An unserem letzten Tag auf Réunion, empfahl uns Axel heute hinauf nach Cilaos zu fahren. Das kleine Bergdorf liegt auf knapp 1.214 m Höhe und ist nur über die spektakuläre Passstraße N5 mit 420 Kurven zu erreichen.
Ich hätte mir das Gekurve allerdings gerne erspart und Cilaos daher gar nicht auf unsere To-Do-Liste gesetzt. Mein Plan war es in den Cirque de Salazie nach Hell-Bourg zu fahren. Aber Marcel war so begeistert von der Passstraße, dass ich nachgab und wir uns auf den Weg dorthin machten. Außerdem was wäre Réunion ohne Cilaos?
Nach dem guten Frühstück dankten wir Axel und Nathalie für ihre Gastfreundschaft und die ganzen guten Tipps. Das La Rivière des Sens- Chambre d’hôtes können wir bedenkenlos jedem empfehlen, der ein freundliches Gästehaus sucht und dem Französischen nicht so mächtig ist 😀.
Wir verstauten das Gepäck im Auto und fuhren los.
Die Panoramastraße ist an sich sehr gut ausgebaut und lässt sich häufig auch beidseitig befahren. Es gibt zwei oder drei Engstellen, bei denen man am besten vorher hupt. Busse und LKWs hupen übrigens in den steilen Kurven immer, damit die Autos wissen, dass sie warten müssen.
Und steile Kehren gab es einige. Allerdings hatten wir aufgrund einer Baustelle eine Wartezeit von einer guten halben Stunde im Auto abzusitzen, bis es endlich weiterging. Und dass, wo auf La Réunion aufgrund des Wetters doch jede Minute zählt. Immerhin ließ der Ausblick erahnen, wie toll es im Talkessel sein musste.
Wie Perlen an einer Kette aneinandergereiht schlängelten sich die Autos immer höher nach oben.
Nach knapp 1,5 Stunden erreichten wir dann das 2000-Seelendorf. Unseren Mietwagen parkten wir am Straßenrand und suchten nach einer kurzenWanderung im Rother Wanderführer. Da der Ausflug nach Cilaos nicht geplant war, hatte ich auch nichts zu Hause vorbereitet. Aber wofür hat man die ganzen Reiseführer sonst mitgeschleppt?
Im Rother Wanderführer waren allerdings nur Touren ab 4 Stunden angegeben, so dass wir der Empfehlung des Lonely Planet folgten und zu den Cascades de Bras-Rouge wanderten.
Als Wegbeschreibung hielten wir uns an die Wanderung Nummer 32 des Rother Wanderführers. Generell kann man in einer Zweitagestour von Cilaos auf den höchsten Berg der Insel – dem Piton de Neiges – wandern. Dafür hatten wir allerdings keine Zeit. Außerdem stellte ich mir das bei den teils früh aufziehenden Wolken auch nicht allzu spektakulär vor.
Vom Parkplatz liefen wir hinab in Richtung dem Hinweisschild „Cascades de Bras-Rouge“. Die Tour war mit zwei Stunden angegeben. Vorher genossen wir allerdings noch den grandiosen Blick auf die Landschaft um uns herum.
Über Stufen gelangten wir den Sentier des Porteurs hinab zu einer alten Therme. Von dieser ist allerdings nicht mehr viel zu erkennen.
Wir folgten der Beschilderung nach links und liefen auf einer Straße ca. 300m bis zum Abzweig, der uns hinunter zum Wasserfall bringen sollte.
Erneut liefen wir zahlreiche Treppen hinab (die natürlich auf dem Rückweg auch wieder erklommen werden wollten) und gelangten auf einen schmalen Pfad.
Mit tollen Blick auf die umliegende Berglandschaft folgten wir dem Weg mal steil absteigend oder mal eben verlaufend.
Die Wolken wurden dichter und die Ausblicke geringer. Aber die Vegetation um uns herum war atemberaubend. Der Ausflug nach Cilaos hatte sich gelohnt.
Wir überquerten einen ersten Wasserfall und stellten uns kurz die Frage, ob dies vielleicht schon die Cascades de Bras Rouge waren aber da hier nichts los war und der Weg noch weiterverlief, gingen wir davon aus, dass das nicht unser Endpunkt war.
Wir folgten dem Wanderweg weiter hinab und konnten das Wasser unter uns Rauschen hören.
