Die letzte Nacht war weder für Marcel noch für mich sehr entspannend verlaufen, da sein Magen das gestrige Abendessen wohl leider nicht vertragen hatte. Dennoch wollte er gerne mit zum Ala-Archa-Nationalpark fahren, denn dort war für eine heute eine Wanderung zum Ak-Sai-Wasserfall geplant.
Doch schon die Fahrt dorthin schlief er nur und am Parkplatz des Nationalpark angekommen, der sich nur knapp 1 Stunde Autofahrt von Bishkek entfernt befindet, beschloss er, besser nicht mitzuwandern, sondern sich im Auto zu erholen.
Daher machten wir uns heute nur zu dritt auf den Weg hinauf zum knapp 4 Kilometer entfernten Wasserfall.
Klingt ja eigentlich gar nicht so weit aber man sollte auf jeden Fall die ca. 600 zurückzulegenden Höhenmeter nicht vernachlässigen.
Startpunkt ist am Alpincenter auf 2.200 Meter Höhe. Der sandige Weg verläuft zuerst durch einen schattigen Wald.
Den ersten Kilometer bis zum Zwischenpunkt „Broken Heart“ (ca. 1 Stunde) ging es wirklich steil bergauf. Wir drei kamen ganz schön ins Schwitzen und Pusten.
Je höher wir jedoch gelangten, desto fantastischer wurde der Blick in das Ala-Archa-Tal. Ala Archa bedeutet übersetzt „Bunter Wacholder“. Neben Wildtulpen und wilden Pfingstrosen kommen drei Wacholderarten in dem Nationalpark vor.
Weitere Wanderer folgten uns und die Gruppen vermischten sich zwischendurch. Je nachdem wie schnell oder langsam man vorankam. Nasrim war zwar die Jüngste von uns aber nicht fit im Wandern.
Wir legten einige Pausen ein, die ich zum Fotografieren der Landschaft nutzte.
Der nächste Zwischenpunkt befindet sich nur 300 Meter vom Broken Heart entfernt auf dem Tepshi Plateau. Von hier eröffnete sich uns bereits der Blick auf den Wasserfall. Ab hier verläuft der Wanderweg auch nicht mehr so steil wie bis zum Broken Heart.
Dennoch war ich ganz schön geplättet. Lag vermutlich auch an den vergangenen Tagen. Ich glaub, ich bin noch nie soviel gewandert, wie in diesem Urlaub und dazu auch auf einer Höhe, die immer über 2.000 Meter lag.
Wir überquerten einen Nebenfluss des Ala-Archa-Flusses und gingen weiter leicht bergauf.
Der Wasserfall kam immer näher. Vorher mussten wir jedoch erneut hinab zum Flussufer wandern und dieses überqueren. Da die Wasserhöhe nicht sehr hoch war, war dies kein Problem.
Altynbek war bereits auf dem steilen Weg nach oben zum Wasserfall. Ich nutzte die Gelegenheit und suchte nach einem Geocache. Wenn man schon mal dran vorbeikommt, kann die Dose ja nicht ungeloggt liegen lassen. Schnell wurde ich fündig und folgte dem steilen Pfad ebenfalls Richtung Wasserfall.
Allerdings hatte ich mich für den falschen Abzweig entschieden und folgte dem Pfad zur Racek-Hütte. Dank GPS wurde mir der Fehler recht schnell bewusst, denn bis auf 3.300 Meter Höhe wollte ich heute nicht mehr Wandern.
Stattdessen stieg ich ein paar Meter bergab und nahm den richtigen Wanderpfad hinauf zum Wasserfall.
Die letzten Meter kam ich allerdings wirklich nur noch schleichend voran.
Ich setzte mich zu Altynbek und wir warteten gemeinsam auf Nasrim, die vollkommen erschöpft ca. 10 Minuten nach uns folgte.
Altynbek bereitete das Mittagessen – bestehend aus verschiedenen Früchten, Nüssen, Müsli und Joghurt vor. Mein Hunger hält sich bei anstrengenden Wandertouren jedoch immer etwas in Grenzen. Aber auf eine leckere Banane, einen Erdbeerjoghurt und ein paar leckere Walnüsse konnte ich nicht verzichten.
Wir genossen die Landschaft und blickten auf den tosenden Wasserfall.
Nach einer Stunde machten wir uns um 13:30 Uhr auf den Rückweg zum Parkplatz.
Der Abstieg verlief wesentlich angenehmer als der Aufstieg. Auch das Licht hatte sich im Gegensatz zu unserem morgigen Aufstieg verändert. Immer wieder blickte ich daher zurück und schoss ein paar Fotos.
Da man allerdings denselben zurückwandern muss, wie man hingekommen ist, hielt sich die Fotografierei in Grenzen. Ich hoffte, den scheuen Sibirischen Steinbock irgendwo zu entdecken; leider ohne Erfolg.
Wir gelangten zum Tephsi Plateau und zum Broken Heart. Hier legten wir eine knapp 15-minütige Rast ein, bevor es die letzten steilen Meter zurück zum Ausgangspunkt ging.
Marcel wartete bereits auf uns. Sein Gesundheitszustand hatte sich allerdings nicht gebessert. Nach einem kläglichen Versuch, uns entgegenzulaufen, hatte er sich doch besser dafür entschieden, am Parkplatz zu warten.
Um 15:30 Uhr fuhren wir zurück nach Bishkek, dass wir nach einer Stunde Fahrt erreichten.
Den restlichen Tag ließen wir entspannt ausklingen, packten die Sachen und aßen eine unserer Tütensuppen. Auf Abendessen hatten wir heute keine Lust.