Westkanada: Walbeobachtung auf Vancouver Island

Lange hatten wir hin und her überlegt, ob uns eine Whale Watching Tour wirklich Spaß machen würde. Wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass Tier überhaupt zu sehen und wenn, wie weit würde es entfernt sein? Würde man nur die Flosse sehen? Wir stellten uns das bis jetzt immer recht langweilig vor und hatten bisher von den Walbeobachtungstouren keinen Gebrauch gemacht. Aber auf Vancouver Island sollte es nun endlich so weit sein.

Am Morgen buchten wir bei einem Touranbieter in Ucluelet eine Whale Watching Tour für 13:30 Uhr. 95%ige Sichtung der Buckelwale (Humpback Whale) inklusive. Um 12:30 Uhr mussten wir zur Besprechung und zum Anziehen der wasserdichten Anzüge wiederkommen. Die Frage, was wir bis dahin noch unternehmen sollten, beantwortete ich direkt: „Wir machen eine ca. 3 Kilometer lange Wanderung zum Leuchtturm in Ucluelet“.

Der Lighthouse Loop verläuft auf den ersten Metern parallel zum Wild Pacific Trail. Den Camper parkten wir daher auch auf den bereits gut gefüllten, ausgewiesenen Parkplatz des Wild Pacific Trails.

1,5 Stunden hatten wir Zeit entlang des 2,6 Kilometern langen Rundkurses zu Wandern.

Da der Parkplatz schon sehr voll war, war auch auf dem Wanderweg entsprechend viel los.

Auf einem gut ausgebauten breiten Schotterweg marschierten wir los.

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Schon bald erreichten wir die Küste und konnten einen fantastischen Blick auf das Meer und die Broken Island Group werfen.

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Die Steilküste beeindruckte uns vom ersten Moment. Die Aussichten waren herrlich und wir genossen den Start in einen milden Herbsttag.

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Durch schattenspendenden Wald und mit Blick auf die Meeresbrandung erreichten wir nach ca. 800 Metern den Leuchtturm.

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Aussichtspunkte luden immer wieder zum Verweilen und Bänke zum Ausruhen ein. Allerdings waren die meisten Sitzmöglichkeiten auch schon besetzt. Die Leute genossen alle den Sonnenschein.

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Wir ließen die Blicke in die Ferne schweifen und waren wirklich begeistert von diesem kurzen Teilstück des Wild Pacific Trails. Wie grandios muss dann erst der gesamte Wanderweg sein?

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Mit Glück kann man übrigens auch Wale beobachten.

Nach 2 Kilometern führte der Lighthouse Loop weg von der Küste und in den Wald hinein.

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An einem Abzweig gingen wir nach links und folgten dem Weg bergab bis zum Parkplatz.

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Eine wirklich tolle Wanderung, auf der man wieder einmal sah, wie schön Vancouver Island ist. Wir bereuten unsere Entscheidung, die Rockies früher verlassen zu haben, nicht eine Sekunde.

Nun wurde es Zeit, zum Touranbieter zu fahren und uns auf die Whale Watching Tour vorzubereiten. Wir hatten zwar keine Pillen gegen Seekrankheit dabei aber das Wasser lag so ruhig, da brauchte man diese vermutlich sowieso nicht. Weit gefehlt…

Den Camper stellten wir am Hafen in Ucluelet ab und liefen die paar Meter zum Touranbieter. Hier bekamen wir die dicken Arktisanzüge, die vor Kälte und Nässe schützen. Allerdings war es jetzt noch viel zu warm, um diese anzulassen.

Wir liefen mit den schweren Anzügen zurück zum Hafen und trafen dort auf die anderen 5 Tourteilnehmer. Hatte ich erwähnt, dass die Nebensaison wirklich vorteilhaft ist 😜?

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Der Kapitän war auch schon da und half uns an Bord des Zodiacs.

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Nach einer kurzen Unterweisung ging es los.

Wir fuhren aus dem Hafen hinaus aufs offene Meer. Unterwegs sahen wir einen Graureiher.

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Der Kapitän erzählte uns, dass vor ein paar Stunden ein Bär gesichtet wurde aber dieser vermutlich jetzt nicht mehr da war. Trotzdem fuhren wir zu der Stelle und sahen uns um. So ganz wohl war mir im Magen nicht mehr. Zumal das Fotografieren mit dem Tele meinem Körper einiges abverlangte.

Wir entdeckten zwei Weißkopfseeadler, die sich einen Fisch teilten. Nachdem wir die fantastischen Greifvögel beobachtet hatten, ging die Fahrt weiter zu Seeottern.

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Das Meer lag hier jetzt schon nicht mehr so still. Die Wellen schaukelten das Zodiac ganz schön durch und ich merkte, wie mir langsam flau im Magen wurde.

Daher übergab ich die Kamera an Marcel, sonst würde ich mich wohl gleich übergeben müssen.

Die Seeotter ließen sich von unserer Anwesenheit nicht beirren und entspannten sich ganz gemütlich im Wasser. Der Seeotter ist neben dem Küstenotter des Südpazifiks die einzige Otterart, die nur im Meer lebt. Niedliche Tiere und eine tolle Sichtung, denn so häufig sind diese vor den Küsten Vancouver Islands nicht anzutreffen.

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Der Kapitän ließ den Motor an und wir fuhren zu meiner Erleichterung weiter zu einer Seelöwenkolonie. An der Stelle war der schöne Teil des Ausflugs für mich leider beendet, denn ich konnte nur noch nach vorne blicken und hoffen, dass wir bald weiterfuhren. Nach rechts und links schauen ging gar nicht mehr. Dieses Geschaukele war wirklich schlimm für mich 🤢.

