Kirgistan: Aufstieg zum smaragdfarbenen Ala-Kol

Nach dem gestrigen anstrengenden Auf- und Abstieg ins Karakol-Tal wurden wir mit dem ersten Licht des Tages von den Kühen geweckt. Eigentlich nur von einer Kuh, denn die muhte am laufenden Band. Heute sollte es erneut 1.000 Höhenmeter aufwärts zum Ala-Kol gehen – dem Highlight der Gegend.

Mittlerweile hatte sich eine kleine Herde Kühe wieder um unser Zelt versammelt. Wir wollten allerdings noch nicht um 05:30 Uhr aufstehen und Marcel vertrieb die Kühe so gut es ging. Nur eine wollte partout nicht gehen. Gut, dann soll sie halt da bleiben.

Frühmorgendlicher Blick aus dem Zelt

Wir dösten noch ein wenig und standen um 07:00 Uhr auf. Wieder galt es Sachen und Zelt zu verstauen und das Frühstück einer Nudelsuppe zu genießen.

Schön wars im Karakol-Tal

Die eine Kuh muhte immer noch und lief ganz verstört umher. Ein paar Minuten später sahen wir wieso. Sie war anscheinend auf der Kuche nach ihrem Kalb und hatte es unter einem Baum entdeckt. Aber es bewegte sich nicht mehr. Nun lief die Kuh mehrmals muhend auf und ab und ging immer wieder zu ihrem toten Kalb. Das war schon ein trauriger Anblick. Da soll noch einmal sagen, Tiere hätten keine Gefühle.

Wir sahen daher zu, dass wir uns auf den Weg machten. Sonst wurden wir noch ganz trübsam.

Um 8 Uhr waren wir auf dem breiten Wirtschaftsweg, den übrigens auch Geländewagen nutzen, unterwegs.

Die Sonne ging über die Berggipfel auf und wir genossen die ersten warmen Strahlen des Tages.

Sonnenaufgang im Karakol-Tal

Nach 1,5 Kilometern auf dem eben verlaufenden Wirtschaftsweg, erreichten wir das Karakol Basecamp. Hier hat man auch die Möglichkeit in einer Jurte zu übernachten oder etwas zu Essen. Viel los war nicht.

Karakol Basecamp

Einen passenden Weg über den breiten, rauschenden Fluss zu finden, entpuppte sich nicht als sehr einfach. Wir entdeckten jedoch weiter oben, hinter dem Karakol Basecamp einen Übergang, den die Träger wohl bereits gelegt hatten.

Einer von ihnen überholte uns auch gleich und wir konnten sehen, welchen Weg er nahm.

Wir taten ihm gleich und gelangten über dicke Steine und Holzstämme trockenen Fußes über den Fluss.

Flussquerung im Karako-Tal

Ein paar Meter weiter standen wir vor einem Wegweiser und einer breiten, festen Brücke, die uns abermals sicher den Fluss überqueren ließ. Hier waren wir am tiefsten Punkt der Wanderung angekommen – auf 2.550 Metern.

Breite Brücke über den Karakol

Blick ins Karakol-Tal

Entlang eines schmalen Pfades wanderten wir leicht aufwärts durch einen idyllischen Wald.

Wir gelangten aus dem Wald hinaus und durften uns direkt einem ordentlichen Anstieg widmen. Immerhin gewannen wir dadurch schnell an Höhenmetern, denn der Ala-Kol-See befindet sich auf 3.500 Metern Höhe.

Steil bergauf durch eine zauberhafte Naturkulisse

Pustend stiegen wir weiter aufwärts. Der Blick zurück war traumhaft.

Zwischendurch Luft holen nicht vergessen

Bergauf zum Ala-Kol

Aussicht auf dem Weg zum Ala-Kol

Der staubige Pfad brachte uns schnell höher. Die erste Pause des Tages gönnten wir uns nach 2 Stunden Wanderung auf 2.770 Metern Höhe. Heute fielen mir die Schritte schon um einiges schwerer als am gestrigen Tag. Die Schultern schmerzten, die Beine sowieso und die Hüfte meldete sich auch zwischendurch. Aber für die traumhaften Ausblicke wird man dennoch immer wieder für die Mühen entlohnt.