Nach gut 1,5 Stunden erreichten wir den Wasserfall und konnten von oben auf die Cascades de Bras-Rouge schauen. Obacht ist geboten, denn die Steine sind rutschig und man sollte sich nicht zu nah an den Abgrund begeben.
Wir schauten uns in der Gegend um, genossen die Ruhe und Abgeschiedenheit und begaben uns nach einer ausgiebigen Pause wieder auf demselben Weg zurück zum Ausgangspunkt.
Nicht minder spektakulär als auf dem Hinweg wanderten wir nun die ganzen Höhenmeter wieder hinauf. Unterwegs blickten wir uns immer wieder um und freuten uns über diesen tollen Ausflug nach Cilaos.
Erneut ging es über die Straße und der alten Therme zurück zum Parkplatz.
Es war nun kurz vor 14:00 Uhr als wir am Auto ankamen. Hunger hatten wir noch keinen und beschlossen deswegen, Cilaos über die Passstraße wieder zu verlassen.
Unser Plan sah nun vor an der Küste entlang und an dem alten Lavafeld des Piton de la Fournaise zurück nach St. Denis zu fahren. Morgen war bereits der Tag der Abreise gekommen.
Allerdings hatte der Verkehr jetzt deutlich zugenommen und unten angekommen, steckten wir bereits im Stau.
Als ersten Punkt hatten wir den Strand Grand Anse angepeilt, der zu den schönsten Badebuchten Réunions zählt.
Leider war das Wetter heute auch im Tal schlecht und es begann leicht zu nieseln. Wir beeilten uns daher (soweit es der Verkehr zu ließ) und erreichten nach einer knappen Stunde den von Palmen und Felsen gesäumten Strand.
Es war bereits zugezogen und der Wind hatte ordentlich aufgefrischt. Aber man kann sich schon vorstellen, dass das Baden hier sehr viel Vergnügen bereiten muss. Allerdings ist größte Vorsicht vor Haien geboten.
Wir statteten dem Strand daher nur einen kurzen Besuch ab.
Dafür konnten wir zahlreiche Vögel beobachten, die sich über Essensreste hermachten. Ein toller bunter Haufen.
Bevor der Regen stärker wurde, begaben wir uns zurück zum Auto und peilten den Lavafluss aus dem Jahr 2007 an. Entlang der Küste hofften wir nun in knapp einer Stunde dort anzukommen.
Doch der Verkehr hatte so stark zugenommen, dass wir nach kürzester Zeit in einem dicken Stau steckten. Es ging überhaupt nicht vorwärts. Zudem hatte auch starker Regen eingesetzt und wir sahen schwarz, dass wir unser Ziel überhaupt sehr bald erreichen würden. Außerdem, wollten wir wirklich bei dem Wetter aus dem Auto aussteigen? Es war richtig ungemütlich und es sah auch nicht so aus, als ob es heute noch einmal hören wollte mit dem Regen.
Wir kehrten daher um und machten uns direkt auf den Weg nach St. Denis. Über die Autobahn N1 war die Fahrtzeit mit ca. 1,5 Stunden angegeben.
Pech nur, dass wir 20 km vor St. Denis in einen so dicken Stau gerieten, dass sich eine Stunde lang gar nichts mehr auf der Straße tat. Irgendwann konnten wir dann endlich erkennen, warum der Verkehr so stark stockte. Von drei Spuren war aufgrund einer Baustelle nur noch eine befahrbar und der ganze Verkehr kam komplett zum Erliegen.
Es war bereits dunkel, als wir endlich wieder vorwärts kamen und um 19:00 Uhr unser Hotel in St. Denis erreichten. Viel später als erhofft.
Essen gehen konnte man in der Umgebung nicht und irgendwie sagte uns das Menü im Hotel auch nicht zu. Durch die lange Fahrt waren wir aber auch beide schon sehr gereizt. Ich jetzt mehr als Marcel aber wenn mich etwas so annervt wie Stau, dann hab ich auch eigentlich keine Lust mehr noch Essen zu gehen.
Aber Marcel entdeckte einen Automaten im Hotel, an dem man Pizzen bestellen konnte und diese dann von der Pizzeria ins Hotel geliefert wurden. So nahmen wir von dieser bequemen Variante gerne Gebrauch. Zumal ich mich auch am Knie verletzt hatte und kaum noch Laufen konnte.
Auf unserem Balkon aßen wir 45 Minuten später die Pizza, packten danach die Sachen und gingen nach einem langen Tag endlich schlafen.
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