Einmal die lila blühende Landschaft der Lüneburger Heide zu sehen stand auf meiner Deutschland To-Do Liste ganz weit oben. Da ein Treffen mit Marcels Verwandtschaft aus den USA an diesem Wochenende in Hamburg auf dem Programm stand, nutzten wir so die Gelegenheit, zusammen mit Renate, Günter und meiner Mutter, den Heideblüten einen Besuch abzustatten.
Im Nordwesten der Lüneburger Heide befindet sich das 1077,92 km² große Gebiet des Naturparks Lüneburger Heide. In dessen Kern liegt das um den Wilseder Berg gegründete Naturschutzgebiet Lüneburger Heide mit 234 km², von denen etwa 58 Prozent Wald- und 20 % Heideflächen sind.
Genau hier hin sollte es gehen, denn das Heideblüten-Barometer sagte für diese Region noch die besten Chancen voraus, die blühende Heide zu sehen. Aufgrund der Sommerhitze und der Trockenheit konnte die diesjährige Blüte jedoch nicht an die Heideblüte vergangener Jahre anknüpfen.
Trotzdem wollten wir unser Glück versuchen und vor Ort schauen, wie es rund um den Wilseder Berg aussah. Dafür hatte ich eine Rundwanderung von 10 Kilometern herausgesucht, die auch zum Totengrund führen sollte, ein Tal in der Lüneburger Heide, von dem man die Heideblüten in voller Pracht bewundern kann.
Doch erstmal galt es von unserer Ferienwohnung in Walsrode nach Wilsede zu fahren. Das dauerte eine gute Stunde und vor Ort mussten wir feststellen, dass man mit dem Auto nicht nach Wilsede und zum Wilseder Berg gelangt. Daher mussten wir das Auto auf dem kostenpflichtigen Parkplatz in Undeloh abstellen (1,50 für einen halben Tag/ 3 Euro für einen ganzen Tag) und überlegen, wie wir zum Wilseder Berg gelangen wollten.
Wir mussten entscheiden, ob wir die 4,5 Kilometer bis Wilsede zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit der Pferdekutsche zurücklegen wollten.
Aufgrund der knappen Zeit schlossen wir den Fußmarsch aus, denn 9 Kilometer Hin- und Rückweg nach Wilsede plus die Wanderung von 10 Kilometern waren einfach zu lang. Daher wollten wir uns eine Kutschfahrt gönnen. Es gibt hier die Möglichkeit eine private Kutsche zu nehmen (10 Euro / Person und pro Strecke) oder auf eine Sammelkutsche an einer Haltestelle zu warten (8 Euro / Person und pro Fahrt oder 14 Euro hin und zurück).
Da uns die private Kutschfahrt zu teuer war und die Sammelkutsche gerade abgefahren war, liehen wir uns ein Fahrrad in einem Hotel aus. Kostenpunkt hier 10 Euro / Person. Das war schon was anderes als 100 Euro für die Kutsche, auch wenn das natürlich eines der Highlights hier in der Lüneburger Heide sein soll. Aber die Pferdestärken wären uns auch etwas zu langsam gewesen. Die Fahrt hätte 60-90 Minuten gedauert.
Mit dem Rad waren wir hingegen in einer halben Stunde an der Kreuzung zum Wilseder Berg. Unterwegs konnten wir schon die ersten lila getüpfelten Flächen um uns herum erblicken. Wirklich schön.
Da der Wilseder Berg mit 169 Meter nicht nur den Mittelpunkt des Naturparks Lüneburger Heide darstellt, sondern auch die höchste Erhebung der nordwestdeutschen Tiefebene ist, mussten wir fast die ganze Zeit bergauf strampeln. Die beiden Mütter mussten zwischendurch absteigen, da einige Anstiege doch recht knackig waren.
Die letzten Meter zum Gipfel des Wilseder Bergs legten wir zu Fuß zurück, da der Untergrund immer sandiger wurde. Das Fahrrad konnten wir einfach so lange im Wald abstellen. Mit Diebstahl war nicht zu rechnen; das hatte uns die Dame im Hotel noch gesagt, daher brauchten wir die Räder auch nicht abschließen.
Oben angekommen konnten wir einen tollen Blick auf die umliegende Heide- und Waldlandschaft werfen. Auch wenn einige Heideflächen verbrannt und braun waren, blühte es doch hier und da in voller Pracht.
Auf einer Bank legten wir eine Pause ein und ich nutzte die Zeit, um ein paar Makros von Bienen in der Heide zu schießen.
Da die Sicht heute klar war, konnten wir sogar die Spitzen der Hamburger und der Lüneburger Kirchtürme in der Ferne erspähen.
Wir wanderten zum Gipfelpunkt und genossen mit zahlreichen anderen Menschen die wunderschöne Natur um uns herum.
Danach liefen wir hinab zu unseren Drahteseln und fuhren zurück bis zur Kreuzung. Hier bogen wir nach rechts ab und folgten dem 1,5 Kilometer langen Weg zum Totengrund.
Unterwegs kam uns eine Herde Heidschnucken entgegen. Genau darauf hatten wir gehofft, denn das Wappentier der Lüneburger Heide gehört einfach zu einem Besuch dazu. Die Heidschnucken pflegen die Heide. Sie beissen die Sprösslinge und Kräuter ab und verhindern damit, dass die Lüneburger Heide zuwächst, bzw. die Heidepflanzen ersticken. Nebenbei zertreten sie noch die Spinnenwebe und sorgen damit dafür, dass die Bienen ungefährdet den leckeren Heidehonig einsammeln können (Quelle: www.lueneburger-heide.de).
Kurz darauf erreichten wir den Aussichtspunkt in den Totengrund. Entlang eines Wanderweges kann man einmal um den Talkessel wandern. Wir genossen jedoch nur den Ausblick, der in diesem Jahr leider nicht mit der zauberhaften Heideblüte auf uns wartete. Schade, denn eigentlich sind all die braunen Flächen auf dem Foto lilafarben.
Dafür erblickten wir noch einmal die Heidschnucken, die sich mittlerweile auf einer Wiese eingefunden hatten.
Entlang desselben Weges radelten wir zurück und konnten uns nun fast bis nach Undeloh rollen lassen.
Noch einmal ließen wir die Heidelandschaft auf uns wirken und fuhren bis zum Hotel, an dem wir die Fahrräder zurück gaben.
Mit dem Auto fuhren wir nach Walsrode, machten uns kurz frisch und brachen um 15:45 Uhr Richtung Hamburg auf. Den Stau, den wir gerade auf der Gegenseite gesehen hatten, hatte sich zum Glück aufgelöst und um 17:00 Uhr erreichten wir die Hamburger Hafencity.
Das Auto parkten wir im Parkhaus des Hotels, in dem sich die Verwandtschaft aufhielt. Da wir erst um 18 Uhr verabredet waren, besichtigten wir noch die Elbphilharmonie. Ein wirklich außergewöhnliches Gebäude.
Zurück am Hotel ließen wir den Abend in gemütlicher Runde ausklingen. Da sich Marcels Eltern und die Verwandten ewig nicht mehr gesehen hatten, gab es eine Menge zu erzählen.