1. Pause nach 2 Stunden Wanderung auf 2.770 Meter Höhe

Mittlerweile hatten uns einige Träger der russichen Gruppe überholt. Die Jungs sind echt flott und das ohne Bergstiefel oder Wanderstöcke. Verrückt.

Der Anstieg bis auf 2.900 Meter Höhe verlief sehr anstrengend. Das Gelände wurde wirklich sehr steil und der staubige Boden bot kaum Grip. An einigen Stellen hoffte ich einfach, dass meine Schuhe irgendwie halt auf dem Untergrund fanden.

Weg zum Ala-Kol

Wir wanderten ein kurzes Stück auf gerader Ebene und genossen den Ausblick auf die Bergwelt und das wunderschöne Tal. Weiter unten waren bereits Stimmen der russichen Gruppe zu hören.

Weg zum Ala-Kol

Bergblicke

Der staubige Pfad ging bald in steiniges Gelände über. Zuerst hatten wir uns für den falschen, unteren Weg entschieden. Ein Russe zeigte uns aber zum Glück, dass wir oberhalb des Weges her mussten. Hier war der Weg zwar nicht besser erkennbar aber durch Steinmännchen gekennzeichnet, was die Wanderrichtung um einiges erleichterte.

Kurze felsige Passage auf dem Weg zur Sirotahütte

Kurze felsige Passage auf dem Weg zur Sirotahütte

Kurze felsige Passage auf dem Weg zur Sirotahütte

Kurze felsige Passage auf dem Weg zur Sirotahütte

Nachdem der Weg über die Felsbrocken ein Ende genommen hatte, folgten wir dem Wanderweg leicht abwärts bis zu einem Jurtencamp und der Sirota Hütte. Hier gab es Cola, Wasser und sogar Zigaretten zu kaufen. Wir gönnten uns fatalerweise eine Cola.

Die letzten Meter bis zur Sirotahütte

Kurz vor der Sirotahütte

Jurtencamp in der Nähe der Sirotahütte

Die Sirotahütte befindet sich übrigens 2,5 Kilometer vom Karakol Basecamp entfernt. Hier ist auch der Eintritt für den Ala-Kol-Nationalpark zu zahlen. Insgesamt zahlten wir 650 Som für zwei Personen und ein Zelt.

Wir gönnten uns bis ca. 11:30 Uhr eine Pause. Auch ein Teil der russischen Gruppe nutzte die Gelegenheit zum Rasten.

Pause am Jurtcamp an der Sirotahütte

Der Weg verläuft nun vorbei an der Hütte immer am Fluss entlang. Bevor wir unsere Wasserreserven auffüllten, wollten wir erstmal ein paar Meter machen.

Auf einer Hochebene zum letzten Anstieg zum Ala-Kol

Auf einer Hochebene zum letzten Anstieg zum Ala-Kol

Auf einer Hochebene zum letzten Anstieg zum Ala-Kol

Marcel hatte die Cola nicht allzu gut vertragen. Ihm war schlecht und er hatte ordentlich Sodbrennen. Bei mir waren zum Glück keine Auswirkungen des süßen Getränks zu spüren.

Der Wegverlauf am Fluss enthält abermals einige steile Passagen, die uns ordentlich ins Schwitzen brachten. Immer wieder legten wir kleine Atempausen ein. Aber der Ausblick war gigantisch.

Entlang des Flusses gehts immer nur aufwärts

Entlang des Flusses gehts immer nur aufwärts

Steil aufwärts

Blick auf den reißenden Fluss direkt neben dem Weg

Wadentraining ;-)

Unsere nächste Pause legten wir nach nur 1,5 Kilometern um 12:30 Uhr auf 3.150 Metern Höhe ein. Ein flacher Bereich direkt am Ufer des Flusses lud zum Filtern des Wassers ein. Auch hier war das Wasser wieder so klar, dass ein Filtern vermutlich nicht notwendig gewesen wäre.

2. Pause auf 3.150 Metern Höhe

Ich aß einen Powerriegel und trank ordentlich, bevor wir nach 15 Minuten wieder aufbrachen. Die Träger hatten an dieser Stelle bereits den Mittagstisch für die russische Gruppe aufgebaut. Für uns hieß dass, das wir nun erstmal alleine unterwegs sein würden.

