Früh erwachten wir und schauten uns den Sonnenaufgang an. Wir frühstückten auf unserer Terrasse mit Blick auf den Olifants River und machten uns gegen halb 8 auf den Weg. Heute wollten wir die Umgebung erkunden und ein paar Straßen in der Nähe des Camps fahren. Gestern hatten wir einen 22km langen Rundkurs über die geschotterten Straßen S44 und S93 entdeckt, der direkt am Olifants Camp beginnt. Wir zögerten nicht lange, stiegen ins Auto und fuhren hinaus.
Am Olifants River Viewpoint hielten wir und durften sogar das Auto verlassen. Mit Blick auf den Fluss schauten wir uns um. Trotzdessen das man offiziell aussteigen darf, hatten wir ein komisches Gefühl. Warum sollte eines der Tiere nicht auch hier hoch kommen? Der Bereich war nicht abgezäunt. Wir ließen die Türen offen und blickten uns immer wieder um.
Nach 10 Minuten fuhren wir weiter auf der S44 entlang. Die Straße war gut zu fahren und hatte nur selten Schlaglöcher. Dafür aber immer wieder kleine Bodenrillen, auf denen man wachgerüttelt wurde.
Die ersten Tiere, die wir entdeckten, waren Vögel. Zu dem Südlichen Gelbschnabeltoko gesellten sich der Rotschnabeltoko und der Graue Lärmvogel (Grey Go-away Bird) der zu der Familie der Turakos gehört und uns eher an eine Kakaduart erinnerte. Der Klang seines Rufes erinnert an „Go Away“, was ihm den Namen „Go away Bird“ im englischen Sprachraum verliehen hat. Ich finde, die Namen von Tieren klingen im Englischsprachigen immer schöner als in der deutschen Übersetzung.
Von der S44 gehen immer wieder kleine Straßen ab, die zu Aussichtspunkten entlang des Flusses führen. Auf einer dieser Pisten entdeckten wir einen Schreiseeadler (African Fish Eagle), der mit seinem schwarz-weißen Gefieder sofort auffällt. Der Greifvogel gehört zur Familie der Habichtartigen und zählt zu den mittelgroßen Seeadlern. Die Flügel haben eine Spannweite von 1,75 bis 2,10 m.
Wir fuhren zurück auf die S44 und folgten dem Straßenverlauf bis wir eine Herde Zebras am Straßenrand entdeckten. Nur ein paar Kilometer weiter entdeckten wir erneut den Ellipsenwasserbock. Diesmal allerdings nur männliche Tiere. Trotzdem genauso faszinierend wie gestern. Über jedes Tier unterwegs freut man sich und schaut genau hin, auch wenn man die Tiere schon häufiger gesehen hat. Auf dem Rundkurs heute morgen waren dies jedoch die einzigen Tiere, die sich uns zeigten. Nach zwei Stunden waren wir wieder zurück am Camp und fuhren zu unserer Hütte. Gegen Mittag wollten wir erneut auf Safari gehen.
Wir ruhten uns ein wenig aus, lasen und entspannten auf der Terrasse mit Blick auf den Olifants. Dabei entdeckten wir unsere Hausvögel, die Rotschwingenstare (Red-winged Starling) die sich jeden Tag auf eine Lampe unter dem Dach unserer Hütte setzten. Auch ein putziges Eichhörnchen entdeckten wir, dass sich mit einer Nuss in den Pfoten genüsslich auf einen Ast legte. Das sah echt niedlich aus. Zum Flussbett gesellten sich immer wieder andere Tiere und wir konnten die Hippos grunzen hören. Trotzdem wollten wir uns noch auf die Pirsch begeben und Tiere suchen.
Gegen 14:00 Uhr setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren los. Auf unserer Karte, die wir uns gestern im Campshop gekauft hatten, suchten wir uns eine passende und nicht zu lange Route heraus. Die Karte befindet sich in einem Heft, in der auch Erläuterungen zu den Tierarten gegeben und verschiedene Fotos gezeigt werden. Für 70 ZAR ist dieser käuflich erwerbar und hat sich für uns gelohnt. Auf den Karten ist jede Straße und jeder kleine Abzweig eingezeichnet. Darüberhinaus die Kilometerangaben und Aussichtsstellen oder Wasserlöcher.
