Tromsø: Nordlichter über Sommarøy

Endlich war es soweit, die Nordlichtjagd in Tromsø und Umgebung konnte beginnen. Schon lange stand die Sichtung der Aurora Borealis auf meiner To-Do-Liste. Hoffentlich konnte ich nach dem verlängerten Wochenende einen Haken dahinter setzen. Tromsø bietet sich aufgrund seiner Lage im Nordlichtoval als perfekter Ausgangspunkt für Nordlichtbeobachtungen an, da diese hier während der Monate September – April sehr häufig zu sehen sind. Es sei denn, es ist bewölkt oder die Sonnenaktivität ist nicht allzu stark ausgeprägt.

Nach einer zweistündigen Anreise zum Amsterdamer Flughafen, checkten wir unser Gepäck bei KLM ein, begaben uns durch die Sicherheitskontrolle und warteten auf das Boarding unseres Fluges nach Tromsø via Bergen. Neu war mir allerdings, dass man bei der Sicherheitskontrolle seine komplette Kameraausrüstung inkl. Objektiven aus dem Rucksack herausnehmen musste….

Um 08:00 Uhr konnten wir uns in den KLM Cityhopper Embraer 190 begeben. Pünktlich startete der knapp 1,5-stündige Flug nach Bergen. Der Flug war recht ruhig, nur der Anflug in Bergen versetzte das Flugzeug ordentlich ins Wanken. Starke Gegenwinde waren dafür verantwortlich. Als wir ausstiegen, merkten wir die uns entgegenwehende steife Brise und ich sorgte mich schon um den Weiterflug in einer knappen Stunde nach Tromsø.

Trotz dessen, dass der Flug von Amsterdam nach Tromsø als ein kompletter Flug über KLM gebucht worden war, mussten wir unser Gepäck in Bergen in Empfang nehmen und neu aufgeben. Entgegen der Aussage der Dame am Schalter von KLM mussten wir auch noch mal erneut durch die Sicherheitskontrolle. Und das bei einer Aufenthaltsdauer von nur einer knappen Stunde. Nicht, dass mich sowas stressen würde . Zum Glück verlief die Sicherheitskontrolle recht schnell und problemlos.

Nachdem alles geschafft war, warteten wir auf das Boarding, dass wenige Minuten später schon begann. Mit der norwegischen Fluggesellschaft Wideroe und einer Dash 8 flogen wir gegen 11:15 Uhr weiter Richtung Tromsø.

Glücklicherweise war der Start nicht so turbulent, wie ich vermutet hatte aber der Flugbegleiter sah trotzdem, dass ich mit der Situation nicht so glücklich war und fragte gleich, ob es mir denn gut gehe… Nach der Landung bestimmt .

Etwas mehr als zwei Stunden brauchte die Propellermaschine in die nordnorwegische Stadt. Die Flugbegleiter waren wirklich sehr freundlich und informierten uns sogar während des Fluges, was wir unter uns für Fjorde und Städte sehen konnten; wenn denn mal keine Wolken vorherrschten.

Durch dichte Wolken und bei leichtem Regen erreichten wir Tromsø. Der übersichtliche Flughafen hatte nicht mal eine Zollkontrolle. Vom Kofferband befanden wir uns gleich in der Ankunfts- und Abflugshalle.

Wir gingen zum Schalter von Hertz und holten unseren gebuchten Mietwagen ab. Dann machten wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft Yggdrasiltunet in Bakkejord ca. 1 Stunde von Tromsø entfernt. Wir hatten das Bed & Breakfast ausgewählt, da es eine Küche hatte und nicht weit von der Halbinsel Sommarøy entfernt lag; einer unserer Spots für die Suche nach Nordlichtern.

Vorher kauften wir noch schnell im Eurospar ein. Norwegens Preisgefüge ist schon krass im Vergleich zu Deutschland.

Da heute leider einer der besten Tage des langen Wochenendes sein sollte, fackelten wir nach unserer Ankunft um 16:00 Uhr nicht lange und fuhren nach Sommarøy. Unterwegs hielten wir ein paar Mal an und genossen die grandiose Landschaft. Norwegen ist einfach wunderschön.

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Über eine einspurige, lange Brücke erreichten wir Sommarøy. Das verschlafene Fischerörtchen mit ca. 300 Einwohnern bietet tolle Aussichten auf den Fjord und hat sogar kleine Badebuchten. Auch hier bieten sich gute Möglichkeiten zum Fotografieren.

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Wir fuhren noch etwas weiter nach Hillesøy. Zuerst bogen wir an der Kreuzung links ab, da wir dachten, wir könnten auf den Berg, auf dem sich eine Sternwarte befand. Wir fanden allerdings keine Straße hinauf, daher fuhren wir in die andere Richtung. In einer Sackgasse stellten wir das Auto ab und liefen auf einen kleinen Hügel, von dem man einen fantastischen Blick auf die Fjorde und das Meer hat. Hier wollten wir uns auch für unsere Polarlichterjagd einrichten.

