Iran: Wie in einer anderen Welt am Jashak-Salzdom

Nach einer Nacht mit kaum Schlaf, standen wir mit Eintreten der Morgendämmerung auf und entdeckten das erste Mal, wie unglaublich und spektakulär die Landschaft um uns herum war. Die Salzdome im Zagros-Gebirge, die dieses Landschaftsbild prägen, sind bei Touristen (und selbst bei Einheimischen) kaum bekannt. Wir konnten es kaum erwarten, die Gegend zu erkunden.

Nachdem wir das Zelt abgebaut und die Utensilien verstaut hatten, bereiteten Yaghob und sein Begleiter das Frühstück zu. Wir sahen uns ein wenig um und warteten auf den Sonnenaufgang. So langsam konnten wir das Ausmaß der Salz-Landschaft erahnen und ließen die Szenerie auf uns wirken.

Für die Geologieinteressierten ein wenig Theorie zu der Entstehung von Salzdomen: In der geologischen Vergangenheit existierten zeitweilig große Binnenmeere, die nur über schmale Verbindungen zum offenen Ozean verfügten. Durch Sonneneinstrahlung verdunstete das salzhaltige Meerwasser der Binnenmeere wie in einer gigantischen Siedepfanne. Als Folge stieg die Salzkonzentration des Binnenmeeres, die gelösten Salze kristallisierten aus und lagerten sich schließlich in der Reihenfolge ihrer Löslichkeit ab, darunter zunächst das Steinsalz und später Kalium- und Magnesiumsalze.

Im Laufe von Millionen Jahren wiederholte sich dieser Vorgang, so dass Steinsalzschichten mit einer Mächtigkeit von mehreren hundert Metern und mehrere Meter mächtige Kaliflöze übereinander entstanden. In der weiteren Erdgeschichte legten sich wasserundurchlässige Tonschichten über die Salzablagerungen – nicht selten wurden diese vom Wind über die ausgetrocknete Salzpfanne geweht – und verhinderten ein erneutes Auflösen der Salze. Im Laufe der geologischen Epochen behielten jedoch nicht alle Lagerstätten ihre ursprünglich flache Ausprägung.

Durch den Druck des Deckgebirges und unter Einwirkung der Erdwärme wurden die abgelagerten Salze plastisch verformt, sie begannen zu „fließen“. Daher ähnelt die Gegend auch dem eines Gletschers. In Störungs- und anderen Schwächezonen stiegen die Vorkommen zum Teil bis an die Erdoberfläche auf, so dass sich senkrechte, pilz- oder säulenartige Salzdome (Salzstöcke) oder auch wandartige Formen, sogenannte Salzmauern, aufbauten. Salzdome können mehrere Dutzend Kilometer Durchmesser haben und mehr als 10 Kilometer in die Tiefe reichen. Nicht selten sind die Salzschichten auch kompliziert in Falten gelegt.

Ein Teil der Erläuterungen wurde mit freundlicher Genehmigung von K+S übernommen (Quelle: www.K-plus-S.com. Besten Dank dafür.)

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Vor Sonnenaufgang begaben wir uns zurück zum Zeltplatz und frühstückten gemeinsam. Natürlich mit Nutella . Da heute ein Feiertag war und schon am Morgen einige Iraner an uns vorbeifuhren, setzte ich mein Kopftuch auf. Man weiß ja nie. Yaghob meinte, dass könnten durchaus auch Polizisten oder Regierungsbeamte sein.

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Nach dem Frühstück ging es auf Erkundungstour durch die Salz-Landschaft und zu einer der zahlreichen Höhlen, die sich in dem Salzgebirge befinden.

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Bergab liefen wir zum Einstieg in die unwirkliche Landschaft. Wir überquerten einen kleinen Bach, auf dem sich pures, weißes Salz abgelagert hatte und suchten einen Weg nach oben.

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Es ist ein komisches Gefühl über die Salzspitzen zu laufen. Sie sind messerscharf, halten aber bombenfest. Man rutscht nur weg, wenn die Spitzen abbrechen. Yaghob hatte mir zum Glück noch einen Trekkingstock gegeben, mit dem mir das Laufen leichter viel.

