Für unseren diesjährigen Islandaufenthalt hatten Marcel und ich einige Pläne. Zuerst wollten wir in den Vulkan Thrihnukagigur. Die Magmakammer des Vulkans lässt sich hier besichtigen und bietet ein einmaliges Erlebnis. Da der Vulkan aber in der Nähe von Reykjavik liegt, passte dies nicht in unsere Planung. Ein weiteres Highlight sollte ein Rundflug über die Insel sein. Ich wollte gerne die Laki-Spalte und das Hochland von oben sehen. Doch vom Mückensee aus gibt es nur einen Anbieter, der Rundflüge anbietet und die Flugzeuge haben keine Möglichkeit das Fenster für Fotos zu öffnen. Wir wollten also nicht viel Geld dafür bezahlen, dass wir hinterher schlechte Fotos hatten. Die meisten Anbieter fliegen auch wieder von Reykjavik. Also war das auch hinfällig. Als drittes Highlight hatten wir uns die Insel Grímsey auserkoren. Auf ihr leben zahlreiche Papageientaucher und wir finden diese possierlichen Tierchen wirklich klasse. Auch dies zu planen war nicht leicht, denn die Fähre hinüber zur Insel fährt nur dreimal in der Woche. So mussten wir die Tage so verplanen, dass wir genau am passenden Tag die Fähre erreichen würden. Letztendlich klappte dies auch und wir machten uns morgens um 07:30 Uhr auf dem Weg zu Klaus und Ulrike.
Die beiden wollten zwar nicht mit auf die Insel aber wir wollten ihnen natürlich das Auto geben, damit sie den Tag auch nutzen konnten. Leider hatte die beiden eine Erkältung erwischt und sie wollten den Tag lieber in Akureyri bleiben. Daher fuhren wir nun alleine mit dem Auto nach Dalvík. Hier legt die Fähre ab. Vorher hielten wir noch an einem Vogelbeobachtungsplatz und genossen die mystische Landschaft.
Wir fuhren zum Hafen, parkten das Auto und konnten wenig später bereits an der Bord der Fähre gehen. Die Tickets hatten wir bereits gestern in Akureyri gekauft. Das war gar nicht so einfach, die richtige Stelle zu finden. Die Tickets werden ausschließlich in der Touristeninformation am Hafen verkauft. Die Hin- und Rückfahrt kostete 8.800 ISK / Person.
Pünktlich um neun Uhr legte die Fähre ab. Bei ruhiger See brauchte ich zum Glück keine Tabletten gegen Seekrankheit. Durch den Fjord fuhren wir hinaus aufs Meer. Wir gingen hinauf aufs Deck und genossen die Aussicht. Leider war es ganz schön kalt und so hielten wir es nicht lange aus.
Wir gingen wieder unter Deck und frühstückten erstmal. Wir hatten uns gestern im Supermarkt extra noch Knäckebrot, Käse und Äpfel für die Fahrt gekauft. Die Fähre benötigt bis Grímsey drei Stunden. Wer möchte kann sich ein Bett für 1000 ISK mieten. Wir nahmen jedoch mit den Sitzen vorlieb, die bequem waren und genossen das Entertainment-System. Dort werden Hollywoodfilme in Englisch mit isländischem Untertitel gezeigt.
Lange hielt ich es jedoch nicht unter Deck aus. Während Marcel ein Nickerchen machte, ging ich wieder hoch. Es besteht die Chance von der Fähre aus Wale zu entdecken und ich hoffte natürlich, einen zu sehen. Nicht nur ich wollte einen Wal sehen, sondern noch weitere Leute. Geduldig warteten wir und beobachteten uns gegenseitig, immer in der Hoffnung, der eine könnte etwas entdecken. Und tatsächlich wurden wir nicht enttäuscht. In der Ferne zeigten sich drei Wale. Die waren jedoch so weit weg und so schnell wieder verschwunden, dass ein gutes Foto nicht möglich war. Immerhin konnte man erkennen, dass es tatsächlich Wale mit schwarzen Flossen waren. Ein wirklich tolles Erlebnis.
Um 11:30 Uhr konnten wir die Insel Grímsey bereits in der Ferne erkennen. Ein flaches Eiland, deren höchste Erhebung 105m beträgt.
Pünktlich um 12:00 Uhr legten wir an und konnten an Land. Wir hatten nun bis 16:00 Uhr Zeit die Insel zu erkunden. Auf Grímsey gibt es nicht nur zahlreiche Papageientaucher, sondern sie liegt auch direkt am Polarkreis und ist daher der einzige Ort auf Island, an der die Mitternachtssonne zu sehen ist. Auf der Fähre kann sich der interessierte Tourist einen Nachweis ausstellen lassen, dass er hier war. An Land wird man auf diese Besonderheit gar nicht aufmerksam gemacht. Es gibt weder einen Punkt, an dem sich der Polarkreis offiziell betreten lässt, noch Souvenirshops. Das war für uns natürlich ein netter Nebeneffekt aber wir wollten nun endlich die Papageientaucher sehen. Wir hofften, dass diese auch zahlreich und vor allem nicht so weit weg – wie letztes Jahr auf den Westmännerinseln – zu erblicken waren.
