Istanbul: Weihnachten in der Türkei

Mitten in der Nacht um 1:55 Uhr ging der Flugvon Köln mit Pegasus zum 45km außerhalb gelegenen Flughafen Istanbul-Sabiha Gökçen. Unser Auto hatten wir auf einem Parkgelände ca. 7km vom Köln-Bonner Flughafen geparkt. Für einen Preis von 25 Euro war sogar ein Shuttle-Service von und zum Flughafen inkludiert. Da man bei Pegasus nicht online einchecken kann, mussten wir uns anstellen. Und das dauerte… Gute 45 Minuten warteten wir und auch die Abfertigung an der Sicherheitskontrolle brauchte heute seine Zeit. So hatten wir im Terminal kaum Platz genommen, da konnten wir auch schon an Bord.

3 Stunden später erreichten wir Istanbul. Durch die einstündige Zeitverschiebung ins Plus war es schon 06:00 Uhr. Direkt außerhalb des Flughafens steht der Bus zum Taksim Platz. Wir stiegen ein und bezahlten 52 Türkische Lira im Bus. Die Fahrt dauerte geschlagene 1,5 Stunden. Zum Glück war ich so müde, dass ich erstmal einschlief und auch erst kurz vor Ankunft wieder aufwachte.

Den Taksim Platz erreichten wir gegen 09:00 Uhr. So früh am Morgen war noch nicht viel los in der Stadt und wir konnten in Ruhe ankommen. Der Taksim-Platz war uns noch wohlbekannt von den Tumulten in der türkischen Metropole. Heute herrschte hier jedoch Ruhe und der Platz erschien uns recht klein. Marcel konnte zu Beginn gar nicht glauben, dass dies wirklich DER Platz aus den Medien sein sollte.

In der Mitte der westlichen Hälfte des Platzes steht das 1928 errichtete „Denkmal der Republik“, das an die Gründung der Republik Türkei erinnern soll. Im Norden schließt sich an den Platz der Gezi-Park an, ein Stadtpark mit Bäumen, die etwa 70 Jahre alt sind und der Grund für die beginnenden Demonstrationen. Es ist der letzte größere Platz in der Innenstadt, auf dem Bäume stehen.

Vom Taksim-Platz liefen wir zu Fuß weiter durch die Innenstadt. Die Neustadt ist westlich geprägt und neben katholischen Kirchen fanden wir hier zahlreiche bekannte Einkaufsläden.

Nach ca. 1 Stunde Fußmarsch, kamen wir am Galatamuseum vorbei, wo wir ursprünglich zuerst dachten, auch den Galataturm hier zu finden. Dem ist aber nicht so. Ein paar Meter weiter steht er dann jedoch: Der Galataturm. Ursprünglich war er ein Teil der Stadtbefestigung. Vielleicht hat er auch als Leuchtturm gedient. Er liegt 48 m über dem Meeresspiegel und misst bis zu seiner kegelförmigen Spitze 67 m. Der Galataturm dominiert das Nordufer des Goldenen Hornes und bietet einen Aussichtspunkt über Istanbul. Da uns der Eintritt mit 6,50 Euro (Ja tatsächlich Euro) sehr überteuert schien, ließen wir von einer Besichtigung ab und gingen stattdessen weiter.

Über die Galatabrücke führte unser Weg nun hinüber in die Altstadt. Wir waren ganz erstaunt von dem morgendlichen Treiben auf der Brücke. Zahlreiche Angler hatten sich hier eingefunden und ihre Angelruten ausgeworfen. Ein toller Anblick.

Direkt auf der anderen Seite der Brücke befand sich die Yeni Cami – Die neue Moschee. Die Moschee ersetzte seinerzeit eine Brandruine, weshalb sie „Neue“ Moschee genannt wurde. Fertiggestellt wurde sie im Jahre 1663. Sie liegt nah am Eingang des Ägyptischen Basars. Händler und Reisende waren schon damals von der Schönheit dieser Moschee beeindruckt. Besonders die İznik-Fayencen im Innern der Moschee und der Kuppelbau sind besonders sehenswert. Der Komplex hat 66 Kuppeln. Weiterhin befinden sich ein Brunnen im Vorhof und ein Balkon und Pavillon des Sultans. Der Eintritt ist kostenlos. Um die Moschee betreten zu dürfen, müssen die Schuhe ausgezogen werden. Frauen haben zudem ihre Haare mit einem Tuch oder einer Mütze zu bedecken. In einigen Moscheen kann man auch gratis Kopftücher ausleihen. Renate und ich mussten hier jedoch mit unserer Mütze vorlieb nehmen.

