Nach einer unruhigen Nacht mit viel Hundegebell und erstickender Wärme, standen wir am nächsten Morgen um 06:15 Uhr ein wenig gerädert auf. Das inkludierte Frühstück beinhaltete Brötchen, Wurst, Käse, Toast, Kaffee, Saft und ein Törtchen. Für uns vollkommen ausreichend und vor allem frisch. Das Brötchen und das Toast konnte man sich auftoasten. Um halb 8 waren wir fertig, checkten aus dem Hotel aus und warteten auf Carlos, der uns von hier zum Fährhafen brachte.
Pünktlich kam er uns abholen und wir fuhren knapp 2 Minuten bis zum Hafen. Das kurze Stück hätten wir natürlich auch laufen können . Carlos besorgte für uns die Tickets und wir gingen aufs Boot. Pünktlich um 08:00 Uhr ging die einstündige Fahrt nach Santo Antão los. Und was das für eine Fahrt war. Ich war noch nie so froh wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Mannometer, das hat wirklich ganz ordentlich geschaukelt. Der Wellengang ist nicht zu verachten und für den leichten Magen sollte man lieber Seepillen im Gepäck haben. Ich zog es daher vor, mich hinzulegen und zu hoffen, dass es bald vorbei war. Währenddessen machte Marcel Fotos und unterhielt sich mit einem Niederländer, der hier beruflich unterwegs war.
Nach einer Stunde erreichten wir um 09:00 Uhr endlich den Hafen auf Santo Antão. Ich war heilfroh und mir graute es schon vor der Rückreise. Bis zum endgültigen Anlegemanöver verging allerdings noch mal eine halbe Stunde, da das wohl nicht so klappte wie geplant… Ich wollte doch nur runter hier .
Um 09:30 Uhr konnten wir den Kahn endlich verlassen und gingen schnurstracks zum Ausgang. Dort wartete ein Fahrer, der unser Gepäck schon mal zu Alfred bringen würde, während Marcel und ich in einem Aluguer zum Cova-Krater fuhren. Eine spannende Fahrt, denn unterwegs wurden noch weitere Leute eingeladen und mit ihnen Säcke von Reis und anderen Lebensmitteln. Aber kaum jemand hat hier ein eigenes Auto und so lässt sich am einfachsten einkaufen.
Nach einer knappen 3/4 Stunde erreichten wir dann endlich den Cova-Krater. Die Wanderung in das Tal Ribeira do Paúl gehört zum Pflichtprogramm beim Besuch Santo Antãos. Der Krater – kaum noch als solcher zu erkennen – wird heute landwirtschaftlich genutzt. Ausgeschildert ist der Weg übrigens nicht und so taten wir uns auch ein wenig schwer, den richtigen Weg zu finden. Zum Glück konnten wir anhand unseres GPS´ erahnen, wo wir hinmussten. Feste Wanderschuhe und gute Kondition sind wichtig. Bevor wir hinab zum Krater wanderten, genossen wir die Aussicht.
Auf einem breiten Wanderweg gingen wir nun hinab ins Tal. Unterwegs trafen wir eine Frau, die gerade Holz auf ihrem Kopf transportierte. Nachdem wir unten angelangt waren, liefen wir weiter am Kraterrand entlang. Das Tal gefiel uns wirklich sehr gut. Alles befand sich in einem satten grün.
Bevor wir nun ins eigentliche Paúl-Tal gelangten und unsere Wanderung zu Alfred fortsetzen konnten, mussten wir jedoch noch einmal ordentlich Höhenmeter machen. Auf einem Ziegenpfad stiegen wir steil an, bis wir den Pass erreichten, von dem man einen traumhaften Blick ins Paúl-Tal hat. Wir erholten uns von dem schweißtreibenden Aufstieg und genossen den Blick ins Tal. Ein Traum. Wir konnten gar nicht genug bekommen.
Dann begannen wir mit dem entspannten Teil des Tages und gingen auf angelegten Steinpfaden nur noch bergab. Auch das sollte jedoch nicht verachtet werden. Es geht ganz schön in die Knie. Die tolle Aussicht entschädigt jedoch und je niedriger wir gelangten, umso grüner und üppiger wurde der Bewuchs. Neben Bananenstauden wuchsen hier zahlreiche weitere Pflanzen und Gemüse. Auch Zuckerrohr, aus dem der sehr starke Rum, genannt Grogue, gebrannt wird. Man sollte jedoch aufpassen, dass man den richtig destillierten erwischt, sonst hat man schnell Fusel, der zuviel Methanol enthält und ungesund ist.
Schon bald erreichten wir die ersten Häuser. Am Ende des Dorfes Chã de João Vaz leben Alfred und Christine. Nach ihrer Bar, dem „O Curral“, hielten wir nun Ausschau.
Wir erreichten die Bar nach ca. 4 Stunden, hatten uns jedoch unterwegs auch viel Zeit für Fotos gelassen. Christine empfing uns dort und wir bekamen selbst gemachten Saft zum Trinken. Sehr lecker. Nachdem wir ganz interessiert die Herstellung von kapverdischen Teigtaschen beobachtet hatten, bekamen wir auch diese zum Probieren. Sie waren mit drei verschiedenen Sorten gefüllt und schmeckten einfach hervorragend. Von der Form her erinnerten sie uns an Ravioli, der Teig schmeckte jedoch ganz anders. Die waren echt lecker und können von uns nur empfohlen werden.
Ein wenig später lernten wir auch Alfred kennen und besprachen mit ihm den nächsten Tag. Danach gingen wir erstmal in unser eigenes kleines Häuschen gegenüber der Bar. Im „La Kazita“ hatten wir ein Schlafzimmer, eine Küche und ein Bad für uns ganz allein. Allerdings leider nur mit kaltem Wasser. Wir erholten uns kurz und gingen dann noch einmal hinaus, um einen der insgesamt zwei Geocaches auf Santo Antão zu finden. Der Weg führte uns knapp 2 Kilometer weiter hinab ins Tal. Das würden wir leider auch nach dem Fund wieder hinaufgehen müssen .
Die Menschen hier waren wirklich sehr freundlich und mit einem „Bom Dia“ kamen wir uns auch nicht mehr ganz so ausländisch vor. Auch den Cache konnten wir schnell finden und kamen noch mit einem Mann ins Gespräch, der ein wenig Englisch sprach. Ohne Portugiesischkenntnisse hat man es hier allerdings recht schwer. Auch meine Spanischkenntnisse halfen mir kaum weiter, da die Sprache nicht so leicht zu verstehen ist und eher „nuschelig“ klingt.
Gegen 18:00 Uhr kehrten wir wieder zu unserer Unterkunft zurück. Dort duschten wir kurz und gingen um 19:00 zu Alfreds und Christines Bar. Im Kreise der Familie aßen wir typisch kapverdisch zu Abend. Es gab eine Bohnensuppe, Reis und andere Köstlichkeiten, die ich allerdings schon wieder vergessen habe. Wir saßen noch ein wenig zusammen, bevor es uns um 21:00 Uhr ins Bett verschlug. Ein anstrengender aber wunderschöner erster Tag auf Santo Antão ging zu Ende und wir schliefen ohne Hundegebell friedlich ein. Es war nur sehr stickig im Zimmer.