Schweiz: Wandertour über das Nägelisgrätli und Übernachtung der besonderen Art

Am heutigen Sonntag erwartete uns nicht nur eine schöne Wandertour über das Nägelisgrätli am Grimselpass zum Grätlisee, sondern auch eine spannende, neue Erfahrung in der Übernachtungswelt. Eine autarke Kapsel auf 6 qm² war unser Domizil für die nächsten zwei Tage. Aber dazu später mehr. Zuerst checkten wir nach unserem Frühstück auf dem „Haus Wiedersehn“ in Blitzingen aus und bedankten uns noch einmal für die herzliche Gastfreundschaft der Vermieterin. Die Ferienwohnung können wir jedem empfehlen, der in der Grimselwelt unterwegs ist. Gerne wären wir noch länger geblieben.

Von Blitzingen bis zum höchsten Punkt des Grimselpasses lagen ca. 30 Kilometer Fahrtstrecke und einige Kehren vor uns.

Grimselpass

Der Grimselpass verbindet das Berner Oberland mit dem Oberwallis und trennt die Berner von den Urner Alpen.

Hier startet auch die ca. 10 Kilometer Wanderung (Bewertung T2 auf der Wanderskala des SAC) zum Nägelisgrätli.

Das Auto parkten wir kostenlos auf einem der Parkplätze am Grimselpass und liefen zum Einstieg des Wanderweges. Direkt auf dem höchsten Punkt des Passes befindet sich auch der Totesee.

Totesee am Grimselpass

Da die Wetterprognose für heute Nachmittag Gewitter und Regen prognostizierte, starteten wir um 09:30 Uhr mit der Tour.

Die Passhöhe (Kantonsgrenze) liegt auf 2.164 Metern über Meereshöhe an der europäischen Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Nordsee (Nach Norden fliesst das Wasser in die Aare, später in den Rhein und mündet schliesslich in Holland in die Nordsee. Richtung Süden hingegen strömt es in die Rhone und in Südfrankreich letztlich ins Mittelmeer).

Wasserscheide

An der kleinen Kapelle auf der Passhöhe vorbei, gelangten wir auf schmalen Pfaden hinaus aus dem Gewühle des Grimselpasses.

Kapelle am Grimselpass

Kapelle am Grimselpass

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Wir passierten einen kleinen See und folgten dem gut erkennbaren Pfad leicht bergauf.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Nur ein paar Meter später bekamen wir die heute zu erwartenden 750 Höhenmeter zu spüren. In steilen Kehren ging es knackig bergauf.

Dafür wurden die Ausblicke um jeden Meter besser. Das Knattern der Motorräder war nur noch entfernt zu hören. Wir blickten auf den Totensee und dem vorderen Teil des Grimselsees.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli - Totesee

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli - Grimselsee

Der steinige Bergpfad brachte uns bis zu einer Anhöhe, auf der sich eine Bank befand. Gut 300 Höhenmeter hatten wir auf der ca. 2 Kilometer langen Strecke zurückgelegt.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Ein weiter Blick eröffnete sich und gab Blicke auf das spitze Granitstein und die karge Vegetation frei.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Der gut erkennbare Wanderpfad brachte uns immer höher. Der Grimselpass lag weiter uns. Neben Tote- und Grimselsee gelangte nun ein dritter See in unser Blickfeld – der Räterichsbodensee.

Grimsel- und Räterichsbodensee

Mal mehr mal weniger steil führte uns der Pfad durch die unwirkliche Landschaft.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Mit jedem Meter dem wir den Weg durch die steinige Granitlandschaft folgten, entfernten wir uns von den Seen im Grimseltal.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Auf einem der zahlreichen Felsblöcken legten wir eine kleine Rast ein und genossen die Vormittagssonne. Über den Bergen zogen jedoch die ersten dicken schwarzen Wolken auf und verhießen nichts Gutes. Wir zogen unsere Pause daher nicht allzu sehr in die Länge, sondern folgten dem Pfad gemächlich bergauf.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Auf ca. 2.500 Metern blickten wir auf den Remersee hinab.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli - Remersee

Wir passierten eine Hütte und folgten dem Weg weiter in Kehren steil bergauf. Die letzten 100 Höhenmeter hatten es noch einmal ordentlich in sich.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Leider wurde nun auch das Wetter zusehends schlechter. Die Gipfel der 4000er waren bereits von dicken Wolken verdeckt.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli

Nach 2,5 Stunden erreichten wir um 12 Uhr den Grätlisee.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli - Grätlisee

Wir genossen die steinige Aussicht und wanderten auf einem Pfad am See entlang.

