Bereits um 7 saßen wir beim letzten Frühstück im B-Hotel in Bishkek. Altynbek holte uns um 8 Uhr am Hotel ab. Das frühe Aufstehen hatte einen Grund; die Grenzüberquerung von Kirgistan nach Kasachstan.
So früh am Morgen war die Hauptstadt und größte Metropole Kirgistans noch ganz verschlafen und kaum Verkehr. Altynbek brachte uns für einen kurzen Fotostopp zur Zentralmoschee Bishkeks. Da ich allerdings eine kurze Hose anhatte, konnte ich nicht mit aussteigen. Das war das erste Mal unserer Reise, dass wir den Islam wie in den arabischen Ländern wahrnahmen. Wer die Moschee daher als Frau besuchen möchte, sollte lange Kleidung tragen und ein Tuch zum Verdecken des Haares dabei haben.
Nach einer ca. 1-stündigen Fahrt erreichten wir schon den Grenzübergang nach Almaty. Zum Glück war kaum etwas los. Altynbek erzählte uns, dass man hier manchmal bis zu 4 Stunden warten kann. Früh da sein lohnt sich also.
Da Altynbek mit seinem Wagen mit nach Kasachstan kam, nahmen wir all unser Gepäck aus dem Wagen. Autos werden von den Grenzbeamten penibel nach Drogen untersucht.
Wir begaben uns zu Fuß zum Ausreisepunkt aus Kirgistan. Wir mussten nur ca. 10 Minuten warten und konnten danach zur Einreisestelle nach Kasachstan gehen.
Hier ist vor dem Anstellen an einem Schalter das kleine Einreiseformular mit Name, Vorname und Grund des Aufenthalts in Kasachstan auszufüllen. Wir erhielten dies direkt von einem der Grenzbeamten. Kugelschreiber nicht vergessen.
Wir stellten uns vor einen der offenen Schalter und warteten auch hier nur 15 Minuten bis wir dran waren. Jeder muss allerdings alleine vortreten, da man von einer Kamera gescannt wird.
Auch hier verlief alles unproblematisch und wir waren offiziell zurück in Kasachstan.
An der Tankstelle warteten wir auf Altynbek, der ein wenig länger für die Einreise benötigte. Aber auch bei ihm war alles in Ordnung und wir konnten gemeinsam weiter zum Big Almaty Lake fahren.
Der See liegt ca. 1 Stunde von Almaty entfernt und ist eine der Hauptattraktionen der Gegend. Da wir bei unserer Anreise an einem Wochenende angekommen waren, hatte uns Tatyana von einem Besuch des Big Almaty Lakes abgeraten, da es hier einfach zu voll ist und man stundenlang warten muss bis man einen Parkplatz ergattert, bzw. sehr weit laufen muss.
Sie hatte uns daher für den letzten Tag in Kasachstan die Tamgaly Petroglpyhen vorgeschlagen. Allerdings sind wir nicht die allzu größten Fans von Wandmalereien. Ja, es ist ganz nett anzusehen aber bereits in Australien hat uns mehr die Landschaft weitaus mehr beeindruckt als die Petroglyphen.
Wir waren daher froh als Altynbek uns vorschlug, zum Big Almaty Lake zu fahren. So konnte ich den bekanntesten Sees Kasachstans doch noch von meiner Sightseeingliste streichen.
Die Fahrt durch offene Steppe dauerte gut 4 Stunden. Wir erreichten die Vororte von Almaty, in denen der Verkehr mittlerweile stark zugenommen hatte.
Bevor wir zum Big Almaty Lake fuhren, nahmen wir unser Mittagessen in einem Restaurant zu uns. Ich blieb allerdings heute wieder fleischfrei und entschied mich für einen Cesars Salat. Marcel wählte eine Art Pferdegulasch mit Kartoffeln.
Die letzten zwei Stunden verstrichen und wir waren froh als wir endlich die höher gelegene Region um den Big Almaty Lake erreichten. In der Stadt war es mittlerweile doch sehr heiß geworden.
Der Eintritt in den Ile-Altau-Nationalpark, in dem sich der Big Almaty See befindet, beträgt 450 Tenge / Person (ca. 1 Euro).
Die serpentinenlastige Asphaltstraße (teilweise immerhin bis zu 12% Steigung bzw. Gefälle) brachte uns auf bis zu 2.500 Meter Höhe, auf dem sich der Große Almaty-See befindet.
Der See wird als Trinkwasserreservoir genutzt und vom Almaty Fluss gespeist. Er ist umgeben von hohen Gipfeln des Trans-Ili Alatau Gebirgszugs und entstand durch ein Erdbeben. Ein wirklich zauberhafter Anblick auf den See mit milchig blauweißem Wasser erwartete uns.
Die Farbe des Sees ist übrigens vom Wasserstand und der Jahreszeit abhängig und reicht von blassblau zu strahlendem Türkis.
