Der Morgen startete wie immer recht entspannt. Da wir erst um 23 Uhr ins Bett gehen konnten und es bereits am nächsten Morgen um 5 Uhr recht laut im Aufenthaltsraum war, konnten wir eh nicht lange schlafen. Wir verzichteten heute allerdings auf das Frühstück, da uns die ganze Esserei der letzten Tage immer noch gesättigt hatte. Stattdessen spazierten wir kurz zum Supermarkt und kauften noch ein paar Getränke für die heutige Wanderung vom Unteren Kolsaisee zum Mittleren Kolsaisee.
Um 9 Uhr trafen wir uns mit den drei Mädels aus der Schweiz, die wir gestern kennengelernt und uns um eine Mitfahrgelegenehit zum Kolsaisee gebeten hatten. Trampen ist hier scheinbar leider nicht so einfach, wie es im Internet immer geschrieben wird.
Gemeinsam warteten wir auf Giorgi und fuhren von Saty knapp 30 Minuten bis zum Unteren Kolsaisee. Das wir heute erst so spät starteten war nicht weiter schlimm, denn um 7 Uhr hatte es noch ordentlich geregnet.
Die Wanderung zum Mittleren Kolsaisee ist mit 8 Kilometern One Way und drei Stunden angegeben.
Giorgi begleitete uns nicht, da ihm die Strecke zu anstrengend war. Guter Fahrer aber leider nicht unbedingt der geeignete Guide. Uns störte das allerdings nicht, da er sich sowieso kaum mit uns unterhielt oder uns Infos über die Gegend zukommen ließ.
Mit unseren wirklich sehr netten Begleiterinnen Fabienne, Celine und Jeanine starteten wir oberhalb des Sees.
Über Stufen liefen wir hinab zum Ufer des Sees und legten direkt einen kurzen Fotostopp ein. Zum Glück schien das Wetter zu halten. Der Himmel war zwar bedeckt aber die Wolken hingen recht hoch und zwischendurch zeigte sich sogar blauer Himmel.
Der schmale Pfad verlief nun nach einer knackigen Bergaufpassage auf ebener Strecke mit schönem Blick auf den Unteren Kolsaisee. Dieser wird übrigens auch Kolsaisee 1 genannt. Insgesamt gibt es vier Seen. Da diese jedoch sehr nah an der kirgisischen Grenze liegen, ist es mittlerweile nicht mehr erlaubt, zum Kolsaisee drei und vier und über die Grenze zu Wandern.
Nach einem knappen Kilometer ging es steil bergab in einen Wald hinein. Vorbei am Ufer des Sees und zum Zufluss des Gebirgsbachs in den Kolsaisee folgten wir dem schmalen Pfad.
Dann folgte die erste knackige Bergaufpassage über schlammiges Geröll. Schon jetzt dachte ich an den Abstieg. Da schleppe ich meine Wanderstöcke über 5.000 Kilometer weit bis nach Kasachstan, um sie dann im Auto liegen zu lassen. Äußerst durchdacht von dir Nicole.
Zum Glück waren die drei Mädels wandertechnisch auch nicht flotter unterwegs als ich und so kam ich mir nicht allzu blöd vor, allen hinterher zu keuchen (und zu schleichen) 😆🤣. Marcel war natürlich wie immer in seinem Element und rannte voraus.
Der Puls stieg ordentlich in die Höhe und die Atemluft war bei mir heute irgendwie sehr knapp vorhanden. Andauernd musste ich kurze Pausen einlegen, um die aber zum Glück niemand abgeneigt war 😄.
Nach den ersten 4,5 Kilometern erwartete uns eine Picknickecke und ein Hinweisschild, auf welcher Höhe wir uns aktuell befanden und wie weit es noch bis zum Kolsaisee 2 war.
Auch wir legten eine kurze Trinkpause ein und folgten dem Weg durch allerhand Schlamm und Geröll steil bergauf. Das sollte ich später wieder runtergehen, ohne mich auf die Nase zu legen? Ich war gespannt, wie gut ich den Abstieg meisterte.
Die Wanderung zum Mittleren Kolsaisee verläuft recht unspektakulär fast immer nur bergauf durch den Wald. Aussichten gibt es selten und wenn, dann nur auf einen Fluss.
Da wir uns aber während der gesamten Wanderung (außer bei den steilen Bergaufpassagen) ausgiebig unterhielten, kam mir der Weg nicht ganz so langweilig vor 😃.
Am letzten Picknickplatz – 1,5 Kilometer vor dem See – rasteten wir noch einmal, tranken etwas und begaben uns dann an den steilen, finalen Aufstieg. Der Weg war durch den ausgetretenen Schlamm sehr rutschig und man musste aufpassen, wo man seinen Fuß hinsetzte.
Der Wald lichtete sich jedoch tatsächlich irgendwann und der See war zu erblicken.
