Grönland: Besuch des Kangerlussuaq-Museum und Wanderung zum Ferguson-See (Tasersuatsiaq)

Der Morgen startete mit einer schlechten Nachricht. Unser heutiger Flug von Kangerlussuaq nach Ilulissat war aufgrund des schlechten Wetters in Nuuk gecancelt und auf Morgen verschoben wurden. Wir hatten daher noch einen weiteren Tag in Kangerlussuaq, den wir mit einem Besuch des Museums und einer Wanderung entlang des Lake Ferguson Trails zum Tasersuatsiaq – wie der Ferguson-See auf grönländisch heißt – verbringen wollten.

Doch zunächst begab sich Marcel am frühen Morgen zum Flughafen, um am Schalter von Air Greenland die Formalitäten zu klären. Bei einem Flugausfall erhält man von Air Greenland eine Übernachtungsmöglichkeit im Hotel Kangerlussuaq und einen Verzehrgutschein von 150 DKK / Person (ca.20 Euro / Person) für das Restaurant im Hotel. Unser Hotel in Ilulissat war allerdings nicht mehr stornierbar und somit das Geld auf jeden Fall weg. Air Greenland erstattet keine Hotelkosten.

Flugannulierungen sind auf Grönland nicht selten
Flugannulierungen sind auf Grönland nicht selten

Ich packte in der Zwischenzeit schon einmal das Gepäck, denn wir mussten um 10:00 Uhr aus dem Hostel auschecken. Das Gepäck konnten wir allerdings solange hier lassen, da der Check-In im Hotel Kangerlussuaq erst um 14 Uhr war. Es gibt am Flughafen übrigens auch Schließfächer für die Gepäckaufbewahrung. Davon wollten wir eigentlich vor dem Flugausfall Gebrauch machen, damit das Gepäck schon einmal am Flughafen platziert gewesen wäre. Für 24 Stunden zahlt man pro Schließfach 10 DKK (Stand Juni 2025).

Marcel kam nach etwa einer Stunde zurück zum Hostel und hatte den Verzehrgutschein dabei. Den Check-In hatte er im Hotel schon vorab geregelt. Da auf Grönland Flüge häufiger ausfallen, war das Prozedere hier weitaus entspannter als wir erwartet hatten.

Der Flug nach Ilulissat sollte am nächsten Morgen um 09:45 Uhr gehen. Problem war jetzt, dass wir eigentlich Morgen schon mit der Fähre auf die Diskoinsel übersetzen wollten. Unsere eigentliche Fahrt um 09:00 Uhr war ebenfalls gestrichen worden. Wir wurden daher von Diskoline auf die Abfahrt um 11:00 Uhr umgebucht. Der Flieger von Air Greenland sollte allerdings erst um 10:30 Uhr landen, so dass wir mit Gepäck und Taxifahrt zum Hafen in Ilulissat nur rund 30 Minuten Zeit hatten. Die Disko Line konnte uns leider auch kein flexibles Ticket anbieten, falls der Flieger wider erwarten Verspätung haben sollte, so dass wir uns dazu entschieden, das letzte Boot um 15:15 zu nehmen. Wir wären dann leider erst um 17:30 Uhr auf der Diskoinsel aber es war ja den ganzen Tag hell.

Nachdem alles in trockenen Tüchern war, frühstückten wir noch schnell und checkten um 10:00 Uhr aus dem Kangerlussuaq Youth Hostel aus. 

Da das Wetter heute alles andere als schön war, beschlossen wir, zum Kangerlussuaq Museum zu gehen. Das Museum zeichnet sich dadurch aus, dass es sich nicht auf grönländische Kulturgeschichte konzentriert, sondern die Geschichte des Ortes als ehemalige Militärbasis und heutigen Zentralflughafen Grönlands thematisiert. Damit ist es vor allem ein Luftfahrt- und Militärmuseum. Dazu werden auch frühgeschichtliche Funde aus der Gegend behandelt sowie die Geschichte Kangerlussuaqs als Forschungsstandort in Grönland.

Der Eintritt kostet 70 DKK / Person (ca. 9 Euro). Von Juni bis September ist das Museum wochentags von 10:00-15:00 Uhr geöffnet. Von Oktober bis Mai nur Montags und Freitags von 10:00-13:00 Uhr (Stand Juni 2025).

Das Museum wurde 1997 eröffnet und befand sich bis zur Fusion mit dem Sisimiut Museum im Jahr 2015 in Privatbesitz und wurde von lokalen Aktivisten und Luftfahrtenthusiasten betrieben.