Der Weg verläuft auf schmalen Pfaden sehr steil über Geröll bergauf. Das war wirklich ganz schön anstrengend und brachte wieder viele Flüche zu Tage. Hätte ich doch nur ein wenig Musik dabei gehabt…

Weiter gehts auf Geröll und Felsen bergauf

Weiter gehts auf Geröll und Felsen bergauf

Weiter gehts auf Geröll und Felsen bergauf

Durch den steilen Anstieg gewannen wir natürlich gut an Höhe und der Mittagsplatz der Russen, sowie das Jurtencamp waren bald nur noch als kleine Punkte in der Landschaft zu erkennen.

Blick zurück ins Tal

Ich hoffte allerdings, dass der Weg auf der anderen Seite nicht auch so steil abwärts über den ausgetretenen Pfad ging.

Doch erstmal mussten wir den Pass aufwärts gehen. Immer wieder mussten wir kurze Pausen einlegen, die ich nicht zur zum Luftholen, sondern auch zum Fotografieren der Landschaft nutzte.

Und Blick nach vorne auf die letzten Höhenmeter

Was man bei uns nur schwer finden kann, blüht hier an jeder Ecke - Edelweiß

Was man bei uns nur schwer finden kann, blüht hier an jeder Ecke - Edelweiß

Der finale Anstieg. Ja wir müssen über den Pass

Ein reißender Wasserfall suchte sich durch den letzten Schnee des Winters seinen Weg nach draußen.

Noch 200 Höhenmeter bis zum Ala-Kol

Idyllischer Wasserfall lädt zur Pause ein

Mittlerweile kamen uns ein paar Wanderer entgegen. Die hatten auch keinen schönen Abstieg vor sich, denn dadurch, dass der Boden so sandig war, fanden die Schuhe kaum Halt und man musste aufpassen, dass man nicht abrutschte. Das Gelände ist zwar kein finales Absturzgelände aber dennoch konnte man sich ordentlich verletzten, wenn man ausrutschte.

Noch knapp 150 quälende Höhenmeter

Über loses Geröll nehmen wir die letzten Meter in Angriff

Blick zurück ins Tal und die geschafften Höhenmeter

80 Höhenmeter vor dem Erreichen des Sees ging der Pfad in einen kaum erkennbaren Weg über, der über dicke Felsbrocken führte. Steinmännchen gab es leider keine und so suchten wir uns selbst einen Weg.

Wegloses Gelände auf den letzten Metern

Einer der Träger der russischen Gruppe, der uns mittlerweile wieder eingeholt hatte, stieg ganz am Rand der Felsen steil bergauf. Mir war das Gelände allerdings viel zu steil und mit zu viel Geröll beladen. Ich entschied mich für die Variante über die dicken Felsen, da die Steine einfach mehr Halt boten als das lose Geröll.

Wegloses Gelände auf den letzten Metern

Zwischendurch ging es auf festem Untergrund weiter, bis abermals Felsen überwunden werden mussten.

Nun ist es fast geschafft

Dann tauchte der Ala-Kol-See jedoch endlich auf und belohnte uns für das Abmühen bis hier hinauf.

Endlich taucht er auf - der Ala Kol

Der Blick auf den See war atemberaubend. Um 15 Uhr konnten wir auf 3.548 Meter Höhe endlich aufatmen, die Wanderschuhe ausziehen und einfach nur den Ausblick genießen.

Der türkisfarbene Ala-Kol und strahlender Sonnenschein

Zwischendurch suchte ich noch einen Geocache, während Marcel die Zeit zum Erholen ausgiebig nutzte.

Pause am Ala-Kol

Am Anfang des Sees befinden sich übrigens auch schon Zeltplätze mit fantastischem Blick auf den See, die beim Besuch von Gruppen durchaus präferiert werden sollten. Die Gruppen laufen nämlich noch ein Stück bis zu einem anderen Campingplatz.

Am Ala-Kol auf 3.500 Metern Höhe

Selfie am Ala-Kol auf 3.500 Metern Höhe

Am Ala-Kol auf 3.500 Metern Höhe

Mittlerweile trafen auch immer mehr Russen ein. Das war schon lustig, dass wir uns immer wieder ein- und überholten. „Chasing each others“ nannte es der eine Russe passend 😂.

