Unsere Reise führte uns heute weiter von der Spitzkoppe in den Etosha Nationalpark. So gut wie jeder Namibia-Tourist wird beim ersten Besuch in den 22.935 Quadratkilometer großen Nationalpark im Norden von Namibia fahren. Der Etosha ist ein bedeutendes Schutzgebiet des Landes und liegt am Nordwestrand des Kalahari-Beckens. Der Park umfasst fast die gesamte 4.760 km² große Etosha-Pfanne.
Da wir aufgrund des starken Windes in der Nacht kaum geschlafen hatten, standen wir noch vor Sonnenaufgang in den Startlöchern und klappten das Dachzelt ein. So ging es scheinbar auch anderen Campern, denn es herrschte schon eine rege Aufbruchstimmung auf dem Campingplatz. Das Spitzkoppe Rest Camp ist wirklich ein toller Campingplatz, dem wir nur jedem empfehlen können. Die Abgeschiedenheit, Ruhe (sofern der Wind nicht bläst) und die atemberaubende Landschaft waren einfach traumhaft.
Wir beobachteten, wie die aufgehende Sonne die umliegenden Berggipfel in Orange und Rot tauchte. Der Vollmond war übrigens immer noch am Himmel zu sehen, so dass ich mich nicht ärgerte, am frühen Morgen nicht zum Beobachten des Sternenhimmels und der Milchstraße aufgestanden zu sein.
Ein letzter Blick zurück und ein weiterer Abschnitt unserer Namibia-Reise lag hinter uns. Bis zum Okaukuejo Camp im Ethosha-Nationalpark mussten wir nun rund 430 Kilometer (ca. 5 Stunden) zurücklegen. Davon konnten wir den Großteil allerdings auf Asphalt fahren. Welch ein Luxus.
Wir fuhren nach rechts auf die D3716, die uns an zahlreichen Souvenirständen und Blechhütten vorbeiführte, die rund um die Spitzkoppe zu finden waren.
Am Ende der Schotterstraße bogen wir auf die D1918 und konnten noch einmal einen Blick auf das Spitzkoppemassiv werfen. Die Landschaft beeindruckte uns ein weiteres Mal.
Die Schotterstraße D1918 führte uns nach links auf die asphaltierte B2 in Richtung Usakos und Karibib. Hinter Karibib fuhren wir auf die ebenfalls asphaltierte C33 und nahmen hinter Kalkfeld die M63 nach links.
Nach rund 300 Kilometern erreichten wir Outjo, wo wir noch einmal das Auto volltanken ließen, bevor es in den Etosha-Nationalpark ging. Im Park selbst kann man nicht bzw. nur mit Aufschlag tanken (wenn es an der Tankstelle denn Benzin gibt, besser nicht drauf verlassen, sondern vorher tanken).
Während Marcel im Shop bezahlen ging und ein paar Chips mitbrachte, beobachtete ich das Treiben an der Tankstelle. In Deutschland würden wohl auch keine Hühner mitten auf einem Parkplatz der Tankstelle herumlaufen. Ich musste schon schmunzeln 😊.
Wir ließen Outjo hinter uns und folgten für die verbleibenden 130 Kilometern der asphaltierten C38. Wirklich spannend war die Fahrt nicht, nur die Straßenschilder brachten uns zum Lachen. Gewarnt wurde vor querenden Elefanten, Giraffen und auch Warzenschweinen.
Nach 5,5 Stunden erreichten wir das Anderson Gate – eines der Nationalparktore, das in den Etosha führt. Hier wurden wir von der Polizei nach unserem Verbleib im Park und der Aufenthaltsdauer befragt. Das Permit zum Befahren des Parks erhält man hier übrigens nicht, sondern erst in einem der Camps.
Ein weiteres Tor konnten wir direkt ohne Halt passieren. Hier wird bei Ausfahrt evtl. das Auto vom Veterinärsamt inspiziert, denn es ist nicht erlaubt, Fleisch aus dem Etosha mit hinauszunehmen.
Auf den ersten Metern wurden wir bereits von einer ganzen Herde Zebras begrüßt, die gemütlich über die Asphaltstraße trotteten. Wir freuten uns über die schnelle, erste Tiersichtung. Zebras sollten wir allerdings in den nächsten Tagen noch zur Genüge zu Gesicht bekommen.
Direkt hinter dem Anderson Gate wartete das Wasserloch Ombika auf Besucher. Auch wir bogen ab die Schotterpiste ab und fanden an einem Wasserloch zahlreiche weitere Zebras vor. Beeindruckend.
Auch ein Gabarhabicht (Gabar goshawk; Micronisus gabar) beobachtete die Szenerie von einem Baumwipfel aus.
Etwa 11 Kilometer lagen bis zum Okaukuejo Camp vor uns. Eine Riesentrappe (kori bustard; Ardeotis kori) lief am Wegesrand durch das Steppengras.
Auch Springböcke bekamen wir zu Gesicht. Unsere Fahrt in den Etosha fing doch schon mal vielversprechend an. Wir hofften natürlich in den nächsten drei Tagen auf den König der Tiere.
Gegen 14 Uhr erreichten wir das Okaukuejo Camp des NWR. Wir hatten uns für das Waterhole Chalet entschieden, da das Okaukuejo Resort eines der besten Wasserlöcher hat und viele Tiere anzieht. Gebucht haben wir das Chalet über die Website des NWR.
An der Rezeption war einiges los und während Marcel eincheckte und das Permit für die nächsten drei Tage bezahlte (insgesamt 1.050 NAD), schaute ich mich ein wenig auf dem Gelände um.
Mit dem Auto fuhren wir zum Waterhole Chalet, dass sich zwar nicht in erster Reihe befand aber dafür fußläufig zum Wasserloch lag.
