Japan: Ausflug nach Himeji

Da man mit den japanischen Expresszügen – den Shinkansen – schnell und einfach von Ort zu Ort kommt, beschlossen Marcel und ich nach dem Frühstück von Hiroshima zur Burg Himeji zu fahren. Die Burg Himeji gehört zu den nationalen Kulturschätzen Japans und wurde 1993 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Sie ist eines der ältesten erhaltenen Bauwerke aus dem Japan des 17. Jahrhunderts. Die Burganlage, die aus 83 einzelnen Gebäuden besteht, gilt als schönstes Beispiel des japanischen Burgenbaus und hat den Beinamen Shirasagijō, eine Anspielung auf ihre weißen Außenmauern und Dächern.

Eigentlich wollten wir zum Bahnhof Hiroshima laufen aber wir unterschätzten die Wegstrecke vom Hotel erheblich und entschieden uns dazu, doch die Tram zu nehmen. Einen Sitzplatz für den Shinkansen buchten wir diesmal nicht, sondern stellten uns auf dem Gleis an die non-reserved seats-Stelle. Wir hatten allerdings Glück überhaupt noch zwei Sitzplätze zu ergattern, denn der Zug war gut gefüllt. Die Fahrt dauert nur knapp 1 Stunde; und das bei zurückzulegenden 250km / Strecke. Ich bin immer noch begeistert von den Zügen ;-).

Vom Bahnhof Himeji trennten uns knapp 1,5km Fußweg. Die Burganlage war schon von weitem zu erkennen. Da es heute sehr drückend war, bewegten wir uns im Schneckentempo fort. Der Eintritt in die Burg kostet 1000 Yen / Person. Zu Hochzeiten wie in der Golden Week oder den Ferien wird empfohlen, ein Ticket auf der Seite www.himejicastle.jp/en/ zu reservieren. Getränke und Essen sind auf dem Burggelände nicht erlaubt. Mein Eis musste ich daher im Schnelltempo draußen verspeisen.

Wir begaben uns nun bergauf zu der Burg, die trotz ihrer architektonischen Schönheit, als praktisch uneinnehmbar galt. Der Bau ist wirklich spektakulär und was Besonderes. Ob man sich das Innere jedoch unbedingt ansehen muss, sollte jeder selbst entscheiden. Wie auch schon die Burg Hiroshima ist auch in Himeji alles recht spartanisch gehalten. Über mehrere Etagen ging es hinauf ins Obergeschoss. Unterwegs gab es nicht viel zu sehen außer Holzverkleidungen und ein paar Infotafeln. Aus den Fenstern konnte man auch nicht gut hinausschauen. Außerdem war es wirklich unerträglich warm hier drin. Eines der wenigen Gebäude, dass nicht gekühlt wird ;-). Mit den zahlreichen anderen Menschen gingen wir bis nach oben und trafen auf einen Gebetsraum. Da es hier total überfüllt war, wollten wir nur eines: Schnell wieder hinunter. Das war jedoch schwieriger als gedacht, denn man musste sich erstmal in eine Schlange stellen, bis man über die teils steilen Stufen wieder hinunterkam. Bei den ganzen alten Leuten, die teilweise wirklich nicht mehr sehr fit auf den Beinen waren, hofften wir nur, dass keiner von ihnen stürzte (und wir gleich mit).

Wieder draußen schnappten wir erstmal nach Luft und schauten uns die Burg von vorne an. Danach begaben wir uns zum Ausgang und waren froh, erstmal was trinken zu können. Die Automaten warteten schon ;-). Wir kauften noch einen Magnet und liefen zurück zum Bahnhof.

Wir begaben uns aufs Gleis und fuhren zurück nach Hiroshima. Diesmal allerdings mit Umstieg. Zum Zeitvertreib schlenderten wir noch durch einen Souvenirladen und aßen irgendwas Japanisches, dass jedoch so stark nach kaltem Fisch schmeckte (und dazu noch so richtig fettig war), dass wir darauf verzichteten, aufzuessen. Das war … gewöhnungsbedürftig; nein man könnte wohl sagen: Das hat nicht geschmeckt. Beim Anblick hatten wir uns was anderes vorgestellt. Aber das sollte uns noch häufiger in Japan passieren.

