Entgegen unseres festgelegten Plans, noch eine Nacht in Putre zu verbringen, beschlossen wir heute schon in Richtung Iquique aufzubrechen. Wir hätten sonst vor unserem Rückflug von Calama nach Santiago de Chile eine Fahrstrecke von rund 500 Kilometern und die Zollkontrolle in Quillagua zurücklegen und passieren müssen. Da wir den zeitlichen Aufwand für die Zollkontrolle sehr schlecht abschätzen konnten, war uns die Variante doch etwas zu heikel.
Noch einmal frühstückten wir in der tollen Terrace Lodge, sagten Elena „auf Wiedersehen“ und verstauten das restliche Gepäck im Auto. Tanken brauchten wir zum Glück nicht noch einmal bzw. erst wieder an einer richtigen Tankstelle in Arica.
Gegen 10 Uhr verließen wir Putre und peilten eine Tankstelle in Arica an. Rund 150 Kilometer Fahrt lagen vor uns. Da es größtenteils nur bergab ging und kaum LKWs auf der Straße nach Arica unterwegs waren, kamen wir gut voran.
Am Straßenrand entdeckten wir den urigen Kandelaberkaktus (Browningia candelaris). Das Kaktusgewächs war uns schon auf der Hinfahrt aufgefallen. Leider gab es am Straßenrand keinen Parkplatz, so dass wir den interessant aussehenden Kaktus, der eher an einen Baum erinnerte, nur aus dem Auto fotografieren konnten. Browningia candelaris ist im Norden Chiles und im Süden Perus an den Hängen der Anden in Höhenlagen von etwa 1800 bis 2800 Metern verbreitet und kann bis zu 6 Meter hoch werden.
Wir folgten diesmal der Ruta 11 bis nach Arica und bogen in Poconchile nicht wieder nach links auf die A-143 ab.
In der Luft kreisten zahlreiche Truthahngeier und hielten nach Fressen Ausschau. Schon faszinierend wie karg die Landschaft an sich ist aber wie grün dann die Täler sind, durch die ein Fluss fließt.
Nach ca. einer Stunde erreichten wir schon die Vororte von Arica.
Von der Ruta 11 gelangten wir auf die Ruta 5 und fuhren oberhalb von Arica in Richtung Iquique. In Arica selbst stoppten wir nicht.
Mittlerweile hatte auch der Verkehr zugenommen aber die Chilenen fuhren wirklich rücksichtsvoll. Auch in den großen Kreisverkehren brauchte man keine Angst zu haben.
An der Shell-Tankstelle fuhren wir von der Ruta 5 ab und tankten voll. Auch die Luft der Reifen checkten wir noch einmal bzw. füllten diese nach. Dann hieß es „ab nach Iquique“. Das Navi zeigte uns etwa 4 Stunden Fahrt an.
Wir waren froh als wir die Stadt hinter uns ließen und die gut fahrbare Panamericana vor uns lag.
Doch nur ein paar Kilometer außerhalb von Arica, warnte uns das Auto vor einer Überhitzung des Motors – schon wieder. Der Zeiger der Motortemperatur stand am Anschlag und wir fuhren direkt rechts auf den Seitenstreifen. Das Problem hatten wir schon in der Atacamawüste aber da haben wir es auf die Höhe geschoben.
Nun war guter Rat teuer, denn wir sind beide keine Autokenner 😆. Marcel öffnete die Motorhaube und entdeckte, dass der Behälter mit der Kühlflüssigkeit komplett leer war. Da er aufgrund der Hitze des Motors und den Überdruck noch nicht den Deckel des Behälters abschrauben konnte (Achtung: Verbrennungsgefahr), saßen wir nun erstmal auf dem Standstreifen fest.
In der Zwischenzeit rief Marcel seinen Vater an und fragte, was wir tun sollten. Nachdem aber klar war, dass wir erstmal einfach nur etwas Wasser nachfüllen mussten, wagten wir uns nach einer halben Stunde an den Schraubdeckel des Behälters. Es zischte kurz aber Wasser war eh keins mehr drin.