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Irgendwann ging es weiter in ruhigere Gefilde. Die vielen kleinen Inseln gaben einen wirklich schönen Anblick. Auch wenn ich den nicht mehr so recht genießen konnte.

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Über Funk hatte der Kapitän mitgeteilt bekommen, dass sich Buckelwale in unserer Gegend befänden. Wir ließen uns nun also auf dem Wasser treiben und hielten Ausschau nach einer Fontäne oder Schwanzflosse.

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Buckelwale sind schnelle Schwimmer, wobei die Geschwindigkeiten bei den Wanderungen zwischen 1,5 und 11,0 Kilometern pro Stunde bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 2 bis 5 Kilometern pro Stunde liegen. Als Spitzengeschwindigkeit wurden bis zu 27 Kilometer pro Stunde gemessen, die die Tiere in sehr erregtem Zustand erreichen können.

Charakteristisch ist auch sein Tauchverhalten, bei dem er unter Bildung eines Buckels abtaucht. Dieses Verhalten ist der Grund für seinen Namen. Außerdem hebt er beim Abtauchen regelmäßig die Schwanzflosse vollständig aus dem Wasser. Die Tauchgänge dauern abhängig von der Nahrungsdichte selten länger als 15 Minuten und erreichen durchschnittlich nur drei bis neun Minuten. In den Winterquartieren tauchen die Tiere im Durchschnitt bis zu 30 Minuten.

Und tatsächlich entdeckten wir bald den ersten Buckelwal nicht weit von unserem Boot entfernt. Majestätisch erhob sich sein Rücken aus dem Wasser und verschwand genauso galant, wie er aufgetaucht war wieder im Meer.

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Wir freuten uns wie kleine Kinder und suchten die Gegend immer wieder nach den Walen ab. Ein paar Mal ließen sie sich blicken. Fontäne zuerst, Buckel raus, Schwanzflosse hoch und Abtauchen.

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Das war wirklich so toll anzusehen und überhaupt nicht langweilig. Zumal man die ganze Zeit damit beschäftigt ist, nach den Walen Ausschau zu halten. Man weiß ja nie, wo gerade wieder einer auftaucht. Mir wurde es irgendwann doch zu viel mit dem Gucken nach rechts und links und ich beschloss mal ein wenig die Fische zu füttern. Die haben ja schließlich auch Hunger 🤣🤮. Danach ging es mir wenigstens besser. Eine Frau hinter mir hatte glücklicherweise auch noch ein paar Pfefferminz dabei, die sie mir netterweise anbot.

Während ich jetzt lieber nur noch geradeaus guckte, entdeckten die anderen tatsächlich einen der akrobatischen Sprünge, den die Wale gerne ausführen. Dabei erheben sie sich mit dem gesamten Körper aus dem Wasser. Neben diesen Sprüngen klatschen sie häufig mit den Flippern oder der Fluke auf die Wasseroberfläche, wodurch laute Knallgeräusche entstehen.

Nach insgesamt drei Stunden nahmen wir Abschied von den Walen und fuhren zurück zum Hafen in Ucluelet. Ich war allerdings nicht allzu traurig darum, auch wenn die Tour wirklich jedem zu empfehlen ist, dem nicht so schnell schlecht wird oder die richtigen Medikamente dabei hat.

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Der Graureiher saß immer noch in seinem Baum und fühlte sich irgendwann von unseren Blicken so genervt, dass er abrauschte.

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Ich freute mich, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und hoffte, die Fahrt zu unserem Campingplatz heil zu überstehen.

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Wir brachten die Anzüge zurück und bedankten uns für die fantastische Tour. Mittlerweile war es 17:00 Uhr und wir überlegten, ob wir noch eine weitere Nacht auf dem Island West Resort Campingplatz verbringen sollten. Da wir morgen jedoch in den Carmanah Walbran Provincial Park fahren wollten, beschlossen wir zum Sproat Lake Campground zu fahren.

Der vom Staat betriebene Campingplatz ist in zwei Sektionen aufgeteilt. Unten am See waren die Stellplätze etwas enger, oben im Wald breiter auseinander. Da die Plätze am See schon gut gefüllt waren, entschlossen wir uns in den oberen Bereich zu fahren. Hier waren wir fast alleine. Nur ein weiteres Paar teilte sich den großen Platz mit uns. Ganz schön unheimlich hier so alleine im Wald.

Nachdem wir zweimal rumgefahren waren, entschieden wir uns für einen Stellplatz in der Nähe der Toiletten. Da dort aber eine große Spinne hauste, hatte sich für mich die Sache geklärt; ich würde nur im Camper aufs Klo gehen. Diesen Luxus hatten wir ja schließlich 😂.

Ein Mitarbeiter des Parks kam gegen 20 Uhr noch rum und verkaufte Feuerholz. Außerdem sammelte er zeitgleich die 25 CAD für die Übernachtung ein.

Marcel hatte große Freude daran, das Holz zu hacken und stellte sich mittlerweile schon wie ein alter Hase an. Ich wartete noch bis das Feuer an war und leistete ihm dann Gesellschaft.

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Heute loderte es richtig gut und wir konnten die Zeit ausgiebig für Lightpaintings nutzen.

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Als nur noch die letzten Fünkchen loderten, begaben wir uns in den Camper. Ich fand es immer noch umheimlich hier fast alleine mitten im Wald zu sein. Die wildesten Fantasien begleiteten mich in den Schlaf. Von gefräßigen Bären bis hin zu Psychopathen mit Kettensägen, war in dieser albtraumhaften Nacht alles dabei 😱 . War ich froh als es endlich hell wurde…