Sizilien: Fahrt nach Taormina und Beobachtung der Spalteneruption am Ätna

Nachdem meine gestrige Recherche ergeben hatte, dass sich die Lava aus eine der Spalten an der Basis des Neuen Südostkraters in das Valle del Bove ergoss, war meine Hoffnung groß, diese am heutigen Abend live verfolgen zu können. Bei unserem Aufenthalt auf Sizilien vor zwei Jahren hatten wir eine Wanderung in das Valle del Bove unternommen, die wir heute Abend bei gutem Wetter erneut unternehmen wollten.

Aber bis dahin galt es den Tag, der mit Regen begann, sinnvoll zu gestalten (und darauf zu hoffen, dass sich die Wolken am Abend lichteten…).

Wir peilten daher eine der öffentlich zugänglichen Lavahöhlen in der Region Etna Nord an. Die bekannteste Höhle ist die „Grotta del Gelo“, in der sich auch ein kleiner Gletscher befindet. Allerdings kann der Lavatunnel nur durch eine Wanderung erreicht werden und so wie es aktuell regnete, war an eine ausgiebige Wanderung nicht zu denken.

Im GPS hatte ich einen Punkt bei der Grotta dei Ladroni o Grotta delle Nevi gesetzt. Daher parkten wir das Auto auf dem kleinen Schotterparkplatz und begaben uns zu Fuß ca. 120 Meter in den Wald hinein bis zum Eingang der Lavahöhle.

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Wir stiegen die Stufen hinab in die Grotte. Einige Touranbieter waren auch vor Ort und in der kleinen Höhle wurde es recht eng.

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Ohne Helm ist Vorsicht geboten. Die Decke der Lavahöhle ist sehr niedrig aber scharfkantig. Am besten mit den Händen an der Decke abstützen, so stößt man sich nicht den Kopf.

Wir liefen mit Handytaschenlampe bewaffnet (ja sehr professionell für den Besuch einer Höhle 😜) durch den Lavatunnel und begaben uns an dessen Ende über Stufen wieder hinaus.

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Zum Glück regnete es nicht mehr aber das Wetter war sehr unbeständig und wir verzichteten daher auf weitere Wanderungen.

Stattdessen beschlossen wir der Stadt Taormina einen Besuch abzustatten.

Die Altstadt selbst ist verkehrsberuhigt, verfügt aber für Besucher über zwei große Parkhäuser: Das Parkhaus Porta Catania und das Parkhaus Lumbi. Wir parkten im letzteren und fuhren mit dem kostenlosen Shuttlebus hinauf zur Altstadt.

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Aufgrund der malerischen Landschaft, des milden Klimas und zahlreicher historischer Sehenswürdigkeiten entwickelte sich die Stadt im 19. und 20. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Touristenzentren Siziliens. Besonders bekannt und sehenswert sind das antike Theater mit Blick auf den Ätna und den Golf von Giardini-Naxos und die kleine Insel Isola Bella vor der Küste Taorminas.

Durch die überfüllten Gassen der Altstadt schlenderten wir daher hinauf zum Theater. In eine der Kirchen suchten wir vor dem herannahenden Schauer Schutz, denn nur meine Schwester hatte einen Schirm mit.

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An zahlreichen Souvenirläden vorbei, gelangten wir zum Eingang des Theaters. Der Eintritt kostete 10 Euro / Person.

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Das Antike Theater von Taormina ist nach dem von Syrakus das zweitgrößte auf Sizilien.

Es misst 120 m in der Länge, 50 m in der Breite und 20 m in der Höhe, ist nach Südwesten ausgerichtet und in die Bereiche Bühne, Orchestra und Tribüne (Cavea) unterteilt. Da es auf einem älteren griechischen Theater errichtet wurde, ist es in den Hang eingebettet, während römische Theater ansonsten freistehende Bauten waren. Die Stufen der Tribüne wurden teilweise in den vorhandenen Fels geschlagen und boten schon damals Platz für etwa 5400 Zuschauer.

Das Bühnengebäude wurde in römischer Zeit aus Ziegelstein errichtet. Es zeigt zur Zuschauerseite hin eine zweigeschossige Schaufassade mit Nischen, in denen Statuen standen, und vorgesetzten Säulen. Durch Kriege teilweise zerstört, wurde das Bühnengebäude im 19. Jahrhundert wieder teilweise restauriert. Eine etwa zehn Meter breite Öffnung gibt bei gutem Wetter den Blick auf den Ätna und die Bucht von Giardini-Naxos frei.