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli - Grätlisee

Wanderung vom Grimselpass zum Nägelisgrätli - Grätlisee

30 Minuten von hier befindet sich ein Aussichtspunkt auf den Rhonegletscher.

Blick auf den Rhonegletscher

Wir folgten dem weglosen Gelände abwärts und blickten von einem großen Fels auf die Gletscherzunge.

Weg zum Aussichtspunkt auf den Rhonegletscher

Weg zum Aussichtspunkt auf den Rhonegletscher

Die weiß-rot-weißen Markierungen zeigten uns den Weg durch das Blockgelände.

Über große Felsblöcke sprangen wir von Stein zu Stein und kamen der Aussicht auf den Rhonegletscher immer näher.

Der Pfad verlief nach links und gab mehr und mehr den Blick auf den gesamten Gletscher frei.

Weg zum Aussichtspunkt auf den Rhonegletscher

Weg zum Aussichtspunkt auf den Rhonegletscher

Weg zum Aussichtspunkt auf den Rhonegletscher

Weg zum Aussichtspunkt auf den Rhonegletscher

Leicht absteigend gelangten zu einem tollen Aussichtspunkt auf den Rhonegletscher.

Aussicht auf den Rhonegletscher

Wir rasteten und genossen die tiefen Blicke auf den Gletscher und die umliegende Bergwelt.

Aussicht auf den Rhonegletscher

Kleine Rast

Aussicht auf den Rhonegletscher

Auf gleichem Weg wanderten wir zurück zum Grätlisee.

Rückweg zum Grätlisee

Rückweg zum Grätlisee

Grätlisee

Grätlisee

Abstieg zum Grimselpass

Abstieg zum Grimselpass

Die dunklen Wolken über dem Grimselsee wirkten bedrohlich und wir hofften, dass die Regenfront an uns vorbeiziehen würde. Die Regenjacken hatten wir heute mal im Auto gelassen. Gewagt, ja ich weiß.

Abstieg zum Grimselpass

Wir stiegen hinab und sahen den Regen im gegenüberliegenden Tal niederprasseln und stiegen daher etwas flotter ab.

Abstieg zum Grimselpass

Abstieg zum Grimselpass

Abstieg zum Grimselpass

Vorbei am Remersee und einer Skihütte folgten wir dem weiß-rot-weißem Bergweg abwärts.

Abstieg zum Grimselpass

Der Regen prasselte in den Grimselsee. So stark, dass wir das selbst von hier oben sehen konnten. Ein paar Tropfen bekamen wir auch ab aber zum Glück zog der Großteil der Regenfront an uns vorüber.

Abstieg vom Nägelisgrätli zum Grimselpass

Abstieg vom Nägelisgrätli zum Grimselpass

Abstieg vom Nägelisgrätli zum Grimselpass - Grimselsee

Abstieg vom Nägelisgrätli zum Grimselpass

So nutzten wir noch einmal die Möglichkeit einer kleinen Rast auf einer Anhöhe und blickten ins Tal.

Abstieg vom Nägelisgrätli zum Grimselpass

Abstieg vom Nägelisgrätli zum Grimselpass

Dem steilen Pfad in Serpentinen abwärts folgend gelangten wir zum Ausgangspunkt.

Abstieg vom Nägelisgrätli zum Grimselpass

Marcel blickte noch einmal in die kleine Kapelle am Grimselpass und gemeinsam liefen wir zurück zum Auto.

Ein kleines Abenteuer wartete heute noch auf uns. Marcel hatte im Internet eine Übernachtungsmöglichkeit in einer Eco-Capsule aufgetan. Die 6qm² kleine autarke Kapsel sieht aus wie ein Ei und bietet auf kleinstem Raum ein Doppelbett, eine kleines Bad mit Dusche und eine Kochnische. Das Bett kann tagsüber zu einer Sitzmöglichkeit umfunktioniert werden.

Die erste Ecocapsule der Schweiz ist auf dem Gemeindegebiet der Berner Oberländer Gemeinde Guttannen (am Grimselpass) stationiert.

