Seychellen: Wanderung auf La Digue

Nach einem dürftigen Frühstück aber mit leckeren frischen Fruchtsaft, machten Marcel und ich uns auf den Weg um den höchsten Berg der Insel La Digue zu erklimmen. Den Nid D´Aigle. Dieser liegt ca. 300m über dem Meeresspiegel und lässt sich am besten zu Fuß erklimmen. Viele Besucher mieten sich auch ein Fahrrad um die Insel zu erkunden. Bis zur ersten Steigung ist das noch sinnvoll, danach schaffen es nur die Trainierten oder Willensstarken.

Von unserer Unterkunft gingen wir über die asphaltierte Straße und folgten unserem eingezeichneten Track. Der Weg ist an einer Straßenkreuzung auch ausgeschildert. 2,4km waren es von hier bis zum Gipfel. Und es ging nur bergauf. Teilweise so steil, dass wir unterwegs ein paar Pausen im Schatten einlegen mussten. Man sollte daher ausreichend Wasser mitnehmen. Vor gefährlichen oder giftigen Tieren braucht man sich auf den Seychellen fast nicht zu fürchten. Neben einer riesigen Spinne, die man hier an jeder Ecke findet (aber harmlos ist) gibt es viele Vögel, den Tausendfüßler Sechelleptus seychellarum, Aldabra-Riesenschildkröten, Geckos und kleine Krabbeltiere. Aber keine gefährlichen Schlangen; sehr zur Freude von Marcel Lächelnd. Lediglich der Scolopendra subspinipes ist gefährlich. Sein Biss ist sehr schmerzhaft und ruft Schwellungen hervor. Manchmal tritt auch Fieber oder Schwäche auf.

Wir erreichten einen Aussichtspunkt und genossen den Blick auf das Meer und die Inseln Praslin und Mahé. Hier trafen wir auf einen Wanderer aus der Schweiz. Wir unterhielten uns kurz, genossen noch ein wenig die Aussicht und gingen danach weiter.

Unser absolutes Highlight folgte nur wenige Meter weiter aufwärts. Dort lag eine der Aldabra-Riesenschildkröten mitten auf der Straße. Auf La Digue gibt es einige davon und wir hatten gehofft, die Schildkröte in der freien Natur zu treffen. Wir waren begeistert von dem Urtier und hielten uns eine Weile hier auf. Ich warf ihr Blätter zum fressen hin, die sie genüsslich verschlang. Ein tolles Tier.

Danach stiegen wir die letzten Meter zum Restaurant Belle Vue und der dortigen Bar hinauf. Bevor wir jedoch einkehrten, wollten wir natürlich den Gipfel des Nid D´Aigle erklimmen. Hinter der Bar ging es auf einem schmalen Pfad weiter bergauf. Durch den Dschungel folgten wir dem Singletrail weiter aufwärts. Der Weg wird zwar nicht häufig begangen aber außer ein paar Spinnenweben konnten wir gut auf dem Pfad entlangwandern. Der Anstieg ist allerdings nicht zu unterschätzen, da es auf den Seychellen natürlich sehr warm ist. Die Temperatur beträgt mittags um die 31°. Wir schwitzten daher gewaltig und hofften, dass wir endlich bald oben ankamen.

Vorher machten wir jedoch noch einen Abstecher zum Finale eines Geocaches. Die Dose fanden wir leider nicht aber der Ausblick war grandios. Da wir jetzt auch die Baumgrenze erreicht hatten und die Sonne auf uns herab knallte, verließen wir den Aussichtspunkt bald wieder und begaben uns nun zum Gipfel. Dank des GPS´s fanden wir diesen auch. Eine Markierung oder ähnliches gibt es nicht. Da auch hier die Sonne ordentlich brannte, verließen wir den Ort schnell und freuten uns auf ein kaltes Getränk in der Bar.

Wir gingen wieder auf demselben Pfad bergab und gönnten uns unsere Erfrischung. Die Aussicht war einmalig, der Preis leider auch. Wir bezahlten umgerechnet knapp 10 Euro für eine Cola und einen Fruchtsaft aber wir waren ja auf La Digue. Immer daran denken Geld.

Nach der kühlen Erfrischung folgten wir dem Weg wieder hinab zu unserer Unterkunft. Unterwegs trafen wir erneut auf die Schildkröte und konnten natürlich nicht dran vorbeigehen, ohne uns dem Tierchen noch einmal zu widmen.

Auf dem GPS hatte ich nun einen Dschungeltrail eingezeichnet, der zum Strand Grand Anse führen sollte. Aus einem anfangs schmalen Pfad wurde ein kaum erkennbarer und Marcel machte sich erstmal alleine auf die Suche nach dem Weg. Da er nicht zurückkam machte ich mir schon ein wenig Sorgen, bis ich sein Rufen aus dem Gebüsch hinter mir hörte. Der nicht erkennbare Weg war daher mehr Abenteuer und Spurensuche als Wandern. Für Marcel das Paradies, für mich leider nicht und ich wollte mich nicht durchs Unterholz schlagen. Wir beschlossen daher, uns ein Fahrrad zu leihen und zum Strand zu radeln.

Wir liefen zurück zur Unterkunft und widmeten uns der Blumenpracht. Bergab war dies auch viel angenehmer, wobei es in der Mittagshitze jetzt schon ziemlich heiß war. Unterwegs trafen wir erneut auf eine Riesenschildkröte, die wie ein Stein im Gebüsch lag.