Der Blick auf die Bucht und das Theater selbst sind jedoch unbedingt einen Besuch wert. Auch wenn Ätna nicht zu sehen war, genossen wir die malerische Aussicht auf die Buchten und die Häuser Taorminas.

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Wir spazierten durch das alte Theater bevor es durch die Altstadt Taorminas langsam zurück zum Auto ging. Das Wetter hatte sich leider nicht sichtlich gebessert und ich hatte meine Vulkanbeobachtung am heutigen Abend schon abgeschrieben.

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Zurück in Linguaglossa checkte ich minütlich die Webcam und Wolkenlücken gaben zwischendurch immer wieder den Blick auf den Vulkan frei. Wir überlegten hin und her, ob sich eine 1,5-2 stündige Autofahrt überhaupt lohnen würde.

Nach reichlicher Überlegung beschlossen wir, die lange Fahrt bis zum Rifugio Sapienza in der Region Etna Sud auf uns zu nehmen. Um 19:30 Uhr fuhren wir in Linguaglossa los und konnten bei Einbruch der Dunkelheit tatsächlich die Lava den Hang hinunterfließen sehen.

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Zwar schoben sich immer wieder Wolken vor die rotglühende Lava aber die Begeisterung war uns trotzdem anzuspüren. Wir wollten unbedingt noch näher ran.

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Das Rifugio Sapienza erreichten wir nach einigen kurzen Zwischenstopps entlang der Straße gegen 22 Uhr.

Der Sentiero Schiena dell’Asino brachte uns nach einer guten Stunde Fußmarsch bis an den Rand des Valle del Bove. Hätten wir nicht noch einen Abstecher auf einen weglosen Hang gewagt, wären wir vermutlich viel früher an der Vetta sentiero Schiena dell’asino angekommen.

Die Wanderung ist übrigens nicht zu unterschätzen, denn gerade zu Beginn verläuft der Weg auf unebenen Pflastersteinen sehr steil bergauf. Hat man jedoch einmal die Anhöhe erreicht, geht es für ca. 3 Kilometer leicht aufwärts bis an den Rand der Schiena dell’asino.

Unterwegs kamen uns einige Leute entgegen, die berichteten, dass man den Lavafluss und die Ausbrüche aus zwei Spalten beobachten konnte.

Schnellen Schrittes näherten wir uns dem Endpunkt und waren restlos begeistert. Ich habe in meinem Leben bis jetzt nichts atemberaubenderes gesehen und gehört als die Eruption des Ätna. Die Ausbrüche am Stromboli waren schon sehr beeindruckend gewesen aber eine Eruption in vollem Gange live zu sehen erlebt man wohl nicht allzu häufig und das auch noch aus sicherer Entfernung.

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Ätna förderte aus dem Schlot auf ca. 2.900 Metern Höhe einiges an rotglühendem Gesteinmaterial explosiv und laut krachend zu Tage. Manche Explosionen waren so laut, dass wir uns wirklich erschreckten.

Nachdem das Stativ aufgestellt war, konnte ich mich gar nicht entscheiden, ob ich zuerst durch die Kamera oder mit meinen Augen den Ausbruch beobachten sollte. Welch ein Glück wir doch hatten, dass das Wetter gehalten hatte und das die Eruption noch nicht vorbei war. Schade nur für meine Mutter und meine Schwester, die den langen Anstieg nicht mehr mitgehen wollten.

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Der Lavafluss, der sich ins Valle del Bove ergoss, teilte sich in zwei Ströme und an dessen Seite rollten Lavabrocken den Hang hinunter. So ein Naturschauspiel live zu verfolgen ist ein echtes Geschenk. Kein Geld der Welt kann so etwas toppen. Atemberaubend.

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Nach zahlreichen Videos und Fotos nahm die Temperatur allerdings so rapide ab, dass wir gegen 1:30 Uhr beschlossen zurück zum Auto zu laufen.

Sich von dem nächtlichen Feuerwerk zu trennen fiel mir jedoch wirklich schwer. Immer wieder drehte ich mich um, bis nur noch das rote Glühen am Himmel zu sehen war.

Nach 1,5 Stunden Fahrt kamen wir an unserer Unterkunft und fielen totmüde ins Bett.

Videos von der Eruption am Ätna, 01.06.2019