Bevor wir Bosnien und Herzegowina auf vier Rädern weiter erkundeten, stand am Morgen noch der Besuch von Mostar auf zwei Beinen auf unserem Programm. Nach dem sehr guten Frühstück in der Villa Hum, checkten wir aus. Bis zum Mittag konnten wir das Auto noch auf dem hauseigenen Parkplatz stehen lassen.
Mit zig weiteren Touristen pilgerten wir um 09:00 Uhr Morgens durch die Altstadt Mostars zum Wahrzeichen der Stadt. Unser Ziel (und das der gefüllt 1.000 anderer Touristen auch): Die Stari most (deutsch Alte Brücke) über die Neretva. Die Brücke wurde von 1556 bis 1566 vom osmanischen Architekten Mimar Hajrudin erbaut.
Die „Alte Brücke“ wurde im Bosnienkrieg am 9. November 1993 durch massiven Beschuss von kroatischer Seite zerstört. Die Rekonstruktionsarbeiten begannen 1996 und wurden 2004 abgeschlossen. Die Brücke und die Altstadt wurden am 15. Juli 2005 in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen.
Auf dem höchsten Punkt der Brücke angekommen genossen wir den Ausblick auf die Neretva und die Karađozbeg-Moschee.
Danach suchten wir jedoch schnell das Weite, denn uns war es hier echt viel zu voll. Verrückt, wie viele Menschen am frühen Morgen bereits unterwegs waren.
Wir schlenderten durch den kleinen Basar mit seinen zahlreichen Touristenbuden, blickten noch einmal auf die Stari most und kehrten um.
Zum Abschluss stiegen wir über Stufen hinab zum Ufer der Neretva, denn auch von hier unten hat man einen schönen Blick auf die Brücke.
Nach einem Kaffee oberhalb der Stari most ging unsere Reise weiter zur Bunaquelle.
Die Vrelo Bune ist eine Karstquelle in Blagaj und liegt knapp 14 Kilometer von Mostar entfernt. Sie ist die stärkste Quelle des Landes und gehört zu den größten von Europa.
Da es noch recht früh war hatten wir Glück und ergatterten einen der wenigen Parkplätze in der Nähe des Zugangs zur Quelle. Sollten alle unteren Parkplätze belegt sein, kann man auf einen großen Parkplatz ca. 2 Kilometer von der Quelle entfernt ausweichen.
Zu Fuß liefen wir an der Buna entlang zum Derwischkloster.
Die Quelle hat einen türkischen Sultan so beeindruckt, dass er das Kloster im 18. Jahrhundert hier errichten ließ. Das dreistöckige Gebäude aus Stein liegt am rechten Ufer des Quellsees, ein breiter Erker überragt den See, sodass man sich im Wasser selbst spiegeln kann. Der See wird begrenzt von einem 2 m hohen hufeisenförmigen Wasserfall, der in den etwa 10 m breit uferverbauten Fluss mündet.
Wir gingen über eine Brücke auf die andere Seite, wo sich ein Restaurant befand. Hinter diesen führte ein schmaler Weg leicht bergauf zu den Booten, die in die Höhle hineinfahren.
Da uns heute abermals ein straffes Tagesprogramm erwartete, verzichteten wir auf den Besuch der Quelle und genossen lediglich die Aussicht auf den kleinen Wasserfall und das Kloster.
Auf selbem Weg schlenderten wir zurück zum Auto. Der untere Parkplatz war nach nur einer Stunde bis auf den letzten Platz gefüllt und auch auf dem Ausweichparkplatz herrschte reges Treiben. Früh unterwegs sein lohnt sich hier.
Vorbei an der Festung von Pocitelj fuhren wir zu einem weiteren Highlight von Bosnien und Herzegowina – den Kravica Wasserfällen.
Der große, kostenlose Parkplatz lässt erahnen, was hier in den Sommermonaten los sein muss. Glücklicherweise war es bei unserem Aufenthalt nicht voll und wir konnten die Eintrittstickets an der Kasse zum Besuch der Wasserfälle (Eintritt 10 KM / Person = ca. 5 Euro) ohne lange Wartezeit erstehen.
Über Stufen begaben wir uns hinab zum Wasserfall. Wer nicht gut zu Fuß ist, kann auch auf einer breiten Straße in Kehren hinabgehen.
An einem Aussichtspunkt konnten wir die beeindruckenden Wasserfälle zwischen all dem Grün entdecken.