Zum Glück hatten wir genügend Wasser dabei, so dass wir den Behälter notdürftig auffüllen konnten. Wir hofften nun, dass das Problem damit erstmal behoben war, denn bis Calama lagen insgesamt noch etwa 800 Kilometer Autofahrt vor uns.
Es traten keine weiteren Probleme mehr auf und nach rund 3 Stunden verließen wir die Ruta 5 und bogen in Richtung Iquique ab. An der Mautstelle bezahlten wir die 1.950 CLP und fuhren abwärts in die große Stadt. Das Wetter war herrlich und wir freuten uns auf einen kleinen Strandspaziergang.
Gegen 15:30 Uhr kamen wir an unserem Hotel für die heutige Nacht an. Das Holiday Inn Express lag direkt in Strandnähe, so dass wir nur noch über die Straße gehen brauchten. Das Hotel selbst war schon recht abgewohnt und in die Jahre gekommen aber für eine Nacht war das für uns in Ordnung.
Wir hatten ein Zimmer mit Meerblick gebucht und staunten über die riesigen Wellen, die sich vor der Küste aufbäumten. Wahnsinn.
Wir ruhten uns etwas aus und liefen um 16:30 Uhr zum Strand. Die meterhohen Wellen waren sehr beeindruckend.
Mit Blick auf Iquique spazierten wir am Strand entlang und genossen die frische Meeresbrise, die unsere Nasen mal so richtig durchlüften konnte.
Zahlreiche Graumöwen (Grey gull, Leucophaeus modestus) im Schlichtkleid und Regenbrachvögel (Eurasian or common whimbrel, Numenius phaeopus) hatten es sich am Strand gemütlich gemacht.
Ich versuchte mich an die Vögel heranzupirschen, um ein paar Fotos zu schießen. Das Tele hatte ich leider im Hotel gelassen.
Am Himmel zogen Truthahngeier (Turkey vulture, Cathartes aura) ihre Bahnen. Ein angespültes, totes Tier zog die Aufmerksamkeit eines Geiers auf sich, der sich sogleich über den Kadaver hermachte.
Nach einer Weile kehrten wir um und gingen über die breite Promenade in die andere Richtung.
Eigentlich wollten wir noch einen weiteren Strandabschnitt aufsuchen aber dieser war fußläufig doch etwas weiter entfernt.
An einer Holzbank genossen wir daher einfach den Blick auf das Meer und das hektische Treiben in der Stadt.
Im Sand entdeckte ich Südamerikanische Austernfischer (blackish oystercatcher, Haematopus ater). Die schüchternen Vögel ließen mich jedoch nicht wirklich nah an sich heran.
Der Tag neigte sich dem Ende und wir liefen zurück zum Hotel.
Noch einmal machte ich ein paar Fotos von den zahlreichen Wasservögeln. Beeindruckend, wie viele Graumöwen und Regenbrachvögel sich hier befanden.
Da wir nun schon einmal am Meer waren, wollte ich mir auch den Sonnenuntergang nicht entgehen lassen.
Um 18:09 Uhr sollte es laut App soweit sein. Gebannt standen wir am fast menschenleeren Strand und beobachteten die untergehende Sonne. Die tosenden Wellen gaben einen tollen Kontrast und ließen den Autolärm direkt hinter uns komplett verstummen.
Nachdem die Sonne untergegangen war, bestellten bei Domino´s eine Pizza und nahmen diese mit auf unser Hotelzimmer. Auf Pizza hatten wir uns schon die letzten Tage gefreut und wurden nicht enttäuscht. Die Pizza mit Käserand war genau das, was wir heute mal brauchten.
Eigentlich wollten wir noch einen kleinen Abendspaziergang am Strand unternehmen aber wir waren zu vollgefressen und konnten uns kaum noch bewegen.
Daher ließen wir den Abend im Hotel ausklingen. Während Marcel nach einem Hotel in Santiago de Chile suchte, beobachtete ich ein wenig die Fitnessgruppe, die am Strand trainierte.