Nach einer guten Stunde Ruhepause und Erholung, zogen wir die Schuhe wieder an, denn auch wir wollten den morgigen Anstieg zum Ala-Kol-Pass verkürzen.

Der erneut sehr steile Anstieg oberhalb des Sees brachte uns auf 3.600 Meter Höhe und erneut ordentlich ins Pusten.

Noch einmal Schuhe schnüren und bergauf wandern

Trotz der internen Flucherei über den letzten Anstieg bis zum Zeltplatz, konnten wir den Blick nicht vom See wenden. Die kitschige türkise Farbe und die Bergkulisse boten ein wirklich zauberhafte Bild.

Blick zurück auf den Ala-Kol

Hätten wir allerdings gewusst, dass wir bis zum dem nächsten Campground wieder auf 3.550 Meter absteigen müssten, hätten wir wahrscheinlich schon am See übernachtet oder uns unterwegs einen geeigneten Zeltplatz gesucht.

Zeltplatz unterhalb des Wanderweges zum Ala-Kol-Pass

So stiegen wir leicht genervt hinab zum Campground, wo jedoch bereits die anderen Zelte der beiden Gruppen aufgebaut waren. Einen ebenen Platz mit Wiese zu finden war allerdings nicht so einfach. Achtung, der Weg gabelt sich an einer Stelle. Während der eine hinab zum Zeltplatz führt, verläuft der andere hinauf zum Ala-Kol-Pass.

Der zweite Campingplatz ca. 750 Meter entfernt befand sich jedoch noch weiter unten am See und wir wollten es tunlichst vermeiden, noch weiter abzusteigen, denn Morgen ging es auf 3.900 Meter Höhe.

Während Marcel vollkommen fertig oben wartete, machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Untergrund. Wir waren allerdings nicht die einzigen, denn neben den beiden Wandergruppen hatten sich noch weitere Wanderer hier eingefunden. Das erste Mal, dass es richtig touristisch war.

Ich fand jedoch einen guten Platz direkt an einem Flusslauf und lotste Marcel hier hinunter, bevor dieser auch wieder vergeben war. Gar nicht so einfach, hier noch ein gescheites Plätzchen zu finden.

Wir hatten zwar etwas Schieflage aber zumindest war der Boden weich und nicht komplett nass.

Hinzu kam, dass wir aus dem Zelt direkt auf den See blicken konnten und vor uns befand sich kein anderes Zelt. So hatte die Sucherei doch noch ein gutes Ende gefunden.

Marcel baute das Zelt auf und ich versuchte das Wasser zu filtern. Da aber der Filter mittlerweile sehr zu saß, gelang es mir nicht. Auch hier musste Marcel ran.

Ich richtete daher nach dem Aufbau des Zeltes den Schlafplatz von innen ein und war einfach nur froh, endlich die Schuhe ausziehen können. Was für ein traumhaftes Gefühl das heutige Tagesziel erreicht zu haben.

Um 16:30 Uhr gönnten wir uns zwei Stunden Ruhe und begannen danach mit der Zubereitung des Abendessens.

Essen kochen auf knapp 3.600 Metern Höhe

Heute standen Nudeln in Parmesansauce auf dem Plan. Wasser hatten wir zum Glück und so konnten wir uns zwei Tüten leisten. Mit dem Gaskocher war es auf der Höhe allerdings nicht ganz so einfach, denn zwischendurch ging dieser immer aus.

Das Kochen dauerte so etwas länger als gedacht. Aber in der Sonne konnte man es auf 3.500 Metern Höhe noch sehr gut ohne Daunenjacke aushalten.

Auf einem breiten Felsen mit Blick auf den Ala-Kol-See nahmen wir unser Mahl zu uns und freuten uns, für heute endlich angekommen zu sein.

Das letzte Licht des Tages am Ala-Kol

Wir genossen die Ruhe und Abgeschiedenheit und begaben uns bei Sonnenuntergang hinein ins Zelt, denn es wurde direkt merklich kühler.

Eigentlich hätten wir gerne noch die Sterne fotografiert, da mir aber zu kalt und Marcel zu kaputt war, ließen wir davon ab und schliefen bald friedlich ein.