Der morgendliche Blick aus dem Fenster zeigte auch heute keine Wetterbesserung. Ein Mix aus unterschiedlichen Grautönen bestimmte den Himmel. 50 Shades of Grey. Dazu war es recht diesig. Dennoch wollten wir heute zum großen Sandriff am Westende der Insel radeln – zur Bill. Ein Spaziergang um die Bill kann allerdings nur per pedes erfolgen. Am Westende stehen genug Fahrradabstellplätze bereit.
Geweckt vom Pferdetraben stand ich auf und entdeckte die hiesige Müllabfuhr angetrieben von Pferdestärken. Da Juist autofrei erfolgt hier jeglicher Transport entweder mit dem Fahrrad oder für größere Dinge mit der Pferdekutsche.
Da der Fahrradverleih erst um 10 Uhr öffnete, frühstückten wir in Ruhe und zogen los. Wir entschieden uns für ein 7-Gang-Fahrrad beim Fahrradhändler „Fliegender Holländer“. Die Ausleihe klappte reibungslos und der freundliche Mitarbeiter stellte uns die Fahrräder zur Verfügung. Kostenpunkt 10 Euro / Person.
Da so gut wie kein Wind herrschte, war das Radeln auf Juist ohne E-Antrieb kein Problem. Unsere Wegbegleiter waren die Geocaches auf dem westlichen Teil der Insel.
Wir peilten daher den ersten an und entfernten uns aus der doch schon recht belebten Innenstadt.
Die Sicht war wider erwarten diesig und Fotostopps waren heute nicht allzu lohnenswert. Aber immerhin regnete es nicht.
Auf der mit Kopfsteinpflaster versehenen Straße fuhren wir bis zum Inselmuseum. Auch hier suchten wir nach einem Cache, verzichteten aber auf einen Besuch des Museums.
Zurück auf dem Sattel gelangten wir Richtung Hammersee. Der See ist ein 1932 durch eine Sturmflut entstandener Süßwasser-Binnensee. Infolge einer schweren Sturmflut – der Petriflut von 1651 – war die Insel zunächst in zwei Teile getrennt. Um das Jahr 1770 wurde damit begonnen, den etwa zwei Kilometer breiten Durchbruch zuerst an der Südseite zuzuschütten, was 1877 beendet war. Erst ab 1928 wurde die zur See liegende Nordseite mit einem Sanddamm geschlossen. Bei einer Sturmflut brach das Wasser 1932 durch den nördlichen Deich, überflutete die Weidefläche dahinter und floss nicht mehr ab.
Den Hammersee kann man nur zu Fuß umrunden bzw. überhaupt erreichen. Ein Fahrradparkplatz ist vorhanden.
Wir folgten dem sandigen Weg hinauf zur Aussichtsdüne. Fernsicht genießen konnten wir allerdings kaum. Das Einheitsgrau wollte heute leider nicht abziehen.
Durch den mystischen Wald liefen wir auf schmalen Pfaden bis zu einem Aussichtspunkt auf den See.
Ich entdeckte ein paar Pfeifenten im Schlichtkleid und eine Löffelente wagte sich in meine Nähe.
Auf selben Weg liefen wir zurück zur Aussichtsdüne. Unterwegs lichtete ich noch ein paar Vögel ab. Da jedoch schon einige Leute mit uns unterwegs waren, blieb kaum Zeit auf das Eintreffen der Vögel zu warten. Die Piepmätze im Herbst ohne ihr Prachtkleid zu bestimmen fällt mir allerdings schwerer als gedacht.
Am Abzweig hinauf zur Düne nahmen wir den Weg geradeaus Richtung Bill.
Hier erwartete uns ein weiterer Geocache und ein toller Aussichtspunkt auf den Hammersee und auf das Meer. Verrückt, wie nah wir jetzt am südlichen und zugleich auch am nördlichen Strand waren.
Bevor es zu voll wurde, suchten wir das Weite und liefen zurück zum Fahrrad.