Von außen sieht das Museum gar nicht so groß aus. Umso überraschter waren wir, mit wie viel Liebe zum Detail das Museum geführt wurde.

Kangerlussuaq Museum
Kangerlussuaq Museum

Die Dame an der Kasse empfing uns freundlich und erklärte uns kurz, in welcher Reihenfolge wir am besten die einzelnen Räume aufsuchten. Das Museum ist thematisch aufgebaut und beherbergt viele Fundstücke. Es gab außerdem kostenlos Kaffee, Tee und Wasser.

Vom Vorraum, in dem wir bereits einiges über die Historie des Ortes lesen konnten, begaben wir uns nach links und betraten die einzelnen Räume, die sich insbesondere mit der Luftfahrt zur damaligen Zeit befassten.

Kangerlussuaq Museum

Kangerlussuaq Museum

Das Kangerlussuaq Museum befindet sich im ehemaligen amerikanischen Hauptquartier (B-1714) im Stützpunktbereich der Siedlung und wurde ursprünglich 1953 als Hotel der Scandinavian Airlines erbaut.

Kangerlussuaq Museum

Es wurde bald von den Amerikanern übernommen und zum Hauptquartier der Basis umgebaut. Die Hauptaufgabe der Luftwaffenbasis während des Kalten Krieges bestand darin, die große Radarstation zu versorgen, die die USA als Teil ihres Raketenabwehrsystems auf der Eiskappe errichtet hatten.

Kangerlussuaq Museum

Zu dieser Zeit war Kangerlussuaq als Sondrestrom Air Base bekannt. Als die Amerikaner Kangerlussuaq Anfang der 1990er Jahre verließen, wurden das Gebäude und seine Innenräume so belassen, wie sie waren, und sind nun Teil des Museums. Dies verleiht dem Museum eine ganz besondere Atmosphäre und ist allein schon einen Besuch wert.

Wir betraten den ehemaligen amerikanischen Konferenzraum welcher heute für verschiedene Vorträge und Veranstaltungen genutzt wird. Hier kann man auch das berühmte Schild sehen, auf dem steht: „Sondrestrom is a nice place to live. By order of the Base Commander“.

Ehemaliger amerikanischer Konferenzraum im Kangerlussuaq Museum
Ehemaliger amerikanischer Konferenzraum im Kangerlussuaq Museum
Kommandant Marcel
Kommandant Marcel

Von hier liefen wir zum Bereich, der sich mit der Klimaforschung beschäftigt und vor allem Fotos des Klimawandels und des Schmelzen des grönländischen Eises zeigt.

Der Klimawandel hinterlässt seine Spuren
Der Klimawandel hinterlässt seine Spuren

An einem originalem Eisbärfell vorbei, gelangten wir zum Außenbüro des Stützpunktkommandos, von wo aus der amerikanische Oberfeldwebel Besuche beim Stützpunktkommandanten koordinierte, dessen Büro ebenfalls erhalten geblieben ist. Am 30.09.1992 verließen die Amerikaner die Sondrestrom Airbase und übergaben diese an die grönländische Regierung.

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Außenbüro des Stützpunktkommandos im Kangerlussuaq Museum
Außenbüro des Stützpunktkommandos im Kangerlussuaq Museum

Außenbüro des Stützpunktkommandos im Kangerlussuaq Museum

Außenbüro des Stützpunktkommandos im Kangerlussuaq Museum

Außenbüro des Stützpunktkommandos im Kangerlussuaq Museum

Außenbüro des Stützpunktkommandos im Kangerlussuaq Museum

Im hinteren Teil der Ausstellung wird die Arbeit der dänischen Luftwaffe und den Anfängen der zivilen Luftfahrt in Grönland gezeigt. Die erste Polarroute zwischen Europa und Nordamerika verlief über Kangerlussuaq. 1954 führte Scandinavian Airlines den ersten Linienflug zwischen Kopenhagen und Los Angeles mit Zwischenstopp in Søndre Strømfjord durch, wie Kangerlussuaq damals hieß. Darüber hinaus veranschaulichen Module zu Funk- und Radargeräten, Überlebensausrüstung und Luftabwürfen von Post und Versorgungsgütern die vielfältigen Aufgaben der Luftwaffe in der Arktis.

