Wer auf Stromboli die nächtlichen Explosionen beobachten möchte, darf sich nur bis au 400 Meter frei bewegen. Eine Gipfeltour bzw. Wanderungen oberhalb von 400 Höhenmeter sind im Alleingang – verständlicherweise – aus Sicherheitsaspekten nicht erlaubt, sondern nur mit einem lizensierten Bergführer. Wie unberechenbar der Vulkan ist, hat er vor ein paar Wochen auf beängstigende Weise demonstriert.
Eine wunderschöne Möglichkeit, die Landschaft auf Stromboli auf individuelle Weise kennenzulernen, ist eine Wanderung entlang des Panorama-Höhenwegs.
Wir starteten daher nach dem Frühstück vom Aparthotel Il Gabbiano Relais auf Stromboli in Richtung Ristorante Osservatorio.
Kein Wölkchen hing vor dem Gipfelkrater des Stromboli und daher konnten wir zwischendurch immer wieder einen Blick auf die Ascheeruptionen des Vulkans werfen.
Der Stromboli ist übrigens ständig aktiv. In unregelmäßigen Abständen (wenige Minuten bis stündlich) kommt es aus mehreren Krateröffnungen zu größeren und kleineren Eruptionen.
Erneut führte uns der Weg über den breiten Wirtschaftsweg hinauf bis zum Ristorante Osservatorio.
Auf den Pflastersteinen gelangten wir schnell an Höhe und erreichten den Abzweig zur Sciara del Fuoco. Die sogenannte Feuerrutsche befindet sich unterhalb der aktiven Krater. Das ausgeworfene Material des Stromboli fällt meist in den Krater zurück oder es rollt teilweise über die Sciara del Fuoco ins Meer.
Bevor wir dem Panorama-Höhenweg nach links folgten, wagten wir uns an den steilen und sandingen Aufstieg bis auf 400 Höhenmeter.
Zuerst gelangten wir nach zwei Serpentinen bis auf eine Höhe von 280 Metern. Von hier hatten wir bereits einen tollen Blick auf die Krater des Stromboli und konnten die eine oder andere Eruption beobachten. Dennoch wollten wir höher.
Der sehr enge steile Weg führt auf schmalem Pfad nach oben bis zu einer Plattform. Die zu überwindenen 120 Höhenmeter haben es in sich und wir beschlossen daher, jeder für sich zu laufen.
Stromboli belohnte uns für die Mühen und spuckte Lavabrocken und Asche in die Luft. Begeistert genossen wir den Ausblick.
Allerdings zog es sich ein wenig zu und Regen setzte ein. Da meine Schwester einen Schirm dabei hatte, quetschten wir uns zu dritt auf eine kleine Holzbank unter ein Gebüsch, spannten den Schirm auf und warteten den Schauer auf. Zum Glück war außer uns niemand hier oben 😂.
Während wir warteten, beobachteten wir die Schiffe auf dem Meer und die Bergziegen unterhalb des Gipfels.
Als es aufhörte zu regnen, warfen wir noch einmal einen Blick auf Stromboli und die beeindruckende Sciara del Fuoco und stiegen danach den steilen Pfad hinab bis zum Abzweig.
Hier folgten wir dem Panorama-Höhenweg nach rechts Richtung San Vincenzo. Der Weg ist eine wunderschöne Alternative, für jeden, dem der Aufstieg zu den Gipfelkratern des Stromboli zu schwer ist.
Knapp zwei Kilometer nordöstlich vor der Insel ragt ein kleiner unbewohnter Fels aus dem Meer, der Strombolicchio, auf dem sich nur ein Leuchtturm befindet. Der Strombolicchio ist der feste, beständige Kern eines früheren Vulkans.
Wir befanden uns auf einer Höhe von ca. 250 Metern. Der Wanderweg führte uns immer wieder rauf und runter auf einer Höhe zwischen 250 und 350 Metern.
