Nach einer etwas unruhigen Nacht – dank Jetlag konnten wir nicht so gut schlafen – standen wir am nächsten Morgen um 07:00 Uhr auf. In unserer Übernachtung war auch das Frühstück inkludiert und wir nahmen dies gerne in Anspruch. Nach der Dusche im Gemeinschaftsbad, welches sich in einer kleinen Hütte auf dem Rasen befand (aber beheizt und sauber war) gingen wir ins Haus. Dort servierte uns unser sehr netter B&B-Besitzer ein ausgezeichnetes Frühstück, welches er selbst zubereitete.
Wir verließen Woburn gegen 09:00 Uhr und machten uns auf dem Weg zum Coburn Gate, der Grenze zu den USA. Nach knapp 5km erreichten wir diese. Auf dem Weg dorthin konnten wir einen ersten Eindruck vom Indian Summer gewinnen und die tollen bunten Bäume bestaunen.
An der Grenze war zum Glück nicht viel los und wir kamen schnell dran. Das Grenzprozedere an sich dauerte allerdings ca. 10-15 Minuten. Erst wurden wir draußen befragt, wo wir hin wollten und wie lange wir bleiben möchten und danach mussten wir aussteigen und in der Grenzstation einen Zettel für das Visum ausfüllen. Unser ESTA für die Einreise in die USA war zwar noch gültig aber wir bekamen ein VISA WAIVER in unseren Reisepass geklebt und mussten dafür 6 USD / Person zahlen. Während wir unsere Fingerabdrücke abgaben und auf die Einreiseerlaubnis warteten, wurde unser Auto untersucht. Zum Nachweis des Mietwagens ist übrigens nur der Vertrag vorzuzeigen. Ein spezielles Dokument wird nicht benötigt.
Gegen 09:30 Uhr fuhren wir weiter und befanden uns nun auf der Route 27, die bis Kingfield als Scenic Drive gilt. Warum, konnten wir unterwegs erfahren. An tollen Aussichtspunkten mit Blick auf die Landschaft fuhren wir Richtung Süden und unserem heutigen Ziel, dem Acadia Nationalpark. Die Färbung der Blätter war hier allerdings noch nicht so weit fortgeschritten, wie in Kanada. Trotzdem genossen wir die Fahrt auf dieser Straße. Am Natanis Pond stoppten wir das erste Mal und ließen den Blick über den wunderschönen See schweifen.
Danach ging es an der Bigelow Preserve vorbei weiter zu einem Aussichtspunkt, der uns den Atem verschlug. Über eine kleine Brücke folgten wir den Schildern zum Public Outlook, der ca. 1,7 Meilen von hier entfernt lag. Wir folgten der Schotterpiste bergauf, die sich immer höher und höher schraubte. Auf halben Weg machten wir an einem Parkplatz Rast und schauten uns um. Wir waren ganz alleine hier. Nach ein paar Fotos fuhren wir noch weiter hinauf.
Der Blick von hier war einfach grandios. Anders kann man es gar nicht beschreiben. Der Blick in die weite Ferne und auf die bunten Bäume war traumhaft.
Nach dem kurzen Stopp ging es wieder hinab zur Hauptstraße und weiter zum Acadia Nationalpark. Dieser ca. 14.000 Hektar große Park liegt zum größten Teil auf Mount Desert Island. Der Park ist im Sommer häufig sehr überlaufen und es empfiehlt sich daher, außerhalb der Saison anzureisen. Vor allem bei Wanderern und Fahrradfahrern ist der Acadia Nationalpark sehr beliebt und es gibt zahlreiche gut markierte Wege und Strecken.
In unserer Unterkunft, dem Robbins Motel direkt an der Hauptstraße gelegen, checkten wir gegen 15:00 Uhr ein und bekamen unser kleines und sehr spartanisch eingerichtetes Zimmer. Aber hier in der Gegend war es generell schwierig eine Unterkunft für unter 100 Euro / Nacht die Nacht zu bekommen, so dass wir uns nicht beklagen wollten. Es waren ja nur 4 Nächte, die würden wir schon rumbekommen. Etwas blöd war die Regulierung der Heizung. Da es hier keine richtigen Fenster gab, sondern nur so Lamellen, war es auch recht schnell kalt im Zimmer. Abhilfe sollte ein Heizlüfter schaffen, der sich aber von der Temperatur her nicht regulieren ließ. Entweder war es also sehr warm im Raum oder kalt. Schwierig. Aber gut, für 50 Euro / Nacht hatten wir auch kein Luxusapartment erwartet.
