Schon bei unserem ersten Besuch in der Schweiz wollte ich unbedingt über die Charles-Kuonen-Hängebrücke in Randa gehen. Sie war bis Mai 2022 mit fast 500 Metern die längste Fußgängerhängebrücke der Alpen. Eigentlich wurde die Hängebrücke für den Europaweg von Grächen nach Zermatt als Ersatz für die vom Steinschlag bedrohte Europabrücke erbaut. Die Charles-Kuonen-Hängebrücke liegt nun über der Steinschlagzone und kann auch zu Fuß als Rundwanderweg ab Randa erreicht werden.
Wir fuhren daher nach dem Frühstück zum empfohlenen Parkplatz in der Dorfmitte von Randa. Der Parkplatz ist kostenpflichtig und es gibt nicht allzu viele Stellplätze. Eine frühe Anreise oder die Anfahrt mit der Bahn wird daher empfohlen. Alternative Parkplätze zu finden war nicht einfach. Das Parkhaus am Bahnhof von Randa war fast ausschließlich an Langzeitparkende oder Einwohner vermietet. Andere Parkmöglichkeiten fanden wir nicht, da die Straßen sehr eng waren.
Durch das romantische Bergdorf mit seinen alten Holzhäusern wanderten wir auf der Straße aufwärts.
Die Barockkirche aus dem Jahr 1717 wurde 1932 von dem Wandmaler J. Salzgeber mit Wandgemälden versehen.
Nach wenigen Metern aber einigen Höhenmetern hatten wir das Dorf hinter uns gelassen. Es ging direkt gut zur Sache.
Wir gelangten auf einen schmalen Pfad, der uns in Richtung Domhütte durch einen schattenspendenden Lärchenwald steil bergaufwärts führte.
Zeit zum Verschnaufen blieb kaum, denn der Waldweg führte uns nun fast bis zur Hängebrücke nur aufwärts. Gut 600 Höhenmeter galt es zu überwinden.
Wir kamen beim Aufstieg ganz schön ins Schwitzen und Pusten. Das Überqueren der Hängebrücke wollte auf jeden Fall verdient werden.
Steil aufwärts trotteten wir im Gleichschritt an einigen Wanderern vorbei. Zum Glück spendete der Wald uns Schatten, denn heute war es sommerlich warm.
Die Wanderschilder wiesen uns den Weg, wenngleich auch die Zeitangabe nicht stimmte. Mal waren es nur noch 35 Minuten bis zur Hängebrücke und ein paar Meter zeigte das Schild 40 Minuten, obwohl wir uns auf dem richtigen Wanderweg zur Brücke befanden und näherten anstatt entfernten.
Durch die Baumlücken konnten wir immer mal wieder einen Blick auf die gegenüberliegende Bergkette mit dem Weisshorn erhaschen.
Nach etwa einer Stunde Fußmarsch lichtete sich der Wald und wir traten hinaus auf eine Lichtung. Bis zur Hängebrücke waren es jetzt nur noch 5 Minuten.
Wir folgten den Wanderschildern in Richtung Hängebrücke.
Durch den lichten Lärchenwald gelangten wir zum Einstieg der Charles Kuonen Hängebrücke. Mit 494 m ist sie aktuell die längste Fußgänger-Hängebrücke in den Alpen und überspannt das Grabengufer vom Lärchberg auf das Höüschbiel. Die Überquerung dauert knapp 10 Minuten und am höchsten Punkt schwebt man 85 m über dem Grabengufer.
Auch wir betraten die Brücke, die aufgrund ihrer besonderen Konstruktion nur sehr leicht schwingt. Schwindelfrei sollte man dennoch sein, denn durch die Trittgitter kann man bis zum Talboden blicken.
Der 10-minütige Nervenkitzel konnte beginnen. In luftiger Höhe liefen wir die Brücke.
Freihändig konnte ich nicht drüber laufen, da machte mir mein Kopf und die leicht vorhandene Höhenangst einen Strich durch die Rechnung machten aber genießen konnte ich den Übergang trotzdem, denn der Ausblick war traumhaft.
Etwa auf der Hälfte hielten wir an und genossen die Aussicht auf das 4.505 Meter hohe Weisshorn und die wunderbare Bergwelt des Mattertals direkt gegenüber. Keine Wolke hing vor den Gipfeln und wir staunten über die mächtige Wand aus Fels und Eis.
Wir erreichten das Ende der gewaltigen Konstruktion und setzten uns mit zig anderen Wanderern neben die Brücke und genossen die Atmosphäre. Die Hängebrücke ist das absolute Highlight der Wanderung.
Nach der Überquerung ging es rechts dem Domhüttenweg folgend zurück nach Randa. Optional kann nach der Brücke ein Abstecher zur Europahütte gemacht werden (etwa 30 Minuten). Da wir uns jedoch nach der Wanderung mit Günter und Renate in Zermatt treffen wollten, verzichteten wir auf den Aufstieg.
Die fast transparente Konstruktion aus Stahlseil und Drahtgitter integriert sich bestens in die Umgebung und fällt von weiter weg kaum auf.
Der steile Abstieg entlang eines schmalen Pfads ließ uns schnell die am Morgen hinaufgewanderten Höhenmeter wieder verlieren.
Immer wenn die Bäume den Blick in die Ferne freigaben hielten wir an und fotografierten die Hängebrücke oder die Bergwelt. Satt sehen konnten wir uns an dem Anblick nicht.
Über Steinplatten wanderten wir abwärts. Gegenanstiege gab es keine.
Ohne Bandage versuchte ich möglichst knieschonend abzusteigen, was manchmal leicht tänzelnd aussah 😂.
Wir gelangten tiefer und tiefer und liefen vorbei an mächtigen Felsen, die Marcel zum Einstieg animierten. Toller, griffiger Fels.
Randa lag vor uns und nach etwa einer Stunde erreichten wir den Abzweig zum Bergdorf.
Diesem folgten wir abwärts zum Auto, dass wir gegen 14 Uhr erreichten. Für die gesamte Wanderung von ca. 7 Kilometern hatten wir mit Pausen etwa 3 Stunden benötigt.
Wir fuhren nun zum Parkhaus in Täsch, stellten das Auto ab und fuhren mit dem Zug nach Zermatt. Mit Günter und Renate trafen wir uns an der Kirche und liefen gemeinsam zu einem Aussichtspunkt auf das Matterhorn.
Auch bei unserem dritten Besuch in dem gemütlichen aber oftmals leider total überfüllten Bergdorf genossen wir den Blick auf das Hörnli. Ein einmaliger Berg.
Gemütlich schlenderten wir mit zig anderen Besuchern durch das Dorf zurück zum Bahnhof und genossen den herrlichen Ausklang des Tages bei bestem Sommerwetter.
Mit dem Zug fuhren wir nach Täsch, stiegen dort ins Auto und fuhren zurück nach Saas-Almagell, wo wir noch ein wenig in der Sonne auf dem Balkon unserer Ferienwohnung verweilten und von unseren Wandertouren berichteten.