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Empfehlenswert sind neben festen Wanderschuhen auch Handschuhe, denn zwischendurch muss man sich als ungeübter Salzdom-Begeher auch mal ein wenig festhalten. Zumindest dann, wenn man sich nah am Abgrund bewegt oder wenn man – wie ich – sich überall und auf jedem Untergrund auf die Nase legt. Beim Abstieg über die spitzen Salzdiapire rutschte ich aus, hatte aber Glück im Unglück und verletzte mich nur leicht an der Hand. Danach bot Yaghob mir an, meine Kamera so lange zu tragen. Besser war das…

Wir waren fasziniert von der bunten Farbvielfalt, die durch die unterschiedlichen Salzarten entstanden ist, und kamen aus dem Staunen gar nicht heraus. Nach gefühlt jedem Meter legten wir einen Fotostopp ein und schauten uns um.

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Die Formen und Farben änderten sich, je tiefer wir in das Gebiet gelangten. Mal dominierte die Farbe pink, dann auch wieder schwarz-weiß oder ein rötlicher Ton. Wir konnten nicht in Worte fassen, wie toll wir es hier fanden.

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Über wegloses Gelände (Wanderschilder oder festgelegte Wege gibt es nicht, man läuft einfach drauf los) gingen wir hinab zu einer der Höhlen. Am Zugang musste ein steiler Salzpfad nach oben überwunden werden. Immer mit dem Gedanken, gleich auszurutschen, wollte ich lieber draußen warten. Das Hirn lässt sich nämlich leicht austricksen, wie wir feststellten. Über Salz zu laufen ist vom Untergrund her rutschfester als mit Steigeisen über einen Gletscher zu gehen. Es hält, ohne auch nur einen Millimeter zu rutschen. Aber bei solch einen steilen Anstieg rechneten wir jederzeit damit runter zu rutschen.

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Marcel wagte mit Anlauf den Einstieg und machte mir Mut. Ich traute mich dennoch nicht so recht da hoch, konnte aber mit viel Überredungskunst und einer helfenden Hand den Aufstieg über das Salzfeld schaffen. Hoffentlich musste ich da nicht wieder runter. Am liebsten hätte ich unten gewartet. Aber jetzt gab es kein Umkehren mehr.

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Wir knipsten die Stirnlampen an und gingen durch die fantastische Höhle, in der wir sogar Fledermäuse entdeckten. Die hätten wir hier am allerwenigsten erwartet, denn die Höhle bestand nur aus reinem Salz.

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Auf der anderen Seite begaben wir uns hinaus. Da wir unsere Kameras am Eingang der Höhle abgelegt hatten, liefen Marcel und Yaghob noch einmal zurück um diese zu holen.

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Danach gingen wir auf schmalen Pfaden und reichlich Salz unter den Füßen weiter.

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Die Landschaft wurde noch unwirklicher. Überall um uns herum stachen die Salzdiapire wie Pilze in die Höhe. Fantastisch.

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Während die Jungs sich noch zu einer weiteren Höhle begeben wollten, wartete ich lieber im sicheren Gelände. So hatte ich auch die Möglichkeit, die Gegend ganz in Ruhe zu genießen.

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Ich kann gar nicht oft genug erwähnen, wie traumhaft schön es hier war. Und so vollkommen anders. Wir sind ja schon wirklich viel gereist aber so etwas haben wir noch nie gesehen. Zum Glück brauchte ich hier mein Kopftuch nicht aufsetzen, denn es war verdammt warm heute. Die Strickjacke und der langärmlige Pullover waren daher nicht sehr angenehm.

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Nach 20 Minuten kamen die drei zurück und wir liefen gemeinsam zum Auto. Wir machten zahlreiche Fotos und genossen die Szenerie. Wir sagten Yaghob, dass er unbedingt öfter Touristen hier herführen musste. Wer von dieser Landschaft nicht begeistert ist…

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Man sollte allerdings schwindelfrei sein und etwas Kondition haben, denn der Weg durch das Gelände ist teilweise recht anstrengend; zumal es keinen richtigen Weg gibt. Auch wir gingen ein paar Wege doppelt. An einer Stelle war der Tritt so hoch, dass ich lieber an einer Steinwand abkletterte, denn die Salzspitzen sind wirklich messerscharf.

