Das Wetter war heute sehr durchwachsen. Für den Vormittag war Regen angekündigt und nicht mal das Ende des Titisees war im diesigen Nebel zu erblicken. Sollten wir uns da wirklich an eine rund 11 Kilometer lange Wanderung durch die Rötenbachschlucht wagen? Wir frühstückten erstmal in aller Ruhe und beobachteten das Regenradar der Wetterapp. Eigentlich wollten wir um 10:20 Uhr die S-Bahn von Titisee nach Rötenbach nehmen aber aufgrund des starken Regens verschoben wir die Abfahrt um eine Stunde. Für die durchaus anspruchsvolle Wandertour sind geeignete Wanderschuhe, Trittsicherheit und an der einen oder anderen Stelle auch mal ein wenig Schwindelfreiheit erforderlich.
Als wir gegen 11 Uhr an der Ferienwohnung Haus Seewiese losliefen, regnete es immer noch aber wir waren guter Dinge, dass es heute doch irgendwann auch mal aufhören musste. Für die nächsten Tage war Schnee angekündigt, da würde es mit dem Wandern noch schwieriger werden.
Die Genießerpfad führt auf einem Rundwanderweg über schmale Pfade und kleine Brücken durch die wildromantische Rötenbachschlucht. Für die anspruchsvolle Tour sollten rund 4 Stunden eingeplant werden. Wir hatten also nur ein recht schmales Zeitfenster bis zum Sonnenuntergang.
Mit der S-Bahn fuhren wir zum Bahnhof Rötenbach und folgten den Zustiegsschildern zur Rötenbachschlucht. Ein GPS-Track ist für den Wanderweg nicht notwendig, da die gesamte Tour ausgeschildert ist.
Über eine Asphaltstraße gelangten wir im strömenden Regen zum Wanderparkplatz Hardt – auf dem heute nicht ein Auto stand – und überlegten zuerst, ob wir uns nicht besser ein wenig unterstellen sollten. Regen und Windböen machten das Wandern im Moment nicht sehr attraktiv.
Da es aber nicht so aussah, als ob es in den nächsten Minuten aufhören würde, folgten wir dem Asphaltweg nach rechts in Richtung Rötenbachschlucht. Vielleicht würden die Bäume im Wald den Regen ja abhalten.
Ein Regenbogen über den Häusern von Rötenbach ließ uns etwas Hoffnung auf besseres Wetter schöpfen.
Wir bogen von der Asphaltstraße nach rechts in den Wald ab (empfohlene Laufrichtung) und folgten dem breiten Forstweg durch lichten Nadelwald.
Da ich keine Regenjacke dabei und zu meinem Pech auch nur eine Daunenjacke im Gepäck hatte, zog ich den Regenponcho meiner Mutter an, um nicht direkt durchgenässt zu werden.
Der Regen wurde etwas schwächer und wir setzten dem Wettertreiben bis halb eins eine Frist. Sollte es in einer halben Stunde immer noch stark regnen, würden wir umkehren.
An einer Weggabelung nahmen wir abermals den rechten Abzweig und wanderten hinab zu einem Asphaltweg.
Wir bogen nach links ab und waren nun wieder dem prasselnden Regen ausgesetzt, der auch einfach nicht aufhören wollte.
An einem alten Steinbruch nahmen wir es gelassen und schossen ein Selfie für die Daheimgebliebenen.
Die mehr als 300 Millionen Jahre alte Granitwand war zu jener Zeit Teil eines Hochgebirges, das an der Nahtstelle zweier alter Kontinente aufgetürmt und aufgefaltet wurde.
Von der Fahrstraße zweigte der Genießerpfad nach rechts auf einen schmalen Pfad ab.
Über eine Brücke querten wir den Rötenbach und liefen an dessen Ufer hinein in die Schlucht.
Mittlerweile hatte es sogar aufgehört zu regnen und ich konnte die Spiegelreflex aus dem Rucksack hervorholen.
Der urige aber leider sehr matschige Pfad führte uns im Auf und Ab durch den lichten Wald.
Der Weg war herrlich angelegt und die ersten Höhenmeter des Tages vergingen wie im Flug.
Wir wanderten durch einen dunklen Nadelwald und querten einen breiten Wirtschaftsweg.
