Unser letzter Tag in Taiwan sollte uns zum Nationalpark Yangmingshan führen, eine Bergregion mit reizvollen Wasserfällen, malerischen Seen, terrassenförmig angelegten Reisfeldern, Vulkankratern und dampfenden Thermalquellen. Bereits zu Hause hatte ich eine Tour auf den mit 1.120m Höhe höchsten Berg des Parks, den Mt. Qixing, herausgesucht.
Auch heute war die Luft zum Wandern eigentlich viel zu schwül, insbesondere wenn Höhenmeter ins Spiel kamen. Wir überlegten daher zuerst, ob wir uns nicht noch ein paar Sehenswürdigkeiten in der Stadt ansehen wollten. Im Bahnhof schauten wir in den Reiseführer und ins Internet. Letztendlich wollte ich gerne in die Natur und da ich meinen Kopf durchsetzte, beschlossen wir, in den Nationalpark zu fahren .
Am Bahnhof Taipei suchten wir den Bus 260 bis Yangmingshan. Die Haltestelle befindet sich am North Exit 2. Alternativ kann man auch von der Jiantan MRT Station mit dem roten Bus 5 direkt in den Park fahren. Wir entschieden uns für die Linie 260 und fuhren über eine Passstraße hinauf bis zum Yangmingshan Busbahnhof. Von dort nahmen wir den Shuttle Bus 108, der an verschiedenen Punkten im Park hält. Wir stellten uns in die Schlange und warteten auf den Bus. Hoffentlich kamen wir noch rein, denn da wir erst so spät hier oben waren, fuhren nicht mehr alle Busse die komplette Runde. Man sollte übrigens unbedingt drauf achten, Kleingeld fürs Ticket dabeizuhaben. Die Busfahrer können meist kein Englisch und auch nicht wechseln. Daher wussten wir nie was wir eigentlich bezahlen mussten, sondern gaben dem Busfahrer einfach was. Die Fahrt mit der Linie 108 kostet 30 NTD / Person, egal wo man hinmöchte.
Da auch die Ansagen und die Stationsnamen nur auf Chinesisch waren, wussten wir überhaupt nicht, wo wir eigentlich aussteigen sollten. Aber irgendwo findet sich zum Glück immer jemand, der Englisch spricht und so zeigten wir im Bus einem anderen Passagier, wo wir hinwollten (Haltepunkt Xiao You Keng (小油坑)(5)).
Den Aufstieg auf den Mt. Qixing begannen wir am Xiaoyoukeng Visitor Center (oder alternativ am Menghuan-See, Lengshuikeng und Miaopu, aber diese dauern länger). Nachdem wir uns hier ein wenig umgesehen, Getränke gekauft und an der Information eine Wanderkarte erhalten hatten, starteten wir unsere Wanderung.
Direkt hinter dem Visitor Centre befinden sich die beeindruckenden Fumarolen von Xiaoyoukeng. Von einer Plattform kann man die rauchenden Schwefelfumarolen beobachten. Eine Magmakammer erhitzt die Temperatur des Grundwassers und erzeugt den Dampf und die schwefelhaltigen Fumarolen. Das Risiko einer Eruption wird jedoch als sehr gering eingeschätzt. Der Mount Qixing gehört zu der Datun Vulkankette, die als „ruhend“ betrachtet wird. Es gibt jedoch keine genauen Aufzeichnungen, wann der letzte Ausbruch stattfand. Die Meinungen reichen von vor 6.000 Jahren bis 23.000 Jahren.
Vom Xiaoyoukeng Visitor Centre (Miaopu trailhead) zum Gipfel sind es 2,5 km. Es gibt von hier nur einen Weg nach oben, der sehr gut markiert ist. Zunächst läuft man auf Steinstufen bis zu einem Aussichtspunkt. Unterwegs kamen wir an weiteren dampfenden Fumarolen vorbei. Ein tolles Naturschauspiel. Es stinkt allerdings ordentlich nach Schwefel. Da die Gase giftig sind, sollte man sie nicht zu lange einatmen. Das Wetter war leider eher bescheiden und die hohe Luftfeuchtigkeit setzte uns ordentlich zu. Immer wieder schön, wenn man wie eine alte Dampflok schnaufend oben ankommt .
Wir erreichten den Aussichtspunkt und konnten einen Blick ins Tal und auf das Besucherzentrum werfen. Es zog sich weiter zu. Der Gipfel würde wohl in Wolken hängen.
Über angelegte Steinwege gewannen wir weiter an Höhe. Entlang des meterhohen Silbergrases wanderten wir Richtung Gipfel. Die Zikaden um uns herum machten einen Heidenlärm.
Wir erreichten einen weiteren Aussichtspunkt an dem wir uns eine kleine Pause gönnten, bevor es zum finalen Anstieg ging. Der Weg zum höchsten Punkt des Nationalparks ist komplett mit Steinen verlegt worden und für jeden begehbar. Technisch stellt er keine Schwierigkeit dar. Die teilweise recht steilen Anstiege gehen jedoch ordentlich in die Beine und an die Kondition. Bei feuchtem Wetter können die Steinstufen rutschig werden. Dafür schwärmen viele bunte Schmetterlinge um einen herum und man sieht auch das ein oder andere merkwürdige Krabbeltier.
