Venezuela: Auf dem höchsten Pass und zur Laguna Victoria

Nach dem Frühstück kam unser Guide Gaston und holte uns an der Posada ab. Um 08:30 Uhr fuhren wir gemeinsam im Auto los. Unsere Ziele für heute waren u.a. Mucuchies, die höchste Passstraße Venezuelas, eine Kondoraufzuchtsstation, sowie Laguna Mucubaji. Doch der Reihe nach.

Von Tabay fuhren wir auf der schönsten Straße Venezuelas zum ersten Andendorf Mucuruba. Wir waren bereits gestern in diese Richtung gelaufen und gespannt, wie das Dorf denn nun aussah. Natürlich hatte es eine Kirche und einen Plaza Bolivar. Wir hielten an und schauten uns kurz um. Kurz deswegen, da das Dorf wirklich nur aus dem Plaza Bolivar und angrenzenden Häusern bestand. In einem Souvenirshop fand ich jedoch endlich einen Magnet.

Von Mucuruba ging unsere Fahrt weiter immer höher hinauf. Zwischendurch hielt Gaston am Straßenrand, so dass wir Fotos von der Aussicht machen konnten.

Wir waren nun auf dem Weg nach Mucuchies. Diese erreichten wir knapp 15 Minuten später. Die Stadt war schon ein wenig größer als Mucuruba. Wir gingen gemeinsam in die Kirche. Normalerweise sei diese wohl geschlossen aber heute war irgendein besonderer Tag und wir konnten sie von innen besichtigen. Dafür das es eine katholische Kirche ist, fanden wir sie sehr schlicht aber schön.

Nachdem Kirchenbesuch liefen wir noch ein wenig durch Mucuchies. Die Häuser fanden wir richtig toll. Ganz bunt und gepflegt. Genauso stellten wir uns ein Andendorf vor Lächelnd.

Um 10:00 Uhr stiegen wir wieder ins Auto und fuhren nun zu einem Unesco Kulturerbe, der steineren Kapelle von Juan Felix Sánchez. Diese kleine Kapelle war der erste Punkt, der touristisch stark frequentiert war. Drumherum gabs Stände, an denen Souvenirs verkauft wurden. Neben der Kapelle befindet sich zudem noch ein kleines Museum. Wir statteten beiden einen Besuch ab.

Bevor wir nun zu Mittag aßen, fuhren wir auf der höchsten Straße Venezuelas über den Adlerpass. Die Straße schlängelt sich bis auf über 4200 Meter hinauf. Die Aussicht ist grandios und die Vegetation vollkommen anders als auf 3000 Meter. Sie nennt sich Paramo-Vegetation und ist typisch für die Anden. Hier oben fanden sich nur noch kleine Sträucher, Farne und die sog. Frailejones (Espletia). Diese Halbsträucher wachsen nur im Norden Südamerikas. Wir konnten es kaum erwarten auszusteigen und die Landschaft auf uns wirken zu lassen. Im Gegensatz zu Mucuchies war es hier oben auch um einiges kühler. Ich hechtete einen kleinen Steinhügel hinauf, vergaß die Höhe und war glatt am Pusten. Ja auf 4200m ist der Sauerstoffgehalt in der Luft tatsächlich weniger Zwinkernd.

Begeistert von dem Ausblick stiegen wir wieder ins Auto und fuhren hinab. Wir waren immer noch erstaunt. Wo konnte man schon auf einer Straße auf 4200 Meter hinauffahren?

An einem weiteren Aussichtspunkt hielten wir erneut und gingen zu Fuß zu einer gelben Kapelle hinauf. Auch hier merkte man die Höhe noch, denn wir waren nur ein paar Meter bergab gefahren und befanden uns immer noch auf knapp 4000 Metern. Über den Wolken konnten wir beobachten, wie diese ins Tal zogen.

Unser Weg führte von hier wieder zurück bis zu einer Kreuzung. Wir fuhren weiter zu einer Kondoraufzuchtsstation, denn leider gibt es in dieser Region kaum noch freilebende Kondore.