Kangerlussuaq Museum

Kangerlussuaq Museum

Kangerlussuaq Museum

Interessant war auch die Erklärung zu den JATO-Einheiten (Jet Assisted Take Off). Die JATO-Flaschen, die wir zunächst für alte Bomben oder Gaskartuschen hielten, stehen in Kangerlussuaq überall herum. Die JATO-Flaschen wurden entwickelt, um 14 Sekunden lang einen Schub von 1000 lbs zu erzeugen. JATO-Flaschen werden häufig an Kampfflugzeugen mit schwerer Waffenlast angebracht. Ebenso kann eine JATO-Einheit an Amphibienflugzeugen angebracht werden, um beim Start von Gewässern wie von Bäumen umgebenen Seen zu helfen. Einige JATO-Flaschen in Kangerlussuaq wurden jedoch bei Skioperationen auf der grönländischen Eiskappe an einer C-130A Hercules eingesetzt. Das normale Verfahren sieht vor, dass die JATO-Flaschen gezündet werden, wenn das Flugzeug eine Geschwindigkeit von 40 Knoten (80 km/h) erreicht. Die acht JATO-Flaschen erhöhen die Leistung der Triebwerke um zusätzliche 8000 lbs Schubkraft, sodass die C-130 mit einer schweren Ladung von nicht asphaltierten Landebahnen oder von der Eiskappe abheben kann.

JATO-Einheit im Kangerlussuaq Museum
JATO-Einheit im Kangerlussuaq Museum

Nach einer Stunde hatten wir uns alles angesehen und begaben uns hinaus.

Kangerlussuaq Museum

Der Wind hatte aufgefrischt und es sah nach Regen aus. Unsere Wanderung zum Ferguson-See wollten wir dennoch angehen.

Dafür liefen wir vom Museum zurück zur Ortschaft.

Kirche in Kangerlussuaq
Kirche in Kangerlussuaq

Kangerlussuaq

Kangerlussuaq

Wir überquerten die Brücke über den Fluss Akuliarusiarsuup Kuua (Sandflugtdalen) und bogen auf der breiten Straße nach rechts ab.

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An einer alten Radarstation versuchten wir uns an einem Cache, wurden aber nicht fündig.

Alte Radarstation in Kangerlussuaq
Alte Radarstation in Kangerlussuaq

Vorbei an der Müllhalde von Kangerlussuaq gelangten wir nach etwa 600 Metern zum Wrack eines abgestürzten Flugzeugs, von dem allerdings nicht mehr viel zu sehen war.

Wir folgten ab hier dem GPS-Track auf einem schmalen Pfad nach links bergauf.

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq
Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Schnell gewannen wir an Höhe und konnten einen Blick zurück auf den Kangerlussuaq-Fjord werfen. Nur das Wetter wurde zusehends schlechter. Die Mücken blieben trotzdem nicht fern.

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Der Trail zum Ferguson-See war nicht allzu gut markiert. Hier und da gab es ein Steinmännchen aber ein GPS ist auf jeden Fall hilfreich, um nicht vom Weg abzukommen.

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

An einem großen Stein teilte sich der Pfad. Um zum Ferguson-See zu kommen, muss man dem Pfad bergab zu einem kleinen See folgen.

Um zum großen See zu gelangen, muss man zunächst am kleinen vorbei
Um zum großen See zu gelangen, muss man zunächst am kleinen vorbei

Wir legten allerdings noch einen Abstecher zu einem namenlosen Gipfel ein.

Abstecher auf einen namenlosen Berg
Abstecher auf einen namenlosen Berg

Abstecher auf einen namenlosen Berg

Nach einigen Metern und Höhenmetern war es geschafft und wir standen am höchsten Punkt des breiten Gipfelplateaus, der mit ein paar Steinen markiert war.

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Wir genossen den Ausblick auf Kangerlussuaq und die arktische Tundra und liefen bergab zum Abzweig am großen Stein, von wo wir dem Naturpfad in Richtung See folgten.

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Der richtige Weg führte allerdings links vom See herum. Wir hatten irgendwo den Abzweig verpasst und stiefelten auf weglosem Gelände am rechten Ufer des Sees entlang.

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Die Mücken ließen nicht lange auf sich warten und wir freuten uns auf die ersten Regentropfen, die die Mücken hoffentlich wieder vertrieben.

Durch den lichten Bewuchs suchten wir uns einen passenden Weg, um wieder zurück zum Hauptweg zu gelangen.

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Fantastisch wie schön bunt die Blumen blühten.

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Wir gelangten zurück auf den gut erkennbaren Weg und wanderten zwischen zwei kleinen Hügeln in Richtung Ferguson-See.

