Südtirol: Drei-Zinnen-Umrundung und Klettersteigtour

Klettersteig auf den Paternkofel

Max. Höhe: 2.744 m
Höhenmeter von der Lavaredohütte bis zum Gipfel: 400
Wetter: sonnig, etwas wolkig
Dauer Lavaredohütte bis Drei-Zinnen-Hütte: ca. 4 Stunden

Klettersteig:
– A/B (leicht), im Gipfelbereich ab Gamsscharte B – B/C, eine ungesicherte Kletterstelle im I. Grad
– sehr gut gesichert aber auch einige leichte ungesicherte Stellen
– Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich
– Klettersteigausrüstung und Stirnlampe
– aufgrund der Beliebtheit meist überlaufen


Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude und so konnte ich den heutigen Tag kaum abwarten. Für Mittwoch und Donnerstag war stabiles Wetter vorhergesagt worden und wir konnten uns daher endlich unserer geplanten Klettersteigtour in den Sextener Dolomiten widmen.

Für den Rest unserer Gruppe hatten wir die leichte Wanderung um die Drei Zinnen herausgesucht. Als Treffpunkt hatten wir die Drei-Zinnen-Hütte vereinbart. Einmal die Drei Zinnen zu besuchen stand schon lange auf meiner To-Do-Liste und ich freute mich, dass heute der Tag gekommen war.

Marcel weckte uns um 05:00 Uhr morgens mit dem Klassiker „Im Frühtau zu Berge“. So war die Stimmung direkt gelockert.

Nach dem Frühstück fuhren wir los zu unserem Ausgangspunkt, der Auronzohütte. Da es sich um eine Privatstraße handelt, muss für die 7 km lange Fahrstrecke eine Gebühr von stolzen 25 Euro entrichtet werden. Wenn man bedenkt, dass wir für dieselbe Streckenlänge gestern nur 8 Euro bezahlt hatten, war das eine echte Farce. Die Alternative wäre jedoch ein Shuttlebus gewesen, mit dem wir zeitlich nicht so flexibel gewesen wären. Und bei 5 Personen wären die Kosten für den Bus auch nicht günstiger gewesen als die Mautgebühr. Also bezahlten wir brav die Gebühr und fuhren zum Parkplatz der Hütte.

Es war zwar erst 07:30 Uhr aber auf den Wegen rund um die Zinnen waren bereits einige Wanderer unterwegs. Wir verabschiedeten uns daher von den Eltern und zogen schnellen Schrittes los zum Einstieg des Klettersteigs auf den 2.744 m hohen Paternkofel.

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Es gibt mehrere Varianten auf einen der schönsten Aussichtsgipfel der Sextener Dolomiten zu gelangen. Wir entschieden uns für den Startpunkt an der Lavaredohütte (2.344 m) mit Abstieg über den Innerkofler-De-Luca-Klettersteig.

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Der Klettersteig ist als leicht bis mittelschwer eingestuft und meist mit A oder A/B bewertet. Der Auf- und Abstieg zum Gipfel fällt maximal in den Bereich B/C. Auf dem letzten Stück müssen Kletterstellen im Schwierigkeitsbereich I (UIAA) überwunden werden. Einige ausgesetzte Passagen erfordern Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Letzterer Punkt ist nicht unbedingt meine Paradedisziplin. Daher war ich schon auf den Verlauf des Abstiegs gespannt. Hoch kommt man ja fast immer .

Eine Topo vom Klettersteig gibt es hier: http://www.bergsteigen.com/sites/default/files/topos/de-luca-innerkofler-schartenweg-paternkofel-topo_0.jpg

Wir folgten zuerst dem breiten Wanderweg 101 bis zur Lavaredohütte. Von hier zweigte links ein schmaler Geröllweg hinauf zum Paternsattel ab.

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Oben angekommen waren wir zunächst ein wenig orientierungslos. Wo ging der Klettersteig nun los? Ausgeschildert war leider gar nichts. Links von uns befanden sich die drei Zinnen; in diese Richtung konnte es also nicht gehen, da der Blick vom Gipfel des Paternkofel auf eben diese gehen sollte.

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Bevor wir jedoch einfach irgendwohin losmarschierten, fragte Marcel bei der Bergwacht nach, die zufällig gerade hier oben waren. Nach einiger Überlegung konnte uns der freundliche Mann weiterhelfen.

Wir folgten dem Weg nach rechts und stiegen über ein steiles Geröllfeld Richtung Einstieg. Vorher zogen wir Gurt, Klettersteigset, Helm, Handschuhe und Stirnlampe (Nicht vergessen!!) für die unbeleuchteten Kriegsstollen an.

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Dann konnte es endlich losgehen. Zum Glück war an einem der beliebtesten Klettersteige in den Dolomiten noch nicht allzu viel los. Der Weg auf den Paternkofel gilt leider als überlaufen.

Durch einen kurzen Tunnel gelangten wir auf ein Band. Hier begannen die Drahtseile und wir klinkten uns ein. In luftiger Höhe folgten wir dem Weg entlang der Flanke des Passportenkofel und genossen den herrlichen Blick auf die Bergwelt und die drei Zinnen.

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Hinter uns waren schon weitere Bergsteiger und wir hielten uns mit dem Fotografieren nicht allzu lange auf.

Über eine kurze ungesicherte Stelle kletterten wir in eine Scharte hinab und auf der gegenüberliegenden Seite an Drahtseilen gesichert direkt wieder hinauf.

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Durch ein kleines Felsenloch verließen wir die Westflanke des Passportenkofels und gelangten zu einem Felsenfenster. Wir schauten hinaus und blickten direkt auf die drei Zinnen. Ein toller Fotostopp.

