Der letzte Tag unserer Reise war angebrochen und mit dem Flieger sollte es von Bushehr zurück nach Teheran gehen. Bereits heute Nacht ging mein Flug nach Hause. Ich hoffte natürlich, dass der Flug nach Teheran auch tatsächlich planmäßig stattfinden würde.
Da ich auf der Website von Iran Air nicht nur die täglichen Annulierungen der Flüge verfolgt hatte, sondern darüberhinaus auch noch von dem Hinweis las, dass trotz Buchungsbestätigung – aufgrund von permanenter Überbuchung der Flüge – eine Mitnahme nicht garantiert werden könne, machte ich mir schon so meine Sorgen, ob das auch wirklich heute klappen sollte.
Der Flug von Bushehr nach Teheran war für 08:35 Uhr angesetzt. Da ich schnellstmöglich mein Ticket in der Hand halten wollte und wir nicht wussten, wie lang der Sicherheitscheck am Flughafen dauern würde, machten wir uns bereits um 06:30 Uhr auf dem Weg zum Flughafen.
Mit dem Taxi waren es keine 5 Minuten Fahrt und wir stiegen am menschenleeren Flughafen aus. Dieser hatte wohl gerade erst geöffnet und vor uns war nur eine iranische Familie. Direkt am Eingang befindet sich die erste Sicherheitskontrolle. Natürlich für Männer und Frauen getrennt.
Während Marcel direkt hindurch gehen konnte, musste ich warten, bis überhaupt jemand im Sicherheitsbereich der Frauen war. Die beiden Frauen vor mir gingen zuerst hinter den Vorhang und ich folgte ihnen unauffällig. Gut, dass noch jemand vor mir dran war, so konnte ich gucken, wie das läuft. Allerdings kontrollierte die Dame bei mir weitaus länger als bei den Einheimischen.
Nachdem ich Kopftuch, Jacke und Strickjackek abgelegt und von oben bis unten abgetastet wurde, konnte auch ich in den Wartebereich gehen. Der Flughafen ist wirklich klein. Es gibt nur einen großen Wartebereich, einen kleinen Snackladen und 4 Schalter. Kurzum; wir waren viel zu früh hier, denn auch die Schalter waren noch nicht besetzt.
Also warteten wir geduldig. Was blieb uns auch anderes übrig. Der Flughafen füllte sich so langsam und nach einer Stunde konnten wir uns zum Check-In-Schalter begeben. Wir waren schnell an der Reihe, gaben unsere Buchungsbestätigung der Reiseagentur ab und wollten schon unsere Koffer zur Aufgabe auf das Band legen, als der Mann uns zu erklären versuchte, dass wir anscheinend nicht auf diesen Flug gebucht waren. Wir sollten doch bitte zum Schalter von Iran Air gehen und die Buchung bestätigen lassen. „Das fing ja gut an“.
Während ich auf die Koffer aufpasste, ging Marcel zum Schalter. Und das dauerte und dauerte und dauerte…. Das war ja nichts für mich. Da waren wir so früh am Flughafen, kamen schnell am Check-in dran und dann so etwas. Welch ein Chaos. Ich sah mich schon den Tag in Bushehr verbringen…
Irgendwann kam Marcel zurück und hatte die Bestätigung. Zusätzlich hatten wir noch ein paar Euro gespart, da unser Ticket für die Businessclass gebucht worden war aber es diese Klasse auf dem Flug nach Teheran nicht gab weil ein anderes Flugzeug eingesetzt wurde. Das ganze hatte so lange gedauert, da der Mann am Schalter ungefähr 20 Papiere stempeln, unterschreiben und ausdrucken musste, bevor Marcel das Geld wieder bekam.
Da die meisten Fluggäste bereits eingecheckt hatten, blieben für uns jetzt nur noch Gangplätze in der Mitte übrig. Gaaanz toll. Das ist ja wohl mal gründlich daneben gegangen. Zumal wir der Reiseagentur nicht mal den Auftrag erteilt hatten, Businessclass zu buchen.
Nun ja, wir hatten jetzt unsere Flugtickets und konnten in Ruhe zur zweiten Sicherheitskontrolle gehen. Auch dort wurden wir noch einmal getrennt kontrolliert und befanden uns im Boardingbereich. Wir nahmen Platz und wurden von einem sehr netten Iraner angesprochen, der sich nach ein wenig Smalltalk mit uns wieder zu seiner Familie setzte. Die Menschen hier sind wirklich sehr aufgeschlossen und freundlich.
Das Boarding begann mit einer halben Stunde Verspätung und wir konnten endlich ins Flugzeug gehen. Ich bin allerdings auch noch nie mit einer so alten Maschine geflogen. Ein Airbus 300-B2K/B4 sollte uns in die Hauptstadt bringen. Nicht, dass ich so alte Maschinen jetzt sehr vertrauenserweckend finde aber immerhin müssen hier die Piloten noch etwas mehr tun als sich nur auf den Autopiloten zu verlassen.