Über eine Brücke aus Baumstämmen überquerten wir den Fluss und hatten unser Tagesziel nach 2:45 Stunden erreicht. 15 Minuten schneller als geplant 😜.
Da wir heute den ganzen Tag für die Wanderung Zeit hatten und nicht allzu früh zurück am Gästehaus sein wollten, legten wir eine lange Pause ein, schwatzten und genossen die Aussicht.
Marcel entdeckte ca. 50 Meter von unserem Ruheplatz einen tollen Picknickplatz, wo wir es uns abermals gemütlich machten.
Mittlerweile zeigte sich auch die Sonne und wir genossen einfach die Ruhe und Abgeschiedenheit der Natur.
Ein paar andere Wanderer hielten sich noch am Mittleren Kolsaisee auf aber insgesamt war es touristisch gesehen sehr überschaubar. Am Wochenende muss es hier schon anders sein.
Nach einer guten Stunde Rast machten wir uns langsam auf den Rückweg.
Erneut überquerten wir die Holzbrücke und liefen sanft bergabwärts.
Je näher wir dem Rastplatz auf 2.100 Metern kamen, umso schlammiger und steiler wurde der Untergrund. Der Regen hatte seine Spuren hinterlassen. Gute Wanderschuhe können wir hier auf jeden Fall empfehlen.
Wir folgten dem Weg weiter bergab und gelangten recht schnell zum ersten Picknickplatz. Uns kamen noch einige Wanderer entgegen mit teilweise echt katastrophalem Schuhwerk. Ob die wussten, was auf sie im oberen Verlauf noch zukam?
An einem Abzweig entschieden wir uns für den falschen Weg und standen irgendwann vor den Ausläufern des Flusses. Den Weg trockenen Fußes zu überqueren erschien uns nicht möglich.
Ein anderer Wanderer half uns bei der Wegfindung. Allerdings holten Marcel, Fabienne und ich uns trotzdem nasse Füße, denn der kaum erkennbare Pfad verlief eben genau durch den Fluss und feste Steine waren Mangelware.
Durchs dichte Gestrüpp stapften wir steil bergauf und gelangten schnell wieder zurück zum Hauptweg.
Keuchend, nassgeschwitzt und mit einem Puls von 200 war ich froh endlich auf der Geraden angekommen zu sein.
Von hier folgten wir dem Weg mit Blick auf den See zurück zum Parkplatz. Die Aussicht war nun viel schöner als beim Start heute Morgen, denn die Sonne ließ den See in einem tiefen Türkiston erstrahlen.
Eine Wanderung wäre keine richtige Wanderung, wenn nicht kurz vorm Ziel noch einmal eine knackige Bergaufpassage folgen würde. Die Dusche soll sich ja lohnen 😜.
Giorgi erwartete uns bereits am Parkplatz und sagte, dass wir einen neuen Rekord gebrochen hätten. 7 Stunden für die Wanderung hätte bis jetzt noch niemand benötigt. Allerdings hatten wir uns am 2. Kolsaisee auch wirklich lange ausgeruht.
Mit einem letzten Foto vom Kolsaisee 1 verabschiedeten wir uns von der Gegend und fuhren zurück zur Unterkunft Gostevoj Dom Temirkhana Umbetaliyeva. Hoffentlich konnte unsere Planerin der Reise, Tatjana, eine Alternative organisieren, denn mir graute es jetzt schon wieder vor dem Anstehen an der Toilette/Dusche.
Um 18:20 Uhr erreichten wir das Guesthouse. Giorgi sagte uns, dass wir nach dem Dinner zu einem anderen Gästehaus in Saty gebracht wurden. Da das Abendessen jedoch erst um 20 Uhr serviert wurde, mussten wir noch einige Zeit auf unserem Zimmer ausharren.
Gemeinsam mit den anderen Gästen aßen wir zu Abend, packten unsere Sachen zusammen und verließen erleichtert die Unterkunft.
Unsere neue Unterkunft das Guesthouse Ormanhan (Kohak Opmah Xah) lag in einer Seitenstraße. Hier befanden sich keine weiteren Gäste, es gab zwei Duschen und zwei Toiletten. Wir waren froh, auch wenn wir kein eigenes Badezimmer hatten. Die Zimmer waren sehr sauber und auch die Toilette und die Dusche waren super. Heißes Wasser kam sofort und davon auch genügend.
Nach der Dusche freute ich mich aufs Bett, stellte aber fest, dass die Betten wieder hart wie Beton waren. Ich versuchte erst ohne doppelte Decke zu schlafen, stand aber nach zwei Stunden wieder auf und nahm mir die Bettdecke des dritten Betts. Allerdings half das auch nicht wirklich. Mein Rücken würde sich am nächsten Morgen auf jeden Fall bei mir bedanken.