Neuer Tag, neue Erlebnisse. Nach dem Frühstück und dem Auschecken genossen wir noch einmal den Blick auf Shiraz, bevor uns Yaghob, unser Fahrer und Guide, für die nächsten beiden Tage abholte. Gemeinsam fuhren wir zum Jashak Salzdom (Kuh-e-Namak bzw. Dashti), einem touristisch eher unbekannten aber dafür hoch interessanten Gebiet – nicht nur für Geologiefans. Aber dazu morgen mehr.
Mit einem uralten Toyota Corolla, der zwar die besten Tage schon hinter sich hatte aber quasi unkaputtbar ist, fuhren wir los. Die spektakuläre Landschaft unterwegs ließ uns zu einem Zwischenstopp inspirieren. Der Blick war fantastisch und wir stellten fest, wie abwechslungsreich der Iran ist.
Am Ghale´e Dokhtar – einem Schloss, dass zwischen 212 und 224 AD von Ardeshir Babakan – dem Begründer der Sassamid Dynastie – erbaut wurde, parkten wir das Auto für eine kurze Rast. Man kann entweder zu Fuß hochlaufen oder mit einer Seilbahn fahren. Da diese bei unserem Besuch jedoch außer Betrieb war, ging es zu Fuß nach oben. Die Seilbahn machte auch nicht mehr den besten Eindruck .
Wir besichtigten die Überreste des Schlosses und genossen die herrliche Landschaft um uns herum. Ein toller Beginn und Yaghob war wirklich ein sehr netter und zuvorkommender Begleiter, der sich auf alle Wünsche einließ und seine Gäste zufriedenstellen wollte.
So auch beim nächsten Stopp. Marcel war interessiert an den Zelten, die sich inmitten der Landschaft befanden. Ein Nomadenvolk türkischer Herkunft. Und ehe wir uns versahen, fuhren wir mit dem Corolla mal eben hinab zu den Leuten, setzten uns zu ihnen, bekamen Fladenbrot und Datteln und tranken Tee. Wir konnten alles fragen, was uns auf der Zunge lag und Fotos machen. Yaghob erzählte uns, dass er häufig bei verschiedenen Nomaden lebt und sich sehr dafür interessiert. Ein spannender Einblick. Und vollkommen authentisch. Das gefiel uns.
Mit einem normalen PKW wieder auf die asphaltierte Straße zu gelangen war allerdings nicht so einfach und brauchte den ein oder anderen Anfahrtversuch . Die Fahrt durch das Zagros-Gebirge brachte uns näher und näher in den Süden und als wir vollkommen erstaunt fragten, ob der Mann, der mit seinem Pickup auf dem Seitenstreifen mitten im Nirgendwo stand, wirklich Wassermelonen verkaufte, drehte Yaghob um, brachte uns zu dem Pickup und kaufte zwei Wassermelonen. Dazu wurde die Musik im Auto aufgedreht. Living the Iranian way of life. Wir mussten ja schon lachen, als wir einfach so auf der Straße eine Wassermelone aßen. In Deutschland undenkbar. Immer mehr Leute stoppten und waren nicht nur an den süßen Früchten, sondern auch an uns interessiert. Die lockere Lebensart von Yaghob ließ uns den Tag genießen und wir fuhren nach dem kurzen Zwischenstopp nach Siraf ans Meer.
Yaghob fragte, ob es für uns in Ordnung wäre, wenn er ein wenig schwimmen gehen würde. Na klar, immer rein ins kühle Nass. Wir hatten zwar keine Badesachen mit (ich hätte im Badeanzug eh nicht ins Wasser gehen können) genossen dafür die warme Nachmittagssonne. Im Mantel und mit Kopftuch wurde das nach einiger Zeit jedoch recht unangenehm warm. Mich nervte das Tragen des Kopftuchs sowieso von Tag zu Tag mehr. Warum es Frauen gibt, die das freiwillig machen, kann ich leider nicht verstehen. Aber jedem seins.
Wir setzten uns in den Sand und beobachteten die Badenden.
Nach einer Dreiviertelstunde zogen wir von dannen, fuhren noch einmal durch den beschaulichen Ort und machten uns auf den Weg zu unserem Nachtlager. Eigentlich hatten wir eine Übernachtung in Siraf geplant aber Yaghob hatte eine viel bessere Idee. Er hatte ein Zelt, Isomatten und Schlafsäcke dabei und fragte, ob wir nicht am Salzdom übernachten wollten. Da Yaghob viel Wert auf gute Ausrüstung legte und wir uns keine Sorgen machten, in der Nacht zu frieren, sagten wir sofort zu. Was gibt es aufregenderes als mitten im Nirgendwo zu zelten? Auch wenn Zelten an sich nicht so mein Ding ist, freute ich mich auf den Sternenhimmel, der uns heute Nacht erwarten würde.
Bevor es jedoch zum Nachtlager ging, stoppten wir an einer kleinen Bude, bei der wir sehr leckere Falafel bekamen. Danach machten wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt, denn heute abend sollte es gegrilltes Hähnchen und Fladenbrot geben. Nach der Falafel waren wir zwar eigentlich schon satt aber Yaghob gab sich so große Mühe, uns glücklich zu machen, dass wir nicht nein sagten. Er besorgte noch extra Cola und Nutella fürs Frühstück.
Nachdem wir alles bekommen hatten, war es bereits dunkel und wir fuhren zu unserem Schlafplatz. Das war selbst für Yaghob gar nicht so leicht, denn es gab keine richtige Straße zum Salzdom und auch keine Beschilderung. Die Jashak Salt Mountains hatten zwar einmal auf einem Straßenschild gestanden aber das war es dann auch schon.
Wir hielten zuerst gemeinsam Ausschau nach schwarzen Zelten, in denen wieder Nomaden lebten aber schwarze Zelte im Dunkeln zu erblicken ist für das menschliche Auge eine große Herausforderung. Wir sahen nichts. Dafür fand Yaghob den Abzweig zum Salzdom und die letzten 10 Kilometer ging es über eine schottrige Piste zum Zeltplatz. Hier wurde bestimmt häufiger übernachtet, denn der Boden war zementiert und ganz eben. Perfekt für die Nacht.
Zu uns gesellten sich noch zwei Bekannte von Yaghob, die das Essen zubereiteten. Wir bauten in der Zeit das Zelt auf; auch wenn es mir schwer fiel, nicht nach oben zu gucken. Der Sternenhimmel war wirklich atemberaubend.
Bis das Essen fertig war, machten wir noch ein paar Fotos und konnten nicht genug von den kleinen, funkelnden Punkten am Nachthimmel bekommen.
Es zog sich etwas zu und wir begaben uns zu den anderen. Nach dem leckeren gemeinsamen Essen saßen wir noch etwas zusammen und gingen danach ins Zelt. Da wir alleine hier waren, konnte ich auch mein Kopftuch absetzen. Das war schon eine Genugtuung, vor allem weil ich eh nicht so der Typ bin, der gerne Kopfbedeckung (egal welcher Art) trägt.
Während Yaghob es sich lieber draußen gemütlich machte und nur bei Regen hereinkommen wollte, richteten wir uns im Innern des Zeltes ein. Es wäre jedoch auch genug Platz für drei Personen gewesen.
Wir nahmen viele tolle Eindrücke mit in den Schlafsack. Die Nacht war angenehm warm aber schlafen konnte ich trotzdem nicht. Jedes kleinste Geräusch weckte mich auf. Ich bin einfach nicht fürs Schlafen in der freien Natur geschaffen. Und so war ich froh als der Morgen hereinbrach…