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Leider hatten wir uns mit dem Sonnenuntergang ein wenig verschätzt. Laut GPS war dieser zwar bereits um 18:25 Uhr, bis es aber richtig dunkel war, vergingen zwei Stunden.

Wir fuhren ein paar Mal hin und her und bestaunten einen sagenhaften Sonnenuntergang. Wenn nicht sogar einen unserer Schönsten.

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Zuerst wollten wir auf dem Parkplatz auf die Dunkelheit warten. Die Prognosen für die Nordlichtbetrachtung waren super. Da wir jedoch noch nichts gegessen hatten und wir nicht wussten, wann genau es denn dunkel wurde, fuhren wir noch einmal zurück zu unserer Unterkunft.

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Auf dem Weg zur Unterkunft konnten wir die ersten Nordlichter tanzen sehen. Sogar mit bloßem Auge erschienen diese grün. Sie waberten über den Abendhimmel und versetzten uns ins Staunen. Auf dem Seitenstreifen der Straße hielten wir und machten erste Fotos.

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Statt zurück nach Sommarøy zu fahren, entschieden wir uns jedoch für die Weiterfahrt zum B&B. Nach dem Essen konnten wir ja immer noch fotografieren. Wer weiß, wie lange wir heute unterwegs sein würden. Leider ein Fehler. Merke: bei hoher prognostizierter Wahrscheinlichkeit für Nordlichter (mind. 50%), einem Kp (planetarische Kennziffer) von 5 (geomagnetischer Sturm G1 (minor)) und wolkenfreiem Himmel sollte man die Sichtung niemals auf später verschieben, denn die Nordlichter sind nicht stundenlang zu sehen bzw. evtl. mit langen Unterbrechungen.

Der Kp-Index zeigt die Stärke der Magnetfeldschwankungen an und reicht von 1 bis 9. Kp Werte zwischen 0 und 3 stehen für geringe Aktivität, Werte bis 6 charakterisieren mittlere Aktivität und höhere Werte (bis 9) zeigen starke magnetische Stürme an. Ab Kp 5 spricht man von geomagnetischen Stürmen (G1 (minor) bis G5 (extreme)). Ab Kp 7 lassen sich Nordlichter auch schon im Norden Deutschlands sehen.

Auch von unserer Unterkunft waren die Polarlichter gut zu erkennen. Als ich jedoch Fotos schießen wollte, waren sie bereits wieder verschwunden.

Wir liefen daher in den Aufenthaltsraum unserer Unterkunft und nutzten die dortige große Küche. Spiegelei mit Brot sollte es werden, denn alles andere würde viel zu lange dauern.

Der Wind frischte auf und es zog sich zu. Als wir gegen 21:30 Uhr wieder los fuhren, war kein einziger Stern mehr am Himmel zu sehen. Wir hofften, dass das Wetter in Sommarøy besser sein würde.

Wir fuhren erneut nach Hillesøy, gingen die Erhebung hinauf und schauten in die Ferne. Der Himmel war hier zwar klar aber von Nordlichtern keine Spur. Ein leichtes Licht war am Himmel zu erkennen. Der Blick durch die Linse mit Langzeitbelichtung verriet, dass es ein kaum wahrnehmbares Polarlicht war.

Wir warteten, ob sich was ändern würde aber nach einem Blick in die Polarlichtapp machte sich Ernüchterung breit. Die Nordlichter würden sich über uns in den nächsten Stunden eher nicht zeigen. Der KP-Wert war zwar immer noch hoch aber die Sichtbarkeit hatte sich in andere Lagen verschoben. So ein Mist.

Natürlich freute ich mich, dass wir vorhin welche gesehen hatte aber in fünf Minuten so zwischen Tür und Angel das Naturschauspiel zu genießen, traf nicht meine Vorstellung. Ich ärgerte mich, dass wir vorhin die Chance nicht genutzt hatten. Wer weiß, ob wir noch einmal eine solche bekamen. Die Wetterprognosen der nächsten Tage ließen nicht Gutes erahnen. Freitag, Samstag, Sonntag, Regen….

So fuhren wir zurück. Meine Enttäuschung war zu spüren aber ich war auch froh, endlich ins Bett zu können. Wir waren seit heute Morgen um 04:00 Uhr unterwegs und hatten noch nicht einmal verschnauft.