Wir konnten es kaum erwarten, die Kravica Wasserfälle aus der Nähe zu sehen. Der gut ausgebaute Weg brachte uns schnell hinab zum Ufer des Flusses.
Die Wasserfälle, deren Höhe zwischen 26 und 28 Metern variiert, prasseln einen 120 m breiten Hang herab. Weil um den Wasserfall herum auch besonders viel fruchtbarer Schlamm liegen bleibt, konnten zahlreiche Pflanzenarten, die die regionale Vegetation ausmachen, besonders gut gedeihen.
Wir setzten uns auf eine der wenigen Bänke und genossen die paradiesische Aussicht.
Wer mag, kann mit einem Boot auf die andere Seite fahren und die Wasserfälle aus der Nähe betrachten. Ganz Wagemutige waten durch das brusthohe, klare Wasser auf die andere Uferseite. Uns reichte der Ausblick von der Bank.
Nach einer guten Stunde beendeten wir unseren Aufenthalt an den Kravica Wasserfällen und folgten dem Weg bergaufwärts zurück zum Parkplatz.
Weitere 100 Kilometer Fahrt lagen bis zum Blidinjsko jezero vor. Er ist der größte Bergsee in Bosnien und Herzegowina und liegt auf einer Höhe von 1.173 Metern. Seit dem 30. April 1995 ist der See ein Naturpark.
Wir genossen die weite Sicht und die leeren Straßen auf dem Weg zum See. Abermals bot sich uns eine tolle Landschaftskulisse.
Da ich entlang des Sees leider keinerlei Wanderungen gefunden hatte, umrundeten wir den See einmal mit dem Auto und fuhren weiter zu unserem heutigen Ziel, dem Ramsko jezero, ein Stausee des Flusses Rama im Norden des Kantons Herzegowina-Neretva.
Bevor wir dort eintrafen galt es ca. weitere 77 Kilometer zurückzulegen. Das erste Mal seit unserer Ankunft in Bosnien landeten wir auf einer Schotterpiste. Und zwar ohne Vorwarnung von jetzt auf gleich. Ich kann euch sagen, mit 70 km/h von der asphaltierten Straße auf eine breite Schotterpiste zu fahren ist auch sehr gewöhnungsbedürftig. Zumindest im ersten Moment ist man sehr überrascht von der plötzlichen Änderung des Untergrunds 😂.
Gut 10 Kilometer fuhren wir und einige andere Autos die breite Schotterpiste bergab. Der Ausblick war allerdings abermals nicht zu verachten. Tolle Fernblicke erwarteten uns.
Dennoch waren wir froh als wir endlich wieder eine Asphaltstraße erreichten und mit normaler Geschwindigkeit fahren konnten.
In Jablanica legten wir eine kurze Pause ein. Während des Zweiten Weltkriegs fand von Februar bis März 1943 die sogenannte Schlacht an der Neretva im Raum Jablanica statt. Nahe dem Ort ist noch immer die zerstörte Eisenbahnbrücke als Teil einer Museumsanlage zur Schlacht zu sehen. 1969 wurden die Ereignisse auch verfilmt.
Mit Blick auf den den 25 Kilometer langen Stausee Jablaničko jezero kamen wir unserem Ziel dem Ramsko jezero immer näher.
Im letzten Tageslicht erreichten wir den Stausee und unsere Unterkunft – das Mediteran B&B – das sich direkt am Ufer des Sees befand. Bei Vollstau hat der Ramsko jezero eine Fläche von etwa 14,8 km², ist etwa 12 Kilometer lang und maximal 95 m tief. Der Wasserspiegel liegt dann auf etwa 590 Metern über dem Meeresspiegel.
Wir wurden freundlich begrüsst und bekamen unsere Zimmer mit Blick auf den See. Das Haus und die Zimmer sind noch ganz neu.
Essen kann man allerdings nur in dem hauseigenen Restaurant, alles andere ist zu weit entfernt. Die Pizza ist aber wirklich grandios und sehr zu empfehlen. Gewöhnungsbedürftig war für uns lediglich, dass in Restaurants in Bosnien und Herzegowina generell geraucht werden darf. Und da die Hütte brechend voll war (vermutlich alles Arbeiter, die sich hier zum Feierabend trafen) wurde gut gequalmt. Aber als die Pizza und der Fisch von Günter eintrafen, waren die meisten bereits gegangen und der Wirt hatte einmal durchgelüftet.
Nach dem langen Tag und den vielen neuen Eindrücken fielen wir totmüde ins Bett.