Das erste Licht des Tages weckte uns bereits um 05:30 Uhr. Da wir uns aber nach der unruhigen Nacht noch nicht so recht aus dem Schlafsack schälen konnten, versuchten wir lieber noch einmal etwas einzuschlafen.
Um 07:30 Uhr standen wir dann jedoch auf, packten das Zelt zusammen (Willkommen Schwindelgefühl bei jedem Hoch und Runter) und kochten uns eine Suppe zum Frühstück.
Die gestrigen knapp 13 Kilometer mit schwerem Gepäck machten sich bis jetzt „nur“ auf der Hüfte bzw. bei Marcel auf den Schultern bemerkbar.
Auch die beiden Gruppen am Eco Track Campground packten bereits zusammen. Da wir aber gestern schon die 200 Höhenmeter vom Fluss zum Hochplateau gelaufen waren, hatten wir ein wenig Vorsprung, bevor uns die anderen Wanderer mit viel leichterem Gepäck (maximal ein Tagesrucksack) einholen würden.
Um 08:30 Uhr hatten wir alles im Rucksack verstaut und starteten auf 3.200 Metern Höhe. Die ersten Träger der anderen Gruppen überholten uns bereits. Deren Rucksäcke waren wirklich brachial. Und was die alles dabei hatten. Sogar Campingstühle! Das schien uns ein wenig dekadent aber gut.
Ein schmaler Pfad brachte uns durch das Teleti-Tal zum Aufstieg des Teleti Passes. Der Pass liegt auf 3.700 Meter. Wir hatten also „nur“ 500 Höhenmeter vor uns 🤐. Mit schweren Rucksäcken gar nicht so einfach, wie es klingt.
Auf den ersten Metern gewannen wir recht wenig an Höhe. Daher konnten wir den Blick auf die umliegenden Berge und das Tal mit den vielen, bunten Blumen ausgiebig genießen. Wahnsinn, was hier alles blühte. Vergissmeinnicht, Enzian und Edelweiß sind nur einige wenige Pflanzen, die ich erkannt hatte.
Nach der Überquerung des Flusses (recht seichtes Wasser und viele Steine), begann der eigentliche Aufstieg zum Pass. Und der hatte es in sich.
Es ging nun sehr steil bergauf bis auf 3.500 Metern Höhe.
Bis auf eine kurze felsige Passage aus Schiefergestein verlief der Weg jedoch nur auf trockener Erde.
Die erste Pause legten wir auf 3.550 Metern ein (2,5 Kilometer, 50 Minuten). Es zogen jedoch mehr und mehr Wolken auf und eine ausgiebige Rast hielten wir im Schatten nicht lange aus. Die Kälte machte sich auf dieser Höhe schnell bemerkbar.
Mittlerweile hatte uns der erste Wanderer der Gruppe eines russischen Touranbieters eingeholt. Ein wenig beneidete ich einige der Wandertruppe um ihre Kopfhörer. Mit Musik wäre der Anstieg sicherlich angenehmer verlaufen.
Der Aufstieg zum Teleti Pass verlief nach Erreichen eines Hochplateaus aus Schiefer weiter durch Geröll- und einige kleine Schneefelder.
Immer wieder mussten wir keuchend und pustend kleine Pausen einlegen. Ich sah schon den finalen, steilen Anstieg.
Die letzten 150 Höhenmeter hatten es wirklich in sich. Da wurde intern ganz schön geflucht. Ich gab daher meine eigenen Konzerte im Kopf und lenkte mich so ein wenig vom Anstieg ab.
Über Geröll ging es steil aufwärts. Kaum ein paar Meter gegangen, mussten wir auch schon wieder Luft holen.
Irgendwann hat jedoch alles ein Ende und nach insgesamt 2,5 Stunden erreichten wir die Passhöhe auf 3.700 Metern. Graupel und starker Wind empfingen uns. Wir holten nur ein paar tief Luft, bevor wir uns an den Abstieg begaben.
Durch tiefe Schneefelder, in die wir einige Male bis zu den Oberschenkeln einsackten, verloren wir schnell an Höhe.
Der Weg war zwischendurch mit Steinmännchen gekennzeichnet aber wir konnten auch immer wieder ein paar Wanderer der russischen Gruppe erkennen. Die andere Gruppe aus Großbritannien war noch weit hinter uns.
Entlang des Flusses gelangten wir immer tiefer bis zu einer Hochebene. Hier konnten wir auch unseren Wasservorrat auffüllen und eine Rast einlegen. Das Wetter hatte sich gebessert und die Sonne schien.
Mittlerweile waren wir auf 3.600 Metern angekommen. Von unserem Zeltplatz bis zum Plateau hatten wir insgesamt 3 Stunden benötigt.
Einer der Russen gesellte sich zu uns. Leider sprach er nur ein wenig gebrochenes Englisch (und wir kein Russisch) aber er zeigte uns in der Ferne ein Graues Murmeltier, dass in aller Ruhe zwischen den Felsen herlief. Ohne Teleobjektiv leider nur als Suchbild.
Wir beobachteten es eine Weile, tranken ausgiebig und aßen ein paar Nüsse.
Ein schmaler Pfad brachte uns sanft hinab in ein breites Tal. Hier grasten Pferde und Kühe und ließen sich durch die Wanderer nicht stören.
Ein paar Mal mussten wir den Fluss queren. Es gab aber immer genügend Steine, um nicht komplett nasse Füße zu bekommen.
Der Weg im Karakol-Tal verlief recht eben und wir erreichten den vorbereiteten Lunchbereich der russischen Gruppe. Während die Gruppe hier ihre Pause einlegte, wanderten wir an ihnen vorbei weiter abwärts.