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Mit Blick ins andere Tal folgten wir dem Weg weiter zur Passportenscharte auf 2.589 m Höhe. Auf überdachten Felsenbändern und natürlichen Stufen gelangten wir über Geröll hinauf zum Passportenkar.

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Wir stiegen über Schutt und stufigen Felsen bis zur Gamsscharte (2.650 m). Dieser Abschnitt ist nicht gesichert und Trittsicherheit ist gefragt.

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Da meine Schwindelfreiheit mir leider zusehends die Grenzen aufzeigte und mir besonders an den ungesicherten Stellen doch etwas mulmig in der Bauchgegend war, ließen wir von der geplanten Gipfelbesteigung ab. Auch wenn dieser als leichte Tour gilt, musste ich realistisch bleiben.

Der Klettersteig hätte mir wahrscheinlich keine Probleme bereitet aber die ungesicherten Kletterstellen im I. Grad bereiteten mir Unbehagen, insbesondere wenn ich an den Abstieg dachte. Natürlich ärgerte mich das tierisch; wäre ich zu Hause doch häufiger mal klettern gegangen. In der Halle kann man das Absteigen prima üben. Und es hilft auch gegen aufkeimende Höhenangst.

Nach einer kurzen Pause ging es nun an den Abstieg zur Drei-Zinnen-Hütte. An einem Drahtseil klinkten wir uns ein und folgten einer Rinne steil hinab. Die Stelle ist mit A/B bewertet.

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Zuerst auf natürlichen Felsstufen und später auf steilen teilweise ungesicherten Passagen liefen wir der Galleria Paterna – dem Kriegsstollen – immer weiter entgegen. Hohe Konzentration meinerseits und das ständige „guck bloß nicht nach unten“ ließen meinen Adrenalinspiegel in die Höhe schießen. Warum müssen Abstiege für mich immer so ätzend sein…

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Ein kurzes gesichertes Stück erforderte noch einmal alle Aufmerksamkeit. An einer kurzen Wand (A/B), die es in luftiger Höhe am Drahtseil abzuklettern galt und einiger steiler ungesicherter Stellen, die ich am einfachsten rückwärts hinunter gehen konnte, erreichten wir endlich den Eingang zum Stollen. Man, dass mir der Abstieg so zusetzen würde, hätte ich nicht erwartet.

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Ob man den Weg lieber andersherum geht ist Geschmacksache, denn auch der Abstieg von der Gamsscharte zum Passportenkar wies einige ungesicherte Stellen auf. Allerdings gehen die meisten den Klettersteig tatsächlich andersherum. Uns kamen nämlich auf dem Weg nach unten viele Klettersteiggeher entgegen, die jedoch alle geduldig warteten, bis wir an den heiklen Stellen abgestiegen waren.

Über 125 Holzstufen folgten wir nun dem Weg durch den ca. 600 m stockfinsteren Stollen. An den ehemaligen Schießscharten kann man immer wieder einen Blick nach draußen werfen. Kaum vorstellbar, was hier im 1. Weltkrieg alles passiert sein musste. Der Paternkofel war ein hart umkämpfter Gipfel, denn hier befand sich die Kriegsgrenze zwischen Österreich und Italien.

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Durch weitere kleinere Tunnels stiegen wir hinab, genossen die fantastische Aussicht auf die drei Zinnen und entdeckten das markante Frankfurter Würstl. Die ca. 15 m hohe und auffällige Felsformation kann sogar erklettert werden (IV-).

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Ein letzter Blick zurück, bevor es hinab zur Drei-Zinnen-Hütte ging. Insgesamt hatte die Tour bis hier gut 4 Stunden gedauert. Meine Mutter winkte schon von weitem und wir machten an der Hütte erstmal eine Pause.

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Wahnsinn, was hier los war. Auf dem Klettersteig war es zwar auch nicht ruhig aber nichts im Vergleich zu den Menschenmassen, die sich rund um die Drei Zinnen befanden. Egal, wo man hinblickte, überall Leute.

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Das Wetter verschlechterte sich leider nun doch entgegen der Prognosen und wir waren froh, nicht auf den Gipfel gegangen zu sein. Die Gipfel der Zinnen und auch des Paternkofels hingen teilweise schon in den Wolken.

Weitere 3 Stunden erwarteten uns nun auf dem gemeinsamen Rückweg zur Auronzohütte. Mit tollem Blick auf die Drei Zinnen folgten wir dem Weg zunächst bergab.

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Wir durchquerten ein kleines Tal mit grünen Wiesen und stiegen auf einem breiten Schotterweg bergauf. Der Weg schien kein Ende zu nehmen und als wir dachten, den Sattel erreicht zu haben, sahen wir, dass es immer noch weiter hinauf ging. Die Drei-Zinnen-Umrundung ist im Aufstieg mit maximal 400 Höhenmetern angegeben. Gemein, wenn man knapp 200 davon an einem Stück gehen muss .

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Den Schildern zur „Lange Alm“ folgend, ging es weiter bergauf. Die Wege quer durch Gras- und Schrofenhänge wurden schmaler und voller. Wie Ameisen wanderten die Menschen alle hintereinander Richtung Auronzohütte.

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Immer wieder warfen wir einen Blick auf die drei Zinnen, die mal mehr und mal weniger gut zu sehen waren. Die Sonne hingegen ließ sich kaum noch blicken.

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Vorbei an zahlreichen Steinmännchen machten wir uns zum letzten Anstieg bereit und erreichten gegen 15:00 Uhr den Ausgangspunkt. Zum Glück hatten wir uns doch gegen den Bus entschieden, denn es warteten Massen an Menschen auf die Abreise. Da hätten wir sicherlich ewig gestanden.

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Geschafft aber glücklich fuhren wir zurück zu unserer Ferienwohnung, wo es heute endlich mal was Gescheites zum Essen gab .