Nach knapp 2 Stunden erreichten wir den Gipfel. Wir hatten uns bei der heutigen Temperatur von wieder knapp 35° viel Zeit gelassen. Vom Hauptgipfel aus kann man bei klarem Wetter in alle Richtungen sehen. Auf der Spitze des Haupt-und Ostgipfel des Mt. Qixing gibt es Tafeln, die über den Ausblick informieren.
Da es auf dem Gipfel jedoch anfing zu gewittern und es sich weiterzuzog, machten wir noch schnell ein Foto und sahen zu, dass wir Land gewannen. Im Eiltempo stiegen wir den Berg hinab. Man kann entweder denselben Weg zurück gehen oder den ebenfalls ausgeschilderten Weg nach Lengshuikeng nehmen. Bevor es ins Tal ging, mussten wir jedoch noch den Ostgipfel des Mt. Qixing mitnehmen. Also ging es über weitere Treppen noch einmal bergauf.
Der Hauptgipfel des Mt. Qixing war mittlerweile wolkenverhangen und auch ein Blick ins Tal nicht mehr möglich. Schade aber mit dem Wandern hatten wir in diesem Urlaub keinen Glück.
Das Donnergrollen wurde lauter und wir beeilten uns den 2,1 km langen Weg hinab ins Tal zum Lengshuikeng Visitor Center zu gelangen.
In einem kleinen Park mit diversen Picknickmöglichkeiten und Aussichtspunkten kann man an klaren Tagen einen Blick auf Taipei genießen. Heute verschwand die Hauptstadt jedoch im Nebel. Wir sahen dafür das Lengshuikeng Besucherzentrum.
Wir eilten die Treppen hinab und der ohrenbetäubende Lärm der Zikaden übertönte sogar das Gewittergrollen. Zum Glück blieb es nur beim Grollen; als wir unten waren, hatte es aufgehört. Insgesamt hatten wir für die komplette Tour ca. 3 Stunden benötigt. Eine schöne und lohnenswerte Wanderung. Allein schon wegen dem vulkanisch aktiven Gebiet. Einziger Nachteil sind die steinernen Wege und Treppen entlang der Route; die Füße schmerzten uns ordentlich.
Im Besucherzentrum fragten wir nach dem Bus Nr. 5 zurück zur Jiantan MRT Station. Wir warteten 10 Minuten an der Haltestelle und quetschten uns in den vollen Bus. Leider mussten wir stehen und so durchgeschwitzt wie wir waren, hofften wir dass das Deo hielt, was es versprach .
Das Problem an der Sache war, dass wir kein Hotel hatten, in dem wir vor unserem Rückflug nach Tokyo heute Nacht noch duschen konnten. Eins war jedoch klar; sobald wir in Taipei ankamen, musste dieser Zustand dringend geändert werden. So konnten wir nicht zurückfliegen.
Wir erreichten die Jiantan Station nach 40 Minuten und fuhren mit der U-Bahn zum Hbf von Taipei. Diesen erreichten wir gegen 15:30 Uhr und begaben uns im Internet auf die Suche nach einem günstigen Hotel. Für 50 Euro fanden wir eines in der Nähe des Hauptbahnhofs, buchten und machten uns auf den Weg dorthin. Da wir so spontan gebucht hatten, waren unsere Kontaktdaten noch nicht an das Hotel übermittelt worden und Marcel musste seine Buchungsbestätigung per email vorzeigen. Dann konnten wir auf unser Zimmer und unter die heiß ersehnte Dusche. Ich wollte die Zeit zudem nutzen, um noch ein wenig zu schlafen oder es zumindest zu versuchen.
Marcel begab sich indessen in ein Einkaufszentrum und kaufte ein komplettes Outfit (Hose, Socken, T-Shirt) für umgerechnet gerade mal 10 Euro. Made in Taiwan; wirklich extrem günstig. Er kaufte zudem noch die Bustickets für unsere Rückfahrt zum Flughafen.
Um 21:30 Uhr checkten wir schon wieder aus und liefen zum Busbahnhof. Dieser befindet sich in der Nähe des Hauptbahnhofs aber nicht direkt davor oder dahinter. Um 22:00 Uhr fuhren wir zum Flughafen, den wir eine Stunde später erreichten. Wir gingen zum Check-In-Schalter und stellten uns in die laaaaange Schlange. Das 3 Stunden vor Abflug schon so viel los war, hätten wir auch nicht gedacht.
Nachdem wir das Gepäck abgegeben hatten, spazierten wir noch ein wenig durch den Flughafen und machten an einer Videowand ein Foto. Das kann man mit allerlei Symbolen verzieren und sich per email zuschicken. Lustiger Zeitvertreib. Da es übrigens sehr stark klimatisiert im Flughafengebäude ist, empfiehlt es sich eine Jacke oder Strickjacke greifbar zu haben. Mir war trotz Jacke immer noch kalt.
Wir gingen noch einen Happen bei McDonalds essen und begaben uns zur Sicherheitskontrolle. Die brachten wir schnell hinter uns und warteten auf den Abflug. Das Boarding begann um 01:15 Uhr und wir starteten pünktlich um 01:55 Uhr zurück nach Tokyo. Der Flug war angenehm ruhig und es ruckelte nur hin und wieder. Schlafen konnte ich trotzdem nicht. Es war so eng. Also schaute ich aus dem Fenster und genoss den Sonnenaufgang. Allerdings war mir jetzt schon klar, dass es ein sehr anstrengender Tag in Tokyo werden würde….