Die für gestern geplante Wanderung auf den höchsten Berg der Färöer, den Slætteratindur, viel auch heute flach, da bereits am frühen Morgen der Berg so in Wolken gehüllt war, dass man nicht einmal den Gipfel erahnen konnte.
Da es zudem auch windig war und anfing zu nieseln, ließen wir von dem Plan, den Berg zu erklimmen, ab. Im dichten Nebel den Slætteratindur zu erklimmen ist wirklich nicht attraktiv und auch nicht ganz ungefährlich, da die Wegfindung trotz GPS immer ein wenig Weitsicht erfordert.
Wir beschlossen daher, ein wenig Sightseeing mit dem Auto zu machen und landeten nach einem tollen Ausblick auf den Funningsfjørður in Gjógv.
Der Ort liegt an der Nordostküste der Insel Eysturoy und ist für seine typisch nordischen Häuser und dem Naturhafen, der bereits zur Zeit der Wikinger benutzt worden sein soll, bekannt.
Der Parkplatz war bereits gut gefüllt und wir fühlten uns das erste Mal auf den Färöer wie typische Touristen. Überall standen Leute und fotografierten die malerische Landschaft – einschließlich uns.
Wir genossen den Ausblick auf das Meer und die tiefe Schlucht.
Zu Hause hatte ich mir einen GPS-Track heruntergeladen, der uns durch das Tal von Ambadalur und auf die höchste Erhebung des Tals, dem Fjallið auf 469 Meter, bringen sollte.
An der Küstenlinie lassen sich im Sommer neben Eissturmvögeln auch Papageientaucher beobachten.
Die ersten Meter folgten wir einem Graspfad steil bergauf. Erneut erwartete uns ein matschiger und ausgetretener Pfad. Wanderstöcke sind auf jeden Fall sehr hilfreich. Heute hatte ich diese auch im Gepäck.
Der schmale Pfad führte uns bis zu einem Gatter, an dem 50 DKK / Person zu entrichten sind. Dafür kann man die nächsten Meter auch über angelegte Holztreppen nach oben laufen und gewinnt so gut an Höhe.
Immer wieder blickten wir zurück auf die schroffe Steilküste und die malerische Landschaft.
Die letzten Meter quälten wir uns über natürliche Trittstufen im Gras nach oben bis zu einem Zaun, von dem wir einen wunderschönen Ausblick genießen konnten. Bis hier hin sollte man auf jeden Fall eine gute Kondition oder ausreichend Zeit haben.
Wir überlegten nun, ob es überhaupt sinnvoll war, dem gesamten Wandertrack zu folgen, da der Gipfel des Berges Fjallið immer noch in Wolken hing.
Da jedoch auch ein Geocache dort oben lag, der gefunden werden wollte, beschlossen wir, den steilen Anstieg in Angriff zu nehmen.
Wir überquerten den Holzlaun über eine angebrachte Leiter und folgten einem kaum erkennbaren Pfad bergauf.
Der Anstieg, der uns erwartete ging mächtig in die Beine. Heidewitzka, was war das steil.
Neben uns grasten gemütlich Schafe und amüsierten sich vermutlich auch über die zwei Bekloppten, die durch das Gras bergauf stapften.
Da uns allerdings ein Wanderer entgegen kam, konnten wir nicht die einzigen Verrückten sein, die nach oben wollten.
Der Mann hatte allerdings kein GPS dabei und somit wusste er auch nicht wirklich, in welche Richtung er gehen sollte. Eigentlich wollte er zum Vogelfelsen Búgvin. Aber der Hinweis „einfach dem Weg folgen“ war in dem weglosen Gelände nicht empfehlenswert. Es gab einfach keinen erkennbaren Weg.
Wir folgten mal mehr mal weniger genau dem GPS Track und kamen schweißgebadet auf dem Pass an. Sicht hatten wir jedoch so gut wie keine.
Nachdem wir den Geocache tatsächlich gefunden hatten, wollten wir die Runde auch noch zu Ende gehen. Immerhin waren wir jetzt schon so weit gekommen und viele Höhenmeter lagen nicht mehr vor uns.
Der Grasweg ging immer mehr in Geröll über. Der Ausblick ins Ambadalur- Tal war allerdings sehr eintönig. Schade, dass man von der Küstenlinie nichts sehen konnte.
Da wir uns in den dichten Wolken nicht allzu weit an die Steilküste wagen wollten, marschierten wir in Serpentinen bis auf den Gipfel des Fjallið.