Nach den ersten Metern wussten wir, dass sich die Fahrt gelohnt hatte. Da saßen sie. Ganz nah am Weg und in großen Gruppen. So niedliche Tierchen. Die sehen einfach toll aus. Wir schossen die ersten Fotos und wollten gar nicht mehr weg. Was wenn das hier einzigen waren? (Waren sie natürlich nicht, die ganze Felswand war voll).
Die Vögel wirkten sehr zutraulich und man konnte sich ihnen langsam nähern. Natürlich kamen nach und nach auch die anderen Touristen und die Papageientaucher machten sich bei zuviel Trubel aus dem Staub. Aber ein paar Meter weiter befanden sich schon die nächsten. Immer wenn sich weitere Touristen näherten, gingen wir ein Stück weiter. So konnten wir die Tiere in aller Ruhe beobachten, bevor sie wegflogen. Auch auf dem Meer saßen zahlreiche Papageientaucher im Wasser. Die Insel hat zur Zeit 90 Einwohner aber tausende von Papageientauchern.
Wir wollten natürlich auch die Insel an sich erkunden und gingen zu einem Punkt, an dem die Entfernungen nach New York, Tokio und Sydney angegeben waren. Eigentlich dachten wir, es handelt sich um die offiziellen Polarkreis aber den suchten wir natürlich vergebens. So mussten wir mit dem inoffiziellen und dem Wissen, dass wir uns auf 66° Nord befinden, Vorlieb nehmen.
Von hier liefen wir auf der Wiese zurück zum Weg. Dabei ist Vorsicht geboten, denn zahlreiche angriffslustige Möwen haben ihre Nester in den Wiesen. Touristen wird empfohlen einen Stock zur Abwehr dabei zu haben. Uns ließen die Vögel jedoch in Ruhe und wir sie.
Aus der Ferne hörten wir ein Flugzeug, welches auf der kleinen Landebahn landen wollte. Vorher fährt jedoch ein Auto über die Piste und verscheucht die Möwen, die sich in Scharen auf dem Asphalt niedergelassen haben. Damit soll ein Birdstrike verhindert werden. Das brachte allerdings nur bedingt was, denn keine Minute später, nachdem das Auto verschwunden war, waren auch die Möwen wieder auf der Landebahn . Nicht ungefährlich hier zu landen.
Wir liefen hingegen wieder an den Steilklippen entlang zu einem Picknickplatz. Eine Holzbank und ein Tisch luden zum Verweilen ein. Wir wollten eine Kleinigkeit trinken und danach weiter Papageientaucher beobachten. Außer uns war niemand hier und so konnten wir uns in aller Ruhe den Tieren nähern. Langsam und bedacht schlichen wir uns heran.
Beim Heranpirschen ist UNBEDINGT darauf zu achten, dass man die Nester nicht zerstört, denn nicht alle Papageientaucher bauen ihren Unterschlupf in den Klippen. Einige haben sich Löcher in die Wiese gehackt. Sollte man darüber stehen, werden sie durch die Vibration der Tritte aufgeschreckt und fliegen hinaus. Das kann dann für Mensch und Vogel eine schreckhafte Sekunde sein.
Ein Papageientaucher hatte es mir ganz besonders angetan. Er war überhaupt nicht schreckhaft und ich konnte auf bis zu 1m an ihn heranrobben, ohne das er wegflog. Das war toll. Bevor der süße Vogel es sich nun anders überlegte und doch wegflog posierten wir noch ein wenig mit ihm. Wir freuten uns wie kleine Kinder über diese wunderschöne Erfahrung.
Die Zeit verging wie im Flug und wir wollten noch bis zum nördlichen Ende der Insel wandern. Daher verabschiedeten wir uns von den Papageientauchern und liefen den Wanderweg leicht bergauf. Da es sich jedoch nicht vermeiden ließ, immer wieder einen Blick auf die Vögel zu werfen, zückten wir unterwegs noch häufig die Kamera und fotografierten.
Der Weg führte nun jedoch von den Klippen – und damit auch von den Papageientauchern – weg. Bergab folgten wir dem Pfad bis zum nördlichen Ende der Insel. Hier befanden sich auch keine Papageientaucher mehr, sondern zahlreiche Möwen und Lummen, die einen heiden Lärm machten.