Wir nahmen unsere Plätze ein und warteten auf den Abflug. Nicht aus dem Fenster gucken zu können stresst mich und meine zu bewältigende Flugangst allerdings noch zusätzlich. Immerhin traten kaum Turbulenzen auf.
Wir bekamen auf dem knapp 1,5-stündigen Flug ein komplettes Menü gereicht und landeten kurz nach 10 in der Hauptstadt. Die Kofferausgabe dauerte auch diesmal nicht so lange als bei unserer Anreise. Da Marcel die nächsten Tage zur Geschäftsanbahnung im Iran verbrachte, ließen wir uns mit dem Taxi in das Parsin Evin Hotel fahren – seiner Unterkunft für die kommende Woche.
Leider konnten wir aufgrund der frühen Uhrzeit noch nicht einchecken und überlegten uns im Foyer, wo wir hingehen könnten. Da die Sehenswürdigkeiten in Teheran sehr weit auseinander liegen, nimmt man sich am besten ein Taxi oder die Metro. Diese fuhr allerdings nicht in der Nähe unseres Hotels, da es außerhalb lag.
Wir ließen uns daher ein Taxi rufen und fuhren zum Fernsehturm Borj-e Milad. Die Fahrt kostete 200.000 IRR. Der Miladturm, wie er auch genannt wird, ist mit 435 Metern der höchste Turm des Landes und der sechsthöchste Fernsehturm der Welt.
Da das Wetter leider heute sehr bescheiden war und es zu regnen begann, verzichteten auf die Aussicht von der Plattform. Wir umrundeten den Turm einmal, genossen den Blick von der Terrasse und begaben uns danach ins Innere. Mit dem Aufzug kann man auf die 2. Etage fahren und dort in einem Food Corner diverse Mahlzeiten zu sich nehmen. Wir entdeckten einen Kentucky Fried Chicken und freuten uns auf eine Alternative zu Reis und Kebab. Leider handelte sich bei diesem Kentucky Fried Chicken nicht um ein Original. Wir hatten uns zu Beginn schon gewundert, warum es das hier überhaupt gab aber nach dem ersten Bissen wussten wir direkt, dass es nicht die übliche Qualität war. Wir hatten nicht nur ewig gewartet, sondern bekamen auch noch nicht wirklich empfehlenswertes Fast Food. Also besser Finger weg und persisch essen gehen. Mein Magen hat das auch nicht so wirklich vertragen, wie ich später feststellte . Immerhin war die Aussicht schön.
Am Ausgang des Miladturms suchten wir nach dem Hop-on-hop-off Bus, den es neuerdings in Teheran geben sollte. Wir fanden jedoch weder eine Ausschilderung, noch wussten die Mitarbeiter an den Kassen irgendwas darüber. Sehr schade. Gerne hätten wir uns so die Sehenswürdigkeiten angesehen. So mussten wir auf das Taxi zurückgreifen.
Wir wälzten den Reiseführer und beschlossen, uns zum Golestanpalast fahren zu lassen. Da der Verkehr in Teheran wirklich zum Abgewöhnen ist, brauchten wir eine knappe Dreiviertelstunde bis wir endlich dort ankamen. Wir bezahlten 300.000 IRR für die Fahrt und noch einmal 500.000 IRR / Person Eintritt für den Palast. Je nachdem, was man sich im Palast alles ansehen möchte, kann der Eintritt auch bis zu 1.000.000 IRR kosten. Wir beschränkten uns jedoch auf die Hauptattraktionen „Spiegelsaal“, „Diamantensaal“ und „Empfangshalle“.
Bevor wir die unterschiedlichen Säle betraten, schauten wir uns jedoch draußen um.
Der Golestanpalast (Palast der Blumen), gehört zu einer Gruppe von Gebäuden der persischen Herrscherfamilie, der alten Zitadelle von Teheran (Arg). Die Arg wurde während der Herrschaft von Tahmasp I. aus der Safawiden Dynastie gebaut und später von Karim Khan Zand renoviert und erweitert. Der Hof und der Palast wurden zur offiziellen Residenz der Familie der Kadscharen und im Jahr 1865 von Haji Abol-hasan Mimar Navai zu seiner heutigen Form umgestaltet.
Während der Ära der Pahlaviden (1925–1979) wurde der Golestanpalast nur für offizielle Empfänge genutzt. Einen ersten Eindruck vom Prunk der Herrscherfamilie kann man am Marmorthron (Takht-e Marmar) gewinnen.