Geradeaus folgten wir dem Premiumwanderweg am Ufer des Rötenbachs weiter. Wir hatten bereits ca. 2 Kilometer vom Bahnhof zurückgelegt. Hoffentlich blieb es jetzt trocken.
Mit Blick auf den Fluss ging es entlang des Naturpfads.
Kleine Auf- und Abstiege führten uns immer wieder in den Wald hinein.
Die grünen, moosbewachsenen Hänge gaben einen tollen Kontrast zum grauen Himmel und leuchteten uns förmlich entgegen.
Wir ließen den Rötenbach unter uns und stiegen im Hang bergauf.
Am höchsten Punkt angekommen, ging es mit den Wanderzeichen wieder hinab zum Flussbett.
An einer geeigneten Stelle, positionierte ich die Kamera für eine Langzeitbelichtung des Wassers. Filter brauchte ich bei dem heutigen grauen und dunklen Wetter nicht.
Leider hatte ich kein Stativ dabei, so dass ich nur vom Boden oder von einem Stein aus fotografieren konnte.
Wir genossen die traumhafte Wanderung entlang des Flusses in vollen Zügen. Auf andere Wanderer waren wir noch nicht getroffen. Regen hat halt auch seinen Vorteil 😁.
Bergauf stiegen wir über Stock und Stein hinauf zu einer Brücke, an der sich der Weg gabelte.
Wir blickten auf den reißenden Fluss und folgten der empfohlenen Laufrichtung nach rechts.
Vom Wirtschaftsweg zweigte nach wenigen Metern ein schmaler Pfad nach links ab, dem wir bergab folgten.
Der Wanderweg führte uns durch den lichten Wald und wieder hinab zum Ufer des Rötenbachs.
Wieder einmal ging es in einem leichten bergauf und bergab durch den märchenhaften Wald. Sträucher und Moose säumten den Weg. Wir waren allerdings gespannt, wann uns denn wohl die gut 250 Höhenmeter erwarten würden. Bis jetzt waren die Anstiege noch sehr moderat.
Am Ufer des Flusses nutzte ich eine Astgabel als Ersatzstativ und versuchte mich noch einmal an einer Langzeitbelichtung.
Wir folgten den Wandermarkierungen weiter durch die wildromantische Schlucht bis zu einer Metallbrücke, die uns trockenen Fußes über den reißenden Rötenbach brachte. Für wenige Augenblicke ließ sich sogar die Sonne kurz blicken.
Auf der anderen Seite ging es durch den dunklen Tannenwald am Flussufer weiter. Der Genießerpfad machte seinem Namen alle Ehre.
Nach etwa 4 Kilometern erreichten wir die Rötenbachschluchthütte, die als wunderschöner Picknickplatz im tiefen Tal liegt.
Da es leider wieder angefangen hatte zu regnen, liefen wir nach einer kurzen Stippvisite weiter des Weges.
Erneut überquerten wir den Rötenbach über eine Brücke. Hier unten war es so düster, dass selbst mit einem ISO-Wert von 25.000 kein helles Foto mehr möglich war (Mal abgesehen von der schlechten Qualität).
Wir setzten die Regenmützen auf und marschierten auf einem schmalen Pfad bergauf.
Wir blickten auf den reißenden Fluss und wanderten abwärts zum Flussufer.
Über eine weitere Brücke gelangten wir auf die andere Flussseite.
Tosend floss das Wasser unter unseren Füßen bergabwärts. Ob hier im Sommer auch so viel Wasser heruntersaust?
Über Wurzeln folgten wir dem Wegverlauf weiter und blickten auf einen beeindruckenden Wasserfall.
Eine lange Metallbrücke brachte uns auf die links Seite der Rötenbachschlucht.
Bis auf das Rauschen des Wassers war nichts im Wald zu hören. Kein Wunder bei der Geräuschkulisse.
Auf dem schmalen Pfad im Hang war Trittsicherheit gefragt, denn rechts ging es steil hinab in die Schlucht.
Einmal mehr blickten wir die Wassermassen, die donnernd ins Tal flossen. Was für eine herrliche Wanderung.
Viel imposanter war der letzte Wasserfall, der auf uns wartete – dem Großen Rötenbachwasserfall. Bei dem Anblick war uns sogar der Regen egal. Für uns ein absolutes Highlight der Tour.
Wir schossen zahlreiche Fotos und Selfies und freuten uns, dass wir uns so viel Zeit lassen konnte, wie wir wollten. Wir waren immer noch nicht auf andere Wanderer getroffen.
