Die Nacht im Hostelzimmer ohne Fenster war recht stickig gewesen und so freuten wir uns auf ein wenig frische Luft. Vor unserer morgigen geplanten 6-tägigen Wandertour trafen wir uns nach dem Frühstück noch mit Bermet zu einer kleinen Sightseeingtour durch Karakol. Die Stadt in Kirgistan ist allerdings nicht unbedingt für Frischluft bekannt, denn die staubigen Straßen und alten Autos lassen den Smogspiegel ordentlich ansteigen.
Mit unserem Fahrer fuhren wir zum nahegelegenen Zoo von Karakol. Eigentlich sind wir beide keine Fans von Zoos aber da der städtische Zoo nicht allzu groß ist und auch einheimische Tiere wie Antilopen, Ziegen und Pferde beherbergt, ließen wir uns darauf ein.
Der Zoo wurde 1987 durch die Regierung gegründet. Er ist übrigens auch der einzige staatliche Zoo in Kirgistan.
Wir schlenderten durch das etwas heruntergekommene Gelände und guckten uns die Tiere an. Einige hatten wie erwartet schon einen Käfigkoller. Außerdem gab es hier leider auch Tiger und Bären, die in ihren kleinen Käfigen ihr Dasein dahinfristeten 😪.
Vorbei an den Lamas, Wasserbüffeln, Adlern und Ponys begaben wir uns zum Ausgang. Fazit: Den Zoo können wir nicht unbedingt empfehlen. Artgerechte Tierhaltung ist nicht bei allen Tieren gegeben.
Auf dem Markt von Karakol wollten wir uns nun für die Wandertour mit Obst und Nüssen eindecken. Bermet half uns bei der Übersetzung und der Auswahl. Wir entschieden uns für Gurken, Walnüsse und spezielle Nüsse mit Sesam sowie Äpfel und Orangen. Virtuell wurde der Rucksack immer schwerer, denn neben den frischen Lebensmitteln hatten wir auch Tütensuppen, Nudeln und Reis dabei. Nicht zu vergessen, das wir auch noch Zeltausrüstung, Schlafsack, Kleidung, Isomatte und Wasser schleppen mussten. So langsam wurde es ernst.
Wir liefen über den Markt, auf dem es alles zu kaufen gab, was man benötigte. Nicht nur Lebensmittel, sondern auch Schuhe, Kleidung und Elektronik. Einen Gaskocher fanden wir allerdings nicht.
Nach dem Marktbesuch hielten wir daher noch kurz in einem Outdoorshop und kauften uns einen Gaskocher sowie eine passende Kartusche. Hier probierte Marcel an einem Straßenstand auch das kirgisische Nationalgetränk Kumys. Dabei handelt es sich um vergorene Stutenmilch, die leicht alkoholhaltig ist. Für den europäischen Magen äußerst gewöhunungsbedürftig oder wie Marcel es formulierte: „Ich hab in meinem Leben noch nie etwas ekligeres getrunken“ 😂🤣. Und das obwohl er nun dran genippt hat. Man kann Kumys nur hassen oder mögen. Das bleibt jedem selbst überlassen aber unseren Geschmack hat es nicht getroffen.
Danach besuchten wir mit Bermet die Dungan-Moschee. Die Moschee wurde 1910 fertiggestellt und diente den Dunganen (chinesische Muslime, die in den 1880er Jahren vor der Verfolgung geflohen waren) als Gebetsort. Das von einem chinesischen Architekten entworfene Gebäude ist komplett ohne Nägel gebaut. Anstelle eines Minaretts hat die Moschee eine Holzpagode.
Frauen dürfen das Innere der Moschee nicht betreten, außerdem mussten Bermet und ich uns eine Art bunten Bademantel umbinden, um Arme, Beine und Haare zu verdecken. Das erste Mal, dass wir den Islam etwas arabischer erlebten. Ansonsten sind die Kirgisen wirklich viel offener als wir es von einer muslimisch geprägten Gesellschaft erwartet hatten.
Wir fuhren nach dem Besuch der Dunan-Moschee zu einem Museum, dass sich etwas außerhalb von Karakol befindet. Das Przhewalsky Memorial Museum wurde in Gedenken an den ehemaligen Geographen Nikolay Mikhailovich Przhevalski gegründet und beherbergt zahlreiche Aufzeichnungen seiner 4 Expeditionen, auf denen er durch Turkmenistan, Mongolei, Tibet und China reiste und 1000 Exemplare von Pflanzen und Tieren mitbrachte. Eine Gazellen- und eine Pferdeart wurden nach ihm benannt.
Bevor wir uns ins Innere des Museums begaben, schaute ich mir eine Jurte von innen gab und testete aus, wie mir ein traditioneller Hut stand.
Gemeinsam mit Bermet gingen wir durch das kleine Museum und laßen uns die Aufzeichnungen Przhewalskys durch.
Wir spazierten noch ein wenig durch den Park und blickten auf das östliche Ende des Issuk-Kul (oder auch Yssykköl).
Danach begaben wir uns in Richtung Ausgang und fuhren vom Museum zum Issuk-Kul.
Issuk-Kul bedeutet übersetzt „heißer See“. Er ist nicht nur der größte See in Kirgistan, sondern auch der zweitgrößte Gebirgssee der Welt und bis zu 700 Meter tief. Außerdem ist er 182 Kilometer lang und 60 Kilometer breit. Der Issuk-Kul besitzt mehrere Zuflüsse aber keinen Abfluss.
Nicht umsonst wird der See auch „Herz des Tianshan“ genannt. An zahlreichen Stellen entlang des Sees befinden sich Strände. Da man das Ende bzw. den Anfang des Yssykköl nicht sehen kann, erinnert der See eher an eine Meeresbucht.
Der Strandzutritt in der Nähe von Karakol ist kostenlos. Parkplätze sind ausreichend vorhanden.
Der See gefriert übrigens trotz des kalten Winters in der Karakolsregion nie zu. Gründe hierfür sind unter anderem die Tiefe des Sees und die rasche Mischung zwischen Oberflächenwasser und Tiefenwasser im Winter eine Auskühlung der Oberfläche verhindert. Auch der Salzgehalt des Sees erschwert das Zufrieren des Sees zusätzlich.
Aufgrund des guten Wetters waren jede Menge Leute vor Ort und ein ruhiges Fleckchen an dem kleinen Strandabschnitt zu finden, war nicht einfach.
Da wir keine Badesachen dabei hatten, setzten wir uns nur ein wenig in den Sand. Uns war es jedoch zu voll und zu laut hier und nach einer halben Stunde verließen wir den Strandabschnitt in Karakol.
Bermet und unser Fahrer brachten uns daher zurück ins Hostel, wo wir unsere Sachen packten und uns für die anstehende Wandertour noch ein wenig ausruhten.
Am Nachmittag spazierten Marcel und ich noch ein wenig durch Karakol.
Vorbei an der Universität von Karakol gelangten wir in den Tsentral’nyy Skver G.karakol Park. In Karakol hatten wir an vielen Ecken den Eindruck, dass die Zeit hier in der Sowjetunion stehen geblieben ist.
Wir spazierten durch den Park und rasteten auf einer öffentlichen Hollywoodschaukel.
Auf der anderen Seite des zentralen Parks in Karakol gelangten wir zur Straße und waren im Handumdrehen zurück im Hostel.