Von der neuen Moschee marschierten wir weiter und kehrten nach ein paar Metern im Cafe Hafiz Mustafa ein. Dieses hatte bei Tripadvisor sehr gute Bewertungen erhalten und wir wollten uns zudem den ersten Kaffee/Kakao des Tages gönnen. Wir gingen nach oben und bestellten. Eine sehr nette Dame, die sogar Deutsch sprach, verwöhnte uns. Nachdem sie uns den türkischen Kaffee und den Kakao serviert hatte, brachte sie uns Baklava. Die süße Speise, gefüllt mit verschiedenen Nüssen oder Pistazien ist ein typisches Gebäck in der Türkei und wirklich lecker. Man muss jedoch Süßes mögen. Ich fand die nachfolgende Süßspeise Lokum jedoch auch sehr lecker. Und auch ziemlich klebrig. Die süßen Würfel sind verschiedenfarbig und die Grundmasse ist gekochter Sirup. Gefüllt sind die Lokums auch wiederrum mit Nüssen. Damit war unsere Verkostungsprobe der türkischen Spezialitäten aber noch nicht beendet. Zum Abschluss bekamen wir noch Kaffee- und Kakaobohnen. Gut gefüllt verließen wir den schönen Laden und liefen weiter durch die Straßen Istanbuls zur nächsten Sehenswürdigkeit: dem großen Basar.

Der große Basar, auch Kapalı Çarşı genannt, erstreckt sich über 31.000 m² und beherbergt rund 4000 Geschäfte mit den verschiedensten Angeboten. Angelegt wurde er im 15. Jahrhundert unter Sultan Mehmet Fatih nach der Eroberung Konstantinopels. Wie bei Basaren üblich, sind die Geschäfte im Großen Basar nach Branchen sortiert. Von Schmuck, Lebensmitteln bis hin zu Kleidung von zahlreichen bekannten Marken, ist hier alles zu finden. Feilschen erlaubt.

Bei den vielen Wegen, die sich hier immer wieder teilen, muss man aufpassen, dass man sich nicht verläuft. Nachdem wir ein paar Mal hinaus und wieder hineingegangen waren, gelangten wir zur Nuruosmaniye-Moschee. Sie war die erste Moschee Istanbuls im Stil des osmanischen Barocks. Der Name „Nuruosmaniye“ (Licht des Osman) bezieht sich zum einen auf den Namen des Sultans, unter dem sie vollendet wurde, und zum anderen auf die 24. Sure des Koran (Al-Nur, Das Licht), die im Inneren der Kuppel abgebildet ist. Wir betrachteten sie jedoch nur von außen und ließen von einem weiteren Besuch des Innern ab.

Nur ein paar Meter von der Moschee entfernt, erreichten wir einen kleinen Platz in dessen Mitte einer der zahlreichen Basilisken stand. Hier machten wir auf einer Bank eine kleine Rast und genossen die Sonnenstrahlen. Es herrschten gute 15°. So ließ es sich aushalten.

Unser Weg führte uns nun von hier, an der Straße entlang, direkt zur blauen Moschee. Mit ihren 6 Minaretten ist sie unverwechselbar und schon von weitem zu sehen. Auf den Besuch verzichteten wir heute und liefen stattdessen durch den schönen, grünen Park zur Hagia Sophia. Auch diese Moschee, die heute als Museum dient, war nicht unser Ziel.

In dem Park herrschte reges Treiben und wir machten noch einmal eine kleine Pause auf einer der zahlreichen Bänke. Der Nachtflug hatte uns doch alle ein wenig gestraucht. Zudem wollte Marcel einen kleinen Happen essen und gönnte sich einen Maiskolben.

