Westkanada: Unterwegs mit dem Camper

Nach unserer Nacht im Hotel Sandman in Abbotsford, rief Marcel am nächsten Morgen unseren Campervermieter „Four Seasons“ an. Wir hofften, den Camper so früh wie möglich in Empfang nehmen zu können, da wir gut 450 Kilometer Fahrtstrecke bis zum Wells Gray Provincial Park vor uns hatten.

Glücklicherweise bekamen wir direkt um 08:30 Uhr einen Termin zur Übergabe und machten uns zu Fuß auf den Weg. Das Hotel liegt knapp 10 Minuten von der Anmietstation entfernt. Ein perfekter Ausgangspunkt.

Der Mitarbeiter, der mit Marcel auf Deutsch telefoniert hatte, wartete bereits auf uns und nach ein paar Formalitäten (Führerscheinkopie, Voucherübergabe, Mietbedingungen lesen und unterschreiben) gingen wir gemeinsam zu unserem gebuchten 22 Fuß langen Camper.

In aller Ruhe wurden uns die wichtigsten Punkte erklärt und gezeigt. Es gibt jedoch auch noch ein sehr ausführliches Handbuch, das wir nur jedem ans Herz legen können. Denn alles kann man sich einfach nicht merken (das sollten wir auch später noch feststellen).

Nach einer knappen Stunde war alles erledigt und wir konnten endlich los.

Marcel stellte Spiegel und Sitz ein, machte sich mit dem Fahrzeug vertraut und fuhr los. Erster Stopp: Unser Hotel, in dem wir unsere Klamotten abholen mussten. Endlich hatte das Kofferschleppen ein Ende.

Der Camper ließ sich – dank Automatik – gut fahren und die Straßen war am Morgen auch noch nicht allzu voll. Ich finde es ja super, dass man in Amerika an Ampeln generell immer nach rechts abbiegen darf, auch wenn die Ampel rot zeigt. Da braucht man zu warten, wenn von links kein Gegenverkehr kommt.

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Wir checkten schnell aus und räumten dann auf dem Hotelparkplatz direkt die Klamotten aus den Koffern in den Camper um. Das dauerte schon seine Zeit.

Ich war erstaunt, wie viel Stauraum man tatsächlich in so einem Camper hat.

Dann ging es los zu unserem zweiten Stopp: Dem ersten Einkauf. Im Kanadaforum auf facebook hatten wir von einem Walmart mit riesigen Parkplatz in der Ortschaft Chiliwack gelesen. Auch der Mitarbeiter von Four Seasons hatte uns diesen empfohlen.

Ich hatte den Wegpunkt bereits zu Hause im GPS gespeichert und peilte den Supermarkt an.

Knapp 30 Minuten Fahrtstrecke lagen vor uns. Der Camper ließ sich sehr gut fahren und die Straßen waren wirklich breit. Man braucht keine Angst vor der Länge oder der Breite zu haben. Außerdem fahren die Kanadier auch nicht sehr aggressiv.

Auf dem Parkplatz des Walmarts in Chiliwack stellten wir den Camper ganz hinten ab und begaben uns danach an den Großeinkauf für die nächsten Wochen.

Ich bin in solchen Supermärkten einfach immer total überfordert. Wir hatten zwar vorher eine Einkaufsliste gemacht aber man kauft doch immer mehr als man geplant hat. Außerdem gab es fast alle Artikel nur in großen Gebinden, was die Auswahl nicht einfach machte. Eier im 30ger Pack waren uns einfach zu viel für 2 Wochen. Aber bei den meisten Artikeln gab es leider keine Alternative. Ob nun Hamburgerbrötchen im 12er Pack, Nudeln in 900 Gramm Beuteln oder Wurst und Käse in Großpackungen. Häufig konnten wir uns leider nur für die Übergrößen entscheiden. Bei manchen Großgebinden freute ich mich allerdings. Zum Beispiel gibt es hier Smoothies in Literflaschen oder M&Ms in der 1 kg-Tüte 😍.

Nach zwei Stunden hatten wir einen ganzen Wagen voller Lebensmittel, Getränke und anderer Utensilien und waren fix und fertig. Bei der riesigen Auswahl weiß man am Ende gar nicht mehr, was man am Anfang eigentlich gesucht hat. Das hatte echt lange gedauert und wir mussten nun endlich mal ein paar Kilometer fahren.

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Auf dem Highway ging es nun 350 Kilometer ohne Zwischenstopp bis nach Clearwater. Bei dem schönen Wetter war das eine echte Schande, nirgendwo Zeit zum Anhalten zu haben. So schoss ich wenigstens ein paar Fotos aus dem Fenster. Eine wirklich schöne Landschaft.

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An einer Baustelle wären wir fast von Steinschlag getroffen worden und die erste Fahrt mit dem Camper hätte böse enden können. Zuerst brachen nur kleine Schiefersteine aus der Wand, danach fiel aber immer mehr Gestein aus der Wand. Marcel legte eine Vollbremsung hin und kam vor den Steinen zum Stehen. Zum Glück hatte der Hintermann ordentlich Abstand gelassen, sonst wäre uns dieser wahrscheinlich drauf gefahren. Wir entschieden uns, schnell weiterzufahren und hofften, dass nicht noch mehr Steine von oben hinunterfielen.

