Der Urlaub neigte sich dem Ende und nach den spannenden und sehr abwechslungsreichen Tagen in den letzten beiden Wochen, verließen wir heute den Norden Chiles und flogen mit Latam zurück nach Santiago de Chile. Ein letztes Mal frühstückten wir in der Quelana Lodge in Solor und waren etwas wehmütig, morgen schon wieder im Flieger nach Deutschland sitzen zu müssen.
Unser Flug von Calama nach Santiago de Chile ging erst um 14:30 Uhr, so dass wir in unserer Unterkunft in Ruhe alles zusammenpacken konnten. Ein paar neugierige Hühner blickten durch unser Fenster.
Wir verabschiedeten uns von Natalia und verstauten das Gepäck im Auto. Nach zwei Wochen war der Mietwagen ganz schön staubig.
Heute war es in der Atacama-Wüste tatsächlich mal bewölkt. Ein sehr ungewohntes Bild. Es sah schon fast nach Regen aus. Machte den Abschied ein wenig leichter.
Rund eine Stunde Fahrt lag nun von San Pedro de Atacama nach Calama vor uns. Verkehr herrschte kaum und gegen 12:30 Uhr erreichten wir den Flughafen. Die Abgabe des Mietwagens verlief vollkommen unproblematisch und nachdem wir das Gepäck aufgegeben hatten, hatten wir noch gut eine Stunde bis zum Boarding Zeit. Zwei Stunden vor Abflug am Flughafen muss man für einen Inlandsflug in Chile nicht einplanen.
Übrigens gab es hier am Flughafen auch keine Flüssigkeitsbeschränkung beim Handgepäck. Wir hatten nämlich die Cola-Flasche draußen am Rucksack vergessen und mussten diese nicht wegschmeißen. Ich erwarte sehnlichst den Tag, an dem auch Europa von der 100ml-Beschränkung Abstand nimmt.
Die Maschine von Latam stand pünktlich um 14:15 Uhr zum Boarding bereit. Rund 2 Stunden Flug lagen bis Santiago de Chile vor uns.
1,5 Stunden davon herrschten doch recht moderate Turbulenzen. Die Flugbegleiter mussten immer wieder ihren Service einstellen und ich kam ordentlich ins Schwitzen. Diese irrationale Angst bei Turbulenzen geht mir wirklich immer wieder auf den Geist aber ich kann es halt echt nicht abstellen. Ich versuchte mich mit Fotografieren und progressiver Muskelentspannung abzulenken aber auch das gelang mir nicht wirklich gut. Ich fühlte mich wie in einem Fahrstuhl, der ständig auf und ab fährt. Das unser Sitzplatz in der hintersten Reihe lag, machte die Sache nicht besser, denn dort spürt man die Turbulenzen stärker. Marcel hingegen bekam davon nichts mit und ließ sich von den Turbulenzen in den Schlaf schaukeln. Hach, wie ich ihn darum beneide. Aber nächstes Mal buche ich wieder einen Platz am Flügel, auch wenn das ein paar Euro kostet.
Nun denn ich war froh, als wir endlich im Landeanflug auf Santiago de Chile waren und die zwei Stunden fast rum waren. So lang sind mir zwei Stunden noch nie vorgekommen.
Am Flughafen nahmen wir unser Gepäck entgegen und begaben uns zum Ausgang. Durch die Passkontrolle mussten wir dank Inlandsflug nicht. Für die letzte Nacht hatten wir uns im „Solace Hotel Santiago“ einquartiert. Das fabelhaft bewertete Hotel bot uns nicht nur einen super Preis (42qm² große Suite mit Blick auf die Stadt für 120 Euro), sondern auch einen Shuttle vom Flughafen in die Stadt für unschlagbare 33.000 CLP (ca. 36 Euro) an.
Der Fahrer wartete bereits am Ausgang auf uns und lief mit uns zum Auto. Nach etwa 20 Minuten Fahrt hatten wir das Hotel im Stadtteil Providencia erreicht.
Wir wurden am Check-In sehr freundlich begrüßt und bekamen den Hinweis, dass es hier heute Abend ein besonderes 9-Gang-Menü von einem lokalen Restaurant (Pulperia Santa Elvira) geben würde. Wir überlegten nicht lang und reservierten einen Tisch für 19:30 Uhr. Umgerechnet bezahlten wir etwa 50 Euro / Person inkl. Getränken (Wein, Pisco und Wasser). So konnten wir uns auch die Suche nach einem Restaurant sparen, denn mittlerweile ging die Sonne unter und wir waren von dem langen Tag doch etwas geplättet.
Unser großes Zimmer auf der 12. Etage bot wirklich viel Platz und einen tollen Blick auf die Hochhäuser der Hauptstadt Chiles.
Eine Etage höher befanden sich der Pool und eine Bar. Wir genossen von hier die Aussicht auf den Gran Torre Santiago (früherer Name: Torre Costanera) und die hohen Berge im Hintergrund. Atemberaubend.