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Über salzige Wege, denen wir immer noch nicht trauten, liefen wir langsam zurück und erreichten wieder den Eingang zur Höhle.

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Von dort ging es durch eine große Schlucht, die von ockerfarbenen Steinwänden gesäumt wurde, zurück zum Auto. Wir waren immer noch ganz geflasht von den Eindrücken und können mit Sicherheit sagen: Das war das Highlight unserer Tour.

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Am Zeltplatz entspannten wir noch ein wenig und aßen die leckere Wassermelone von gestern. Mittlerweile war es richtig voll hier und alle Leute interessiert daran, wo wir herkamen und wie es uns im Iran gefiel. Wir bekamen allerhand süße Leckereien angeboten und kosteten mal hier und mal dort. Toll hier.

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Gegen 11:30 Uhr machten wir uns auf den Rückweg und fuhren nach Bushehr. Dort hatten wir ein Hotel für die letzte Nacht im Iran gebucht. Wir waren ganz schön müde und kaputt und froh als wir Bushehr erreichten.

Kurz vorher entdeckten wir in einem Seitenarm des Meeres ein paar Flamingos. Das es die Vögel hier auch gibt, hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Während Yaghob einen kleinen Powernap einlegte, machten wir Fotos.

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Natürlich hatte ich die Flüge von Iran-Air auch die Woche über beobachtet. Das die Flüge am Morgen dauernd ausfielen, ließ mir keine Ruhe. Also fuhr Yaghob mit uns zum Flughafen und checkte für uns die Lage. Hier passierte mir auch das erste Mal ein kleiner aber nicht sehr feiner Fauxpas. Ich hatte zwar mein Kopftuch auf, vergaß aber meine lange Strickjacke im Auto und wurde prompt von der hiesigen Polizei darauf aufmerksam gemacht. Peinlich peinlich. Und ich hatte immer so penibel drauf geachtet, mich an die Sitten zu halten. Die Polizisten waren alles andere als begeistert und sahen mich böse an. Ich entschuldigte mich in aller Form und versprach, dass das sicher nicht wieder vorkommen wird. Ja als Frau hat man es nicht leicht in dem Land.

Nachdem geklärt war, dass unser Flug morgen planmäßig abfliegen sollte, ging es zum Hotel. Für den Check-in war es noch eine halbe Stunde zu früh aber gemeinsam mit Yaghob setzten wir uns in die Lobby und tranken eine Cola.

Um 14:00 Uhr konnten wir aufs Zimmer und verabredeten uns mit Yaghob, seiner kleinen Tochter und seiner Schwester am Abend zum Essen.

Vorher duschten wir ausgiebig und legten uns hin. Wir waren doch ganz schön geschlaucht von den letzten Tagen.

Gegen 6 begaben wir uns in die Hotellobby und trafen dort auf Yaghob und seine Familie. Zusammen mit seiner Schwester und der Tochter liefen wir zu einem Spielplatz. Wahnsinn, was hier abends los war. Aber der Spielplatz war echt groß und bot für Kinder wirklich viel. Die Kleine powerte sich aus und wir liefen danach gemeinsam auf der Strandpromenade zu einem kleinen Restaurant.

Die Inhaber verstanden zwar leider kein Englisch aber Yaghob managte das für uns. Es gab Kebab, Brot und Cola. Da wir immer noch müde waren, liefen wir nach dem Essen zusammen zurück zum Hotel und verabschiedeten uns. Wir bedankten uns für die tolle Zeit mit Yaghob Afsharian und können ihn als Guide nur weiterempfehlen.

Wer Interesse hat, kann ihn einfach per mail (Yaghob2bike@gmail.com) oder facebook (facebook.com/Yaghobafsharian) eine Nachricht zukommen lassen. Auf seiner Website www.mtb2r.com gibt es noch ein paar weitere Informationen, denn er ist vor allem auch begeisterter Radfahrer.

Wir hingegen packten unsere Koffer für den morgigen Flug zurück nach Teheran und ich hoffte, dass auch alles glatt laufen würde.