Nachdem wir uns satt gesehen hatten, folgten wir dem urigen Pfad bis zu einer weiteren Brücke durch den moosbewachsenen Wald.
Auf der anderen Seite ging es im Hang steil bergauf. Die Steine waren vom Regen etwas rutschig, so dass auch hier wieder Vorsicht geboten war.
Auf- und Abwärts folgten wir dem Wanderweg durch die Rötenbachschlucht.
Nach rund 5,5 Kilometern (ca. 2 Stunden) gelangten wir zum tiefsten Punkt der Tour – der Mündung des Rötenbaches in die Wutachschlucht.
Bevor wir der Weggabelung nach rechts bergauf zum Hörnle folgten, stiegen wir hinab zum Ufer der Flussmündung.
Mit Blick auf Wutach und Rötenbach legten wir eine kurze Pause ein und liefen danach zurück zum Genießerpfad. Wer noch nicht genug vom Wasser hat, kann hier auch einem Wanderweg in die Wutachschlucht folgen.
Wir ließen davon ab und folgten dem Pfad im Hang hinauf zum Hörnle (900 Meter). Auf den nächsten 2 Kilometern waren rund 160 Höhenmeter zurückzulegen. Der längste Anstieg der Tour erwartete uns und die Frage nach den noch fehlenden Höhenmetern war hier nun geklärt.
Der Wanderweg brachte uns höher und höher. Das Wasser tief im Tal war nur noch zu hören.
Nach einer halben Stunde konnten wir das erste Mal den Blick in die Ferne schweifen lassen. Wir sahen jedoch auch die nächste Regenfront, die sich uns näherte und wanderten weiter.
Wir unterquerten eine Eisenbahnbrücke und konnten vorm nächsten Anstieg kurz verschnaufen.
Gegen 15:00 Uhr (ca. 3 Stunden) erreichten wir das 900 Meter hoch gelegene Hörnle. Bei guter Sicht kann man bis zum Feldberg blicken.
Bänke luden zum Verweilen ein. Allerdings nicht heute, denn statt zu regnen, hatte es nun angefangen leicht zu schneien.
Wir genossen daher noch einmal kurz die Aussicht und folgten dem Wanderweg durch den Wald bergab.
Ab jetzt ging es auf der anderen Seite der Rötenbachschlucht (aber ohne Blick auf diese) nur noch abwärts. Bis nach Rötenbach lagen 5 Kilometer vor uns. Da die S-Bahn nur einmal die Stunde fuhr, rechnete ich kurz aus, ob wir den Rückweg in ca. 1,5 Stunden schaffen würden. Könnte sehr knapp werden.
Vorbei an einem Wanderhaus folgten wir dem Forstweg hinab zur großen Brücke, der wir auf dem Hinweg schon einmal begegnet waren.
Wir überquerten diese nun und liefen mit den Wanderzeichen nach links.
Da wir jetzt die Wahl hatten zwischen Wanderweg abschließen und Zug bekommen, beschlossen wir die Tour zu verkürzen und den Abzweig entlang des Ameisenpfades und des Krebsgrabenweges wegzulassen. War natürlich ein wenig schade aber da es mittlerweile auch schon dämmerte, konnte man im dunklen Tannenwald nicht mehr so viel sehen.
Schnellen Schrittes liefen wir daher entlang des breiten Schotterweges zum Bahnhof, wo wir den Zug um 16:14 Uhr nach Titisee nahmen.
In Neustadt legten wir einen kleinen Einkaufsstopp ein und liefen flugs zum 500 Meter entfernten Lidl. Mittlerweile hatte es sich eingeschneit und die Straßen waren mit einer leichten Schneeschicht bedeckt.
Wir kauften schnell für die nächsten Tage ein und erwischten noch den Zug um 17:02 Uhr nach Titisee.
Vom Bahnhof marschierten wir durchgefroren durch die gepuderten Straßen zurück zur Ferienwohnung, wo es muckelig warm war.
Die Rundwanderung durch die Rötenbachschlucht hat uns wirklich sehr gut gefallen. Wunderschöne und abwechslungsreiche Wege durch die idyllische Schlucht und hinauf aufs Hörnle boten uns sehr viel Abwechslung. Die Tour ist auch für Wanderanfänger gut geeignet.