Der Regen hatte zwar nachgelassen aber die Wolken hingen trotzdem tief und die Berge im Haslital waren nicht zu sehen. Dennoch wollten wir heute wieder die Gegend erkunden. Außerdem wollte ich unbedingt mit der Gelmerbahn fahren. Eine Steigung von maximal 106 Prozent macht sie zur steilsten offenen Standseilbahn Europas. Die Gelmerbahn ist ein Wunderwerk der Technik und bietet ein unvergessliches Erlebnis in der Fast-Senkrechten. Oben lockt der auf 1.860 Meter gelegene türkisfarbene Gelmersee für eine Umrundung.
Hinauf zum Gelmersee wollten wir allerdings Wandern. Ich hatte daher gestern noch einen GPS-Track aufs Gerät geladen und von unserer Unterkunft in Innertkirchen fuhren wir ca. 15 Minuten zum Parkplatz der Gelmerbahn in Handegg. Hier startete auch unsere Wanderung, die mit 1 Stunde und 50 Minuten angegeben war.
Nachdem wir die Straße zum Grimselpass überquert hatten, folgten wir dem Graspfad nahe der Straße entlang leicht bergauf.
Die zahlreichen Motorradfahrer, die Richtung Passhöhe fuhren, waren leider nicht zu überhören.
Der gut erkennbare Pfad brachte uns in ein kleines Waldgebiet. Steil aufwärts folgten wir dem Weg in Serpentinen aufwärts und trafen auf ein weiteres Wanderpärchen.
Der Steinweg verlief außerhalb des Waldes weiter leicht bergauf.
Unter uns im Tal suchte sich die Aare ihren Weg durch die Schlucht. Wir konnten außerdem auf die alte Passstraße blicken, die die Fahrradfahrer nutzen können, um nicht durch die stickigen Tunnel fahren zu müssen.
Eine alte Steinbrücke brachte uns über den Fluss und nach ca. 40 Minuten hatten wir den Abzweig Chüenzentennlen auf 1.575 Meter erreicht.
Hier galt es die vielbefahrene Passstraße zur Grimselhöhe zu überqueren. Eine freie Sekunde zu finden dauerte ein wenig. Schnellen Schrittes begaben wir uns auf die andere Straßenseite und folgten dem schmalen Pfad zum Stockseewli.
Der kleine See liegt zwischen Gelmersee im Norden und Räterichbodensee im Süden auf 1.620 m.ü.M.
Rund um den Stockseewli luden Heidelbeersträucher zum Naschen ein. Marcel konnte der süßen Versuchung nicht widerstehen. Schmackofatz.
Nachdem wir genug genascht hatten, folgten wir dem ausgewaschenen Pfad aufwärts.
Anfangs noch leicht bergauf, wurde der Weg, je näher wir dem Gelmersee kamen, steiler und steiler.
Über Wurzeln und Steine begaben wir uns entlang der steilen Felswand nach oben.
Stufen aus Stein halfen beim Zurücklegen der fehlenden Höhenmeter. Was für eine Keulerei.
Kurz vor Erreichen des Gelmersees wurde der Weg flacher. Einige Wanderer kamen uns entgegen.
Vom Ufer blickten wir auf den türkisfarbenen See auf 1.860 m.ü.M. Trotz tief hängender Wolken ein wirklich fantastischer Ausblick.
Wir folgten dem Rundweg um den Gelmersee, der mit 1 Stunde und 45 Minuten angegeben war.
Mit uns umrundeten zahlreiche weitere Leute den See. Der ist aber auch ne Augenweide. Immer wieder faszinierend, wie diese intensiven Farben zustande kommen.
Leicht bergab folgten wir dem gut ausgebauten Wanderweg.
Aussichtspunkte laden immer wieder zum Verweilen und Genießen ein.
Wir erreichten das Ufer des Sees und legten eine kurze Rast ein. Die Sonne lugte durch die Wolkenlücken und wir genossen die warmen Strahlen auf dem Gesicht.