Da die Zeit drängte und wir auf dem Rückweg zur Fähre noch einmal am Picknickplatz die Papageientaucher beobachten wollten, kehrten wir wieder um und gingen zurück. So angenehm der Weg vorhin steilabwärts ging, so anstrengend verlief er nun wieder aufwärts. Eine schweißtreibende Angelegenheit.
Am Picknickplatz angekommen, entdeckten wir, dass lediglich ein einziger Papageientaucher vor Ort war und der hielt sich auch nicht lange auf. Ich dachte zuerst, er hat einen Fisch im Schnabel (das wäre natürlich DAS perfekte Bild gewesen) aber es war nur eine Feder. Trotzdem sah es klasse aus. Da sich hier keine Papageientaucher mehr befanden, gingen wir langsam zurück zur Fähre. Vielleicht hatten wir an einem Spot mehr Glück.
Doch auch hier waren sie alle weg. Kein einziger war da. Wo sie auf dem Hinweg in Scharen gesessen hatten, war nun alles leer. Sehr merkwürdig, wo die wohl alle hin waren? Uns blieb daher nichts anderes übrig, als in Richtung Fähre zu gehen.
Wir gingen zum einzigen Supermarkt der Insel, in der Hoffnung, ein kleines Souvenir zu finden. Doch leider gab es nichts. Sehr schade. Es war erst 15:15 Uhr und wir hatten noch 45 Minuten Zeit, bis die Fähre wieder ablegte. Daher setzten wir uns auf eine Wiese in Hafennähe und blickten auf das Meer.
Um halb 4 gingen wir hinunter zum Hafen. Es hieß „Abschied nehmen“ von der kleinen Insel am Polarkreis. Ich hätte mir gut vorstellen können, eine Nacht hier zu verbringen und die Papageientaucher in Ruhe zu beobachten. Doch leider ließ dies unsere Planung nicht zu. Wir betraten die Fähre, nahmen unsere Sitzplätze ein und gingen pünktlich zum Ablegen an Deck. Es war jetzt viel wärmer als auf dem Hinweg und man konnte es länger draußen aushalten.
Während Marcel für sein Nickerchen wieder hinein ging, verbrachte ich fast die ganze Zeit der Fahrt draußen. Natürlich hoffte ich auch diesmal einen Wal zu erblicken. Wieder wurde ich nicht enttäuscht und entdeckte weit am Horizont die typische Fontäne beim Ausatmen des Wals. Aber dieser war so weit weg, dass ein Foto wieder unmöglich war. Als Erinnerung ist sie jedoch in meinem Kopf gespeichert.
Wir fuhren wieder in den Fjord hinein und erreichten pünktlich um 19:00 Uhr den Hafen von Dalvík. Dort angekommen wurden wir von Klaus und Ulrike empfangen, denen es besser ging. Sie hatten sich mit dem Bus auf den Weg hier hin gemacht. So fuhren wir gemeinsam zurück nach Akureyri und ließen den Tag in einer Pizzeria direkt am Hafen ausklingen. Über den Preis für eine Pizza sollte man auf Island allerdings nicht lange drüber nachdenken. Wir haben für 2 Pizzen und 2 Getränke um die 40 Euro bezahlt…
Zum Verdauungsspaziergang besuchten wir noch einmal die Touristeninfo. Dort ist auch gleichzeitig das Musikhaus und heute fand hier eine Aufführung statt.
Danach gingen wir noch ein wenig durch die Innenstadt Akureyris, bevor wir uns verabschiedeten. Marcel und ich fuhren wieder zum Campingplatz und hielten vorher noch beim botanischen Garten, der einen Besuch wert. Der Eintritt ist kostenlos und der Garten ist wirklich toll gemacht. Solch eine Pflanzenvielfalt erwartet man zwar nicht auf Island aber schön anzusehen ist es allemal.
Von hier fuhren wir zurück zum Campingplatz. Wir sinnierten über den schönen Tag heute, der unsere Erwartungen übertroffen hatte. Wir hatten nämlich 1. nicht mit so schönem Wetter auf der Insel gerechnet und 2. nicht mit so vielen Papageientauchern, die sich auch noch aus nächster Nähe beobachten lassen. Auf diese Insel würde ich jederzeit wieder fahren.
Nach einer Viertelstunde waren wir wieder auf dem Campingplatz, wo es deutlich voller und lauter vor als gestern. Gerne hätte ich um 22:30 Uhr schon geschlafen aber da ein Vater auf die Idee kam, seine Kinder erst um diese Uhrzeit hier abzusetzen, schlief ich nicht vor 01:00 Uhr ein. Schrecklich wenn es so laut ist. Marcel bekam von dem ganzen Drumherum natürlich nichts mit. Welch Glückseligkeit.