Das Mini-Haus produziert durch Wind- und Solarenergie Strom und bereitet Regenwasser in einem Wassertank durch Filterung zu Trinkwasser auf.

Urs Zuberbühler betreut das Projekt und empfing uns nach Absprache direkt am Schulhaus in Guttannen. Er brachte uns zur Kapsel, die idyllisch auf einer Wiese steht, die auch als Liegewiese bzw. Morgens zum Frühstücken genutzt werden kann. Stühle, Tisch und Liegestühle sind vorhanden.

Eco Capsule in Guttanen

Wir setzten uns gemeinsam an den Tisch und Urs erklärte uns alles. Er zeigte uns die Technik, die hinter der Kapsel steckt und wie alles funktioniert. Beachtlich, was in dem Ei so alles verbaut war.

Dann wurde es spannend; es ging ins Innere der Kapsel. Marcel durfte direkt sein Können beweisen und die schwere Tür der Kapsel alleine öffnen. Erinnerte an ein Flugzeug. Sehr wuchtig und nur mit viel Schmackes zu öffnen.

Im Innern der Kapsel erklärte Urs uns die einzelnen Funktionen der Schalter. All zu viel ist hier nicht zu beachten. Es gibt verschiedene Schalter, die die Beleuchtung oder die Belüftung bedienen. Am besten lange auf die Tasten drücken, dann reagieren die Schalter am besten. Außerdem gibt es einen zentralen AN- und AUS-Schalter. Der schaltet allerdings nicht den gesamten Strom ab (der CO2-Messer bleibt bpsw. immer an; man will ja nicht ersticken).

Wir waren jedenfalls begeistert von der modernen und futuristischen Kapsel. Das Wetter sollte die nächsten Tage allerdings schlechter werden. Es war mit Regen zu rechnen. An Frischwasser sollte es uns hoffentlich nicht mangeln (zur Not lässt sich das Wasser allerdings auch mit einer bereitliegenden Gießkanne auffüllen 🤓.

Zum Start unseres Aufenthalts durften wir allerdings noch den Luxus einer richtigen Dusche nutzen. Urs sagte, dass wir die Dusche der Lehrer im Schulhaus nutzen können. Und soviel sei verraten: Frauen mit langen Haaren sollten das Angebot auf jeden Fall nutzen. In der Kapsel wird das Haare Waschen nämlich etwas komplizierter…

Wir genossen den ausklingenden Abend vor der Kapsel, lasen noch ein wenig und bereiteten dann das Bett vor. Übrigens gar nicht so einfach, denn man muss die unterern Schubladen ausfahren und dann die Matratze umklappen. Sobald man aber die Schubladen komplett ausgefahren hat, kann man die Matratze nicht umklappen, zumindest nicht, wenn man keine Muckis in den Armen hat. Also schoben wir die Schubladen bis zur Hälfte rein und konnten die Matratze umklappen. Am Ende die Schublade bis zum Ende ausfahren und schon ist das Bett für die Nacht fertig. Bettlaken und Bettwäsche sowie Handtücher sind übrigens inklusive und müssen nicht selbst mitgebracht werden.

Eco Capsule in Guttanen

Eco Capsule in Guttanen

Eco Capsule in Guttanen

In der Nacht konnten wir die Kapsel direkt kennenlernen, denn es stürmte nicht nur, sondern es fing auch ordentlich an zu regnen. Den Windgenerator hörten wir jedoch kaum. Einziges Problem: Bei Regen muss man das Fenster am Bett schließen, da es sonst reinregnet. Aber damit wir trotzdem die frische Luft von draußen hatten und nicht vom Gebläse im Innern, haben wir einfach das Fenster und die Tür der Nasszelle offen gelassen. Wenns da rein regnet ist das nicht tragisch; der Raum ist ja an Nässe gewöhnt 😆.

Wir verbrachten eine gemütliche erste Nacht in der Kapsel. Ich mag es ja, wenn das Prasseln des Regens zu hören ist. Ich hoffte allerdings, dass das angekündigte Gewitter ausblieb; das mag ich nämlich nicht. Rollos oder Gardinen zum Verdunkeln gab es am Fenster leider nicht.

Mehr Infos zum Projekt und die Möglichkeit eine Übernachtung in der Kapsel zu buchen gibts auf der Seite: http://www.ig-ecocapsule.ch/