Wir fuhren nun vom Olifants Camp auf die H8 und ein paar Kilometer weiter auf die S92 ab. Wieder eine Schotterstraße mit zahlreichen Aussichtspunkten unterwegs. Aufgrund des hohen Bewuches konnten wir jedoch nicht immer hinunter zum Fluss schauen. Dafür entdeckten wir am Flussufer nicht nur erneut einen Schreiadler, sondern auch unsere ersten Nilpferde aus der Nähe. Zuerst dachten wir, es seien Steine aber bei genauerem Hinsehen bewegten sich die Steine. Nilpferde, die umgangssprachlich einfach nur „Hippos“ genannt werden, lebten früher fast in allen Gewässern Afrikas. Sie gelten als die gefährlichsten Säugetiere Afrikas, obwohl sie Pflanzenfresser sind. Die meisten Menschen, die durch Tiere in Afrika ums Leben kommen, werden durch Nilpferde getötet. Besonders an Flüssen oder Seen, wo die Frauen oder Kinder häufig hingehen um Wasser zu holen oder zu waschen. Die friedlich aussehenden Tiere sind daher alles andere als friedlich und man muss acht geben. Nilpferde sind angriffslustige Tiere, auch wenn man sie nicht provoziert. Weglaufen hilft leider wenig, denn Nilpferde können bis zu 40km/h schnell laufen. Nur der Sprung auf einen Baum könnte das Leben retten. Am gefährlichsten ist es abends, wenn sie vom nächtlichen Grasen zurückkommen und zwischen sich und dem Wasser jemanden entdecken, der sie bedrohen könnte. Da sie keinen natürlichen Sonnenschutz haben, müssen sie die meiste Zeit im Wasser verbringen und kommen im Regelfall nur in den Nachmittags- und Abendstunden aus dem Wasser. Nilpferde können bis zu 50 Jahre alt werden und im Schnitt 5-6 Minuten unter Wasser bleiben. Als wir die Tiere faul im Wasser liegen sahen, konnten wir gar nicht glauben, dass sie so gefährlich sind.
Zurück auf der S92 fuhren wir geradeaus weiter auf der S91 und entdeckten eine Herde Impalas, die zum Wasser hinuntergingen. Auch eine grasende Giraffe war nicht weit.
Wir fuhren auf die asphaltierte H1-5 und entdeckten die gefleckte Hyäne von gestern, die immer noch an ihrer Felshöhle saß. Da der Tag sich noch nicht ganz dem Ende neigte, überlegten wir, wo wir noch entlang fahren konnten. Wir entschlossen uns erneut die S44 am Olifants River herzufahren. Diesmal jedoch noch ein Stück weiter in Richtung Letaba Camp. Wir entdeckten erneut den Ellipsenwasserbock und besuchten noch einmal die Hippos von heute Morgen. Die befanden sich immer noch in ihrem Stück Fluss.
Bei all den tollen Tieren darf man auch nie Landschaft aus dem Blickwinkel verlieren. Je näher wir dem Letaba-Camp kamen, desto beeindruckender wurde die Naturkulisse. Wir waren absolut begeistert und sichteten in der Ferne eine Gruppe Elefanten, die sich in der Nähe des Flusses aufhielten. Auch Hippos zeigten sich erneut. Zuerst nahmen wir das Grunzen war, dass sich ganz in der Nähe unseres Autos befand, dann entdeckten wir die Tiere. Zwei kamen sogar zum Grasen aus dem Wasser. Da wir hoch über dem Wasser parkten, war das ganze vollkommen ungefährlich.