Bis zum Abendessen entspannten wir uns noch ein wenig und fuhren mit dem Aufzug nach Sonnenuntergang noch einmal auf die 13. Etage, um den Blick auf die leuchtende Stadt im Dunkeln bestaunen zu können.
Danach begaben wir uns zum Dinner. Am Aufzug wurden wir bereits von einem Mitarbeiter des Hotels erwartet, der uns zur Hotelbar brachte. Wir gönnten uns einen Pisco Black, der mit Johannisbeersaft gemixt wurde. Hatte auf jeden Fall ordentlich Umdrehungen. Wie sollte ich da noch die begleitenden Weine zum Essen überstehen?
Wir wurden zu einem Platz gebracht und bekamen die Karte für den heutigen Abend gereicht – allerdings nur auf Spanisch. Mit den meisten Worten konnten wir daher nichts anfangen und warfen den Google Übersetzer an (der allerdings auch nicht die größte Hilfe war). Die einzelnen Gänge wurden uns aber zum Glück von einer englischsprachigen Kellnerin übersetzt.
Gespannt warteten wir auf die Vorspeise (erster Gang), die aus dreierlei „Keksen“ bestand. Die Alfajores (traditionelle, chilenische Kekse, die häufig mit der süßen Dulce de Leche gefüllt sind) waren hier allerdings mit einer Art Püree aus Meerestieren gefüllt (Alfajor de Jaiba – bedeutet übersetzt in etwa Krabbenkekse). Es gab außerdem gefüllte Teigtaschen und eine Art Macaron, die ebenfalls mit einer besonderen Mischung aus Birne (Pera), Maqui und Eichenpilzen (Changle gefüllt waren. Dazu wurde uns ein weißer Wein aus der Region gereicht.
Der zweite Gang – Austern mit Algen und Kaviar – folgten im direkten Anschluss. Da war ich dann allerdings raus, denn Austern mag ich nicht. Die können noch so gut gemacht sein (wie Marcel mir versicherte), ich mag diese Konsistenz nicht. Alles andere schmeckte wirklich hervorragend.
Als dritten Gang wurde uns eine Zungensuppe (Consomé de Lengua) und Tintenfisch auf einem Löffel gereicht. Hier kam sogar der Koch persönlich an jeden Tisch und erzählte etwas über die Herkunft der Suppe. Leider nur auf Spanisch und so blieb uns der Hintergrund verborgen. Zu Trinken gab es einen heißen, roten Wein, der uns an Glühwein erinnerte. Ich bin mir allerdings abschließend nicht sicher, ob ich die Suppe tatsächlich gegessen hätten, wenn ich gewusst hätte, dass es Zungensuppe ist 🤣. Der dritte Gang, zu dem es einen fruchtigen Rotwein gab, schmeckte ebenfalls sehr gut.
Und so ging es mit den Gängen Vier (Calamar mit Kräuterbutter, Pebre de Cochayuyo und Brot), Fünf (Quinoa, Chuño (kleine, schrumpelige, schwarze Kartoffeln, die getrocknet über Jahrzehnte hinweg haltbar sind) und Malva), Sechs (Venusmuschel und Meeraal an Kapuzinerkresse) und Sieben (Entenbrustfilet mit Trüffel und Kartoffelsellerie-Püree) weiter. Hierzu gab es ebenfalls Rotwein. Mein Weinlimit war damit erreicht und ich beschränkte mich ab dem 6. Gang auf Wasser.
Als Gang 8 wurde uns eine Art Eis am Stiel mit Weizenchrispies serviert. Das schmeckte allerdings nicht süß, daher vermuteten wir, dass es keine Nachspeise sein sollte. Leider weiß ich nicht mehr, was „loyo“ war.
Die Nachspeise (Gang 9) bestand aus einem Rhabarberkuchen.
Insgesamt war das 9-Gang-Menü der Pulperia Santa Elvira wirklich herausragend. Die Gerichte waren toll angerichtet und trotz der kleinen Portionen waren wir danach gesättigt. Sollten es uns noch einmal nach Santiago de Chile verschlagen, würden wir sicherlich dem Restaurant einen Besuch abstatten (für mich dann aber ohne Austern und ohne Rhabarberkuchen 🤪).
Zum Abschluss des Dinners gab es noch einen Champagner auf der Dachterrasse. Den musste Marcel allerdings ohne mich trinken. Mir ging es nach dem Alkohol irgendwie nicht so gut (obwohl ich nicht mal wirklich viel getrunken hatte, den Wein hatte ich bereits nach dem 6. Gang ausgelassen). Sehr schade, denn gerne hätte ich mit ihm zusammen den Abend auf der Dachterrasse mit Blick auf Santiago de Chile ausklingen lassen. Aber ich wollte mich jetzt nur noch ins Bett legen.
So genoss Marcel den Ausblick auf Chile, während ich versuchte, das Kopfkarussell abzuschalten. Hoffentlich war das Morgen ohne Nachwirkungen weg.