Am heutigen sonnigen Sonntag wollten wir eine etwa 12 Kilometer lange Wanderung auf die Große Malene (Ukkusissat) und um Quassussuaq herum zum Godthåbsfjord (der Hauptarm des Fjordsystems um Nuuk) unternehmen. Gute 1.000 Höhenmeter erwarteten uns auf der anspruchsvollen Tour auf den 772 Meter hohen Gipfel des Ukkusissat. Allerdings lagen noch einige Schneefelder im oberen Teil des Bergs und wir waren gespannt, ob wir es überhaupt auf den Gipfel schafften. Grödel hatten wir nämlich keine dabei. Die Wanderung ist nicht zu unterschätzen und für Anfänger nur bedingt geeignet. Teilweise muss über Steine geklettert werden (max. I) und die orangefarbenen Wandermarkierungen zeigen die Richtung aber nicht den eindeutigen Weg. Diesen muss man sich häufig selbst durch die steinige Landschaft suchen. Immer wieder müssen Leute hier gerettet werden weil sie sich auf dem Weg verirren. Also unbedingt auf die Wegmarkierungen achten und zur Orientierung ein GPS dabei haben.
Wir brachen gegen 11 Uhr auf und nahmen den Bus nach Qinngorput. An der Haltestelle Qarsoq Tikiusaaq stiegen wir aus und folgten dem GPS-Track hinter Häusern auf einer Straße bergauf.
Mit zahlreichen anderen Wanderern, die bereits vor uns unterwegs waren bzw. uns entgegen kamen, ging es über eine breite Schotterpiste aufwärts bis zum Zirkelsee. Die Wanderung auf den Ukkusissat ist auch bei den Einheimischen sehr beliebt. So voll wie hier hatten wir es bis jetzt nirgends in Grönland erlebt.
Der Gipfel des Bergs lag rechts von uns und wir konnten ein paar Aufstiegsspuren erkennen und Leute, die irgendwo im Berg unterwegs waren. Da lag echt einiges an Schnee. Kombiniertes Gelände ist ja nicht so meine Welt. Entweder Schnee oder Steine aber nicht beides.
Nach 15 Minuten hatten wir den Zirkelsee erreicht, der idyllisch eingebettet zwischen den hohen Bergen lag. Den Namen erhielt der See weil der Berghang an der einen Seite des Sees kreisförmig ist.
Wir folgten nun den orangefarbenen Wandermarkierungen nach rechts.
Ein schmaler Pfad führte uns an einem weiteren, kleinen See aus Schmelzwasser vorbei.
Wir passierten das erste Schneefeld und stellten fest, dass der Schnee ganz schön sulzig war.
Ab jetzt kannte der Weg nur ein Ziel – bergauf.
Über Steine kraxelten wir aufwärts. Gute Wanderschuhe waren hier unabdingbar. Die Wanderstöcke hingegen eher störend, da diese sich in den Felsspalten öfters verhakten. Daher packte ich die Stöcke erstmal weg und nahm an steilen Passagen die Hände zum Festhalten.
Wir gewannen schnell an Höhe und überquerten immer wieder kleinere Schneefelder, die aber alle noch problemlos waren.
Ein erster Blick zurück auf Nuuk und die Fjordlandschaft ließ uns kurz rasten.
Tief unten im Tal blickten wir auf den Zirkelsee, der noch von einer dünnen Eisschicht bedeckt war.
Steinmännchen und die orangefarbenen Markierungen wiesen uns die Richtung. Durch die Schneefelder mussten wir allerdings immer etwas von der direkten Route abweichen und außen herum gehen oder über steilere Steinpassagen aufsteigen. In mir machte sich schon die Sorge um den Abstieg breit. Aber wir versuchten erstmal noch weiter zu kommen.
Durch das Schmelzwasser war der Untergrund stark aufgeweicht und man musste immer wieder aufpassen, auf den kaum erkennbaren Geröllpfaden nicht wegzurutschen. Eine sehr anspruchsvolle Tour und wir hatten noch nicht einmal die Hälfte des Aufstiegs geschafft.
Wir suchten uns einen Weg durch die Felsenlandschaft. So undurchdringlich wie diese auf den ersten Blick schien, gab es immer wieder ein Weg hindurch. Von einer Wanderung würde ich allerdings nicht mehr sprechen, eher von einer anspruchsvollen Bergtour mit kurzen leichten Kletterpassagen (max. I).
