Westkanada: Im Wells Gray Provincial Park

Der Blick aus dem Fenster am Morgen ließ uns nicht allzu positiv in den Tag starten. Der Himmel war bedeckt und die Wolken hingen tief. Wir entschlossen uns trotzdem dazu, um 06:00 Uhr aufzustehen und nach dem ersten Frühstück im Camper entspannt in den Tag zu starten. Die erste Nacht im Camper war wirklich ausgezeichnet. Es war zwar nachts schon recht kalt aber zumindest funktionierte die Heizung. Zudem war die Bettwäsche unseres Camperverleihers wirklich schön dick und wärmte gut.

Über die gut fahrbare Schotterstraße ging es zum ersten Stopp des Tages: Bailey´s Chute. Hier lassen sich von August bis September Lachse bei ihrer Wanderung beobachten und eventuell den einen oder anderen Bären entdecken.

Auf dem Parkplatz waren wir noch die ersten und Marcel stellte profimäßig den Camper rückwärts in die Parklücke.

Zu Fuß überquerten wir die Straße und blickten vom Aussichtspunkt direkt auf das Wasser.

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Vom Aussichtspunkt führte eine kurze Wanderung zu einem weiteren Aussichtspunkt direkt unten am Fluss. Bären und Lachse waren jedoch keine zu entdecken, dafür aber ein Marder, der sich etwas zum Frühstücken einverleibte und danach im Wasser verschwand.

Da es noch früh am Morgen war, hatten wir zur Sicherheit unsere Profi-Bärenglocken und das Bärenspray dabei. Man kann ja nie wissen.

Hinter uns war jedoch bereits ein anderes Pärchen angekommen, die die morgendliche Ruhe mit uns genossen.

Am unteren Aussichtspunkt schauten wir gebannt auf den reißenden Fluss und hielten nach Lachsen Ausschau. Vermutlich war es für die Wanderung der Lachse jedoch schon zu spät.

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Während Marcel ein paar Fotos unten am Fluss machte, hielt ich nach Tieren Ausschau. Ich entdeckte eine Wasseramsel, die sich ein Morgenbad gönnte und einen weiteren Marder, der sein Revier markierte und sich im Schlamm wälzte.

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Nachdem wir uns fast eine Stunde an Bailey´s Chute aufgehalten hatten, fuhren wir weiter zu den Helmcken Falls. Alle weiteren Aussichtspunkte ließen wir erstmal links liegen (Zum Missfallen von Marcel :-D)

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Wir bogen nach rechts ab und folgten der Beschilderung 4 Kilometer bis zu dem Wasserfall. Der Parkplatz ist groß und bietet für Camper, Busse und Autos ausreichend Platz.

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Die Helmcken Falls sind eines der Highlights des Wells Gray Nationalparks. Nicht zu Unrecht. Denn mit einem ordentlichen Rauschen stürzt der ca. 140 Meter hohe Wasserfall in die Tiefe. Die Sicht war jedoch leider mehr schlecht als recht. Wir machten trotzdem ein paar Fotos und genossen die Idylle bevor es weiter ging.

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Denn nur ein paar Kilometer weiter befindet sich das nächste Highlight. Die Dawson Falls.

Ein kurzer Fußmarsch vom Parkplatz – der kleiner ist als der der Helmcken Falls – (es gibt nur einen gemeinsamen Parkplatz für Wohnmobile und Autos), brachte uns zum ersten Aussichtspunkt auf den spektakulären Wasserfall. Ein wahrer Traum.

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Der Dawson Fall stürzt zwar nicht so lang in die Tiefe, dafür ist er sehr breit.

Wir genossen abermals den Blick und wanderten zu einem weiteren Aussichtpunkt direkt an der Sturzstelle des Wassers. Da kaum Leute unterwegs waren, konnten wir mal ein wenig mit den Kameraeinstellungen rumspielen und ein „Geisterfoto“ machen 😄👻.

