Der morgendliche Blick aus unserem Fenster in Hiroshima verhieß nichts Gutes, denn es regnete mal wieder. Da wir jedoch sowieso heute weiter nach Kyoto fahren wollten, beschlossen wir, erstmal in Ruhe zu frühstücken. In unserem Hotel gab es diesmal ein wenig mehr Auswahl an westlichen Speisen und ich konnte neben Toast und Rührei auch mal ein paar Cornflakes essen. Besser noch; es gab Choco Krispies :-D. Und es gab sogar Messer, Gabel und Löffel. Keine Frage, dass ich auf die Stäbchen verzichtete. Marcel hielt es traditionell und versuchte sein Glück.
Danach packten wir die Sachen und fuhren mit der Tram zum Bahnhof. Der gestrige Besuch des Friendensmuseums lag uns immer noch in den Knochen und wir waren nachdenklich. Gut, dass wir jedoch gestern schon die Burg Himeji besucht hatten. Bei dem Wetter hätten wir auch keine Lust dazu gehabt.
Auch heute nutzten wir wieder den Shinkansen um nach Kyoto zu kommen. Die Fahrt dauerte nur knapp 100 Minuten und ein Umstieg war nicht erforderlich. Wir hatten bereits gestern unsere Sitzplatzreservierung erworben und stellten uns an die richtige Stelle für unseren Waggon. Und was erblickten meine Augen auf der Anzeigetafel? Unser Shinkansen (und noch einige andere Züge) hatte doch tatsächlich Verspätung. 20 Minuten! Da hatten wir aus diversen Quellen aber was anderes gehört. Der vermeintlich pünktlichste Zug der Welt ist wohl doch nicht immer so pünktlich. Da darf ich nicht nur im eigenen Land Zeit totschlagen, sondern auch noch im Ausland ;-). Das war ja was. Liebe Deutsche Bahn, die Konkurrenz schläft nicht aber sie ist zumindest komfortabler und schneller.
Während Marcel noch etwas zu Essen besorgte, wartete ich auf die Einfahrt des Zuges. Nach genau 20 Minuten erhielt der Zug tatsächlich Einfahrt und wir nahmen in unserem Waggon Platz.
Gegen 13:00 Uhr erreichten wir Kyoto und es regnete auch leider hier sehr stark. Das konnte ja heiter werden. Vom Bahnhof in Kyoto mussten wir noch eine Station mit der U-Bahn bis zu unserem Hotel fahren. Mit den zwei Koffern, Rucksack, große Tasche und Handtasche war das Reisen immer etwas umständlich. Warum wir auch nicht beide unsere Wanderrucksäcke mitgenommen hatten…
Unsere Unterkunft das Citadines Karasuma-Gojo, ein Apartment-Komplex, lag unweit der U-Bahn Station Gojo. Da in Japan die Stationen immer sehr unübersichtlich sind und man nie weiß, welchen Ausgang man denn nun nutzen muss, entschieden wir uns natürlich nach Murphy´s law für den Falschen. Im strömenden Regen führte ich uns mit dem GPS zu dem Apartmenthaus. Schlechte Laune machte sich schon breit, denn im Regen ohne Schirm mit dem Gepäck zu laufen war echt schrecklich. Mit Schirm wäre es allerdings noch umständlicher gewesen.
Da wir erst um 14:00 Uhr einchecken konnten und es in Japan nicht üblich ist, dass man die Zimmer früher beziehen kann, mussten wir jetzt noch die Zeit totschlagen. Wir liefen daher zuerst in die eine Richtung und entdeckten neben einem großen Supermarkt auch einen 100 Yen Shop. Die Läden sind wie die 1-Euro-Shops in unseren Gefilden. Eigentlich müssten sie 108 Yen-Shop heißen, denn die Steuer muss noch hinzugerechnet werden. Hier konnten wir günstig einen Regenschirm kaufen; nämlich für 108 Yen ;-). Der war zwar nicht groß, erfüllte aber seinen Zweck. Auch dem Supermarkt statteten wir einen Besuch ab und schauten mal, was es hier so alles gab. In Kyoto hatten wir uns bewusst für eine Apartment-Anlage entschieden, denn so konnten wir auch mal selbst kochen und mussten nicht jeden Tag Essen gehen. Die Auswahl war riesig. Es gab diverse Sushi-Sorten und komplett fertige Mahlzeiten. Allerhand Frittiertes lag auch zum Verzehr bereit. Da würden wir auf jeden Fall fündig werden. Nahrungsmittel sind nur unheimlich teuer in Japan. Besonders Obst. Da kann man für eine kleine Schale mit Melonenstücken locker 5 Euro bezahlen. Auch Äpfel und Bananen kosten viel. Nach dem Einchecken wollten wir hier noch einmal hin.
Aber wir hatten noch Zeit und vertrödelten die restlichen Minuten bei McDonalds, der sich auf der anderen Seite unseres Zimmers befand. W-Lan gibts hier übrigens nicht.
Dann schlug die Uhr endlich 14:00 und wir checkten ein. Unser geräumiges und schönes Apartment war komplett ausgestattet und hatte endlich auch mal die passenden Steckdosen für unseren Adapter. Das mit dem Strom ist in Japan nicht so ganz einfach. Meist sind die Steckdosen zweipolig. Wir hatten vorher im Internet jedoch einen dreipoligen Stecker gekauft, der sogar für Japan empfohlen wurde. Ob der Hersteller schon mal hier war? Auch liegt die Netzspannung hier nur bei 100 Volt, so dass man vorher auf seine Geräte schauen sollte, ob die überhaupt anschließbar sind. Evtl. braucht man einen Spannungswandler. Unsere Geräte (Tablet, Ladegeräte) konnten jedoch alle genutzt werden. So bekamen die Kameraakkus endlich mal Saft. Aber was sollten wir mit dem heutigen Tag noch anfangen?
Bei dem Regenwetter lohnte es sich nicht, irgendwo hinzufahren. Also wusch ich mal wieder ein paar Klamotten, während Marcel las. Wir machten noch ein kleines Nickerchen und liefen danach in den Supermarkt. Marcel holte sich fertige Schnitzel und Toastbrot; ich entschied mich für Sushi. Die Schnitzel sind jedoch nicht zu verachten und schmeckten erstaunlicherweise fast wie bei uns. Die Panade ist richtig knusprig und das Fleisch zart. Hätten wir so nicht erwartet.
Da der Regen nicht aufhören wollte, gingen wir früh ins Bett und hofften auf besseres Wetter am morgigen Tag.