Wir fuhren durch Kamloops und nutzten hier die Gelegenheit für einen Tankstopp, denn so ein Camper verbraucht ordentlich Benzin (ca. 25 – 30 Liter auf 100 Kilometern). Außerdem wollten wir überprüfen, ob der Camper doch Steine abbekommen hatte.

Tanken funktionierte zum Glück sehr unkompliziert. Einfach den gewünschten Betrag auswählen und vorab mit Kreditkarte bezahlen. Man sollte allerdings beim Camper dran denken, die eingebaute Propangasflasche während des Tankvorgangs abzudrehen (und danach wieder aufzudrehen, sonst funktioniert der Kühlschrank nicht mehr).

Kratzer oder Dellen vom Steinschlag waren zum Glück leider auch nicht zu erkennen. Lediglich eine Kaffeetasse war bei der harten Bremsung zu Bruch gegangen.

Gegen 17 Uhr erreichten wir Clearwater und bogen in Richtung Wells Gray Provincial Park ab. Bis zum Clearwater Lake Campground waren es noch gut 60 Kilometer.

Unterwegs kamen wir schon an vielen Spots vorbei, die für den morgigen Tag auf unserer Ausflugsliste standen. Jetzt hieß es erst einmal ankommen.

Bis zu den Helmcken Falls ist die Straße asphaltiert, danach geht sie in eine holprige, breite Piste über. Die Anzahl der Schlaglöcher hält sich jedoch in Grenzen und man kann immer noch mit gut 60 km/h über die Piste brettern, ohne Angst haben zu müssen, dass im Camper alles durch die Gegend fliegt.

Wir hielten an einem Rastplatz kurz vor dem Campground und vertraten uns ein wenig die Beine. Dabei genossen wir die Einsamkeit und hofften einen Bären zu sehen (zumindest Marcel… ich war da eher zwiegespalten).

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Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir die Einfahrt zum Campingplatz. Vorher konnten wir an einer Dumpingstation jedoch schon einmal das Ablassen des Dreckwassers üben. Unser Frischwassertank war zwar erst zu einem Drittel gefüllt aber entleeren konnte man den trotzdem schonmal. Dabei nimmt man einfach den dicken Schlauch aus dem Außenfach des Campers, schraubt das Gewinde in die passende Öffnung, zieht an dem passenden Hebel und wartet, bis sich der Tank entleert hat. Übrigens, falls auch der Schwarzwassertank (also alles aus dem Toilettentank) geleert werden muss, ist dieser immer zuerst zu entleeren und dann mit dem Schmutzwasser aus Spüle / Dusche / Waschbecken nachzuspülen. Macht ja auch Sinn.

Das Nachfüllen des Klarwassertanks aus dem Schlauch klappte allerdings irgendwie nicht. Die Anzeige im Camper veränderte sich kaum und es hörte sich auch gar nicht so an, als ob das Wasser tatsächlich im Tank ankam. Vielleicht war einfach zu wenig Druck im Schlauch oder das funktionierte hier auf dem Campingplatz nicht. Gerade im Winter ist das mit dem Frischwasser immer eine etwas schwierigere Sache. Aber generell wussten wir jetzt, das Dumpen einfach und unkompliziert ist und man sich auch nicht dreckig macht.

Wir fuhren den Campground an und wählten einen freien Stellplatz aus. Der Vorteil in der Nebensaison ist, dass man auch ohne Vorausbuchung kurz vor Einbruch der Dunkelheit  noch einen freien Platz findet. Am einfachsten ist es übrigens, wenn man direkt rückwärts einparkt. Ich leistete Marcel hierbei Unterstützung und wies ihn ein.

Falls kein Campingplatzwart mehr anzutreffen ist, macht man einen Self-Check-In, indem man einen Umschlag nimmt, alle Punkte auf diesem beantwortet und das Geld hinsteckt. Wir konnten uns dies jedoch sparen, da das Paar, dass den Campingplatz betrieb, gerade vorbeikam und wir direkt bezahlen konnten. Die Übernachtung kostete 23 CAD. Wir mieteten direkt für zwei Tage den Campingplatz, da wir morgen ein straffes Programm vor uns hatten.

Außerdem nahmen wir noch ein Bündel Feuerholz für 10 CAD. Wir bekamen eine Quittung und an unserem Stellplatz wurde ein Zettel gehängt, der anzeigte, dass der Platz bis zum 26.09. reserviert war.

Bevor wir Essen kochten, liefen wir zum Clearwater Lake und machten ein paar Fotos im Abendlicht. Es war schon kurz vor 8 und wir ganz schön kaputt. Daher gab es heute nur ein paar gefüllte Tortellinis.

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Fürs Lagerfeuer waren wir heute definitiv zu müde. Wir spülten daher noch schnell und begaben uns direkt ins Bett.