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Das Rauschen war ohrenbetäubend und der Regenbogen machte die Idylle am Morgen perfekt, zumal auch endlich der Nebel und die Wolken verzogen waren und die Sonne vom Himmel lachte. Das frühe Aufstehen lohnte sich in diesem Urlaub nicht. Daher beschlossen wir, die nächsten Tage gemütlicher anzugehen und später in den Tag zu starten.

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Wir ließen uns hier mehr Zeit und schauten auf das Fließen des Wassers.

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Auch die nächsten Wasserfälle ließen uns Staunen. Die Moul Falls liegen ca. 10 Kilometer vom Dawson Fall entfernt und waren für uns ein absolutes Highlight.

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Der Parkplatz war jedoch schon gut gefüllt und wir erwischten noch gerade eben so eine ausreichend breite Lücke für unseren Camper.

Vom Parkplatz galt es nun 2,7 Kilometer entlang eines herrlichen Wanderweges bis zu den Wasserfällen zu marschieren.

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Leute kamen uns kaum entgegen und so konnten wir die Wanderung in aller Ruhe genießen. Mittlerweile war es so warm, dass wir die Jacke ausziehen konnten.

Die herrliche Herbstfärbung, der blaue Himmel und die angenehmen Temperaturen machten den Tag perfekt. Damit hatten wir nicht gerechnet.

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Von einem Aussichtspunkt genossen wir den Blick hinab auf den Wasserfall. Im ersten Moment schien dieser nicht so spektakulär als die vorherigen Wasserfälle.

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Jedoch entdeckten wir unten Leute, die sich direkt am Wasserfall aufhielten. Dort wollten wir auch hin.

Also begaben wir uns auf einen schmalen Pfad hinab zum Moul Falls. Ein weiterer Aussichtspunkt ließ uns schon mehr staunen. Die breiten Fälle stürzten einige Meter in die Tiefe. Und das Highlight; man konnte auf einem schmalen Pfad hinter den Wasserfall hergehen. Dusche inklusive 😀

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Zuerst mussten wir jedoch noch ein paar Stufen hinab zum Fuß des Wasserfalls gehen. Wir staunten nicht schlecht über diesen durchaus sehr ansehnlichen Wasserfall. Ein echtes Highlight. Deswegen war auch der Parkplatz so voll gewesen.

Während ich mich bereit machte, hinter dem Wasserfall her zu sprinten stellte Marcel die Kamera ein. Und los gings.

Im Eiltempo joggte ich auf dem rutschigen Untergrund auf die andere Seite. Immerhin war ich nicht klatschnass.

Auf einem kleinen Aussichtshügel poste ich für das Foto und rannte danach wieder zurück.

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Auf dem Rückweg wurde man merkwürdigerweise viel nasser als auf dem Hinweg. Meine Sachen waren komplett durchnässt bis auf die Unterhose (und ich trug noch eine lange Unterhose….) Auch die Daunenjacke hatte es voll abbekommen; da half auch keine Imprägnierung. Von innen war allerdings noch alles trocken.

Zufrieden und mit Adrenalin gefüllt ging es zurück zum Camper. Der Ausflug zum Moul Falls hatte sich wirklich gelohnt, nicht nur wegen der kostenlosen Dusche.

Immerhin war es heute richtig warm und die Sonne trocknete die Klamotten schneller als gedacht.

Im Camper musste ich mich allerdings trotzdem umziehen. Die Sachen unter der Wanderhose waren natürlich nicht getrocknet.

Die letzten Wasserfälle auf unserer heutigen To-Do Liste war die Spahnats Falls. Der riesige Parkplatz ließ erahnen, welch ein Andrang hier zur Hauptsaison herrschen muss.

Heute war jedoch kaum etwas los. Ein Reisebus, der zahlreiche Japaner ausspuckte war vor Ort, ansonsten nur zwei Camper und ein paar wenige Autos.

Wir liefen daher ca. 5 Minuten bis zum ersten Aussichtspunkt in die riesige Schlucht. Der Wasserfall war von hier nicht zu sehen.

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Daher ging es weiter bis zu einer Aussichtsplattform, von der wir das Ausmaß der Schlucht und des – im Verhältnis betrachtet – kleinen Wasserfalls (der trotzdem immerhin ca. 75 Meter in die Tiefe stürzt) sehen.