Das kraxeln über die Steine hätte mich nicht gestresst aber die zu passierenden Schneefelder waren teilweise so steil, dass ich mich nicht traute, über den Schnee hochzusteigen. Das erschwerte meinen Anstieg, da ich dann außen herum über große Steine klettern musste.
Zwischendurch gab es immer wieder leichte Abschnitte, auf denen man einem Trampelpfad durch das Gestein folgte.
Mittlerweile hatten wir rund 300 Höhenmeter zurückgelegt und konnten das erste Mal einen Blick auf den Sermitsiaq werfen. Der ca. 1.200 Meter hohe Berg ist das Wahrzeichen von Nuuk und ist von einem scharfen West-Ost-gerichteten Grat geprägt, in dessen Verlauf drei Gipfelpunkte emporragen.
Mit beiden Händen an den Felsen gelangten wir immer höher und waren begeistert von der atemberaubenden Aussicht auf die Berge rund um Nuuk. Eine ganz andere Landschaft als noch in Kangerlussuaq oder Ilulissat und ein echtes El Dorado für Wanderer.
Wir hatten die 400-Meter-Höhenmarke hinter uns gelassen und folgten den Wegspuren und Markierungen weiter über Schneefelder und Gestein steil aufwärts.
Und dann war Schluss für mich. Ein langes, steiles Schneefeld über das man nur durch Stufen-Schlagen überhaupt aufwärts kommen konnte, blockierte mein Vorankommen. Das traute ich mir nicht zu, denn vor allem vor dem Abstieg graute es mir. Und es ging nicht nur mir so, denn wenn ich sah, wie manche auf dem Hintern das Schneefeld hinabrutschten, wusste ich, dass es das für mich mit der Tour war.
Wir versuchten, einen alternativen Weg über das Gestein zu finden. Die Felsbrocken waren aber zu hoch und durch das Schmelzwasser zu rutschig, so dass es nur diesen einen Weg nach oben gab.
Wären die Schneefelder hier zu Ende gewesen, hätte ich mich dazu überwunden aber auf dem Weg zum Gipfel ging es eigentlich nur noch über Schnee und ohne Grödel fühlte ich mich nicht wohl. Zumal ich mich sowieso schon häufig im Urlaub auf den Bart lege. Das wollte ich in dem Gelände hier auf jeden Fall vermeiden. Denn es ging an einigen Stellen steil abwärts.
So setzten wir uns auf einen großen Stein und genossen einfach den Ausblick auf die wunderschöne Landschaft.
Wir beobachteten, wie sich zahlreiche Wanderer über das Schneefeld asteten oder abstiegen und ich war sicher, dass das für mich die richtige Entscheidung war, nicht weiterzugehen. Natürlich etwas schade, denn ich hätte auch gerne auf dem Gipfel gestanden aber ein Grund mehr, um noch einmal zurück zu kommen.
Konzentriert stiegen wir auf demselben Weg wieder hinab. Die Kamera hatte ich weggepackt, da ich beide Hände brauchte, um über Schnee und Gestein bergab zu gelangen.
Schneller als gedacht, hatten wir die kritischen Schneefelder hinter uns gelassen. Wobei ich es auch bevorzugte, auf dem Hintern abzurutschen. Der Abstieg verlief generell besser als ich es mir ausgemalt hatte. Wieder mehr Schiss als nötig 🤣.
Wir peilten ein kleines Plateau an, von dem aus wir den Wanderweg zwischen Großer und Kleiner Malene erkennen konnten.
Weglos liefen wir hinab zum Zirkelsee und gelangten auf den matschigen Pfad, der uns zu einem kleinen Wasserfall führte.
Rechts von uns blickten wir auf die Große Malene und links befand sich die Lille Malene.
Bergauf folgten wir nun den blauen Wandermarkierungen bis zu einem Pass.
Mit der Höhe ging es über Schneefelder an kleinen Bergseen entlang. Auf dem sulzigen Schnee war etwas Vorsicht geboten, um nicht zu tief einzusacken.
Zwischen den Bergen liefen wir über den gut erkennbaren Wanderpfad. Immer wieder kamen uns Leute entgegen. Alleine waren wir hier heute nicht.
Die kleinen Bergseen luden fast zum Baden ein.
