Auch heute war das Wetter für eine Bergtour noch nicht stabil genug. Daher hatte Marcel gestern eine Tour zur Karlsbader Hütte herausgesucht, die sich direkt am Laserzsee in den Lienzer Dolomiten befindet. Die Hütte liegt auf 2.260 m Höhe. Für alle Geografen und die, die es gerne sein möchten: Ja ich weiß, die Gegend gehört geografisch zwar zu Osttirol; da unser eigentliches Urlaubsziel aber Südtirol war, fällt die Überschrift und der Bericht der Form halber in den Bereich „Südtirol“.
Um dorthin zu kommen, mussten wir jedoch erstmal knapp 80 km von St. Lorenzen bis Tristach in Österreich fahren. Viel Verkehr war zum Glück nicht und der Grenzüberganz von Italien nach Österreich verlief auch problemlos.
In Tristach nahmen wir die Dolomitenstraße, die uns über eine mautpflichtige Passstraße (8 Euro) zum Parkplatz der Dolomitenhütte brachte. Hier stellten wir das Auto ab und wanderten los.
Es gibt mehrere Touren, die zur Karlsbader Hütte hinaufführen. Da Marcel und ich noch gerne einen kleinen Klettersteig gehen wollten, marschierten wir schon vor und vereinbarten, uns mit den anderen an der Hütte zu treffen.
Während wir den rot markierten Weg (mittelschwer) nahmen, entschieden sich Marcels Eltern und meine Mutter für den leichteren blauen Weg, der über eine breite Fahrstraße nach oben führte. Auf der Tour mussten in zwei Stunden (bzw. drei, wenn man sich für die blaue Tour entschloss) 638 Höhenmeter überwunden werden.
Vorbei an der direkt auf einem Felsvorsprung gelegenen Dolomitenhütte (ca. 1.620 m), folgten wir dem Weg zuerst für 200 m durch ein steinschlaggefährdetes Gebiet und gelangten danach zu einer breiten Wiese, auf der Schafe weideten.
Wir ließen die Instein-Alm-Gedenkkapelle links liegen, begaben uns an einer Weggabelung geradeaus weiter und wanderten über natürliche Stufen durch einen kleinen Wald steil bergauf.
Dem gut ausgeschilderten Wanderweg zur Karlsbader Hütte folgend, ging es immer höher hinauf. Ein schmaler Schotterweg, der kein Ende nehmen wollte, brachte uns nicht nur ganz schön ins Schwitzen, sondern auch in Kehren immer höher. Wir waren froh, dass unsere Eltern den leichteren Weg gewählt hatten.
Wir querten die Fahrstraße und stiegen auf der anderen Seite immer weiter hinauf. Die schroffen hochaufragenden Felsen der Lienzer Dolomiten kamen immer näher, nur das Wetter verschlechterte sich leider zusehends. Einen richtigen Fernblick konnten wir nicht mehr genießen und wir sahen, dass es in der Ferne schon regnete. Schlechte Aussichten für die geplante Klettersteigtour.
Über eine breite Almwiese gelangten wir zwischen Wald und Almflächen weiter bergauf. Erneut hatten wir Schotter unter unseren Füßen.
Wir gelangten zur Fahrstraße und folgten dieser bis zum Abzweig unserer rot markierten Tour. Ein kleiner Pfad führte leicht bergauf. Die Hütte war schon in Sichtweite aber uns erwarteten noch einige Höhenmeter. Etwas schade war, dass auf keinem der Wegweiser die verbleibende Wanderzeit bis zur Hütte angegeben war. Daher wirft man am besten gleich zu Beginn der Wanderung einen Blick auf die Uhr.
Den geplanten Klettersteig ließen wir bleiben, denn es war nicht nur richtig kalt geworden, sondern es hatte auch angefangen zu nieseln. Die Wolken hingen immer tiefer und verdeckten schon die ersten Bergspitzen um uns herum.
Wir nahmen einen Abzweig, der uns ganz nah an die schroffen Dolomitenfelsen brachte. Der steile Anstieg hatte die Pumpe in Fahrt gebracht und wir froren immerhin nicht mehr. Oben angekommen pfiff uns der Wind jedoch um die Ohren und wir zogen uns erstmal eine Jacke über. Ein gutes Beispiel warum man in den Bergen immer mehr Klamotten dabei haben und für jedes Wetter gewappnet sein sollte.
Dem schmalen Schotterpfad folgend näherten wir uns der Karlsbader Hütte. Die Aussicht war trotz des Wetters toll und der Blick auf die Felsmassive gewaltig.
Durchgefroren erreichten wir die Hütte nach knapp 2 Stunden. Wir hofften, dass unsere Sippe den Aufstieg auch schaffte, denn 630 Höhenmeter mussten so oder so überwunden werden.
Wir gönnten uns ein Heißgetränk und warteten. Marcel ging nach seinem Kaffee hinaus auf die Terrasse der Hütte und hielt Ausschau. Durch ein Fernglas, dass er sich von einem anderen Wanderer lieh, erkannte er unsere Weggefährten und lief ihnen entgegen.
Gemeinsam wärmten wir uns auf. Marcel und ich aßen eine heiße Suppe, die wirklich guttat. Meine Mutter gönnte sich einen Kuchen.
Der Regen wurde stärker und ob wir wollten oder nicht, mussten wir uns wieder hinab zum Parkplatz begeben.
Wir schauten uns noch kurz den Laserzsee an, der leider bei dem Wetter sehr trostlos wirkte und liefen gemeinsam auf der breit geschotterten Fahrstraße zum Auto. Wobei jeder sein eigenes Tempo hatte. Meine Mutter raste vor und wir anderen gingen gemütlich hinterher.
Durchgenässt kamen wir nach knapp einer Stunde Fußmarsch am Parkplatz an und fuhren zurück. Schade, dass das Wetter heute nicht mitgespielt hatte.
Auf der Rückfahrt kauften wir im Supermarkt noch etwas zum Essen ein und waren gegen 20:30 Uhr an unserer Ferienwohnung. Eigentlich hatte keiner mehr so richtig Hunger und wir wollten alle wieder nur ins Bett . Ja sowas nennt sich tatsächlich Urlaub .