Erneut querten wir festes Gestein und Schieferplatten und folgten dem schmalen Pfad weiter abwärts in das Tal.
Ein kaum erkennbarer Graspfad brachte uns bis zur Baumgrenze auf 3.000 Meter Höhe. Einige der Träger überholten uns bereits wieder, um das Camp der Russen vorzubereiten. Die Jungs sind echt flott und tragen manchmal nur Badelatschen!!
Unsere nächste Pause legten wir um 14 Uhr unter einem Baum im Schatten auf 2.900 Metern Höhe ein. Ich war froh, ein paar Minuten die Schuhe ausziehen zu können, denn meine Füße schmerzten von dem Abstieg mittlerweile gewaltig. Auch der Rest des Körpers sendete Signale, die eigentlich nur darauf hindeuten, den Rucksack abzuwerfen und einfach hier vor sich hinzuvegetieren.
Irgendwann war es aber Zeit weiterzuwandern, denn ich wollte nur noch eines: das Zelt aufbauen, liegen und Entspannen. Doch dafür mussten wir noch weitere 400 Höhenmeter absteigen. Gemein war vor allem die Tatsache, dass wir den Fluss Karakol in der Tiefe mäandern sahen und wussten, bis dahin müssen wir hinab.
Durch eine traumhafte Naturkulisse mit Blick auf Berge und viele bunte Blumen folgten wir dem Pfad nun steil abwärts.
Zum Glück hatte ich meine Bandage dabei, denn der Verlust von ca. 1.200 Höhenmetern geht ordentlich in die Knie und sollte nicht unterschätzt werden. Zumal der Weg durch den Wald wirklich steil nach unten geht.
Ich war froh als wir endlich das Tal erreichten und nur noch ein knapper Kilometer Fußmarsch bis zum Zeltplatz vor uns lag.
Wir überquerten eine Brücke und entdeckten die ersten Zelte der beiden Gruppen. Ein Russe beglückwunschte uns und sagte, dass wir echt „harte Typen“ sind. Ja mit dem Gepäck, dass wir zu Tragen hatten, hatte er nicht unrecht.
Unser Zelt bauten wir etwas weiter entfernt von dem Gruppencamp auf. Das Tal ist breit genug und eine eben gelegene Fläche lässt sich hier überall finden. Wer noch gut genug zu Fuß ist, kann auch die 1,5 Kilometer von hier bis zum Karakol Basecamp laufen. Der Weg verläuft eben.
Ich weigerte mich jedoch und an einer geeigneten Stelle bauten wir unser Zelt auf. Wir befanden uns hier auf 2.500 Metern Höhe. Kaum zu glauben, dass Morgen schon wieder 1.000 Höhenmeter vor uns lagen. Wer war eigentlich auf diese Idee gekommen, drei Pässe zu überqueren?
Da wir noch recht früh am Campingplatz angelangt waren (ca. 15:30 Uhr), bauten wir das Zelt noch nicht auf, sondern legten die Plane in die Sonne und genossen die warmen Strahlen. Herrlich, endlich die Schuhe ausziehen zu können. Auch Marcel war froh, den Rucksack für heute nicht mehr schultern zu müssen.
Wir dösten ein wenig vor uns hin, bevor Marcel sich zum nahegelegenen Flussufer begab und Wasser filterte. Der Wasserverbrauch sollte auf gar keinen Fall unterschätzt werden. Wir hatten eine 2 Liter Getränkeblase, eine 1,5 Literflasche und zwei 1 Literflaschen dabei, die bei Erreichen unseres Tagesziels und nach ein- oder zweimaligem Auffüllen unterwegs trotzdem fast immer leer waren.
Da das Wasser hier im Tal sehr milchig war, konnte unser Grayl Geopress Filter endlich mal zeigen, dass er sein Geld auch wert war. Das Filtern ging bei dem Wasser zwar deutlich schwerer aber am Ende hatten wir glasklares Wasser in den Flaschen. Keine Sedimente, keine milchige Farbe.
Ich wusch mich ein wenig und zog mir trockene Klamotten an. Was hätte ich jetzt für eine heiße Dusche gegeben.
Nachdem die Sonne fast hinter den Bergen verschwunden war, bauten wir das Zelt auf einer geraden Fläche auf. Danach gings an die Essenzubereitung. Marcel nutzte den nahegelenen Fluss, um Wasser zum Waschen aufzuwärmen.
Mit den letzten Strahlen der Sonne, legten wir uns ins Zelt und wurden von einem lauten Trampeln und Schmatzen kurz vorm Einschlafen geweckt.
Zahlreiche Kühe hatten sich in der Nähe unseres Zeltes versammelt. Nur wenig später gesellte sich noch eine Herde Pferde zu ihnen und wir waren doch ein wenig unsicher, ob unser Zeltplatz so gut gewählt war. Marcel trieb die Kühe etwas weiter weg vom Zelt aber wir wussten nicht, ob die Viecher in der Nacht nicht doch zurückkamen?
Also beschlossen wir im Dunkeln und nur mit Stirnlampen bewaffnet, das Zelt zu einem großen Stein zu verschieben. Das war gar nicht so einfach, denn man konnte kaum etwas sehen.
Nachdem wir den Umbau erfolgreich hinter uns gebracht hatten und alle Heringe wieder fest im Boden hineingeschlagen waren, legten wir uns erneut hin und konnten tatsächlich eine angenehme Nacht mit nicht allzu kühlen Temperaturen und ohne störende Kühe auf 2.500 Metern Höhe verbringen.