Wir erreichten die Anhöhe und blickten auf den Godthåbsfjord. Was für eine herrliche Tour.
Links von uns befand sich die Kleine Malene, die wir auf dem schmalen Pfad umrundeten.
An einem der Seen legten wir eine Pause ein. Der markante Gipfel des Sermitsiaq kam in unser Blickfeld.
In der Sonne war es angenehm warm und wir genossen die Aussicht.
Ein letztes steiles Schneefeld musste bergab passiert werden. Durch die vielen Fußtritte waren die Spuren teilweise wirklich rutschig und ich eröffnete lieber einen neuen Weg daneben. Allerdings ließ mich der sulzige Schnee häufiger knietief einsinken.
Froh, den Schnee endlich hier mir zu lassen, folgten wir dem Pfad abwärts in Richtung Küstenlinie.
Tiefer und tiefer ließen wir die Bergwelt hinter uns und blickten auf den Fjord, der von mächtigen Bergen umgeben war.
Zunächst hatten wir überlegt, dem Wanderpfad nach rechts zu folgen, denn auch hier wartete ein Anstieg zu einem Aussichtspunkt über den Fjord. Aufgrund der vielen Schneefelder ließen wir davon allerdings ab, da auch zu den Aussichtspunkten über den Fjord wieder einige Höhenmeter zurückzulegen waren.
Es ging daher auf dem Pfad um den Berg herum oberhalb des Paradiestals. Was für ein passender Name.
Ein Aussichtspunkt mit Blick auf den Fjord und den Sermitsiaq lud noch einmal zu einer Rast ein.
Abwärts folgten wir den Markierungen bis zum Flughafenweg.
Über Asphalt liefen wir an der Küste entlang bis zu einer Straße, der wir nach rechts bis zur Bushaltestelle Illimarfik folgten. Da die grüne Linie Sonntags nicht fährt, mussten wir den Umweg bis zum Haltestelle der gelben Linie am Golfplatz in Kauf nehmen. In der Woche kann man auch von der Bushaltestelle am Flughafen zurück in die Stadt fahren.
Auch wenn wir den Gipfel des Ukkusissat nicht erreicht hatten, waren wir nicht unglücklich über den heutigen Verlauf der Wanderung. Denn die Rundtour um die Lille Malene hatte uns einen wunderschönen Abschluss des letzten Urlaubstages geboten.
Im Apartment angekommen ließen wir den Tag ausklingen, packten die Sachen und buchten ein Taxi beim Anbieter 363636.
Grönland, wir kommen bestimmt noch einmal wieder. Das war ein Urlaub ganz nach unserem Geschmack. Wandern, Natur und angenehme Temperaturen.
Am nächsten Morgen holte uns um 06:00 Uhr das Taxi pünktlich an unserem Apartment ab. Wehmütig fuhren wir zum Flughafen, wo wir mit zahlreichen anderen Touristen auf das Boarding für den Flug mit Jettime nach Kopenhagen warteten.
Diesmal sogar ganz ohne Verspätung brachte uns die Boeing 737 mit Blick auf Grönland zurück nach Kopenhagen. Der Landeanflug war dank Gewitter etwas turbulenter als mir lieb war aber generell war der Flug zum Glück wieder sehr ruhig gewesen.
In Kopenhagen hatten wir bis zum Rückflug leider rund 6 Stunden Aufenthalt. Das Wetter lud nicht zum Spaziergang durch die Stadt ein, da immer wieder mit Gewitterschauern zu rechnen war, so dass wir uns im Flughafen ein ruhiges Plätzchen suchten und auf die Öffnung des Check-In Schalters warteten.
Der Eurowings-Flieger hatte zu allem Unmut auch noch 1,5 Stunden Verspätung und damit verpassten wir auch unseren Zug am Düsseldorfer Flughafen nach Hause. So wenig Platz wie in der Chartermaschine von Avion Express Malta hatten wir allerdings noch nie. Wir sind ja recht schlank aber in dem Sitz berührte man auch beim ganz geraden Sitzen die Lehne des Vordermanns. Das hatte überhaupt nichts mehr mit einem angenehmen Flug zu tun. Wenn die Sitze schon nicht ergonomisch sind, dann wäre wenigstens etwas mehr Platz für die Beine schön. Maximal 70 Zentimeter waren das. Das grenzt schon an Körperverletzung 😂.
