarsuaq. Auf Grönländisch bedeutet Qeqertarsuaq „die große Insel“. Weise gewählt, denn die Diskoinsel ist die größte Insel Grönlands.
Vereinzelt fanden wir am Strand auch kleinere Eisbrocken, die aber nicht dieselben Ausmaße hatten, wie am Diamond Beach auf Island. Dafür wirkte die Kulisse mit den riesigen Eisbergen im Hintergrund vollkommen surreal.
Wir kamen aus dem Staunen nicht raus und schossen zahlreiche Fotos.
Auch aus der Luft erkundeten wir die Diskoinsel und ließen die DJI Mini steigen.
Wir ließen die Stadt hinter uns und betraten Kuannit, eine abgelegene Gegend, die für ihre vulkanischen Klippen bekannt ist.
Zunächst folgten wir der Schotterpiste zu einer Brücke, die uns trockenen Fußes über einen Gletscherfluss brachte.
Ein kaum erkennbarer Pfad führte uns zu den Klippen und den ersten Basaltformationen von Kuannit.
Die bunten Farben der Tundravegetation, das grelle Weiß der Eisberge und der pastellfarbene Himmel gaben wirklich ein tolles Bild. Welch ein Farbspektakel.
Wir genossen die Wanderung durch die atemberaubende Naturkulisse in vollen Zügen.
Wir blickten aufs Meer und die Basaltberge, die sich majestätisch im goldenen Licht der Mitternachtssonne empor hoben.
Erneut ließen wir die Drohne steigen, wobei aufgrund der Weite der Blick nicht viel anders ist, als vom Boden aus. Aber wir konnten einen genaueren Blick auf die Eisberge im Innern werfen.
Der schmale Pfad schlängelte sich entlang der Klippen und wir hielten immer wieder an, um Fotos zu schießen. Die ganzen Eisbergbilder am Ende des Urlaubs zu sortieren, würde sicherlich eine Ewigkeit dauern.
Die raue Landschaft beeindruckte uns gewaltig. Für mich eine der schönsten Wanderungen, die ich bis dato in meinem Leben unternommen habe. Und wir haben schon einige Reise hinter uns aber die Tour ins Kuannit war jenseits unserer Vorstellungskraft. So eine atemberaubende Naturvielfalt.
Zwischendurch brachen auch einmal kleinere Teilstücke an den Eisbergen ab und verteilten sich im offenen Meer.
Wir näherten uns dem Basaltberg und den Basaltformen im Kuannit. Hin und wieder tauchten rechts des Weges auch schon ein paar kleinere Formationen auf.
Der Pfad war teilweise nur zu erahnen und wir mussten immer wieder darauf aufpassen, nicht zu weit vom Weg abzukommen. Der Trail entlang der Klippen ist nicht markiert, so dass wir zur besseren Wegfindung ein GPS empfehlen.
Steil bergauf gelangten wir zum Abzweig, der uns nach links zurück zur Stadt führte und nach rechts in das Tal mit den Basaltformationen führte.
Auf dem schmalen Pfad liefen wir bergab. Der Rückweg würde auf jeden Fall anstrengend werden, denn wir mussten später auf wieder hier hinauf wandern. Bei Regen oder Nässe kann der Weg matschig und rutschig sein. Am besten dem Pfad in Richtung Küstenlinie folgen und nicht zu weit oben laufen.
Wir folgten dem Pfad durch die karge Vegetation hinab zu den Basaltsäulen, die hier in allen möglichen Varianten auf die Besucher warteten.
Die Basaltfelder vom Kuannit waren wirklich einmalig und regten die Fantasie an. In Bögen, Säulen und Rosetten oder einfach nur steil abfallend umgaben sie die Landschaft. Wen das nicht beeindruckte, der kann mit Natur wirklich nichts anfangen.
Beeindruckend ist auch die massive Basaltwand am Ende des erkennbaren Pfads. Die Kraft der Natur ist hier förmlich zu spüren.
Da unser GPS-Track noch ein wenig weiter verlief, versuchten wir einen Weg durch das unwegsame Gelände zu finden.
Wir kraxelten einen steilen, rutschigen Hang bergauf und blickten auf die anderen Seite hinter der Basaltmauer.
Ein Pfad war nicht zu erkennen und da wir nicht wussten, ob und was uns in 300 Metern am Ende des Tracks erwarten würde, beschlossen wir umzukehren. Mittlerweile machte sich die Müdigkeit des langen Tages doch bemerkbar. Es war bereits 23 Uhr und wir waren seit morgens um 07:00 Uhr unterwegs.
Wir liefen daher zurück zur Basaltmauer und asteten uns den steilen, nassen Pfad wieder abwärts. Hier war wirklich Vorsicht geboten, denn die feuchten Steine und die dichte Vegetation boten keinen guten Untergrund.
Ein letzter Blick zurück auf das Basaltungetüm und wir ließen Kuannit hinter uns.
Oberhalb der Küstenlinie folgten wir dem Pfad leicht ansteigend. Der Ausblick faszinierte uns immer noch.
Nach einem schweißtreibenden Anstieg erreichten wir den Abzweig und folgten den nun gelben Wegmarkierungen (Punkte) zurück zur Stadt. Wer keinen Rundweg entlang der Klippen, sondern den direkten Weg ins Kuannit ansteuern möchte, kann auch einfach den gelben Punkten folgen und auf gleichem Weg zurückwandern.
Der gelbe Weg verlief fast ausschließlich mit der Höhenlinie und große An- oder Abstiege (bis auf den Abstieg zu den Basaltformationen) waren nicht zu überwinden.
Wir gelangten daher nach etwa 45 Minuten zurück nach Qeqertarsuaq.
Die Eisberge und die farbenfrohen Häuser im Blickfeld überquerten wir die Brücke über den Gletscherfluss und erreichten die breite Schotterpiste, die uns zum Fußballplatz führte.
Noch einmal warfen wir vom Strand einen Blick auf die imposanten Eisberge. Schade, dass wir morgen die Diskoinsel schon wieder verlassen mussten. Hier hätten wir definitiv noch einen Tag länger verweilen können. Einfach nur am Strand sitzen und auf die Eisberge blicken. Wo hat man so etwas schon einmal auf der Welt?
Vorbei am Friedhof, auf dem Gräber mit bunten Kunstblumen geschmückt waren, erreichten wir gegen 00:30 Uhr unser Hotel. Müde, kaputt und mit vielen tollen Eindrücken fielen wir in einen tiefen Schlaf.
