Ein leichte Schneeschicht verzauberte die Landschaft um den Titisee. Marcel hatte sich gestern nach der Arbeit noch auf den Weg in den Schwarzwald gemacht. Gegen 08:00 Uhr traf er an unserer Ferienwohnung im Haus „Seewiese“ ein und wir überlegten, was wir mit dem heutigen Tag anstellen konnten.
Zuerst gingen wir jedoch beim Bäcker am Bahnhof etwas frühstücken. Wir spazierten durch das beschauliche Titisee und blickten auf den gleichnamigen See. Noch war das Wetter schön, wenngleich auch die Berge in Wolken hangen.
Eine lange Wanderung war bei den Wettergegebenheiten dennoch nicht möglich. Daher beschlossen wir zusammen mit meiner Mutter und meiner Schwester zum 1.493 Meter hohem Feldberg zu fahren und dort ein wenig durch den Schnee spazieren zu gehen.
Mit dem Auto ging es in ca. 20 Minuten auf der freigeräumten Straße in Serpentinen bergauf. Das Wetter war leider sehr bedeckt und eine Aussicht kaum zu erwarten. Aber das kann man sich leider nicht aussuchen.
Im Parkhaus (kostenpflichtig, 2 Euro / Stunde) hatten wir am Morgen noch freie Platzwahl.
Die ersten Schneekanonen liefen bereits und ein paar Kinder sausten mit ihren Schlitten den leicht verschneiten Hang hinab. Auch Skitourengeher testeten den ersten Schnee des Jahres. Nur der Blick zum Gipfel war wolkenverhangen. Wir beschlossen dennoch zum Bismarckdenkmal auf dem Seebuck hinaufzugehen.
Vom Haus der Natur liefen wir nach links zu einem Torbogen auf 1.227 Metern Höhe und dem Start des Premiumwanderwegs „Feldbergsteig“.
Auf einer breiten, geräumten Piste liefen wir mit weiteren Ausflüglern aufwärts in Richtung Todtnauer Hütte.
Der steile Anstieg brachte uns direkt ins Schwitzen und wir freuten uns auf den kalten Wind, der uns um die Nase pfiff. Es war windiger als erwartet.
Wir stapften durch den Schnee bergauf und genossen die herrliche Aussicht auf die Winterlandschaft. Was für ein Panorama.
Der Weg wurde flacher und wir erreichten eine Bank, an der der Feldbergsteig nach rechts in den Hang abzweigte.
Wir überlegten, ob es eine gute Idee wäre, dem Wanderweg ohne Grödel oder Spikes aufwärts zu folgen und entschlossen uns dafür. Ein paar Fußtritte waren im Schnee zu erkennen – möglich war es also.
Während die meisten Leute der breiten Piste in Richtung Feldberg folgten, zweigten wir also auf dem schmalen Pfad nach rechts ab und stiegen im Hang aufwärts.
Durch den Schnee war das Bergaufgehen ganz schön anstrengend aber wir genossen die weiße Pracht in vollen Zügen.
Immer wieder hielten für an, um den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.
Die verschneiten Tannen boten einen herrlichen Kontrast zum grauen Himmel. Es muss ja nicht immer blau sein.
Wir verließen den Pfad und stapften weglos durch den knöcheltiefen Schnee.
Vor Kopf lag die Bergstation der Feldbergbahn, die ihre Arbeit noch nicht aufgenommen hatte. Der Gipfel war aktuell also nur per pedes zu erreichen.
Über Schnee und Eis gelangten wir hinauf zum Bismarckturm. Eine Fernsicht wurde uns heute leider verwehrt. Die Gipfel der umliegenden Berge waren wolkenverhangen.
Zudem war es extrem windig auf der ausgesetzten Fläche und der scharfe Wind schnitt uns ins Gesicht. Wir machten daher ein paar Fotos und blickten kurz auf den Feldsee tief unter uns.
Meine Schwester wollte jedoch noch gerne zum Gipfel des Feldbergs. Während meine Mutter und ich uns für den Abstieg entschieden, wagten sich Nina und Marcel an den Gipfelsturm.
Über die Skipiste stapften meine Mutter und ich schnellen Schrittes abwärts und waren froh als wir den Wind los waren.
Der Weg zum Gipfel hatte sich für die anderen beiden nicht wirklich gelohnt, denn außer Grau und Weiß sahen sie nichts. Aber der Gipfel zählt.
Am Haus der Natur angekommen, hatte meine Mutter eine Nachricht von meinem Onkel erhalten, dass dieser im Schlepptau mit meiner Cousine gegen 11:54 Uhr ebenfalls am Feldberg eintreffen würde. Wir schlenderten daher zur Bushaltestelle und warteten auf die beiden.
Auch Marcel und Nina waren wieder auf dem Rückweg und zu viert liefen wir den beiden entgegen.
Es hatte ein wenig aufgeklart und sogar der Blick zum Bismarckturm war frei. Noch einmal hinauf wollten wir allerdings nicht.
Meine Cousine machte ein paar Schneefotos und gegen 13:00 Uhr verabschiedeten wir uns wieder. Mein Onkel und Cousine fuhren mit dem Bus zurück zur Ferienwohnung und wir verbleidenden vier wollten den Tag noch nutzen und zu den nahegelegenen Todtnauer Wasserfällen fahren.