Nachdem wir die Sachen ins Zimmer gebracht hatten, liefen wir direkt zum Wasserloch. Zahlreiche Zebras, Springböcke und Gnus waren hier versammelt.
Wir wollten die verbleibende Zeit bis zum Sonnenuntergang nutzen und uns auf Pirschfahrt zu ein paar Wasserlöchern in der Nähe begeben. Die Tore des Camps waren von 07:25 Uhr bis 18:25 Uhr geöffnet. Bis kurz vor halb 7 hatten wir jetzt also Zeit, die Umgebung zu erkunden.
Der Touristenshop, in dem es eine Karte vom Etosha mit einer Übersicht der Wasserlöcher zu kaufen gab, hatte leider schon geschlossen, daher fuhren wir entlang des GPS-Tracks, den ich zu Hause vorbereitet hatte. Erster Stopp war das Wasserloch Gaseb.
Auf dem Weg dorthin entdeckten wir erneut eine Riesentrappe (kori bustard; Ardeotis kori) und eine Gackeltrappe (Northern black korhaan; Afrotis afraoides).
Ein Grautoko (African grey hornbill; Lophoceros nasutus) auf einem Baum lenkte unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die Vögel sind einfach cool.
Nach rund 6 Kilometern erreichten wir das Wasserloch, in dem sich allerdings kein Wasser mehr befand. Daher waren auch nicht viele Tiere hier. Ein Kampfadler (Martial eagle; Polemaetus bellicosus) verspeiste auf einem dornigen Busch in Ruhe seine Beute. Ich bin immer wieder beeindruckt, dass den meisten Vögeln, die Dornen auf den Büschen nichts auszumachen scheinen. Obwohl der Mensch sein einziger Feind ist, ist der Kampfadler gefährdet, da er häufig verfolgt wird, sobald er Siedlungen zu nahe kommt, da viele Farmer Angst um ihr Vieh haben. Zurzeit ist ein stetiger Rückgang des Bestandes zu beobachten.
Fast übersehen hätten wir trotz ihrer Größe die Giraffenfamilie, die sich hinter Büschen versteckte. Unglaublich, dass uns die Tiere aufgrund ihrer Größe erst auf dem zweiten Blick auffielen.
Wir beobachteten uns eine Zeitlang gegenseitig und irgendwann zogen die Giraffen weiter. Unser Zeichen, auch weiterzufahren. Die Uhr mussten wir auch ein wenig im Blick behalten. Eine gute Stunde hatten wir noch Zeit. Allerdings war auch unsere Rundfahrt kilometermäßig etwas länger als gedacht.
Der Schotterpiste folgend, fuhren bis etwa 9 Kilometer bis zu einem Abzweig, der nach rechts zurück zum Anderson Gate führt. Da wollten wir natürlich nicht hin, so dass wir weiter der Schotterstraße folgten.
Unser nächstes Ziel war die künstliche Wasserstelle Gemsbokvlakte. Schnell voran kamen wir nicht, denn die Straße hielt einige tiefe Schlaglöcher für uns bereit. Außerdem wollten wir natürlich auch etwas von der Landschaft und den Tieren sehen. Die maximale Geschwindigkeit beträgt im Etosha übrigens 50 km/h.
Auf der rund 18 Kilometer langen Strecke zum Wasserloch Gemsbokvlakte sahen wir eine weitere Riesentrappe und einen Gabarhabicht.
Je näher wir allerdings der künstlichen Wasserstelle kamen, desto mehr Tiere kamen in Sichtweite. Ein Nashorn zeigte uns in weiter Ferne nur noch seinen Hintern.
Dafür entdeckten wir um uns herum Streifengnus und Giraffen.
Es war bereits kurz vor 18 Uhr und so langsam mussten wir uns zurück zum Okaukuejo Camp begeben. Von der Wasserstelle lagen auf direktem Weg rund 15 Kilometer vor uns. Dafür blieben uns nur 30 Minuten. Und die Piste war leider in keinem guten Zustand.
Im Licht der untergehenden Sonne stand eine Giraffe auf weiter Flur, während sich ein Elefant im Unterholz versteckte und uns auch nur noch sein Hinterteil zeigte.
5 Minuten vorm Schließen der Gates erreichten wir das Camp und fuhren zu unserem Chalet. Den Sonnenuntergang ließen wir am Okaukuejo Wasserloch ausklingen. Tiere waren allerdings keine da.
Für 19:00 Uhr hatten wir einen Tisch im Restaurant des Camps gebucht (Das Abendessen ist nicht im Preis enthalten). Selbst kochen wollten wir heute nicht. Wir setzten uns an einen Tisch und beobachteten das Treiben. Das Restaurant war gut gefüllt und es dauerte etwas, bis der Kellner kam. Wir entschieden uns für ein Hauptgericht (Steak, Reis und Gemüse) und für einen Nachtisch (Kuchen). Wir hatten anfangs etwas Bedenken, bzgl. des Essens hier, da die Bewertungen im Internet nicht gerade vielversprechend waren aber uns schmeckte es ausgezeichnet. Bewertungen sind halt doch immer subjektiv und es kommt auf die individuellen Ansprüche an. Wir fanden keinen Grund zu nörgeln. Die Bedienung war sehr freundlich und um uns bemüht, das Essen sehr gut, heiß und mein Steak durchgebraten 😁. Für Vegetarier/Veganer könnte es hier allerdings sehr schwierig werden, ein sättigendes Menü zu finden.
Nach dem Abendessen machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Wasserloch. Aber es waren immer noch keine Tiere da. Wir gingen zurück ins Chalet und machten uns bettfertig. Nach der gestrigen desolaten Nacht fielen wir schnell in einen tiefen Schlaf.