Nach der desolaten Nacht auf dem für mich sehr harten Brett, stand ich bereits um 5 Uhr auf und holte meine Isomatte aus dem Rucksack. In der Nacht war mir diese Idee bereits gekommen aber ich wollte Marcel nicht wecken. Wer Rückenprobleme hat, dem sei in Kasachstan und Kirgistan von mir empfohlen, eine weiche Unterlage im Gepäck zu haben.
Nun galt es die Zeit bis zur üblichen Abfahrt um 10 Uhr zum Kaindy See totzuschlagen. Ich schlummerte noch ein wenig vor mich hin und hoffte wirklich, dass unser kirgisischer Fahrer ein wenig eher aufbrach.
Nach dem Frühstück starteten wir dann. Die Groovemaschine lief natürlich schon als wir uns ins Auto begaben. Die Fahrt von Saty bis zum Kaindy See betrug zum Glück nur 40 Minuten. Die Piste ist allerdings nur für 4×4 geeignet und recht eng. Hier wären wir zum ersten Mal nicht selbst gefahren, denn bei Gegenverkehr musste man irgendwie auf der eigentlich einspurigen Straße nach rechts ausweichen.
Giorgi schaukelte uns gemütlich durch die Schlucht bis zur Schranke, wo der Eintritt in den Nationalpark bezahlt werden musste.
Am Kaindysee waren schon einige Touristen vor Ort. Durch einen lichten Birkenwald, dem der Kaindysee seinen Namen verdankt, spazierten wir auf einem Schotterweg bergab .
Der Kaindysee entstand durch einen großen Erdrutsch, ausgelöst durch ein starkes Erdbeben. Laut Wikipedia wurde durch die Aufschüttung an Kalkstein das Tal wie ein künstlicher Damm abgesperrt und Regenwasser sammelte sich im Becken. (Laut Reiseführer staute sich durch die Aufschüttung des Gesteins der Fluss Kaindy an und der Druck ließ einen Teil der natürlichen Staumauer wegbrechen). In der Mitte des Sees befinden sich abgestorbene Stämme von Tien-Shan-Fichten (Darin sind sich Reiseführer und Wikipedia einig 🤗).
Wer auch immer recht hat, die Aussicht auf den See war atemberaubend. Die Sonne schien und tauchte den Kaindysee in ein schimmerndes Türkis.
Vom Ufer des Sees folgten wir einem breiten Wirtschaftsweg aufwärts. An einem Aussichtspunkt mit Bänken warfen wir einen Blick auf den See. Tannen versperrten allerdings die Sicht.
Daher zeigte uns Giorgi seinen Lieblingspunkt, der sich abseits vom Weg befand.
Steil abwärts folgten wir ihm durch den Wald. Bloß nicht ausrutschen, denn rechts von uns ging es in den Tiefe. Finales Absturzgelände.
Er hatte uns aber nicht zu viel versprochen, denn der Ausblick war unglaublich. Wir konnten den ganzen Kaindysee überblicken und nur ein paar Bäume störten die komplette Sicht.
Über denselben Weg begaben wir uns zurück zum Hauptweg und folgten diesem bergab bis zum Ufer des Flusses.
Um allerdings zum Beginn des Sees zu gelangen, galt es, den flachen Flusslauf des Kaindy barfuss zu queren. Bei einer Wassertemperatur von 4° Celsius nicht unbedingt allzu angenehm.
Die Kneipp Kur für Beginner entpuppte sich auf den ersten Metern als recht schmerzhaft. Nicht nur die Kälte des Wassers ließ die Füße aufschreien, auch die kleinen Kiesel waren nicht angenehm.
Über zwei Holzstämme balancierten wir die letzten Meter bis zu einer kleinen Insel mitten im Fluss am Rand des Kaindysees.
Die Aussicht genießend ließen wir erstmal die Füße auftauen. Ein paar Rostgänse suchten am Rand des Sees nach Futter.
Da sich hier kaum jemand hinwagte, hatten wir die Insel für uns alleine und genossen die wärmenden Strahlen der Sonne.
Nach einer halben Stunde wateten wir zurück durch den kalten Fluss, balancierten über die Baumstämme und wärmten die Füße erstmal auf, bevor es aufwärts zurück zum Auto ging.
Noch ein letztes Mal blickten wir auf den Kaindysee. Definitiv ein wunderschönes Ziel, dass nicht umsonst zu den Top Sehenswürdigkeiten in Kasachstan zählt.
Vom See fuhren wir die huckelige Piste zurück bis nach Saty und legten eine zweistündige Pause ein, bevor es weiter ins Saty-Tal ging.
Diesen Teil des heutigen Ausflugs hatte uns Tatjana vorgeschlagen. Im Internet hatten wir darüber nichts finden können und waren daher gespannt, was uns erwartete.
Erneut fuhr Giorgi entlang einer Jeeppiste, die jedoch, je weiter wir ins Tal gelangten, kaum sichtbar war. Irgendwann wendete er und fuhr zurück zur Hauptstraße. Er hatte sich für den falschen Abzweig entschieden.
Er erzählte uns, dass er das letzte Mal vor 5 Jahren hier gewesen war. Eine Beschilderung gab es nicht und Google Maps war keine große Hilfe, daher fragte er einen Einheimischen, wo er herfahren müsse.
Zurück auf der Piste wurden wir ordentlich durchgeschaukelt. Durch ein idyllisches Tal gelangten wir zu einer Schranke. Hier mitten im Nirgendwo, einige Kilometer von Saty entfernt, befand sich tatsächlich ein Kassenhäuschen.
Der Eintritt war mit 1000 Tenge / Person für kasachische Verhältnisse doch recht teuer. Daher waren wir umso gespannter, was uns erwartete.
Die ersten Meter war die kaum vorhandene Piste noch ein wenig zu erkennen. Dafür tauchten rechts und links der Graspiste immer mehr Bäume auf, bis wir schließlich entlang eines reißenden Flusses durch einen lichten Tannenwald fuhren.
Je weiter wir ins Saty-Tal vordrangen, umso schlechter war die verwaschene Piste zu erkennen. Hier kamen scheinbar wirklich kaum noch Touristen hin.
Kurz vor einer Brücke, über die Giorgi mit dem Jeep nicht mehr hätte fahren können, stellte er den Wagen ab und wir liefen ein paar Meter ins Tal.
Neben uns rauschte der Fluss und außer ein paar Vögeln, war kein Laut zu vernehmen. Selbst Giorgi fühlte sich hier ein wenig unwohl, denn neben Wölfen leben hier auch zahlreiche Braunbären.
Da die Sonne mittlerweile am Horizont veschwand, wollten wir nicht mehr allzu weit laufen. Wir wussten auch gar nicht, was uns in dem Park erwartete.
Wir begaben uns daher zurück zum Auto und fuhren auf derselben Piste zurück bis zur Schranke.
Hier schwatzte Giorgi noch kurz mit dem Einheimischen, der auch für die Schranke zuständig war und erfuhr, dass eine etwa 20-minütigeWanderung zu einem Wasserfall geführt hätte. Schade, dass wir diesen nicht mehr gesehen hatten.
Der Ausflug in das unberühte Satytal war trotzdem fantastisch.
Wir stoppten unterwegs noch ein paar Mal und schossen Fotos von der herrlichen Landschaft. Die untergehende Sonne tauchte die Umgebung in ein wunderschönes Abendlicht.
Nach zwei Stunden erreichten wir unser Guesthouse Ormanhan (Kohak Opmah Xah) und begaben uns nach dem Dinner zu Bett.