Pünktlich zum Mittagsgebet konnten wir dem Gebetsaufruf der Muezzin, der die Muslime fünfmal täglich zu bestimmten Uhrzeiten zum Beten zusammen ruft, lauschen. Wobei „lauschen“ auch untertrieben ist. Wirklich interessant und vor allem passte es wunderbar in diese bestehende Atmosphäre.

Gegenüber der Hagia Sophia befand sich unser erstes Besichtigungsobjekt. Der versunkene Palast (Cisterna Basiliaca). Die Anlage gilt als eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ich hatte in einem Roman von Dan Brown bereits von dieser Tempelanlage gelesen und war natürlich gespannt, wie die Fiktion denn nun in Wahrheit aussah. Kaiser Justinian ließ die Zisterne zwischen 532 und etwa 542 als Wasserspeicher für den Großen Palast angelegen. Darüber befand sich eine Basilika, weshalb die Zisterne auch cisterna basilica genannt wird. Sie hat ein Fassungsvermögen von ca. 80.000 Kubikmetern Wasser. Zwölf Reihen von 28, insgesamt also 336 jeweils acht Meter hoher Säulen tragen das Gewölbe. Im Wasser der Zisterne sind oftmals etliche Fische zu beobachten. Im nordwestlichen Teil der Zisterne sind die Reliefs umgekehrter Medusenhäupter zu sehen. Diese sind fehlerhaft und stammen ursprünglich aus den Prokonesos-Steinbrüchen. Die Yerebatan Zisterne, wo sich die Medusenhäupter befinden, ist heute eine beliebte Sehenswürdigkeit.

Nachdem wir Eintritt von 10 türkischen Lira / Person bezahlt hatten, was umgerechnet ca. 3,30 € sind, gingen wir eine Treppe hinab direkt in die Katakomben. Eine tolle Atmosphäre herrschte hier unten. Die Zisterne ist wirklich sehenswert und sollte auf keiner Istanbulreise fehlen. Wir waren begeistert.

Über angelegte Wege gelangten auch wir zur Top-Sehenswürdigkeiten – den umgedrehten Medusaköpfen. Hier endete der Weg und wir gingen wieder zurück zum Ausgang. Der versunkene Palast ist zwar nicht übermäßig groß aber die Atmosphäre hier unten ist toll.

Von dem versunkenen Palast gingen wir zu einem kleinen Platz und machten dort mal wieder ein Päusken. Man muss sich auch mal entspannen.

Unser nächstes Objekt der Begierde war nun die Hagia Sophia. Die Sophienkirche ist eine ehemalige byzantinische Kirche, spätere Moschee und heutiges Museum. Die Hagia Sophia, das letzte große Bauwerk der Spätantike, war die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und religiöser Mittelpunkt der Orthodoxie und ist heute ein Wahrzeichen Istanbuls. Ihr Bau und ihre Symbolkraft waren von außerordentlich hoher Bedeutung für die orthodoxe Christenheit und das Reich. Daher gilt sie den meisten Christen noch heute als großes Heiligtum. Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wurden christliche Insignien, Inneneinrichtung, Dekorationen und Glocken der Hagia Sophia entfernt.

Vor dem Eingang in die Kirche sind noch einige Fundamente des Baus aus dem 5. Jahrhundert und des Glockenturms des Lateinischen Reiches zu sehen. Der Hauptraum wird durch die 31 Meter durchmessende und 56 Meter hohe Kuppel beherrscht. Die Grundfläche beträgt 7570 m², was etwa der eines Fußballfeldes entspricht. Hinzu kommen im Westen und Osten kleinere Halbkuppeln und weitere muschelförmige Kuppeln. Hier befindet sich auch eine thronende Mutter Gottes mit Kind und rechts bzw. links davon die Erzengel Gabriel und Michael.

Da zum Glück nicht allzu viel los war, gelangten wir schnell zur Kasse und bezahlten 25 Türkische Lira / Person (Ca. 8 Euro) Eintritt. Durch eine Sicherheitskontrolle gelangten wir in den Vorgarten und betraten kurz darauf das Museum.