Weiter auf dem Weg gelangten wir vom Ufer Weg und überquerten zwei Metallbrücken.
Die folgende Passage verlief in einem Steinschlaggebiet und lange Aufenthalte waren nicht empfohlen. Überdacht war der Weg nicht.
Metallseile halfen beim Abstieg auf den schmalen Pfad.
Schnellen Schrittes liefen wir auf die andere Uferseite und folgten dem Wanderweg zwischen großen Felsbrocken weiter.
Ein großer Felsblock musste unterquert werden und kurz darauf erreichten wir den Abzweig zur Gelmerhütte.
Zahlreiche Leute hatten es sich auf den Steinen gemütlich gemacht und genossen die Sonne. Der Blick auf die Berge und den See war aber auch einfach traumhaft.
Wir wanderten oberhalb des Sees auf dem Weg weiter bis zu einer kleinen Halbinsel, die aus dem See ragte.
Die Steine und das türkisfarbene Wasser erinnerten uns ein wenig an die Seychellen. Nur der Strand fehlte.
Hier wollten wir auch nochmal eine Rast einlegen und begaben uns hinab zu einem großen Stein, auf dem wir uns hinlegen konnten. Ein toller See der Gelmersee.
Nachdem wir genug gerastet hatten, liefen wir zurück zum Hauptweg und legten die letzten Meter bis zum Staudamm auf dem Wanderweg zurück.
Wir wollten nun mit der Gelmerbahn ins Tal fahren und begaben uns zur Station. Hier warteten bereits einige Leute auf die Abfahrt. Die Tickets konnten wir erst im Tal kaufen. Allerdings waren wir anscheinend auch die einzigen, die kein Ticket hatten. Alle anderen Leute besaßen Karten, auf denen die Uhrzeit der Talfahrt eingetragen war.
Da einige der anderen Wanderer spätere Uhrzeiten auf den Tickets stehen hatten, konnten wir ohne vorher gekauftes Ticket mit ins Tal fahren. Also Achtung; ist die Bahn ausgebucht, kann es sein, dass man warten muss.
Die Standseilbahn hat eine maximale Steigung von 106 %. Ein echtes Abenteuer, wenn man abwärts fährt. Wie in einer Achterbahn, nur nicht so schnell. Aber keine Angst, es gibt Sicherheitsstangen, die vor Abfahrt hinunter geklappt werden und die Bahn fährt sehr gemächlich.
Unten angekommen, liefen wir über eine Hängebrücke zu einem Aussichtspunkt auf die Gelmerbahn.
Danach ging es zurück zum Parkplatz. Ein toller Ausflug zum Gelmersee und das Wetter hatte sich im Laufe des Tages gebessert und die grauen Wolken sind der Sonne gewichen.
Viel zu schade, um schon zurück zur Unterkunft zu fahren aber auch zu spät, um noch eine weitere Wandertour anzugehen. So beschlossen wir, den dritten Pass im Haslital zu befahren – den Sustenpass.
Die 45 Kilometer lange Passstrasse gehört zu den neueren Straßen in der Schweiz und ist in der Regel nur von Juni bis Oktober befahrbar.
Wir passierten Gadmen und konnten einen Blick auf den Steingletscher werfen. Allerdings lag der obere Teil des Gletschers in Wolken. Aber der vor dem Gletscher liegende Steinsee war gut zu erkennen. Schade, dass wir nicht noch mehr Zeit hier hatten. Wanderungen entlang des Sustenpasses schienen sehr einladend zu sein. Zumindest die Ausblicke waren trotz Wolken traumhaft. Übrigens; in der Nähe des Steinsees gibt es auch einen lohnenswerten Klettersteig (Tierbergli Klettersteig – Bewertung C – mittel). Da ich davon erst zu Hause gelesen hatte und wir auch nicht ausreichend Zeit gehabt hätten, sind wir den Klettersteig nicht gegangen.
Wir fuhren stattdessen weiter bis zur Sustenpasshöhe, kehrten vor dem Tunnel, der Richtung Andermatt führte, um und fuhren zurück zur Unterkunft.