Hier noch ein paar Tipps für die Polarlichtjagd:

  • Warme Sachen mitnehmen. Durch die Wartezeit kann es sehr kalt werden. Wir hatten eine Skihose, Daunenjacke, Mütze, Schale, Handschuhe und dicke Schuhe bzw. Socken an.
  • Taschenlampe mit Rotlicht, damit die Augen nicht vom hellen Licht beeinflusst werden.
  • In einen Ort fahren, an dem wenig störendes Licht herrscht. Die Fjorde rund um Tromsø bieten sich dafür an. Bei starker Aktivität kann man die Polarlichter auch in Tromsø sehen.
  • keine starke bzw. komplette Bewölkung. Der Himmel muss nicht komplett wolkenfrei sein aber je mehr Sterne man sieht, desto besser sieht man auch das Nordlicht.
  • Man sollte sich auf lange Nächte einstellen. Die Aurora taucht häufig zwischen 21:00 Uhr und 00:00 Uhr. Verallgemeinern lässt sich dies allerdings nicht. Wir haben die höchste Aktivität gegen 20:30 Uhr ausmachen können. Es kann auch bis weit in die frühen Morgenstunden dauern.
  • Bei geringer Aktivität (1 -3) erscheint die Aurora Borealis nicht als grünschimmernd, sondern erinnert eher an helle Schleierwolken. Das Auge ist nicht zum Sehen in der Dunkelheit geschaffen. Wenn man nicht sicher ist einfach mal ein Testfoto schießen. Ab Kp 5 konnten wir die grünschimmernde Farbe der Polarlichter und die tanzende Bewegung deutlich erkennen.
  • Fürs Wetter haben wir mehrmals täglich auf yr.no nachgeschaut. Die Prognosen sind während unseres Aufenthalts sehr genau gewesen, können sich jedoch stündlich ändern. Hier zählt: Vor allem auch verschiedene Orte ansehen. Während unseres Aufenthalts hat es einen ganzen Tag in Tromsø geregnet; 50 km weiter auf der Insel Ringvassøy (Skarsfjord) war es hingegen trocken und die Sonne zeigte sich sogar zaghaft.
  • Ein Blick in die App „Aurora Forecast“ kann helfen, die erwartete Aktivität einzuschätzen. Sie zeigt zudem auch die Wahrscheinlichkeit am aktuellen Standort oder einen manuell wählbaren Ort und den Kp-Wert an.
  • Man kann die aktuelle Aktivität auch auf vielen Websites verfolgen. Wir haben folgende genutzt:
  • Es handelt sich aber nur um Vorhersagen, wie das  Nordlicht vor Ort tatsächlich auftritt, sieht man nur, wenn man dort ist.

Und die Kameraausrüstung/Kameraeinstellung?

  • Ein Stativ ist unerlässlich.
  • Weitwinkelobjektiv benutzen. Wir haben das Canon EF-S 10-22mm f/3,5 – 4,5 USM und das Tamron 24 – 70 mm f/2,8 Di VC USD genutzt.
  • Selbstauslöser oder für längere Belichtungszeiten einen Fernauslöser.
  • Eher Überbelichten und ein Blick in das Histogramm werfen. Einige unserer Fotos sahen auf dem Kameradisplay zwar hell aus, waren es aber dann doch nicht.
  • Im manuellen Modus fotografieren und den Schärfegrad vorher im Hellen festlegen.
  • RAW-Format nutzen.
  • Die Blende so weit offen wie möglich. Wir haben mit Werten zwischen f/2,8 und f/3,5 fotografiert.
  • ISO zwischen 1000 und 4000, je nach persönlichem Empfinden, der Stärke der Nordlichter und dem Rauschverhalten der Kamera. Wir persönlich haben ISO-Werte zwischen 1000 und 2000 genutzt.
  • Belichtungszeit zwischen 5 und 30 Sekunden, je nachdem wie sichtbar man die Aurora machen möchte. Bei kürzen Belichtungszeiten lässt sich die Tanzbewegung besser einfangen als bei längeren, dafür wirkt das Nordlicht bei längeren Belichtungszeiten weicher und ist intensiver. Wir haben meist mit einer Belichtungszeit von 10 oder 20 Sekunden fotografiert, da uns die Intensität besser gefallen hat. Bei sehr starker Bewölkung und um den ISO-Wert nicht zu hoch anzusetzen, ging diese aber auch mal bis 30 Sekunden. Dies hängt auch davon ab, wie hell der Mond scheint. Man sollte jedoch die Belichtungszeit grundsätzlich jedoch nicht so hoch ansetzen, da die Aurora ansonsten auch eher wie ein grüner Wolkenschleier wirkt (siehe Bilder vom 02.10.2016).
  • Ersatzakkus und Speicherkarten.

Noch etwas vergessen?

Ich denke nicht aber auch für uns war die erste Polarlichtjagd, sowohl mit dem Auge als auch mit der Kamera und aus Erfahrungen lernt man. Wir werden bestimmt noch eimal wiederkommen. Dann werden wir allerdings einmal an einer geführten Polarlichttour teilnehmen.