Sehen konnten wir natürlich nichts und es war dank der steifen Brise auch echt ungemütlich am Gipfel.
Wir machten trotzdem noch ein paar Bilder und suchten dann schnellen Weges das Weite.
Auf der anderen Seite ging es glücklicherweise nicht mehr steil über Geröll, sondern nur über Gras bergab. Wir orientieren uns an dem kleinen See, denn einen markierten Weg gibt es nicht.
Nachdem wir unterhalb der Wolken waren, genossen wir abermals einen schönen Blick in das Tal und auf Gjógv. Nur Papageientaucher hatten wir keine zu Gesicht bekommen. Aber der Sommer hat ja auch noch nicht begonnen. Dafür sahen wir jede Menge Schafe 🙂
Schnellen Schrittes liefen wir bergab und wanderten neben den Schafen her bis zur Holzleiter, die uns wieder über den Zaun brachte.
Wir folgten dem jetzt markierten Weg Richtung Gjógv und gelangten nach 4 Stunden am Auto an.
Eine tolle Wanderung trotz des durchwachsenen Wetters hatten wir erfolgreich hinter uns gebracht und sogar noch einen Gipfelsturm gewagt. 500 Höhenmeter geht man ja auch nicht mal eben so. Die Wanderung ist aber definitiv nur für Leute, die sich im Gelände ein wenig auskennen und ein GPS Gerät oder eine Karte mit Wegen dabei haben, denn markiert ist der Weg nicht.
Nach der Tour fuhren wir zu unserer heutigen Unterkunft „Visit HOMES“ in Leirvik.
Da wir jedoch noch zu früh hier waren, beschlossen wir noch einen Geocache an einem Leuchtturm suchen zu gehen. Wir landeten jedoch auf der falschen Straße und gelangten so unversehens in den mautpflichtigen Tunnel, der uns nach Klaksvik brachte. So schnell kanns gehen. Zum Glück hatten wir die Maut schon im Voraus beim Mietwagenverleiher bezahlt.
Wo wir jetzt schon einmal in dem Tunnel waren, der immerhin knapp 150 Meter unter die Erde führt, stoppten wir an der tiefsten Stelle und suchten dort einen Geocache. Ja hier gab es tatsächlich auch einen. Sogar eine Letterbox.
Dank Hinweis war klar, was wir suchen mussten und fanden zum Glück auch schnell den Petling.
Der Norðoyatunnilin (deutsch Nordinselntunnel) ist 6,2 Kilometer lang und zurzeit noch der längste unterseeische Tunnel der Färöer. Er verbindet Leirvík auf Eysturoy mit Klaksvík auf Borðoy und verläuft unter der Meeresenge Leirvíksfjørður.
Die Bauarbeiten begannen in Leirvík am 18. Dezember 2003 und in Klaksvík am 20. April 2004. Der Tunnel wurde am 25. Juni 2005 durchstochen und am 29. April 2006 dem Autoverkehr übergeben, drei Monate früher als geplant. Dieser Tag wurde als ein wichtiges Datum in der Geschichte der Färöer angesehen und entsprechend gefeiert.
Die Tunnelmitte wurde innenarchitektonisch mit Beleuchtungsinstallationen von Tróndur Patursson ausgestattet und signalisiert dem Fahrer so, dass er die Hälfte der Strecke geschafft hat.
Nachdem wir nun schon einmal in Klaksvík waren, begaben wir uns zum Supermarkt und kauften noch ein paar Skyr und etwas Süßes ein.
Danach fuhren wir erneut durch den Tunnel zurück nach Leirvik. Der Vorteil des „kleinen“ Umwegs war, dass wir nun immerhin einchecken konnten 😀
Unser Zimmer für stolze 150 Euro / Nacht war schön, hell und geräumig. Auch das Bad groß und neben einer Dusche auch mit einer Whirlpoolbadewanne ausgestattet. Nur eine Küche gab es diesmal keine. Dafür war das Frühstück inkludiert.
Da wir von der Wandertour doch ziemlich kaputt waren, gingen wir nur noch in der nahegelegenen Bowlingbahn Fish & Chips essen (sehr empfehlenswert, der Fisch kommt direkt aus der hiesigen Aquakulturzucht) und liefen zurück zu unserer Unterkunft.
Leider ließ sich das Rollo nicht komplett bis unten ziehen, so dass wir das restliche, offene Drittel des Fensters anderweitig verdunkeln mussten.
Ein paar Jacken, Handtücher und Decken später konnten wir dann endlich in unseren wohlverdienten Schlaf fallen.