Den letzten Tag unserer Rundreise ließen wir ganz entspannt angehen. Um 08:30 Uhr trafen wir uns zum Frühstück im Restaurant des B&B Mediteran. Der Kellner von gestern Abend war auch heute Morgen für das Frühstück verantwortlich und brachte uns frische Spiegeleier, Brot, Schinken und Käse.
Wir packten unsere Sachen und begaben uns zur Erkundung des Ramsko jezero und der Halbinsel Šćit. Das bis zum Flughafen Tuzla über 300 Kilometer und somit gut 6 Stunden Fahrt vor uns lagen, ließen wir erstmal außer Acht. Es war ja noch früh.
Von der Unterkunft fuhren wir knapp 10 Minuten, bis wir den Beginn der Halbinsel erreichten. Tolle morgendliche Ausblicke auf den See erwarteten uns.
Da auf der Straße zum Endpunkt der Insel an einem Sonntag morgen noch nicht viel los war, konnten wir immer wieder kleine Fotostopps entlang der Straße einlegen.
Zufällig entdeckten wir das Kloster Franjevački samostan Rama. Da die Pforten offen standen, entschlossen wir uns spontan zu einem Besuch der Anlage.
Zuerst begaben wir uns auf einem breiten Weg bis zum Eingang der Kirche.
Danach erkundeten wir das gepflegte Außengelände. Der Ausblick war fantastisch. Der Wind hatte allerdings ein wenig aufgefrischt. Um es so zu sagen: Es war ganz schön windig in Wassernähe.
Leider konnte man nicht vom Innenhof des Klosters zum Seeufer hinab gehen. So genossen wir die Aussicht oberhalb des Sees und begaben uns danach zurück zum Auto.
100 Kilometer und eine knapp 2-stündige Fahrt lagen vor uns. Ziel war die Stadt Jajce. Unterwegs genossen wir die tollen Ausblicke entlang der Straße.
Die Altstadt von Jajce liegt auf einem Burgberg, der im Süden von der Pliva und im Osten vom Vrbas begrenzt wird. Südwestlich der Altstadt fließt die Pliva über einen etwa 20 Meter hohen Wasserfall in die Vrbas-Schlucht. Die zu einem großen Teil bewaldeten Berge in der Umgebung erheben sich bis auf 1400 Meter.
Einen Parkplatz zu finden war allerdings gar nicht so leicht, denn an diesem herrlichen Sonntagmittag hatten es sich mehr Leute zum Ziel gesetzt Jajce zu besuchen.
Etwas außerhalb der Stadt fanden wir ein Fleckchen, mussten allerdings noch gut 20 Minuten laufen, bis wir den Wasserfall erreichten. Auf die Uhr schaute niemand. Zeitgefühl adé.
Bevor wir uns auf die Plattform mit direktem Blick auf den Wasserfall begaben, liefen wir oberhalb der Pliva entlang und blickten hinab.
Gemütlich schlenderten wir über eine Brücke zum schmalen, unscheinbaren Weg, der uns hinab zum Wasserfall brachte.
An einem Kassenhäuschen zahlten wir den Eintritt von 4 KM (2 Euro / Person) und gingen bis zur Plattform.
Ganz nah heran kamen wir an den Wasserfall und spürten, wie die Gischt unser Gesicht benetzte.
Da wir nicht ganz nass werden wollten, begaben wir uns etwas oberhalb der Plattform und genossen den Ausblick. Das Wetter war herrlich und die Zeit vergessen.
Wir liefen zurück zum oberen Aussichtspunkt, wo Renate und Günter auf uns warteten. Nachdem wir einen Geocache erfolgreich geloggt hatten, begaben wir uns zurück Richtung Auto.
Eigentlich wollten wir noch in ein Cafe einkehren. Da uns die Aufnahme der Bestellung jedoch zu lange dauerte, begaben wir uns direkt zum Auto. Zum Glück, denn Marcel checkte mal auf seinem Handy, wie lange die Rückfahrt zum Flughafen von Tuzla noch dauerte und war schockiert, dass wir von Jajce gut 4 Stunden benötigen sollten. In 4 Stunden machte sich allerdings unser Flieger schon auf dem Weg gen Heimat.
Wir hetzten also zurück zum Wagen und fuhren direkt los. Eine rasante Fahrt wartete auf uns, denn wir mussten unbedingt eine Stunde aufholen, um noch überhaupt die Chance zu haben, mit zufliegen.