An einem Picknickplatz legten wir eine Rast ein, tranken etwas und blickten hinab auf die Ortschaft Stromboli. Diese wird aus den mittlerweile zusammengewachsenen Ortsteilen Scari, San Vincenzo, Ficogrande, Piscità und San Bartolomeo gebildet. Die andere Ortschaft – Ginostra – kann übrigens nicht auf dem Landweg erreicht werden (es sei denn, man überquert den Vulkan), sondern nur per Boot.
Vom Picknickplatz folgten wir dem Weg leicht bergab ins Tal bis zu einem alten, kaum mehr erkennbaren Friedhof.
Nach ca. 4 Stunden gelangten wir zur Kirche San Vincenzo und liefen zurück zu unserer Unterkunft.
Gegen halb 7 machten meine Schwester und ich uns erneut auf den Weg zum Aussichtspunkt auf den Gipfelkrater des Stromboli.
Wieder legten wir die ca. 3 Kilometer durch die schmalen Gassen Strombolis und den Aufstieg bis zum Ristorante Osservatorio zurück. Beim nächsten Besuch der Vulkaninsel würde ich eine näher gelegene Unterkunft bevorzugen, denn der Weg zog sich gewaltig und war nach dem dritten Mal auch nicht mehr allzu spannend.
Stromboli meldete sich zwischendurch immer wieder zu Wort und der Blick zum Gipfelkrater zeigte, häufiger als gestern, dunkle Aschewolken. Wir konnten es kaum erwarten, endlich auf der Aussichtsplattform auf 400 Meter Höhe anzukommen.
Ein abermals anstrengender und schweißtreibender Aufstieg, bis wir endlich oben waren – und mit uns ungefähr 30 weitere Touristen, die sich noch irgendwo hier oben hinquetschten, denn viel Platz hat man leider nicht.
Wir setzten uns auf einen Asphaltblock neben einem Schweizer Pärchen. Ich baute mein Stativ auf, stellte alles für die hoffentlich anstehenden Eruptionen bei Dunkelheit ein und genoss den fantastischen Sonnenuntergang.
Zwei gewaltige Eruptionen des Stromboli ließen sogar bei noch vorherrschendem Tageslicht, die Lapilli erkennbar werden. Hoffentlich behielt Stromboli seine heutige Aktivität bei und hoffentlich zogen auch keine Wolken auf. Das war am Abend häufig das größere Problem auf der Insel.
Die Sonne versank langsam im Meer und es wurde dunkel. Nun machte die Kamera auch die ersten rotglühenden Lavaauswürfe an einem der Gipfelkrater erkennbar.
Und endlich erblickte ich meinen ersten kleinen Ausbruch des Stromboli mit bloßem Auge. Die „Oohs“ und „Aahs“ der anderen Leute blendete ich vollkommen aus und genoss das von der Natur geschaffene Kino aus sicherer Entfernung.
Der regelmäßige Auswurf von Lavafetzen, Schlacken und Aschen ist so typisch für Stromboli, dass Vulkanaktivität dieser Art Strombolische oder Strombolianische Aktivität genannt wird. Diese, in dieser Regelmäßigkeit weltweit einzigartige, kontinuierliche Aktivität basiert auf dem Phänomen der Zwei-Phasen-Konvektion: In einer gewissen Höhe des Schlotes ist der Dampfdruck der Gase größer als der Gewichtsdruck der über den Gasen sich befindenden Flüssigkeit. Die entstehenden Gasblasen steigen auf und reißen beim Zerplatzen an der Oberfläche Magmafetzen mit sich. Durch die Entgasung erhöht sich die Dichte der Schmelze, die eine weitere Entgasung vorübergehend verhindert, während sie absinkt. Ist die Dichte der Schmelze so weit gesunken, dass der Gewichtsdruck wieder geringer ist als der Gasdruck, steigen erneut Gasblasen auf.
Nach nur zwei weiteren kleinen Eruptionen zogen jedoch Wolken auf und gaben kaum noch Sicht auf die Strombolianer frei.
Wir beschlossen daher, dass die Zeit für den Abstieg gekommen war.
Mit Stirnlampen bewaffnet begaben wir uns zurück zur Unterkunft und zeigten meiner Mutter die beeindruckenden Fotos von den drei Eruptionen, die wir live miterlebt hatten.