Nach einer erholsamen Nacht starteten wir entspannt in den neuen Tag. Da wir heute nur eine Wanderung zur Vingerklip geplant hatten, ließen wir uns Zeit und genossen das erste Mal seit Beginn des Urlaubs die Aussicht auf einen autofreien Tag. Endlich mal keine Schotterstraßen, die auf uns warteten.
Bevor wir zum Frühstück gingen, ließen wir von unserem Balkon den Blick in die Ferne schweifen.
Die Vögel zwitscherten und ein Rosenköpfchen (Rosy collared lovebird; Agapornis roseicollis) saß direkt auf dem Baum vor unserer Lodge. Ich holte schnell die Kamera und konnte den bunten Vogel fotografieren, bevor er davonflog.
Auch ein Maskenbülbül (African red-eyed bulbul oder black-fronted bulbul; Pycnonotus nigricans) und eine Rahmbrustprinie (tawny-flanked prinia; Prinia subflava) ließen sich ablichten.
Gegen 11 Uhr brachen wir zur Wanderung auf und folgten von unserer Hütte dem Weg nach links bis zur letzten Hütte 10. Wir entdeckten einen Rußnektarvogel (dusky sunbird; Cinnyris fuscus), der in einer Blume nach Nektar suchte.
Von hier führte uns der Northern Terrace Hike hinaus in die Natur.
Auf einem Schotterpfad ging es leicht auf- und abwärts um die Bergkuppe neben uns herum.
Bis auf ein paar stachelige Büsche hatte die Landschaft nicht allzu viel zu bieten. Die Aussicht hingegen war wieder einmal unbeschreiblich schön.
Im Tal entdeckten wir eine Herde Kudus.
Die Tafelberge des Ugab-Tals waren nun unser ständiger Begleiter.
In einem Baum saß ein weiteres Rosenköpfchen und ließ sich gerne fotografieren. Die Vögel aus der Gattung der Unzertrennlichen treten in Namibia häufig in kleinen Gruppen auf, sind aber in der Regel sehr scheu. Das Verbreitungsgebiet des Rosenköpfchens ist das südwestliche Afrika, von der nördlichen Kapprovinz Südafrikas über Namibia und Botswana bis nach Angola.
Als das Rosenköpfchen nach ein paar Fotos wegflog, wanderten auch wir weiter. Wir erreichten das Ende des neben uns befindlichen Berges, auf dem sich übrigens auch das Restaurant Eagle´s Nest der Vingerklip Lodge befindet.
Leicht rechts folgten wir dem gut erkennbaren Pfad weiter und blickten nun auf die Vingerklip. Die Fingerklippe ist ein Erosionsrest, die früher auch mal ein Tafelberg gewesen war.
Die markante Felsnadel stand einsam in der Gegend und wir waren gespannt, ob wir bis zum Sockel des Felsens wandern konnten.
Wir folgten dem ausgeblichenen Schild mit dem Hinweis „Vingerklip“ und gelangten zum ersten Parkplatz.
Ein weiterer Parkplatz, der nur von 4×4 Wagen befahren werden darf, lag weiter oben. Anstatt der Straße liefen wir jedoch auf dem Schotterpfad weiter in Richtung Vingerklip.
Entlang des Vingerklip Path stiegen wir nun aufwärts zur Felsnadel. Seit dem Kollaps des Mukurob gilt die Fingerklippe als der berühmteste Felsen Namibias.
Einige Stufen erleichterten uns das Vorankommen auf dem verwaschenen und rutschigen Untergrund.
Da uns die Sonne während der gesamten Wanderung gnadenlos auf den Kopf geschienen war, suchten wir uns ein schattiges Plätzchen und genossen die herrliche Fernsicht, die hier oben auf uns wartete.
Wir rasteten eine Weile und sinnierten über mögliche Kletterrouten an der Vingerklip. Einige Haken waren von unten erkennbar und machten Lust auf mehr.
Nachdem wir ein paar Züge an dem Felsen getestet hatten, begaben wir uns wieder hinab und liefen zurück zur Lodge.
Gegen 13:30 Uhr erreichten wir unsere Unterkunft und genossen die Mittagssonne auf dem Balkon unseres Zimmers. Während Marcel ein paar Makros der Pflanzenwelt an der Lodge aufnahm, wartete ich auf die Vogelwelt.
Neben dem Maskenbülbül sah ich einen Elfenastrild (Black-faced waxbill; Estrilda erythronotos, auch Rotrückenastrild oder Rotrückiges Schwarzbäckchen genannt). Der sehr scheue Vogel aus der Familie der Prachtfinken hält sich meist im dichten Gebüsch auf. Ein neue Vogelsichtung auf meiner internen Liste konnte ich abhaken.
Im Schatten war es heute jedoch um einiges kühler und so zog es uns später in die Bar der Lodge, in der auch Internet verfügbar ist. Wir surften ein wenig im Internet und aßen ein Stück Kuchen.
Den restlichen Tag bis zum Abendessen verbrachten wir mit lieblichen Nichtstun auf dem sonnigen Balkon mit Blick in die Ferne.
Gegen 17:45 Uhr machten wir uns fertig und liefen hinauf zum Restaurant Eagle´s Nest, in dem unser heutiges Abendessen stattfand.
In Serpentinen ging es aufwärts bis zu einer Metalltreppe, die uns die letzten Meter entlang der steilen Felswand hinauf auf das Plateau brachte.
Im Licht der untergehenden Sonne verweilten wir noch ein paar Minuten auf einem der Stühle der Aussichtsplattform und genossen die Sicht auf die Fingerklippe und die Tafelberge. Die Plätze im Restaurant werden übrigens nach dem Prinzip „first come, first serve“ vergeben. Wer also gerne am Fenster sitzen möchte, sollte recht früh hinaufsteigen. Aber keine Sorge; jeder bekommt einen Platz. Im Eagle´s Nest kann nur Essen, wer vorher reserviert hat. So gibt es für jeden einen Sitzplatz.
Nach dem guten Essen in Buffetform (nur das Fleisch war etwas zäh) stiegen wir wieder abwärts und nahmen noch einen Drink in der Bar. Was passt in Afrika besser als Amarula?
Danach ging es zurück zu unserem Zimmer. Wieder einmal strahlten die Sterne am tiefdunklen Himmel Namibias um die Wette. Die Milchstraße mit bloßem Auge zu erkennen, ist ein absolutes Highlight hier.