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Wir genossen die Aussicht und wanderten danach noch auf einem 1 Kilometer langen Trail zu einem Aussichtspunkt in das Clearwater Valley. Eine unglaubliche Fernsicht eröffnete sich uns und wir kamen gar nicht aus dem Staunen heraus.

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Ein grandioser Tag, der sich langsam dem Ende neigte.

Auf dem Rückweg steuerten wir noch einige Spots an, die wir heute Morgen ausgelassen hatten.

Einen kurzen Stopp widmeten wir dem offiziellen Parkeingang. Hier gab es einige Informationen über Fauna und Flora. Verpflichtend war auch ein Foto auf dem Steinhaufen mit dem Wells Gray Provincial Park Schild. Wäre mal interessant, wieviele Touristen das eigentlich schon gemacht haben 😜.

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Da das Wetter so schön war, fuhren wir erneut zum Helmcken Fall und konnten den Wasserfall nun ohne Nebel genießen.

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Am Redspring Picknickplatz hielten wir noch einmal nach Bären Ausschau.

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Ein weiterer Abstecher brachte uns zur Ray Farm. Sie war die erste Siedlung im Wells Gray Provincial. Die einstigen Besitzer Alice und John Ray liegen hier begraben. Entlang eines kleinen Trails liefen wir durch einen Wald bis zum weitflächigen Gelände der ehemaligen Farm. Da wir ganz alleine hier waren, fühlten wir uns doch etwas unsicher. Zumindest was die Bären anging. So richtig genießen konnten wir den kurzen Aufenthalt nicht. Andauernd blickte ich mich paranoiderweise um und wartete auf das Auftauchen eines Bären. Aber auch diesmal ließ sich keiner blicken.

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Auf selben Weg ging es zurück zum Camper. Wer Lust und Zeit hat, kann von hier noch einen Abstecher zum Alice Lake machen. Das kam für uns heute jedoch nicht mehr in Frage.

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Stattdessen versuchten wir entlang der Straße einen geeigneten Parkplatz zu finden, um auf den Alice Lake blicken zu können. Wir entdeckten allerdings nur eine Zufahrt für Angler und dementsprechend war auch leider der Blick. Viele Sträucher behinderten die Sicht aber ein paar Enten konnten wir dennoch entdecken.

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Von hier fuhren wir zurück zum Clearwater Lake Campground. Wir stellten uns auf den Platz, auf dem wir gestern gestanden hatten. Allerdings hatte schon jemand das Schild entfernt, auf dem stand, dass wir erst am 26.09. ausschecken würden. Komisch.

Keine 10 Minuten später kam dann auch der Platzwart und wollte natürlich die Übernachtungspauschale von uns haben. Marcel zeigte ihm den Beleg von gestern und erklärte, dass wir zwei Tage hier übernachten wollten. War auch kein Problem.

Heute wollten wir dann auch endlich mal unser Feuer anzünden. Vorher kochten wir jedoch noch schnell etwas und während ich abspülte, versuchte Marcel sich am Holz spalten. Das war wohl nicht so einfach wie erwartet und er bekam wenig dünne Hölzer zusammen. Einen Versuch war es dennoch wert.

Während ich die Kamera für ein Lightpainting aufbaute, versuchte Marcel erfolglos das Feuer zu entfachen. Unser Papiervorrat, der als Feueranzünder diente, neigte sich so langsam dem Ende. Also opferte er noch seine Zeitung, mit der er alles auf eine Karte setzte. Und tatsächlich fing unser Feuer an zu brennen. Allerdings hielt das nicht lange an.

Immerhin konnte ich noch ein paar Fotos schießen, bevor das Feuer wieder aus wahr. Den Versuch,“Kanada“ zu schreiben, verschob ich allerdings auf ein andermal. Es war doch ganz schön frisch heute.

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Wir nahmen das als Zeichen wahr und begaben uns nach einem langen Tag ins Bett. Bereits morgen würden wir weiter in Richtung Rocky Mountains fahren.