Wir hielten uns eine knappe halbe Stunde hier auf und beobachteten das Treiben. Dann wurde es Zeit weiter zu fahren. Wir erreichten den Engelhard Dam auf der S46, fuhren am Letaba-Camp vorbei, wo wir auch gleich die Gelegenheit wahrnahmen auf Toilette zu gehen und setzten unsere Fahrt auf der H1-6 fort. Eigentlich wollten wir zum Montambeni Lookout auf der S62. Das schafften wir zeitlich jedoch nicht mehr. Stattdessen nahmen wir die S95 und fuhren einen kleinen Rundkurs. Hier machten wir auch direkt die Erfahrung mit einer gefährlichen Elefantensituation. Eine Kuh und ein Junges grasten am Straßenrand. Marcel fotografierte die beiden. Das Jungtier wurde unruhig und versteckte sich unter dem Bauch der Mutter und die Kuh ist auf Konfrontationskurs mit unserem Auto, da sie ihr Junges natürlich schützen möchte. Also schnell Motor an, Gang rein und ab die Post.
Generell entdeckten wir auf der S95 viele Elefanten. Kurz vor der Abfahrt auf die asphaltierte H1-6 sahen wir erneut eine Herde Elefanten. Ein bisschen Respekt hatten wir jetzt schon. Besonders ich wollte schnellstmöglich von der Herde weg. Die grasten direkt am Straßenrand und während ich Marcel sagte, er soll mal lieber schnell dran vorbeifahren, schaffte er es nicht in den Gang zu schalten und ließ den Motor ordentlich aufheulen. Die Elefanten erschraken sich natürlich und wir hofften, dass sie nun nicht unser Auto umschubsten. Zum Glück entschieden sie sich anders und verschwanden in den Busch. Die Chancen standen 50:50.
Nach diesem aufregenden Abzweig fuhren wir zurück zu unserem Camp. Auf der geschotterten S46 kamen wir noch einmal an den grasenden Hippos und der Elefantenherde am Wasser vorbei und warfen erneut einen Blick drauf. Auch die Blauracke entdeckten wir mit offenen Schnabel auf einem Ast. Es war aber auch wirklich heiß heute. Wir waren froh ein klimatisiertes Auto zu haben, auch wenn man den Motor nicht lange ausstellen konnte. Bei der Tierbeobachtung wollten wir den jedoch auch nicht anlassen, um die Tiere nicht zu verscheuchen. Zudem ist die Geräuschkulisse viel toller bei offenem Fenster und ohne Motorengeräusch.
Wir folgten der S46 bis zum Abzweig auf die H1-5 und fuhren auf dieser zurück zum Olifants Camp. Erneut entdeckten wir einen Elefanten, der gemütlich die Straße überquerte und im Busch verschwand. Die grauen Riesen hatten wir heute im Überfluss gesehen.
Eigentlich wollten wir noch einmal zu dem Olifants River Lookout von heute morgen fahren, da es dort einen Geocache gab aber die Zeit gab es nicht mehr her und so kehrten wir nach ein paar Kilometern auf der S44 wieder um und fuhren zurück zum Camp. Immerhin entdeckten wir noch eine neue Antilope; ein Nyala. Sie zählen mit recht zu den besonders schönen Antilopenarten.
Gegen 17:15 Uhr waren wir zurück auf dem Camp und fuhren zu unserer Hütte. Natürlich hätten wir noch 45 Minuten Zeit bis zur Schließung der Tore gehabt aber man kann die Distanzen teilweise sehr schlecht abschätzen und weiß auch nie, ob man denn auf einer Straße fahren kann oder es sich dort gerade eine Tierherde gemütlich gemacht hat. Besser zu früh als zu spät. Ein schöner und ereignisreicher Tag neigte sich dem Ende. Wir gingen noch einmal in den Shop, um nach Grillfleisch zu schauen, fanden aber nichts ansprechendes. Daher kochten wir heute erneut Nudeln, diesmal aber mit einer Sosse.
Wir genossen die letzten Sonnenstrahlen des heutigen Tages und entdeckten unten am Fluss sogar noch einen Elefanten beim Trinken. Nach Einbruch der Dunkelheit begaben wir uns in unsere Hütte und gingen zeitig schlafen.