Marcel trat also aufs Gaspedal und nahm die zahlreichen Serpentinen in nicht nachahmungsempfehlender Manier.
Abrupt endete mal wieder die asphaltierte Straße und es folgte eine 10 Kilometer lange Schotterpiste durch ein Waldgebiet. Bei uns würde man dies einen Wirtschaftsweg nennen und wäre maximal für Jeeps des Försters befahrbar.
Wir ruckelten so dahin und hatten Mitleid mit den Stoßdämpfern unseres Mietwagens. Das fraß natürlich einiges an der bereits aufgeholten Zeit wieder auf und wir waren froh als wir endlich Asphalt unter den Rädern hatten. Noch so eine Straße und wir konnten den Flieger tatsächlich abschreiben.
Wir hofften, dass am heutigen Sonntag keine Polizeikontrolle auf uns wartete. Marcel riskierte alles (aber immer noch in einem sicheren Rahmen) und fuhr schneller als die Schilder es erlaubten.
Eine halbe Stunde hatten wir bereits gut gemacht als plötzlich gar nicht mehr ging. Absoluter Stillstand und niemand wusste so genau warum. Die Leute vor und hinter uns waren alle aus den Autos ausgestiegen und fliegende Händler versuchten ihre Waren an den Mann zu bringen. Scheinbar ein ganz normaler Stau und für einige eine lukrative Einnahmequelle. Das der Stau eine halbe Stunde dauern würde, hätten wir nicht erwartet. Scheinbar gab es eine Ampel vor uns, denn auf der Gegenfahrbahn rollte der Verkehr.
Irgendwann setzten sich die Autos in Bewegung und wir fuhren bis zu einem Tunneleingang. Der Tunnel war allerdings noch im Rohbau. Auf einer kaum erkennbaren Fahrbahn schaukelten wir der vor uns fahrenden Fahrzeugkolonne hinterher. Sowas hatten wir bis dato auf all unseren Reisen auch noch nicht erlebt. Im Tunnel fanden gerade Arbeiten statt und schwere Maschinen standen auf der Gegenfahrbahn. Der Tunnel war nicht beleucht und die Spur war so schmal, dass Marcel aufpassen musste, nicht links in eine Grube zu fahren. Außerdem lagen überall große Felsen auf der Straße, die man auch noch galant umfahren musste.
Nachdem wir den Steinbrocken, Baustellenfahrzeugen und Bauarbeitern erfolgreich ausgewichen waren, verließen wir den Tunnel und konnten wieder aufs Gaspedal drücken.
Wir hofften, dass wir die verlorene Zeit irgendwie aufholen konnten und kein weitere Stau auf uns warten würde. Aktuell wäre der Flieger um 18:25 Uhr ohne uns unterwegs nach Köln. Problematisch sah ich auch der Kofferaufgabe entgegen. Eine halbe Stunde vor Abflug schloss der Schalter. Wenn wir also nicht um 18 Uhr in Tuzla ankommen würden, müsste einer in Bosnien-Herzegowina verweilen. Da ich morgen arbeiten musste und Marcels Eltern kein Englisch sprachen, blieb nur Marcel übrig.
Aber so weit kam es zum Glück nicht, denn um 17:55 Uhr erreichten wir nach unserer halsbrecherischen Rückfahrt den Flughafen. Marcel sprang aus dem Mietwagen, schnappte sich den Koffer und rannte zum Check-In. Ich gab stattdessen den Mietwagen ab. Fürs Tanken hatten wir keine Zeit mehr aber gut, besser den Aufschlag fürs Benzin zahlen, als einen alternativen Flug buchen.
Da wir Vollkasko gebucht hatten, verlief die Rückgabe problemlos.
Zusammen mit Renate und Günter gingen ich zum Flughafen und hoffte, dass auch bei Marcel alles geklappt hatte.
Der Flughafen Tuzla ist glücklicherweise sehr klein und wird nur von Wizz Air bedient, daher hatte er tatsächlich noch den Koffer aufgeben können. Auch der Aufschlag fürs Benzin verflüchtigte sich. Die Mitarbeiter von Avis boten an, bei Barzahlung auf einen Aufschlag zu verzichten. Sehr freundlich und wir hatten sowieso noch das Bargeld fürs Tanken übrig.
Wir stellten uns in die lange Warteschlange zur Sicherheitskontrolle und konnten nun dem Rückflug entspannt entgegenblicken.
Puls runterfahren, durchatmen und Heim ging´s.