Wir brachten kurz die Sachen aufs Zimmer, ruhten uns eine halbe Stunde aus und fuhren danach direkt in den Nationalpark. Der Eingang befand sich knapp 5km entfernt. Im Hulls Cove Visitor Centre kauften wir das 7-Tagesticket (Weniger Tage sind nicht möglich) für 25 USD und fuhren entlang der Loop Road in den Park. Entlang dieser 43km langen Straße (27 Meilen) lassen sich die bekanntesten Punkte des Parks ansteuern wie dem Sand Beach, dem Thunder Hole, dem Otter Cliffs, Jordan Pond und dem Cadillac Mountain.
Unser erster Anlaufpunkt war der Sand Beach. Dieser ist einer der wenigen Sandstrände in der Umgebung und das Wasser ist selten wärmer als 15 °C. Wir parkten das Auto und liefen hinab zur kleinen Sandbucht. Ein toller Blick eröffnete sich uns und wir bestaunten die großen Wellen, die mit starker Wucht an den Strand prallten. Nachdem wir uns satt gesehen hatten, ging es wieder hinauf zum Auto und weiter zum nächsten Punkt.
Die Loop Road ist teilweise nur in eine Richtung befahrbar, was das Fahren sehr angenehm macht. Auf der rechten Spur darf man häufig anhalten, während auf der linken Spur überholt werden kann. Wir stoppten beim Thunder Hole. Wenn die Wellen gegen die Felsen schlagen und der Wind in die Felsspalten gedrückt wird, spritzt nicht nur das Wasser meterhoch, sondern lässt die Luft mit einem Donnern entweichen. Ein echtes Naturphänomen und Schauspiel, dem auch wir lange beiwohnten. Ein schöner Ort.
Weiter ging unsere Fahrt zum Cadillac Mountain. Eine geteerte Straße führt bis nach oben auf den ca. 465 Meter hohen Berg, von dem man eine tolle Aussicht auf das Meer und die Inseln genießen kann. Wir wollten uns allerdings die Sterne ansehen. Der Tag neigte sich dem Ende und die Dämmerung setzte ein. Auf dem Weg zum Cadillac Mountain legten wir entlang der Loop Road noch ein paar Stopps ein und folgten dann der Beschilderung bergauf.
Wir parkten das Auto auf dem Gipfel und warteten auf die einbrechende Dunkelheit. Es war allerdings ganz schön kalt und der Wind pfiff uns ordentlich um die Ohren. Lange hielt man es nicht draußen aus, zumal wir unsere Daunenjacken nicht dabei hatten. Bis es endlich stockdunkel war, verging noch eine gute halbe Stunde aber dann ließen sich die Sterne in all ihrer Pracht bewundern. Auch die Milchstraße war zu sehen. Zum Fotografieren war es mir jedoch zu kalt und auch Marcel machte nur ein paar Bilder. Danach fuhren wir wieder hinab Richtung Ausgang.
Vom Nationalpark fuhren wir nach Bar Harbor und gingen im Supermarkt noch ein wenig einkaufen. Wir benötigten noch etwas fürs Frühstück. Da ich jetzt durchgefroren und kaputt war, wollte ich nur noch ins Bett. Marcel wollte noch eine Pizza holen und ließ mich daher am Motel raus, bevor er sich noch einmal auf die Socken machte. Leider hatte die Pizzeria schon geschlossen und er ging mit hungerndem Magen ins Bett. Ich aß eine Schale Cornflakes und legte mich dann auch schlafen. Ein toller Tag mit vielen Highlights neigte sich dem Ende und wir waren gespannt, was uns bei der morgigen Wanderung erwarten würde.