Bis zum Ende des fahrbaren Weges lagen noch gut 3 Kilometer vor uns. Da es keine weiteren Geocaches entlang der Strecke gab, legten wir auch keine Stopps mehr ein.
Kurz vor dem Inselende liegt ein ehemaliger Bauernhof – die “Domäne Bill”. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel, denn hier gibt es köstliche hausgemachte Spezialitäten, mit denen man sich nach einer Bill-Wanderung wunderbar stärken kann. Besonders legendär ist der Stuten, ein süßes Weißbrot mit Rosinen, das auch mit Leberwurst oder Käse schmeckt! Fürs Zweirad ist ein ausreichend großer Fahrradparkplatz vorhanden, der bei unserer Ankunft schon gut gefüllt war.
Wir stellten unser Radl am Rand des Zauns ab und liefen nun zu Fuß durch das Naturschutzgebiet. Direkt zu Beginn entdeckten wir auf der Wiese hinter dem Restaurant einen Fasan.
Unser Wegbegleiter war ein Multicache, der uns die Domäne Bill nun näherbrachte.
Wir marschierten in die Dünen und nach einem kurzen, knackigen Anstieg erreichten wir den Strand.
Hier schlenderten wir immer am Wasser entlang zum Billriff. Das Betreten des Billriffs ist verboten.
Interessanterweise war es am Strand überhaupt nicht windig und kalt. Ich musste mich also nicht ärgern, weder Handschuhe noch Mütze eingepackt zu haben. Man konnte sogar ohne Jacke gehen und das trotz grauen Himmels.
Vorbei an der Westbarke erreichten wir die Ausläufer des Naturschutzgebiets. Wer Lust hat, kann dem Weg am Strand entlang der Wasserkante bis zum Ende folgen, muss dann aber denselben Weg wieder zurückgehen. Ein Umwandern des Strands ist nicht möglich.
Wir verzichteten darauf und liefen den zahlreichen anderen Spaziergängern hinterher.
Der Strand verwandelte sich in eine Dünenlandschaft und wir genossen tolle Blicke aufs Meer und auf die Landschaft.
Schneller als erwartet, erreichten wir das Ende des Strands und gelangten zum zweiten Fahrradparkplatz hinter dem Restaurant. Hier war weitaus weniger los als am Restaurant.
Statt dem Deichweg zu folgen, liefen wir unterhalb auf einem Landwirtschaftsweg her. So mussten wir den Fahrradfahrern nicht dauernd ausweichen und konnten außerdem die Füße vor dem harten Asphaltboden bewahren.
Das Restaurant Bills Domäne war bald erreicht und auf den Wiesen entdeckte ich Kiebitze, Graugänse sowie Kiebitzregenpfeifer und Goldregenpfeifer.
Während meine Mutter schon den Geocache gefunden hatte, fotografierte ich noch ein wenig die Seevögel.
Eigentlich wollten wir nach unserer Tour im Restaurant einkehren, aber es war mittlerweile so voll, dass die Leute schon draußen Schlange standen.
So setzten wir uns aufs Fahrrad und radelten zurück zu unserer Unterkunft.
Am Strand legten wir noch einmal einen kleinen Zwischenstopp ein und begaben uns erneut auf die Suche nach Feuersteinen.
Unterwegs zur Ortschaft Juist kam uns noch einmal die Müllabfuhr entgegen.
Bevor wir zur Ferienwohnung radelten, wollten wir noch die verbliebenden Caches auf der Ostseite der Insel suchen.
Kurz vor dem Erreichen eines Tradis schreckten wir bestimmt gut 20 Fasane auf. Ich denke, ohne Geocache verirrte sich in die Ecke niemand.
Auch Kiebitze entdeckte ich im Gras.
Wir genossen den diesigen Ausblick auf das Seezeichen an der Hafeneinfahrt und den Leuchtturm Memmertfeuer und fuhren zurück zum Fahrradverleih, den wir gegen 17 Uhr erreichten.
Etwas durchgefroren spazierten wir vom Fahrradverleih zurück zu unserer Unterkunft und ließen den Abend gemütlich ausklingen.