Nach einer ruhigen aber stickigen Nacht, standen Marcel und ich zeitig auf und gingen duschen. Der Vorteil einer kalten Dusche ist, dass man nicht so lange drunter stehen bleibt . Wir machten uns fertig und bekamen um 08:00 Uhr unser Frühstück von Christine zubereitet. Neben selbstgemachten Brot gab es leckeren Käse und Marmelade aus eigener Herstellung. Dazu Saft und ein Omelette. Das Frühstück und vor allem der selbstgemachte Käse schmeckten wirklich ausgezeichnet.
Um 09:00 Uhr wurden wir von unserem Fahrer abgeholt. Mit ihm ging es heute ans andere Ende der Insel, nach Tarrafal. Die Fahrt dorthin ist nur mit einem Jeep möglich, denn Tarrafal liegt weit abgeschieden vom Rest der Insel. Wir fuhren ins Tal nach Ribeira do Paul. Dort ging Marcel kurz Geld bei der Bank abholen und ich machte ein paar Fotos von der Umgebung. Ein nettes kleines Städtchen am Meer.
Über die Kopfsteinpflasterstraße fuhren wir weiter nach Ribeira Grande. Hier führte uns eine Passstraße immer höher hinauf. Der Ausblick war grandios. Die hohen, zerklüfteten Berge und das grüne Paul-Tal. Auf einer Brücke zwischen zwei Tälern, stiegen wir aus und genossen die tolle Sicht. Unbeschreiblich, wie schön grün und lebendig hier alles wirkte. Die Fahrt auf der engen Passstraße ging weiter. An einigen Stellen ist die Straße recht eng und unser Fahrer musste immer mal wieder hupen, um eventuell von vorne kommende Fahrzeuge zu warnen. Wir gelangten immer höher, hielten an einem weiteren Aussichtspunkt und befanden uns nun auf selber Höhe, wie die Wolken. Von hier konnten wir bis zum Meer schauen.
Am Cova-Krater vorbei, führte die Straße hinab nach Porto Novo. Die im Süden gelegene Hafenstadt ist seit wenigen Jahren die bevölkerungsstärkste Siedlung der Insel. Der Kontrast konnte nun stärker nicht sein. Vom grünen Tal gelangten wir in den kargen Südwesten der Insel. Unbeschreiblich, wie gegensätzlich die Insel ist. Über Corda fuhren wir die Kopfsteinpflasterstraße hinab bis nach Porto Novo. Unterwegs genossen wir auch hier den Ausblick auf die karge, vulkanische Landschaft. Atemberaubend. Über eine Asphaltstraße fuhren wir weiter. Es ging nun wieder bergauf und an einer weiteren Stelle hielt unser Fahrer erneut und wir konnten den Blick schweifen lassen. Sogar die Insel Sao Vicente war zu sehen.
Nach diesem kurzen Stopp ging es weiter. Wir schraubten uns auf der Kopfsteinpflasterstraße immer höher hinauf, bis wir die Abzweigung und den Beginn der Jeepstrecke nach Tarrafal erreichten. Unser Fahrer kaufte im Nichts noch frischen Käse ein. Das hätten wir hier nun wirklich nicht mehr erwartet.
Bevor es nun von 1.500 m hinab auf Meereshöhe ging, konnten wir erneut einen grandiosen Blick genießen. Diese vulkanische Landschaft hat mir außerordentlich gut gefallen und mich sehr stark an Island erinnert, nur das es hier wärmer ist . Wir konnten den mit 1979 m höchsten Berg Santo Antaos, den Tope de Coroa erblicken und waren kaum von diesem Ort wegzubekommen.
20 km fuhren wir nun auf der Piste hinab ins Tal. Ein Jeep war hier wirklich erforderlich, denn an einigen Stellen war die Straße kaum zu befahren. Dicke Steine und tiefe Spurrillen sorgten für eine Fahrt mit Schritttempo. Aber so konnten wir in aller Ruhe die Aussicht genießen und die Gegend auf uns wirken lassen. An einer steil abfallenden, massiven Bergwand stoppten wir erneut und konnten von hier oben in das angelegene Dorf hinabblicken.
Auf der steilen, serpentinenlastigen Piste fuhren wir weiter hinab ins Tal. Unterwegs hatten wir jedoch das Glück, noch an einem Earthcache vorbeizukommen. Natürlich mussten wir aussteigen und unserem Fahrer kurz erklären, dass wir mal eben 5 Minuten weg müssten. Für ihn kein Problem und für uns die Lösung der Fragen auch nicht. Somit hatten wir auch 100% aller Geocaches (nämlich ganze zwei ) auf der Insel gefunden.
Wir fuhren die letzten Kilometer hinab in den Küstenort. Am Strand entlang erreichten wir nach knapp 4 Stunden unser Ziel Tarrafal. Hierhin hat es auch ein deutsch-amerikanisches Pärchen verschlagen. In ihrer Unterkunft, dem Mar Tranquilidade, kehrten wir ein und aßen etwas. Es gibt hier jedoch keine Karte oder ähnliches, sondern ein schlichtes, einfaches Menü. Wir aßen Linsensuppe und frischen Fisch, der hier im Meer gefangen wird.
Danach hatten wir noch ein wenig Zeit, um uns das Dorf anzuschauen und uns an den Strand zu legen. Wir genossen die Abgeschiedenheit und Ruhe und flanierten umher.
Nach einer Stunde kehrten wir zu unserem Fahrer zurück und sagten ihm, dass wir nun zurückfahren könnten. Wir tranken noch gemeinsam eine Cola und machten uns dann auf dem Weg zurück ins Paul-Tal. Auf der Piste fuhren wir die 20 km und 1500 Höhenmeter erneut hinauf bis zur gepflasterten Straße. 1,5 Stunden waren wir alleine hier unterwegs und recht froh, wieder festeren Boden unter den Autoreifen zu haben. Das schaukelt ja doch ordentlich.
Wir warfen einen letzten Blick auf die unglaubliche Landschaft und fuhren dann wieder nach Porto Novo. Erneut erblickten wir die Insel Sao Vicente und hielten für ein Foto kurz an.
Zurück ins Paul-Tal ging es nun nicht über die Passstraße, sondern auf einer geteerten Straße am Meer entlang. Nach einem letzten Zwischenstopp mit Fotopause am Meer fuhren wir wieder hinauf bis zum „O Curral“ und unserer dortigen Unterkunft.
Um 18:00 Uhr (nach drei Stunden Fahrt) erreichten wir die Bar von Christine und Alfred. Kaputt aber glücklich kehrten wir kurz ein, tranken etwas und gingen danach in unsere Unterkunft. Wir ließen die gewonnen Eindrücke erstmal auf uns wirken, bevor es um 19:00 Uhr Abendessen gab. Da ich heute schon recht viel gegessen hatte, hatte ich Christine im Vorhinein gefragt, ob sie noch ein paar von den leckeren, gefüllten Teigtaschen machen könnte. Gar kein Problem. Und so gab es für mich Teigtaschen und für den Rest der Familie einschließlich Marcel, das traditionelle kapverdische Nationalgericht Cachupa. Eine Art Eintopf bestehend aus verschiedenen Gemüsesorten. Uns schmeckte es erneut hervorragend und mit vollem Magen und zahlreichen Eindrücken im Kopf gingen wir friedlich schlafen.