Vorbei an bunten, mit Mosaiken verzierten Toren, Mauern und farbenfrohen Minaretten gelangten wir zum Spiegelsaal. Er gehört zu den prunkvollsten Sälen der gesamten Anlage und besteht – wie der Name vermuten lässt – aus tausenden und abertausenden kleinen Spiegelmosaiken. Unter Einfluss des Lichts funkeln diese wie Diamanten. Fotos machen ist allerdings nicht erlaubt und wird durch den Aufenthalt eines Mitarbeiters streng überwacht.
Vom Spiegelsaal gelangten wir in den Diamantensaal (Talar-e Almas), der auch hier wieder mit zahlreichen Spiegelmosaiken besticht.
Am eindrucksvollsten fanden wir allerdings die Empfangshalle (Talar-e Salam). Wir staunten nicht schlecht über die prachtvoll angebrachten Mosaike. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll. Der absolute Wahnsinn und sehr beeindruckend. Nicht umsonst steht der Golestanpalast auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe.
Vorbei an Gastgeschenken und edelstem Porzellan, die dem König aus aller herren Länder mitgebracht worden waren, begaben wir uns zum Ausgang.
Es hatte begonnen zu regnen und wir liefen, am Marmorthron vorbei, zurück zum Ausgang. Ein toller Aufenthalt und unbedingt einen Besuch wert. Von außen sieht der Palast sehr unscheinbar aus; befindet man sich aber erstmal im Innern der Säle kann man sich gar nicht satt sehen.
Wir suchten nach einem Taxi und ließen uns zum Hotel zurückfahren. Es war zwar noch früh aber vor meinem Heimflug wollte ich mich noch ein wenig hinlegen. Immerhin ging der Flieger erst um 03:20 Uhr. Eine lange Zeit bis dahin.
Da ich im Internet gelesen hatte, dass man am Flughafen-Check-in recht lange benötigt (ca. 3-4 Stunden), entschlossen wir uns, gegen 23:30 Uhr Richtung internationalem Flughafen aufzubrechen. Marcel begleitete mich zum Glück.
Mit dem Taxi braucht man ca. eine Stunde bis zum Flughafen, denn das Verkehrsaufkommen in der Stadt ist auch um diese Zeit noch sehr hoch. Unser Taxifahrer versuchte zwar den Stau zu umfahren, dies gelang ihm aber nur bedingt.
Um 00:30 Uhr trafen wir am Flughafen ein. Ich verabschiedete mich von Marcel und hoffte, dass das ganze Prozedere bis zum Einsteigen ins Flugzeug nicht so lange dauern würde…
Sagen wir es mal so: Mit Ausstellen des Tickets, Passieren der Pass- und Sicherheitskontrollen benötigte ich lediglich 20 Minuten! Und hatte so eine Menge Zeit, die ich am Flughafen nun totschlagen musste. Man kann zwar eine Stunde kostenlos im Internet surfen aber irgendwann weiß man auch nicht mehr, wem man schreiben oder was man googlen soll, zumal es in Deutschland auch schon recht spät (23 Uhr) war.
Also las ich ein wenig, döste vor mich hin und wartete aufs Boarding. Das begann glücklicherweise auch pünktlich um 02:15 Uhr.
Ich hatte zwar einen Fensterplatz aber neben mir saßen noch zwei weitere Leute. Die Dame setzte sich direkt nach hinten, denn das Flugzeug war nicht voll und der Mann, der am Gang sitzen sollte, stritt sich erstmal gut 10 Minuten mit einem anderen Mann weil dieser sein Gepäckstück in das Ablagefach über ihm gepackt hatte und seins nun nicht mehr hineinpasste. Deswegen steige ich immer sehr früh ein. Irgendwann bekam er einen anderen Platz und er setzte sich um. Ich hatte zwar gedacht, dass ich nun eine Reihe für mich alleine hätte aber leider nahm ein Mann von der Viererreihe gegenüber den Platz am Gang ein. Hoffentlich musste ich nicht vor lauter Nervosität wieder oft auf die Toilette…
Als erstes setzte ich endlich das Kopftuch ab und genoss meine wiedergewonnene Freiheit. Manche Dinge weiß man erst zu schätzen, wenn man auf diese mal eine Woche lang verzichten muss.
Der sehr ruhige Flug brachte mich pünktlich nach Amsterdam und von hier mit einem zweistündigen Aufenthalt gen Heimat, wo mich Marcels Eltern netterweise am Flughafen abholten. Ein schöner und vor allem sehr eindrucksvoller Kurzurlaub in einem der gastfreundlichsten Länder ging zu Ende. Einerseits war ich doch recht froh wieder zu Hause in meiner gewohnten Umgebung zu sein und mich auch so verhalten zu dürfen, wie ich es gewohnt war, andererseits hätte man natürlich noch viel mehr vom Land sehen wollen.
Auch Marcel brachte nach seiner anstrengenden Woche viele Eindrücke und eine große Tüte Pistazien mit nach Hause .