Unsere Unterkunft erreichten wir gegen 13 Uhr. Da fast alle Fahrräder vermietet waren, mussten wir warten, bis ein Nachbar eines vorbeibrachte. Das Gefährt das Marcel bekam war allerdings alles andere als ein Fahrrad. Die Reifen waren fast platt und die Bremsen funktionierten auch nicht einwandfrei. Bergauf und bergab brauchte er daher länger als gewollt. Und da wir natürlich auf La Digue waren, war das Fahrrad leihen auch nicht günstig (120 SCR / Person).

Wir folgten der Straße bergauf, bergab zur Grand Anse und kamen dort nach knapp 45 Minuten erschöpft an. Den Rückweg würden wir zum Teil wohl zu Fuß zurücklegen müssen, denn was jetzt schön bergab ging, mussten wir auch gleich wieder bergauf.

Doch daran dachten wir erstmal nicht und begaben uns zum Strand. Grand Anse ist seinen Besuch wert und hat uns noch besser gefallen als die beiden Strände gestern. Eingerahmt von Granitfelsen, Palmen und anderen tropischen Gewächsen genossen wir den Aufenthalt in einem schattigen Plätzchen. Traumhaft schön. Natürlich ging ich auch wieder ein wenig ins Wasser, denn das macht hier richtig Spaß. Die Strömung ist allerdings sehr stark und auch die Wellen waren sehr hoch. Vorsicht war geboten.

Da wir beide nicht so die Strandtypen sind und es nie lange an einem aushalten, gingen wir über einen kleinen Dschungletrail zur Petite Anse. Einer kleineren und noch schöneren Badebucht als die Grand Anse. Wir machten jedoch nur ein paar Fotos und gingen danach zurück zu unserem Fahrrad. Wer mag, kann auch noch weiter zur Cocos Anse gehen.

Wie befürchtet mussten wir nun bergauf schieben. Es war einfach zu steil und so etwas wie eine Gangschaltung gab es nicht. Bei den Temperaturen eine schweißtreibende Angelegenheit. Es war nun schon 16:00 Uhr und wir wollten zum letzten und bekanntesten Strand der Insel La Digue – dem Anse Source D´Argent. Der Strand mit seinen malerischen Buchten und den Granitfelsen ist angeblich der meistfotografierteste und schönste Strand der Welt und natürlich mussten auch wir hier hin. Mit dem Fahrrad war dieser schnell erreicht, allerdings muss man hier Eintritt bezahlen. Bevor man zum Strand gelangt, geht man durch einen großen Park mit einem Riesenschildkrötengehege. Spätestens hier hätten wir welche gesehen aber in freier Natur ist das natürlich viel schöner als in einem eingezäunten Gehege. Der Eintritt in den L´Union Estate kostet 100 SCR / Person. Da wir jedoch schon so spät hier waren, hatten wir Glück und brauchten nur 100 SCR insgesamt zu bezahlen. Das freute uns.

Wir radelten durch den Park zum Anse Source D´Argent. Hier wollten wir den Sonnenuntergang abwarten. Da man mit dem Fahrrad nicht zum Strand darf, parkten wir dieses und gingen zu Fuß weiter. Viele Leute waren nicht mehr da aber es herrschte auch Flut und die Strände waren schon weit im Meer versunken. Wir liefen durch die wunderschönen Buchten und bestaunten die Umgebung. Schon traumhaft hier. Allerdings haben uns die Grand Anse und die Petite Anse besser gefallen. Vielleicht lag das aber auch einfach an der Flut, die die Granitfelsen schon umspült hatte und die Strandabschnitte klein wirken ließ. Nichtsdestotrotz ein schöner Strand, den man einfach gesehen haben muss. Wir legten uns auch hier noch ein wenig in den Sand und warteten den Sonnenuntergang ab.

Leider war uns das nach einer halben Stunde zu langweilig und wir gingen zurück zum Fahrrad Lachend. Die kleinen Badebuchten standen mittlerweile noch mehr unter Wasser als bei unserer Ankunft.

Da wir auch nicht unbedingt im stockdunkeln zu unserer Unterkunft zurückfahren wollten, waren wir ganz froh, dass wir nicht mehr bis Sonnenuntergang warteten. Die Fahrräder hatten nämlich kein Licht und La Digue selbst ist nur spärlich beleuchtet. Wir hatten zwar eine Taschenlampe dabei, doch die hatte es sich in unserem Zimmer gemütlich gemacht.

Am Hafen der Stadt La Passe machten wir noch ein paar tolle Aufnahmen des Sonnenuntergangs. Es fehlte zwar „meine“ Palme, auf die ich klettern konnte aber wir hatten ja noch zwei andere Inseln vor uns.

So kehrten wir gegen 18:00 Uhr zurück zu unserer Unterkunft, gaben das Fahrrad zurück und aßen nun etwas im Restaurant des Hotels. Das Essen war wirklich lecker. Nach diesem tollen Tag gingen wir in unser Zimmer, lasen noch ein wenig und fielen danach in einen tiefen Schlaf, der jedoch um 01:00 Uhr schon wieder endete. Erst heulte die ganze Zeit ein Kind im Nebenzimmer und danach kläfften bestimmt zwei Stunden lang die Straßenhunde. Wir konnten den Sonnenaufgang kaum abwarten…