Es war jetzt 12:00 Uhr und Zeit fürs Mittagessen. Gaston fuhr mit uns zu einem Hotelrestaurant. Dort aß Marcel eine leckere Rindfleischsuppe und ich Hühnchen mit Reis und Pilzsoße. Sehr lecker. Die Venezolaner verstehen es zu kochen.

Um 13:30 Uhr gings weiter zur Laguna Mucubaji. Hier starteten Marcel und ich eine 4km lange Wanderung zur Laguna Victoria. Gaston wartete am Ende des Trails auf uns.

Von 3200m Höhe wanderten wir hinab auf 2600 Meter. Wir genossen die wunderschöne Landschaft und ließen uns ausgiebig Zeit. Der Weg lässt sich gut laufen und ist nicht steil.

Die meisten Touristen wandern von der Laguna Mucubaji zur Laguna Negra. Da diese somit häufig überlaufen ist, waren wir sehr froh, dass Gaston uns den Weg zur Laguna Victoria vorgeschlagen hatte. Hier waren wir ganz alleine unterwegs.

Und wie wir so daherwanderten, entdeckten wir in der Ferne einen Stein, auf dem sich ein kleinerer Stein befand. Nichts besonderes aber ich fand die Konstellation sehr ungewohnt und wollte mir dies aus der Nähe anschauen. So zweigten wir vom Wanderweg auf einen kleinen Trampelpfad ab und entdeckten, dass sich auf dem Stein kein anderer Stein befand, sondern ein Greifvogel. Der Vogel befand sich in nächster Nähe zu uns und wir bestaunten das große Tier. Wow!

Zurück auf dem Weg kam uns ein Einheimischer auf dem Pferd entgegen. Der steinige Weg wurde nun immer mehr zu einer Grasfläche. In der Ferne konnten wir bereits die Laguna Victoria sehen.

Wir befanden uns bald vor einem Wald. Dort führte kein Weg mehr her. Also gingen wir zwischen grasenden Rindern eine Weide querfeldein bergab. Wir fragten uns, wo wir den Abzweig verpasst hatten. Der Weg war doch eindeutig. Dafür war der jetzt eingeschlagene Pfad überhaupt nicht klar und vor allen Dingen ziemlich steil. Immerhin konnten wir von hier oben einen Trampelpfad erkennen, den wir nun anpeilten.

Kurz vor Erreichen des Pfades versperrten uns abgesägte Bäume den Weg. So mussten wir mitten durch das Gestrüpp, bis wir und endlich auf der Ebene befanden.

Von hier wanderten wir dann schlussendlich zur Laguna Victoria. Grasende Pferde auf der Wiese und im Hintergrund die hohen Berge boten eine schöne Kulisse. Wir hätten gerne noch länger hier verweilt aber Gaston wartete am Ende des Wanderpfades auf uns und wir wollten nicht allzu lange rumtrödeln. Wir umrundeten die Laguna Victoria halb und gingen auf einem Pfad bergab zur Straße, wo Gaston uns empfing.

Wir fuhren weiter in Richtung unseres heutigen Endziels. Vorher legten wir in Santo Domingo noch eine kleine Kaffeepause ein.

Über eine kurvenreiche Straße ging es an den Außenwänden der Anden talwärts. Eine tolle Straße. Links und rechts befanden sich die schönen Nebelwälder und wir konnten immer wieder sagenhafte Ausblicke genießen.

Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt erreichten wir um 18:00 Uhr das Dorf Altamira. Hier übernachteten wir in der Casa Vieja 2. Während ich mich nur entspannen wollte, ging Marcel noch einmal kurz nach draußen und schaute sich um. Aber außer einem Plaza Bolivar war auch hier nichts zu finden. Daher war er nach ca. 20 Minuten auch schon wieder da. Wir machten uns bettfertig und ließen den schönen Tag Revue passieren.