Nachdem wir uns satt gesehen hatten, begaben wir uns zurück zum Auto und fuhren um 15 Uhr nach Almaty.
Die Fahrt dauerte erneut eine gute Stunde und wir erreichten das Novotel Almaty City Centre um 16:15 Uhr.
Hier nahmen wir Abschied von Altynbek, bedankten uns für die tolle Zeit und checkten ein. Vom 11. Stock unseres Zimmers überblickten wir die ganze Stadt.
Da die offenen Sehenswürdigkeiten in Almaty (z.B. der First President Park oder die russisch orthodoxe Kirche) zu weit von unserem Hotel entfernt waren, beschlossen wir nur in ein nahegelegenes Einkaufszentrum zu laufen, unser restliches Geld zu wechseln und noch kurz etwas bei Burger King zu essen.
By the way. Fast Food in Almaty können wir nicht empfehlen. Es dauert einfach alles extrem lange. Marcel hat fast eine halbe Stunde gewartet, bis er sein Essen bekam und das war dann auch noch kalt. Dieselbe Erfahrung hatten wir bereits bei unserer Anreise bei KFC gemacht. Also besser in ein normales Restaurant gehen.
Immerhin lag der Burger King direkt an unserem Hotel und der Weg aufs Zimmer war nicht weit.
Wir packten die Sachen und ließen den Abend gemütlich ausklingen. Der Sonnenuntergang verzauberte uns ein letztes Mal von Kasachstan und etwas wehmütig nahmen wir Abschied von einem tollen dreiwöchigen Urlaub.
Der Rückflug am nächsten Tag bescherte mir übrigens zum ersten Mal seit ich ein Flugzeug betreten habe, einen go-around. Also das Durchstarten kurz vor der Landung. Der Flug mit Air Baltic von Almaty nach Riga verlief ohne Turbulenzen und auch die Etappe von Riga nach Düsseldorf bescherte uns tolle Aussichten über der Ostsee und den Blick auf die riesigen Blaualgenteppiche aus knapp 11 Kilometern Höhe. Aber leider war uns das Wetter in Düsseldorf nicht wohl gesonnen. Schon beim Sinkflug sah ich die dicke, schwarze Wolkendecke, die auf ein Gewitter hindeutete. Mit der App „MapsMe“ konnte ich den Landeanflug genau verfolgen. Mir half das bei der Flugangst aber 150 Meter vorm Aufsetzen, gabs ne ordentliche Windböe von rechts und der Pilot startete sofort durch. Für mich der Horror. Noch mal ein neuer Landeanflug??? Dabei bin ich immer so froh, wenn wir endlich an der Parkposition angelangt waren und jetzt durfte ich den gesamten Landeanflug noch einmal durchleben.
Der Pilot klärte uns auf und sagte, dass es aufgrund des schlechten Wetters leider etwas schwieriger war in Düsseldorf zu landen. Also gings wieder in die Luft und wir flogen eine Kurve, eine sehr weite Kurve, denn das Problem war nun, dass wir nicht mehr genügend Sprit an Bord hatten, um noch einmal Durchstarten zu können, falls die Landung abermals nicht klappte. Ich verfolgte den Flug auf der App und sagte Marcel, dass wir sicherlich nicht in Düsseldorf landen würden. Wie recht ich hatte. Stattdessen landeten wir in Weeze, gut 50 Kilometer von Düsseldorf entfernt. Da Marcels Eltern nun aber in Düsseldorf auf uns warteten, beschlossen wir, nach mehrmaliger Diskussion, bei der ich eigentlich unbedingt einfach nur aus dem Flugzeug aussteigen und mit dem Zug nach Düsseldorf fahren wollte, doch im Flieger zu warten. Ich fragte den Piloten, wie er die Wettersituation abschätzte und ob wir mit heftigerem Turbulenzen zu rechnen hatten. Er beruhigte mich und ich beschloss daher, mich hinzusetzen und zu warten. Von Weeze bis nach Hause hätten wir auch zwei bis drei Stunden benötigt, da die Anbindung des Flughafens an das öffentliche Netz nicht sonderlich gut gelöst ist.
So warteten wir. In der Ferne zuckten die ersten Blitze und ich hoffte, dass das Unwetter nicht auch noch nach Weeze kam.
Gut zwei Stunden später und mit neuem Kerosin an Bord gings wieder in die Luft. Ein 20-minütiger Flug brachte uns wohlbehalten und so ganz ohne Turbulenzen endlich nach Düsseldorf, wo uns Marcels Eltern abholten. War doch gar nicht so schlimm, wie erwartet (Auch der Pilot fragte nach der Landung noch nach meinem Wohlbefinden 😂) Es ist ja zum Glück noch nie so schlimm gewesen, wie ich mir das vorher ausgemalt hatte. 2,5 Stunden später als geplant fuhren wir gemeinsam nach Hause und fielen totmüde ins Bett.