Über einen Weg, der etwas versteckt, außerhalb des Hauptraumes liegt, gingen wir hinauf auf die Empore. Neben einem kleinen Museum, befinden sich auch hier zahlreiche Mosaike. Von der Empore hat man einen guten Blick auf die an den Hauptpfeilern angebrachten, hölzernen Rundschilden mit arabischer Aufschrift. Auf ihnen stehen die Namen von Allah, des Propheten Muhammad, der vier „rechtgeleiteten“ Kalifen Abu Bakr, Umar, Uthman und Ali sowie die Namen der beiden Enkel des Propheten Hassan und Hussain.

Da wir nicht einmal komplett herumgehen konnten, liefen wir erst zum einen Ende der Empore und dann zurück zur anderen Seite. Auf der rechten Seite befinden sich schöne Mosaike, z. B. von der Gottes Mutter und dem Kind. Nach einem beeindruckenden Rundgang durch die Hagia Sophia, gingen wir wieder hinaus. Wir liefen noch ein wenig durch den Garten und gelangten durch einen Nebeneingang in das Museum. Auch hier beeindruckten uns vor allem die tollen Mosaiken an den Wänden und Decken.

Wir verließen das Museum und liefen zu den angrenzenden Grabstätten der Sultane. Der Eintritt hier ist kostenlos.

Zum Abschluss unserer heutigen Sightseeing-Tour durch Istanbul wollten wir in den Topkapı-Palast, der jahrhundertelang der Wohn- und Regierungssitz der Sultane sowie das Verwaltungszentrum des Osmanischen Reiches. Dieser hatte jedoch heute nur für geladene Gäste geöffnet. Daher liefen wir an diesem vorbei, durch die Straßen Istanbuls, zurück zu unserem Hotel.

Da wir bei ab-in-den-Urlaub gebucht hatten, waren wir gespannt, was uns erwartete. Das Hotel Carlton lag ca. 3km von der blauen Moschee und der Hagia Sophia entfernt. Fußläufig waren die Sehenswürdigkeiten gut zu erreichen. Wir checkten ein und bekamen erstmal alle ein Doppelzimmer zur Alleinbenutzung. Der Rezeptionist war sehr nett und bot uns eine Tasse Kaffee an. Im gleichen Atemzug aber natürlich auch ein paar Touren, die wir bei ihm „günstig“ buchen konnten. Wir lehnten dankend ab und versuchten ihm erstmal zu erklären, dass wir keine 4 Doppelzimmer beötigten. Leider verstand er das nicht. So nahm jeder eben seine Schlüsselkarte und fuhr auf die entsprechende Etage. Wir hatten nämlich alle unterschiedliche Etagen. Meine befand sich im obersten Stock und ich erwartete schon Gutes. Mit dem Aufzug fuhr ich auf die 7. Etage, wo mich ein Portier bereits erwartete. Ja und tatsächlich; mein Zimmer war riesig und der Ausblick einfach toll. Das Hotel selbst ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen und bei den Möbeln hatte ich auch etwas Bedenken, ob die denn ein Sitzen/Liegen überhaupt noch aushalten aber der Blick machte alles wett. Von hier oben konnte ich direkt auf das Meer blicken. Die anderen drei hatten etwas weniger Glück und bekamen nur ein schmales Doppelzimmer ohne Ausblick. So freute ich mich auch mal über den Wink des Schicksals. Man muss auch mal Glück haben. Marcel gesellte sich daher zu mir und wir verabredeten uns für 18:00 Uhr zum Essen.

Ich hatte ein kleines Lokal in der Nähe Nuruosmaniye-Moschee herausgesucht. Dies war jedoch gar nicht so leicht zu finden wie gedacht. Nach einer Viertelstunde des Herumirrens schickte uns ein netter Einheimischer zurück in die Straße, aus der wir gekommen waren. Wir fanden das Restaurant und bestellten typisch Türkisch.

Nach einer Stunde liefen wir zurück zum Hotel und gingen auf unsere Zimmer. Nach diesem anstrengenden ersten Tag folgte eine erholsame, ruhige Nacht.