Rund 20 Minuten Fahrzeit lagen vom Feldberg bis zu den Wasserfällen vor uns. Allerdings waren wir gespannt, ob wir auf den verschneiten Wegen überhaupt an die Wasserfälle herankamen.
Am Parkplatz (zwei Stunden mit Parkscheibe) entdeckten wir erstaunt, dass es hier eine Hängebrücke gab – die Blackforestline. Diese wurde erst Pfingsten 2023 eröffnet.
Für 12 Euro / Person kann man sich den Spaß über die 450 lange und 120 Meter hohe Brücke gönnen. Das Ticket berechtigt zum einmaligen Eintritt auf beiden Seiten und beinhaltet den Zugang zu den Todtnauer Wasserfällen.
Wir waren gespannt, ob die Blackforestline ebenso schaukelig war, wie der Skywalk in Willingen.
Nach dem wir die Drehtür passiert hatten, betraten wir die Brücke und waren froh, dass diese recht stabil war und sich kaum bewegte. Mir persönlich war die Hängebrücke im Sauerland viel zu wackelig. Gerade auch dann, wenn sich viele Personen auf der Brück befanden.
Die Blackforestline bewegte sich nur leicht und man konnte den Ausblick mit ein wenig Kribbeln im Bauch genießen.
Wir liefen über die Stahlbrücke und blickten hinab auf den beeindruckenden Wasserfall, der von oben aussah als würde sich das Wasser nicht in die Höhe, sondern eher in die Länge hinabstürzen. Eine ziemlich coole optische Täuschung.
Nach etwa 10 Minuten war der Spaß schon vorbei und wir hatten die gegenüberliegende Seite erreicht.
Auf einem breiten Forstweg wollten wir nun unser Glück bergab versuchen. Geräumt waren die Wege nicht. Zum Glück war der Schnee sehr fest und der Boden nicht rutschig.
Langsamen Schrittes liefen wir bergab in Richtung Wasserfall.
Wir bogen vom Wirtschaftsweg nach links auf einen Waldweg ab und folgten diesem weiter bergab. Meiner Mutter graute es jetzt schon vor dem Bergaufgehen.
Durch den verschneiten Wald wanderten wir hinab zu einer der fünf Stufen und blickten von einer Brücke gebannt auf die Wassermassen, die sich den Felshang hinabstürzten.
Wir wollten natürlich noch hinab zu der höchsten Fallstufe und beschritten daher vorsichtig den verschneiten Pfad.
Über zahlreiche Stufen und schmale Pfade verloren wir gut an Höhenmetern. Zum Glück waren die Stufen nicht vereist und wir kamen problemlos voran.
Wir staunten nicht schlecht, als wir von den tosenden Wassermassen standen.
Mit einer Fallhöhe von 97 Metern ist der Todtnauer Wasserfall der höchste Naturwasserfall Baden-Württembergs.
Die vorletzte und höchste Stufe misst 60 Meter und ist damit die bei weitem höchste Einzelstufe der deutschen Mittelgebirge.
Ein beeindruckendes Naturschauspiel, das wir mit nur einem anderen Wanderpärchen teilen mussten. Der Vorteil, wenn man sich außerhalb der Saison und bei Schneegestöber auf Wanderung begibt.
Es begann zu schneien und der Himmel sah nicht so aus, als ob es heute noch einmal aufhören würde. Wir liefen daher auf selben Weg wieder zurück und ächzten die zahlreichen Stufen hinauf.
Zeit zum Luftholen nutzten wir für Fotos mit Blick auf den Wasserfall.
Dicke Schneeflocken umgaben uns und boten eine tolle Atmosphäre. Endlich mal wieder richtiger Schnee so wie früher und das bereits Ende November.
Wir erreichten die Ebene mit der Fallstufe im Wald und folgten im dichten Schneetreiben dem Waldweg bergauf.
Nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir die Hängebrücke und liefen mit Tiefblick (Fernblick hatten wir aufgrund des Schnees überhaupt keinen mehr) zurück zum Parkplatz.
Mittlerweile hatte es sich richtig eingeschneit und auf den Straßen lag bereits eine leichte Schneeschicht.
Da Marcel und ich uns für die heutige Nacht im ThälerHäusle in Furtwangen einquartiert hatten, mussten wir nun eine 1,5-stündige Autofahrt im Schleichtempo zurücklegen. Eigentlich dauerte die Fahrt nur 55 Minuten aber Schnee und teilweise glatte Straßen erschwerten das Vorankommen, so dass wir unterwegs eine halbe Stunde verloren.
Meine Mutter wäre am liebsten mit dem Bus zurück nach Titisee gefahren, da sie der Straßenzustand nervös machte.
Wir erreichten das Hotel gegen 16:15 Uhr, checkten schnell ein und fuhren danach mit meiner Mutter und meiner Schwester zurück nach Titisee.
Während es munter weiterschneite, ließen wir den Abend mit der gesamten Familie bei einem leckeren Essen im Bergsee Restaurant ausklingen.
Marcel und ich mussten uns danach auf der verschneiten aber mittlerweile durch den Schneepflug geräumten Straße nach Furtwangen quälen.
Wir waren froh als wir das Hotel nach 45 Minuten Fahrt um 20:30 Uhr erreichten und uns einen entspannten Restabend in der Sauna gönnen konnten.