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Leider war es hier fast windstill und die Mücken machten sich gleich über uns her. Keine Ahnung, wie viele Stiche ich am Abend gezählt hatte aber es waren einige. Selbst in der Handinnenfläche und am Finger hatten die Biester die freie Fläche genutzt, um an Blut zu kommen. Also die Viecher waren echt lästig und wir hofften, dass das in Ilullisat nicht mehr so schlimm war.

Auf einem schlammigen Weg ging es bergab zum See, den wir bereits von oben sehen konnten. 

Blick auf den Ferguson-See
Blick auf den Ferguson-See

Ein paar kleine Häuschen befanden sich rund um den See, der als Trinkwasserquelle für Kangerlussuaq dient und Schwimmen daher nicht erlaubt ist. 

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Flugs gelangten wir hinab zum Ufer des Sees und dem hier ansässigen Kanuclub.

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq
Ferguson-See in Kangerlussuaq

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Wanderung zum Ferguson-See in Kangerlussuaq

Das Restaurant Roklubben am Seeufer ist bekannt für seine grönländische Küche und bietet einen schönen Blick auf den See. 

Ferguson-See in Kangerlussuaq
Ferguson-See in Kangerlussuaq

Wir verzichteten auf eine Einkehr, suchten noch einen Geocache und folgten nun der breiten Schotterstraße zurück nach Kangerlussuaq.

Blick auf den Fjord von Kangerlussuaq
Blick auf den Fjord von Kangerlussuaq

Da die Straße noch einen ausladenden Schlenker machte und wir heute genug vom Laufen hatten, bogen wir auf einen Pfad ab, der direkt an der Wasserleitung herführte. Teilweise sehr matschig und nicht allzu empfehlenswert.

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Nach rund zwei Stunden hatten wir Kangerlussuaq erreicht und liefen zurück zum Hostel, um das Gepäck abzuholen. 

Zurück in Kangerlussuaq
Zurück in Kangerlussuaq
Die JATO-Einheiten stehen in Kangerlussuaq überall rum
Die JATO-Einheiten stehen in Kangerlussuaq überall rum
Betrieb am Flughafen von Kangerlussuaq
Betrieb am Flughafen von Kangerlussuaq

Heute verzichteten wir allerdings auf den langen Fußmarsch zum Flughafen und nahmen den kostenlosen Bus, der sogar extra ein paar Minuten auf uns wartete. 

Am Flughafen angekommen, bezogen wir unser Zimmer im Hotel Kangerlussuaq. Für eine Nacht in Ordnung aber aufgrund der Größe des Hotels war an eine ruhige Nacht nicht zu denken, zumal die Zimmer sehr hellhörig waren. Zum Glück hatte ich Ohropax dabei. Obwohl die Heizung aus war, war es echt unangenehm warm im Zimmer. Ein Öffnen der Fenster war allerdings gewagt, denn die Fliegengitter mit vielen Löchern halfen nicht, die ebenso zahlreich vorhandenen Mücken abzuhalten. Sobald das Fenster offen war, hatten sich Scharen am Fliegengitter versammelt, um irgendwo ein Schlupfloch zu finden.

Bevor wir im Restaurant des Hotels in Erdgeschoss unseren Verzehrgutschein einlösten, schossen wir noch ein Erinnerungsfoto vor dem Wegweiser.

Wo geht´s als nächstes hin?
Wo geht´s als nächstes hin?

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Danach gingen wir noch ein wenig Spazieren und trafen auf dem Rückweg die Schweizerin, die auch vor ein paar Tagen mit uns im Hostel übernachtet hatte. Ihr Flug nach Kopenhagen für heute Abend war leider gecancelt worden und der nächste Flug ging wohl erst am Dienstag. So leicht kann man noch ein paar Tage länger auf Grönland verbringen. Also ausreichend Puffer einbauen 😀.

Wir bestellten unser Essen im Restaurant des Hotels, dass uns ein wenig an die IKEA-Kantine erinnerte und ließen den Abend ausklingen. Dadurch, dass so viele Flüge heute ausgefallen waren, war es auch entsprechend voll am Flughafen. Aber das Essen war tatsächlich gar nicht mal schlecht. Und die Portionen absolut ausreichend.

Nun hofften wir, dass der Flieger nach Ilulissat morgen nicht wieder gestrichen werden würde und zogen uns nach dem Abendessen zurück auf unser Zimmer.