In Hiroshima angekommen wollten wir schon mal einen Sitzplatz für unsere morgige Fahrt nach Kyoto reservieren. Vorher entdeckte Marcel jedoch noch einen kleinen Laden im Bahnhof, wo es gefüllte Teigtaschen zu kaufen gab. Da die Leute Schlange standen, musste es ja was Gutes sein. Die sahen wirklich lecker aus und die Füllung erinnerte uns an etwas Fruchtiges. Wie jedoch schon beim vorherigen Snack schmeckte der Teigtaler ganz anders als erwartet. Schwer zu sagen, was sich im Inneren befand. Marcel tippte auf rote Bohnen aber sicher sind wir uns nicht. In Japan Snacks zu sich zu nehmen ist auf jeden Fall eine interessante Erfahrung. Wir erwarteten häufig etwas Süßes und bekamen eher etwas Deftiges oder Herbes. Wirklich ungewöhnlich.

Mit der Tram ging es zurück zum Hotel. Wir warfen den Rucksack ab und liefen danach zum Friedensmuseum. Der Eintritt war mit 200 Yen / Person für ein Museum sehr günstig. Das Innere ist jedoch nicht für jeden etwas. Wir waren ja schon vom 9/11 Museum in New York mitgenommen aber das Friedensmuseum ist an einigen Stellen wirklich hart. Gleich zu Beginn sind Menschen aus Wachs nachgebaut, die die Körper nach der Explosion zeigen. Die realitätsnah herunterhängenden Hautfetzen und die verkohlten Gesichter schockten uns doch sehr. Auch die Fotos von Überlebenden nach der Katastrophe sind bestimmt nicht jedermanns Sache. Marcel war sehr verstört von einem original Mauerstück, dass einen Schatten an der Wand zeigte. Sekunden vor der Explosion hatte dort ein Mensch gesessen. Außer dem Schatten war nichts mehr übrig. Auch persönliche Gegenstände und die Geschichten dazu kann man sich durchlesen. Aber wenn man originale Hautfetzen in einer Vitrine liegen sieht, lässt man doch den Blick lieber woanders hin gleiten. Das Museum ist ein echtes Mahnmal und ein schockierendes Bild. Man kann sehr stark mitfühlen und nachempfinden, wie es den Menschen ergangen sein muss. Wir hielten uns nur knapp 1 Stunde im Museum auf. Danach hatten wir genug von den traurigen Bildern und wollten lieber nach draußen gehen. Vergessen wird man das so schnell nicht.

Vom Museum liefen wir zum Atombomben-Hügel-Denkmal. Hier wurden die sterblichen Überreste vieler Opfer zusammengetragen und verbrannt. Durch Bürgerspenden wurde im Mai 1945 ein provisorisches Monument errichtet, im Juli desselben Jahres entstand ein Cinerarium und ein Schrein.

Wir suchten zum Abschluss unseres Aufenthalts die Friedensglocke. Gestern hatten wir die übersehen und auch heute war es gar nicht so einfach, die Glocke zu finden. Sie liegt etwas versteckt. Seit dem 6. August 1947 gedenkt Hiroshima alljährlich der Opfer des Atombombenabwurfs mit einer großen Gedenkfeier. Genau um 8:15 Uhr, dem Zeitpunkt des Abwurfs, wird die Friedensglocke geschlagen. Wir schauten noch einmal zum ehemaligen Gebäude der Industrie- und Handelskammer hinüber und verspürten so langsam ein wenig Hunger.

Im Reiseführer hatte Marcel vom regionalen Gericht Okonomiyaki gelesen, dass nicht nur preiswert, sondern auch lecker sein soll. Das wollten wir jetzt natürlich probieren. Okonomiyaki sind ein wenig mit einem herzhaften Eierpfannkuchen zu vergleichen und werden nach eigenem Gusto mit einer speziellen dicken Sauce, die mich an Hela-Ketchup erinnerte, gewürzt. Wir wählten unsere Version (Marcel mit und ich ohne Fleisch) von einer Speisekarte aus, bekamen diese vom Koch vorbereitet serviert und brieten diese auf einer elektrischen Metallplatte, die im Tisch integriert war, fertig. Mit einem Spachtel kann man sich dann kleine Stücke des Fladens abhacken und auf seinen Teller zum Essen legen. Gegessen wir natürlich mit Stäbchen. Auf dem Fladen befindet sich als untere Schicht eine Art Teig, darüber Kohl und Nudeln (Entweder Soba oder Udon) und je nach Auswahl Fleisch oder Gemüse. Obendrauf kommt die Soße und voilá: Bon appetit. Okonomiyaki schmeckte wirklich lecker und sollte bei einem Besuch in Hiroshima unbedingt probiert werden.

Nach dem Essen, für das wir umgerechnet insgesamt etwa 30 Euro bezahlt hatten, liefen wir im Dunkeln durch den Friedenspark zurück zum Hotel und gingen ins Bett.